E-Book, Deutsch, 168 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm
Richtig organisieren und fachlich perfekt umsetzen. Qualitätsmerkmal "Individuelle soziale Betreuung"
E-Book, Deutsch, 168 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm
ISBN: 978-3-8426-9181-0
Verlag: Schlütersche
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
begrenzt– steht im Spannungsfeld zu anderen Berufsgruppen
in der Pflege. Mal positiv, mal negativ wahrgenommen:
„Die spielen ja nur ein bisschen!“ oder
„So ein Job hätte ich auch gern – mal einen Spaziergang
machen!“ Aber Sozialer Dienst ist mehr als das! Ist er gut organisiert und fachlich kompetent umgesetzt, trägt er zum
Wohlbefinden der Bewohner und Angehörigen bei, verringert
die sogenannten „herausfordernden Verhaltensweisen“
und erleichtert den Pflegealltag.
Eine gute Organisation und Umsetzung des Sozialen
Dienstes fördert das Miteinander unter den Berufsgruppen,
schafft Respekt und Toleranz und führt zu
weniger Spannungen im Team.
Die Autorin hat jetzt ihre praktischen Erfahrungen zusammengestellt, kompakt aufbereitet und verständlich
formuliert – damit die Leitungen von sozialen Diensten
und die Qualitätsmanager endlich die Trial-and-Error-
Phase hinter sich lassen können.
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1 Auch der schwerste Weg beginnt mit dem ersten Schritt
Gerne möchte ich ihnen vorab ein Märchen erzählen: Es war einmal ein abgeschiedenes, altes Haus in den Bergen. Das Haus beherbergte alte Menschen, die von jüngeren Menschen versorgt und betreut wurden. Nicht immer waren die Versorgung und die Betreuung akkurat und nicht immer waren sie liebevoll. Je weniger Liebe gegeben wurde, desto mehr verlangten die Alten danach und je mehr sie danach verlangten, desto weniger erhielten sie davon. Manchmal bekamen die Alten auch Besuch von ihren Familien. Doch auch von denen konnte niemand den Teufelskreis durchbrechen. Die Angehörigen blickten in die ausgelaugten, tristen und farblosen Gesichter der Jüngeren und es schien, als würde das Haus die Energie aus ihnen heraussaugen. Einige der Jüngeren waren traurig. Sie wurden krank. Andere wurden wütend und ließen ihre Wut an den Anderen oder an den Alten aus. Je mehr die Traurigen krank wurden und je mehr die Wütenden wütend wurden, desto weniger Liebe erhielten die Alten. Eines Tages kam eine gute Fee daher und erkannte die Situation der Alten und auch der Jüngeren. Es brach ihr das Herz, alle leiden zu sehen. Jeder schien anders zu leiden, doch was sie alle verband, war der Wunsch nach Liebe und Zuneigung. Die Fee schaute sich genau um. Sie schwebte einige Zeit über dem Haus und beobachtete die Situation. Sie sah die Einsamen, die in ihren Zimmern ausharrten. Sie sah die Ruhelosen, die sich nach Beschäftigung sehnten und sie sah die Pflegebedürftigen, die in ihren Betten lagen. Sie sah auch die Jungen, die es gern besser machen würden, aber einfach nicht wussten wie. Die Fee zögerte nicht lange. Sie hatte die Situation lange genug beobachtet, jetzt musste sie nur noch Alt und Jung zur richtigen Zeit am richtigen Ort zusammenbringen. Sie zückte ihren Zauberstab und begann, das richtige Band zwischen Jungen und den Alten zu knüpfen und das richtige Maß zu finden. Nach und nach fanden die zueinander Passenden den Weg zueinander. Die Alten wurden zufriedener und auch die Jungen wurden erfüllt mit Freude. Plötzlich kehrte das Leben wieder in das Haus hinein. Das, was vorher trost- und leblos schien, erstrahlte voller Leben und zog auch noch in weiter Ferne Menschen in seinem Bann, die darin leben wollten. Die Alten und die Jungen lebten in Glück und Harmonie zusammen und die Jüngeren versorgten und betreuten die Alten liebevoll. Und wenn Sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute … Lassen Sie das Märchen kurz auf sich wirken. Ist es bedrückend? Hoffnungsvoll? Vielleicht ergeht es Ihnen ähnlich und Sie möchten etwas ändern? Werden Sie selbst zur Fee und zaubern Sie mit der richtigen Organisation Schritt für Schritt das Glück und die Zufriedenheit in die Gesichter aller im Seniorenheim beteiligten Akteure. Kurzum: Organisieren und strukturieren Sie Ihren Sozialen Dienst. Jedes gute Märchen besteht daraus, dass es viele Hindernisse gibt. Ob es die kranke Großmutter oder die böse Stiefmutter ist – auf dem Weg zum glücklichen Ende müssen zunächst einige Stolpersteine überwunden werden. 1.1 Erster Stolperstein: »Das haben wir schon immer so gemacht!«
Ich übernahm 2013 den Sozialen Dienst in einer älteren Einrichtung. Das Personal und insbesondere die Leitungskräfte waren bereits seit vielen Jahren in der Einrichtung beschäftigt. Neue Ideen waren schwer umzusetzen. Meine Aufgabe – diesen Eindruck hatte ich – war es, alte Strukturen möglichst zu erhalten. »Das haben wir aber immer so gemacht!« oder »Ihre Vorgängerin hat es aber nicht so gemacht …« Mit diesen Sätzen sollte ich leben und arbeiten. Selbst wenn es um die jahreszeitliche Dekoration, z. B. zum Erntedankfest, ging, zeigte man mir Fotografien aus den Vorjahren und riet mir, mich daran zu »orientieren«. Neue Ideen, etwa die Einführung der Puppentherapie – lange bevor der Expertenstandard »Beziehungsgestaltung mit Menschen mit Demenz« dies befürwortete – wurden mit großer Skepsis betrachtet, als »kindisch« und für die Einrichtung »untragbar « abgetan. Das Festhalten an alten Strukturen verhindert Anpassung und Wachstum. Da sich auch die Gesellschaft weiterentwickelt, neue Gesetze in Kraft treten und dies letztendlich auch immer Auswirkungen auf die Strukturen in der Altenpflegeeinrichtung hat (sowohl auf Personal als auch auf die Bewohnerstruktur), ist es notwendig, eingefahrene Konzepte – welche zu einer bestimmten Zeit bestimmt gut funktioniert haben – permanent zu evaluieren und anzupassen. Doch ich hatte Glück. Die Einrichtungsleitung wechselte und ich erhielt nun mehr Möglichkeiten, den Sozialen Dienst zu gestalten. Das zeigt auch, wie wichtig es ist, dass auch die Einrichtungsleitung vom neuen Kurs überzeugt ist. Tipp Nehmen Sie sich die Zeit. Veränderungen können nicht von heute auf morgen Wunder bewirken. In der Regel dauert es mindestens ein Jahr, bis diese spürbar werden. Mit diesen Argumenten können Sie Überzeugungsarbeit leisten: • Die Bewohnerstruktur verändert sich: Der medizinische Fortschritt, eine gesunde und ausgewogene Ernährung und weniger körperliche Arbeit bewirken, dass die Bewohner*innen immer älter werden. • Die derzeit geltenden Gesetze führen dazu, dass Pflegebedürftige so lange wie möglich zuhause gepflegt werden – der Weg in eine Langzeitpflegeeinrichtung ist meist die letzte Option. Die Bewohnerklientel besteht daher aus Menschen, die sich überwiegend nicht mehr selbst beschäftigen können. Gleichzeitig haben wir einen Pflegenotstand – wenn der Soziale Dienst also nicht ausreichend Zeit erhält, qualitativ zu betreuen, machen die sogenannten »herausfordernden Verhaltensweisen « den Pflegealltag noch stressiger. • Neue Methoden, ein gut funktionierender Betreuungsdienst, Feste und Feierlichkeiten, sind Aushängeschilder einer Einrichtung und die Faktoren, an denen Laien eine Einrichtung als gut oder weniger gut bewerten. Mit gut funktionierender, kreativer Betreuungsarbeit lässt sich Werbung machen – ob über Instagram, Printmedien oder über Mund-zu-Mund-Propaganda. • So wie den Angehörigen, Ehrenamtlichen oder sonstigen Außenstehenden ist es auch den Mitarbeiter*innen in einer Langzeitpflegeeinrichtung wichtig, dass die Bewohner*innen gut beschäftigt werden. Menschen, die im sozialen Beruf tätig sind, denken auch sozial und freuen sich, wenn es den Betreuten gut geht und sie sich an der Betreuung erfreuen.1 Später, nachdem ich in einer Einrichtung erfolgreich war, konnte ich auch in einer anderen Einrichtung, welche ebenfalls seit Jahrzehnten besteht, mein Konzept umsetzen. Auch hier war es sehr schwierig, den Stolperstein »Das haben wir schon immer so gemacht!« zu überwinden und es bedarf großer Überzeugungsarbeit und einiger motivierter Mitarbeiter*innen, damit die Dinge sich ändern. Fazit Gute Betreuung – gute Atmosphäre Eine Optimierung des Sozialen Dienstes kann also in allen Bereichen zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit führen, weniger Personalfluktuation und weniger Krankheitsausfälle bewirken. 1.2 Zweiter Stolperstein: mangelnde Schnittstellenarbeit
Eine Langzeitpflegeeinrichtung besteht nicht nur aus dem Sozialen Dienst. Ob nun die PDL, BWL oder die Hauswirtschaftsleitung – jede Fachbereichsleitung ist primär mit ihren eigenen Bereich beschäftigt. Wir müssen verstehen, dass alle Bereiche gleichwertig und für den reibungslosen Ablauf in einer Langzeitpflegeeinrichtung von gleicher Wichtigkeit sind. Nur gemeinsam sind gute Pflege und Betreuung möglich. In erster Linie ist hier Verständnis und Empathie auf allen Seiten vonnöten, eine Einrichtungsleitung, die allen Bereichen gleichermaßen gerecht wird sowie regelmäßige Teamsitzungen und Besprechungen. Insbesondere bei der Betreuung und Pflege von Menschen mit demenziellen Veränderungen ist es unerlässlich, gemeinsame Maßnahmen zu entwickeln.2 Beispiel Pflege und Betreuung – gemeinsam geht’s leichter Frau Hahn (Name geändert) ist mit ihrem Ehemann in die Einrichtung gezogen. Beide Ehepartner sind demenziell verändert – die Demenz von Frau Hahn ist weiter fortgeschritten. Während Herr Hahn im Rollstuhl sitzt, gibt er Frau Hahn Anleitungen, wohin sie ihn schieben soll. Frau Hahn ist sehr auf ihren Ehemann fixiert. Wenn er nicht in der Nähe ist, sucht sie ihn. Außerdem lässt sie sich pflegerisch kaum versorgen. In den ersten Wochen nach dem Einzug lässt sie sich nicht waschen – an Duschen ist gar nicht zu denken. Frau Hahn schreit, schlägt und lässt die Versorgung auch mit gutem...