Buch, Deutsch, 112 Seiten, GB, Format (B × H): 150 mm x 215 mm
Ein Essay - Studienausgabe
Buch, Deutsch, 112 Seiten, GB, Format (B × H): 150 mm x 215 mm
ISBN: 978-3-921836-59-0
Verlag: Verlag für Tiefenpsychologie
Das Buch erörtert die aktuelle Relevanz der Evolutionstheorie Darwins und der Lebensphilosophie des französischen Philosophen Henri Bergsons. Anschließend wird der Gedanke der Höherentwicklung der Menschen in den Lehren der sozialistischen Denker und den Gründervätern der Tiefenpsychologie diskutiert.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
- Zum Geleit
- Charles Darwin - Evolutionstheorie
- Henri Bergson - Lebensphilosophie
- Evolutionäre Philosophie:
Immanuel Kant,
Hegel,
Sozialismus und Kommunismus
Sigmund Freud
Alfred Adler
Zum Geleit
Ich kenne und bewundere das Werk von Charles Darwin seit etwa siebzig Jahren. Ich verehre in ihm einen der Schöpfer des modernen Weltbildes. Seine Evolutionstheorie hat die geistige Landschaft seit 1860 grundlegend verändert. Wenn man von einem Jahrhundert Isaak Newtons (dem achtzehnten) sprechen kann, ist man ebenso berechtigt, von einem Jahrhundert Darwins zu reden. Jedenfalls sind die exakte Naturwissenschaft und die Philosophie ihm zu Dank verpflichtet. Das empfand gewiss auch Sigmund Freud, der die Studienwahl (Medizin) darauf zurückführte, dass er Darwin rezipiert hatte.
Ich habe als junger Student die Hauptwerke des großen Forschers gelesen. Bald darauf absolvierte ich ein philosophisches Seminar über Henri Bergson. Da fand ich mich nun mit einem prominenten Gegner des Darwinismus konfrontiert. Der französische Philosoph ging zwar auch von einer Entwicklung des Lebendigen aus, aber er kritisierte den Materialismus von Darwin, der jede geistige Einwirkung in der Evolution ablehnte. Für Bergson war es die Lebensschwungkraft (elan vital), der wir die Entwicklung des Lebens verdanken.
So sehr ich den Franzosen als Anreger der Psychologie schätzte, konnte ich ihm doch in seinem Spiritualismus nicht folgen. Im Laufe der Jahrzehnte setzte ich mich mit beiden Positionen auseinander: Auf der einen Seite konsequente naturwissenschaftliche Evolutionslehre, auf der anderen Seite eine teleologische Konzeption, die sich an die theologische Überlieferung anlehnte. Aber Darwin blieb obenauf.
Anders war es aber mit den evolutionären Ideen in Bezug auf die Geschichte, die sich am Evolutionismus anlehnten. Das gilt für den Sozialismus, der auch an eine bessere Zukunft glaubte, die sich fast naturgesetzlich einstellen werde; so jedenfalls konnte man es in den Hauptwerken von Marx, Engels und anderen lesen. Darin habe ich durch die harte Erfahrung meines Lebens umlernen müssen. Immer noch beschäftigt mich die Frage, ob eine Höherentwicklung der Menschheit möglich sei. Mithilfe der Tiefenpsychologie habe ich hier Lösungen gefunden, über die das vorliegende Buch Auskunft gibt. Mit Freud und vor allem Alfred Adler neige ich zu einem gemäßigten Optimismus, dessen Begründung der Leser im Text finden wird.