Buch, Deutsch, 90 Seiten, KART
Reihe: sara reichelt
25 Bücher suchen ein Zuhause
Buch, Deutsch, 90 Seiten, KART
Reihe: sara reichelt
ISBN: 978-3-95667-250-7
Verlag: Verlag 3.0 Zsolt Majsai
Der Roman hat zwei Erzählstränge: Einen narrativem in der dritten Person, in dem Konkretes geschildert wird (Zeitstufe: Vergangenheit) und einen reflexiven in der ersten Person (Zeitstufe: Gegenwart), in dem das jeweilige Buch seine eigenen Empfindungen zum Ausdruck bringt.
Der erste Strang besteht aus 25 Geschichten vom „Urbuch“ und seinen 24 Klonen, die – und das ist die Ausgangssituation – noch ungelesen in einem Karton eingesperrt liegen. Es sind kleine, ein- bis mehrseitige Anekdoten teilweise mit Dialogen, in denen die einzelnen Bücher mit ihren Lesern oder mit einer Tageszeitung oder auch untereinander diskutieren. Es werden die konkreten Erlebnisse des Urbuchs Nummer eins und der anderen 24 identischen Ausgaben erzählt. Diese 25 Buch-Geschichten bilden das Gerüst des Romans.
Der zweite Erzählstrang beschreibt aus der Innenperspektive des jeweiligen Buchs die Gedanken bezügliches seines jeweiligen (Er)lebens. Inhaltlich handeln diese in lyrischer Prosa geschriebenen Zwischentexte vom Entstehen und Vergehen, vom Übersetztwerden, von der Liebe zwischen Buch und Leser, vom Zitiert- und Kopiertwerden, von einer möglichen neuen Existenz als e-book und von Vielem mehr.
Der Roman AM ANFANG WAR ALLES WEISS huldigt dem Buch als Kulturgegenstand genauso wie dem Lesen als Kulturtechnik. Das Buch als solches meldet sich als ein poetisches Ich zu Wort, das seine Existenz genießt oder rechtfertigt oder sogar aufgibt. LIES MICH soll Lust auf Bücher machen und aufs Lesen.
Zielgruppe
Entdecke die Seele eines Buches, Leseförderung für (junge) Erwachsene, Bibliotheken: Wer dieses Buch gelesen hat, wird in Zukunft häufiger zu Büchern greifen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Es gibt ihn, den Leser, dessen Ich sich mit mir verschmelzen wird, dachte sich Buch Nummer sechs, als die Bibliothek geöffnet wurde. Es wartete auf den Moment, an dem es herausgenommen würde von seinem regelmäßigen Leser, der es montags, mittwochs und manchmal sogar freitags besuchte. Bei diesem Leser handelte es sich um einen Studenten der Germanistik, der seine Masterarbeit über „Selbstreferenzielle Phänomene im deutschen Gegenwartsroman“ schrieb und in den Sätzen des Buches Nummer sechs nach Belegen für seine Hypothesen suchte. Jedes Mal, bevor er den von oben bis unten bzw. von unten bis oben mit Büchern vollgestopften Lesesaal betrat, entledigte er sich nicht nur seines Mantels und Schals, sondern auch teilweise seines Ichs. Danach schritt er direkt zum Regal, wo das Buch Nummer sechs mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf ihn wartete. Als er es sah, packte er es am Rücken, nahm es heraus und strich über seine Vorderseite.
- „Guten Morgen Bich“, sagte das Buch Nummer sechs, denn es hatte dem Leser, dessen Ich im Laufen des Tages immer mehr mit ihm zu verschmelzen schien, den Namen ‚Bich‘ gegeben.
- „Ich bin gut ausgeschlafen und du?“, fuhr das Buch Nummer sechs fort.
- „Das kann ich von mir nicht behaupten. Ich habe die letzte Nacht durchgefeiert.“