Reetz | Islam in Europa: Religiöses Leben heute. Ein Portrait ausgewählter islamischer Gruppen und Institutionen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 248 Seiten

Reetz Islam in Europa: Religiöses Leben heute. Ein Portrait ausgewählter islamischer Gruppen und Institutionen


1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-8309-7381-2
Verlag: Waxmann Lehrbuch
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, 248 Seiten

ISBN: 978-3-8309-7381-2
Verlag: Waxmann Lehrbuch
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Zwar gehören Muslime und ihre religiösen Bräuche in Europa in vielen Ländern und Gemeinden heute zum Alltag. Ihre religiösen Aktivitäten stoßen dennoch nicht selten, und besonders seit den Ereignissen vom September 2001, auf Unkenntnis und Vorbehalte.

Dieses Sachbuch wendet sich an eine breitere interessierte Öffentlichkeit, um mit sieben Untersuchungen zu ausgewählten religiösen Gruppen und Institutionen genauere Kenntnisse über die Wiederbelebung der islamischen Religion in Europa zu vermitteln. Dabei stellt es die islamischen Missionsgruppen der Tablighi Jama‘at und Da‘wat-i Islami, sowie die Reformsekte der Ahmadiyya vor. Sie stammen aus Südasien, vertreten unterschiedliche doktrinäre Strömungen, und sind vor allem in Westeuropa aktiv. Die Islamische Gemeinschaft Millî Görü? aus der Türkei ist hauptsächlich in Deutschland vertreten. Der Verein islamischer Organisationen Frankreichs (UOIF) steht in der Tradition der Muslimbrüder und ist eher national orientiert. Zwei Studien stellen religiöse islamische Schulen und muslimische Privatschulen mit säkularem Bildungsangebot vor.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Inhalt;6
2;Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen;9
3;Islam in Europa: Religiöses Leben heute;10
3.1;Idee und Anliegen;10
3.2;Muslime als religiöse Minderheit;11
3.3;Veränderung der Wahrnehmung und Rolle der Forschung;12
3.4;Die islamische Mission;13
3.5;Politisch-soziale Netzwerke;14
3.6;Muslimische Bildungseinrichtungen;16
3.7;Aufbau des Handbuchs;18
4;Frömmigkeit in der Moderne: die Laienprediger der Tablighi Jama‘at;20
4.1;1. Entstehung und Geschichte;20
4.2;2. Organisationsformen, Alltagspraxis und Aktivitäten;28
4.3;3. Lehre und Weltanschauung;36
4.4;4. Die Bewegung in Europa;39
4.5;5. Einschätzung;47
4.6;6. Weiterführende Informationen;50
5;Moderne Standardisierung und traditionelle Frömmigkeit: Die pakistanische Missionsbewegung Da‘wat-e Islami;54
5.1;1. Entstehung und Geschichte;54
5.2;2. Organisationsformen, Alltagspraxis und Aktivitäten;60
5.3;3. Lehre und Weltanschauung;66
5.4;4. Die Bewegung in Europa;67
5.5;5. Einschätzung;69
5.6;6. Weiterführende Informationen;71
6;Reform, Glauben und Entwicklung: die Herausforderungen für die Ahmadiyya-Gemeinde;80
6.1;1. Entstehung und Geschichte;80
6.2;2. Organisationsformen, Alltagspraxis und Aktivitäten;87
6.3;3. Lehre und Weltanschauung;96
6.4;4. Die Bewegung in Europa;98
6.5;5. Einschätzung;105
6.6;6. Weiterführende Informationen;106
7;Die Islamische Gemeinschaft Millî Görü? im Spannungsfeld von transnationaler Dynamik und deutscher Islampolitik;110
7.1;1. Entstehung und Geschichte;110
7.2;2. Die Bewegung in Europa;114
7.3;3. Anhängerschaft (Herkunft, Sozialprofil);116
7.4;4. Organisationsformen, Alltagsleben, Aktivitäten;116
7.5;5. Beziehungen zur Herkunftsgesellschaft;121
7.6;6. Beziehungen zu anderen islamischen Bewegungen;122
7.7;7. Verhältnis zur Mehrheitsgesellschaft;123
7.8;8. Weiterführende Informationen;127
8;Die Union des Organisations Islamiques de France und die Tradition der Muslimbrüder im Zeitalter der Integrationspolitik;146
8.1;1. Entstehung und Geschichte;147
8.2;2. Organisationsformen und Aktivitäten;148
8.3;3. Lehre und Weltanschauung;154
8.4;4. Die UOIF, Laizität und der französische Staat;162
8.5;5. Schlussbemerkungen;166
8.6;6. Weiterführende Informationen;168
9;Islamische Ausbildungseinrichtungen in Deutschland und Europa;172
9.1;1. Entstehung und Geschichte islamischer Ausbildungseinrichtungen in Europa;173
9.2;2. Die Entwicklung islamischer Bildungseinrichtungen in Deutschland;177
9.3;3. Das Institut für interreligiöse Pädagogik und Didaktik;180
9.4;4. Das Islamologische Institut;182
9.5;5. Welche Perspektiven haben islamische Ausbildungseinrichtungen in Deutschland und Europa?;186
9.6;6. Weiterführende Informationen;189
10;Muslimische Minderheiten und ihre islamischen Schulen in Europa;192
10.1;1. Entstehung islamischer Schulen in verschiedenen europäischen Ländern;192
10.2;2. Die Rolle der Schulverbände in der Unterstützung islamischer Schulen;197
10.3;3. Islamische Schulen zwischen säkularem und religiösem Curriculum;198
10.4;4. Herkunft und Qualifikation von Lehrern an islamischen Schulen;200
10.5;5. Das Konzept der Islamisierung des Wissens und seine Bedeutung für islamische Schulen;201
10.6;6. Islamische Schulen und die Frage nach dem sozialen Zusammenhalt;202
10.7;7. Madani High School – eine islamische Musterschule in England;204
10.8;8. Perspektiven islamischer Schulen;206
10.9;9. Weiterführende Informationen;209
11;Glossar;214
12;Index;226
13;Bibliographie;235
13.1;Zeitschriften;235
13.2;Literatur;235


Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüs im Spannungsfeld von transnationaler Dynamik und deutscher Islampolitik (S. 109-110)

Schirin Amir-Moazami

1. Entstehung und Geschichte

Bei der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüs (IGMG) handelt es sich um eine Moschee- und Kulturvereinigung von Muslimen mit mehrheitlich türkischem Hintergrund. Obwohl die Organisation in Deutschland und Europa fest etabliert ist, unterhält sie umfassende Beziehungen zur Türkei. Nach einem Überblick über die Entstehung und die Entwicklung der Bewegung in der Türkei folgt eine Darstellung der Geschichte und der Strukturen der IGMG in Deutschland. Ein besonderes Augenmerk richtet der Beitrag schließlich auf das Verhältnis zwischen IGMG und staatlichen Behörden, das die Entwicklung der Organisation entscheidend mitgeprägt hat.

Unter der Bezeichnung Türkische Union Europa e.V. gründete sich die Bewegung im Jahr 1976 in Köln und benannte sich 1982 in Islamische Union Europa e.V. um. Innerhalb der Islamischen Union kam es 1984 zu vehementen Auseinandersetzungen um das politische Profil des Vereins. Dieser Richtungsstreit, der in der Person von Cemaleddin Kaplan (1926-1995) gründete, wurde im Herbst 1984 mit der Abspaltung Kaplans und seiner Anhänger beigelegt.

Nach diesen Auseinandersetzungen wurde im Frühjar 1985 die Vereinigung der neuen Weltsicht in Europa e.V. (Avrupa Millî Görüs Teskilatlari, AMGT)1 in Köln gegründet. Ende 1994 benannte sich die AMGT in Europäische Moschee-und Unterstützungsgemeinschaft e.V. (EMUG) um. Anfang 1995 erfolgte auch die Umbenennung eines seit 1992 in Bonn bestehenden AMGT-Ortvereins in Islamische Gemeinschaft Millî Görüs e.V. (IGMG).

Während sich die EMUG primär an der Finanzierung des religiösen Lebens von Muslimen in Europa und analog dazu am Kauf von Immobilien beteiligt, widmet sich die IGMG vor allem der sozialen, politischen und religiösen Arbeit. Die folgende Darstellung wird sich auf die Aktivitäten und Entwicklungen der IGMG konzentrieren. Ihre Entstehungsgeschichte in Deutschland bzw. Westeuropa ist wie bei den meisten anderen islamischen Dachorganisationen sowohl im Kontext der Migration als auch im Zusammenhang mit transnationalen Dynamiken zu verstehen. Vor allem in den Anfangsjahren war die religiös-politische Ausrichtung der IGMG eng mit den politischen Entwicklungen in der Türkei verschränkt.

Die Entstehungsgeschichte der Bewegung in der Türkei lässt sich nur vor dem historischen Hintergrund der Gründung der türkischen Republik 1923 und der damit verbundenen verstärkten Institutionalisierung einer laizistischen, bisweilen auch antireligiösen Praxis verstehen. Zu den bedeutendsten vom Republikgründer Kemal Atatürk (1881- 1938) eingeleiteten republikanischen Reformen zählt die Einrichtung einer staatlichen Religionsbehörde (Diyanet Isleri Baskanligi), die Religion seither im öffentlichen Raum staatlich reguliert (hierzu Tezcan 2003, 61-104).

Diese Maßnahmen beinhalteten auch die Schließung von religiösen Orden und Bildungseinrichtungen. Ein Gesetz von 1925 ächtete die Sufi-Orden und versuchte, diese künftig aus der Republik zu verbannen. Im Anschluss an dieses Verbot verschwanden zwar tatsächlich äußere Symbole der Sufi-Orden, die Orden selbst blieben aber weiterhin bestehen. Als der neue türkische Staat die Weiterführung dieser Orden bemerkte, griff er zu rigideren Maßnahmen. Es setzte eine Welle von Verhaftungen, Verbannungen und Hinrichtungen, insbesondere um den Naksibendi-Orden,2 ein (Algar 1984, 176).



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