Buch, Deutsch, 112 Seiten, GB, Format (B × H): 154 mm x 215 mm, Gewicht: 267 g
Ein Essay - Studienausgabe
Buch, Deutsch, 112 Seiten, GB, Format (B × H): 154 mm x 215 mm, Gewicht: 267 g
ISBN: 978-3-921836-55-2
Verlag: Verlag für Tiefenpsychologie
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
INHALTSVERZEICHNIS
Zum Geleit 5
Jean-Paul Sartre – Ein antibürgerlicher Voltaire im 20. Jahrhundert 7
Sartres Entwurf einer Theorie der Emotionen 21
Sartres philosophischer Roman Der Ekel 28
Das Imaginäre 34
Sartre als Kriegsgefangener 38
Das Sein und das Nichts 42
Sechzehn Thesen über die existentielle Psychoanalyse 53
Der Existentialismus ist ein Humanismus 60
Betrachtungen zur Judenfrage 66
Theater und Film als philosophisch- moralische Erziehungsanstalt 74
Sartres Film-Drehbuch über Sigmund Freud 82
Sartre und die Politik 86
Sartre als Autobiograph: Die Wörter 92
Was ist Literatur? 97
Eigensinn eines Essayisten oder: Auch geniale Menschen
sind für ihre physische, psychische und geistige
Gesundheit im hohen Grade mit verantwortlich 109
Literaturliste 112
Zum Geleit
Ich kenne Sartre und seine Schriften seit etwa siebzig Jahren. Schon im Gymnasium in Schaffhausen (Schweiz) las ich um 1945 einiges von ihm. Ich fand, dass dies ein Autor sei, an dem ich mich ausrichten konnte. Als junger Student an der Universität Zürich geriet ich in ein Seminar, wo wir die Frühschriften des Philosophen studierten. Es waren in erster Linie seine Erzählungen (Die Mauer; Der Ekel), an denen wir unseren Scharfsinn übten, um zu entdecken, was es denn nun mit dem Existenzialismus auf sich habe. -- Ich habe Sartre über mein langes Leben hinweg die Treue gehalten. Ich sah in ihm einen kühnen und progressiven Denker, der in der Tra-dition der französischen Aufklärung Vorurteile zerstörte und den Geist der Humanität verteidigte. Da Zürich ein vorzügliches Schauspielhaus hatte, bot sich mir die Gelegenheit, alle seine Theaterstücke zu sehen und mit Freunden zu diskutieren. Später kamen die anspruchsvolleren und schwergewichtigen Philosophie-Bücher dazu, bei denen ich beinahe immer mit dem Autor einig ging. -- Aber zu einem unbedingten Anhänger hatte ich kein Talent. Wiewohl ich Sartre, de Beauvoir und Camus in Aufsätzen und Vorträgen propagierte, sah ich, dass seine politischen Zickzack-Kurse nirgendwohin führten. Er suchte offenbar Heimat in den Links-Ideologien, was ich verständlich fand, aber doch nicht ohne Vorbehalte akzeptierte. Vor allem sein später Aktivismus für Revoluzzer mancher Spielart erweckte meine Kritik.
Immerhin findet man in diesem Buch ein Dokument meiner Achtung und Hochschätzung für Sartre, die über seinen Tod hinaus andauerte. Die Zeitgenossen sind schnelllebig und vergessen bald, wer ihnen durch Kampf um die Vernunft hilfreich war. Auch als Psychologe weiß ich Sartre meinen Dank, da er über die Psychoanalyse hinausdachte und eine humanistische Antithese zu ihr bot.
Berlin, Weihnachten 2015 Josef Rattner