Buch, Deutsch, 168 Seiten, GB, Format (B × H): 159 mm x 237 mm, Gewicht: 412 g
... denn Sie müssen nicht, was Sie tun!
Buch, Deutsch, 168 Seiten, GB, Format (B × H): 159 mm x 237 mm, Gewicht: 412 g
ISBN: 978-3-902155-04-7
Verlag: Literatur-VSM e.U.
Hand auf’s Herz: Was hören Sie, wenn Sie jemanden nach seiner Befindlichkeit im Job fragen? Ganz wenige schwärmen dann von interessanten Aufgaben, einem verständnisvollen Chef, ihrer permanenten Weiterentwicklung und ihrem kontemplativ-erfreulichen Umfeld. Aber das sind nur ganz wenige. Die meisten „jammern“ und leiden. Der Leidensfaktor am Arbeitsplatz ist offensichtlich immens hoch – und die Leidensgründe sind vielfältig.
Um Leiden zu schaffen und aufrecht zu erhalten, müssen wir etwas zuführen, etwas beitragen: Es braucht Energie, Aktivität, eine spezifische Wahrnehmung, Erklärung und Bewertung, um zu leiden.
Wir müssen also etwas dazu tun. Leiden passiert nicht einfach von selbst – und vor allem: Die Autoren sind der Überzeugung, dass nicht die anderen unser Leiden schaffen, sondern wir ganz allein – sicherlich, in Wechselwirkung mit anderen. Aber es braucht uns, unser Verhalten, damit wir leiden.
Auf eine humorvolle Art und Weise geben die Autoren eine Anleitung, wie Sie effizient und zielsicher „unter sich selbst leiden“, „unter anderen leiden“, „beim Leiten zu leiden“ und „im Team zu leiden“ – Sie brauchen nur den Leidensmeilensteinen folgen.
Fachgebiete
- Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftswissenschaften Wirtschaft: Sachbuch, Ratgeber
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Coaching, Training, Supervision
- Sozialwissenschaften Pädagogik Berufliche Bildung Coaching, Training, Supervision
- Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftswissenschaften Literatur für Manager
Weitere Infos & Material
1. Ist es eine Kunst, zu leiden?. 7
1.1. Die Guckloch-Lebenshaltung. 9
1.2. Die Teil der Welt-Lebenshaltung. 11
1.2.1. Relationalität. 12
1.2.2. Entstehende Handlungsvielfalt. 13
1.2.3. Absolute Subjektivität. 13
1.2.4. Freie Wahl des Standpunkts. 14
1.3. Fazit. 14
2. Die Kunst, unter sich selbst zu leiden. 17
3. Die Kunst, unter anderen zu leiden. 47
4. Die Kunst, beim Leiten zu leiden. 81
5. Die Kunst, mit und in Teams zu leiden. 123
6. Und zum Schluss: Die kompakte Umsetzung mit dem Leidens-Leitfaden. 161
Die Autoren. 165
Literatur. 166
Die Kunst unter sich selbst zu leiden – Platz 9: Ich gehe bis zum „bitteren Ende“!
Ziehen Sie die Dinge auf alle Fälle durch – bis zum bitteren Ende. Und leiden Sie darunter. Ihnen soll keiner nachsagen, Sie seien ein(e) Versager(in). Vielleicht ist Ihnen in dem Zusammenhang der Verweis auf Leidensmeilenstein 19 eine Hilfe. Zu Erinnerung: Dort können Sie leiden, indem Sie davon ausgehen, keine Zeit zum Reflektieren zu haben. Hier, bei Leidensmeilensein 9 – schließlich sind wir schon zehn Plätze weiter vorn –, geht es darum, Dinge bis zum Ende zu bringen, egal wie sinnvoll Sie eine Sache, ein Projekt, gegenwärtig (noch) finden.
Im Berufsleben lässt sich diese Haltung wunderbar anwenden. Appellieren Sie in Projekten für das „Durchziehen“ oder „Durchhalten“, weil bereits soviel Zeit, Geld, Energie, Ressourcen in das Projekt geflossen sind, dass ein Aufgeben zum jetzigen Zeitpunkt zu teuer erscheint. Sie werden sich wundern: Erfahrungsgemäß erhalten Sie innerhalb kürzester Zeit Unterstützer für dieses Argument. Sie können dann bequem beim weiteren „Durchziehen“ oder „Durchhalten“ leiden. Mit einiger Wahrscheinlichkeit beschert Ihnen das Ergebnis überdies neues Leid.
Es ist auch so einleuchtend: Wenn das Ziel nicht mehr erreicht werden kann, sollten Sie die Anstrengungen erhöhen. Das würden Sie im Privaten sicher genauso handhaben: Wenn Sie Ihr Urlaubsziel aufgrund äußerer Umstände, etwa wegen eines Streiks, nicht mehr erreichen, dann bleiben Sie eben vierzehn Tage auf dem Flughafen sitzen. Durchhalten lautet hier die Parole!
Wenn das Erreichen eines einmal gefassten Ziels nicht mehr sinnvoll erscheint, sollten Sie die Anstrengungen ebenfalls erhöhen: Sie haben es im Sommer aufgrund „äußerer“ Umstände, etwa wegen Ihres Arbeitsvolumens (Leidensmeilenstein 11!), nicht an den Strand geschafft? Durchhalten! Setzen Sie sich einfach im Herbst bei strömendem Regen an den Strand. Sie haben doch schon so viel in das Projekt Erholung investiert…
Wenn Sie jedoch manchmal selbst nicht mehr genau wissen, warum Sie noch rennen, gehen Sie, bildlich gesprochen, auf die andere Seite des Raums und vertreten Sie für sich die „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“ – Position – mit dem Ziel, mögliche weitere Positionen zwischen den beiden Extremen zu entwickeln.
Die Kunst unter anderen zu leiden – Platz 9: Lesen Sie zwischen den Zeilen!
Sie könnten beginnen, zwischen den Zeilen zu lesen, um Ihr Leiden im (Berufs-) Leben zu vergrößern. Wenden Sie bitte nicht ein, zwischen den Zeilen stehe nichts geschrieben – ein wenig Phantasie und Einfühlungsvermögen müssen Sie schon mitbringen, dann können Sie die Technik des Zwischen-den-Zeilen-Lesens schnell erlernen.
Lassen Sie uns Schritt für Schritt an einem einfachen Beispiel das Zwischenden-Zeilen-Lesen einstudieren: Erinnern Sie sich vielleicht noch an den letzten „Hirtenbrief“ Ihres Vorstandes, der aus gegebenem Anlass seine werten Mitarbeiter ansprach?
Wir versichern Ihnen zunächst einmal aus unserer eigenen Zusammenarbeit mit dieser Berufsgruppe, dass die Vorstände und Geschäftsführer/innen ihre Briefe an die Mitarbeiter fast ausschließlich selbst oder zumindest weitestgehend mitverfassen. Wir haben mehrfach mit Vorständen und Geschäftsführern zum Thema „Schreiben an alle Mitarbeiter“ gesprochen und diskutiert. Fast ausnahmslos haben sie die Erfahrung gemacht, dass von der Idee und dem Anlass des Schreibens wenig oder gar nichts übrig bleibt. Aufrichtig gemeinte Herzlichkeit wurde dort zum Anbiedern, Bedauern wurde dort allzu schnell zur Heuchlerei.
Das muss Sie erst einmal nicht weiter kümmern, scheint doch bei den Mitarbeitern der uns bekannten Geschäftsführer und Vorstände regelmäßig wenig von dem anzukommen, was transportiert werden sollte. Offenbar versierte Zwischen-den Zeilen-Leser übersetzen die geheimen Botschaften für ihre Kollegen, um das allgemeine Leiden ein wenig zu erhöhen. Das kann man lernen. Sind Sie bereit?
Machen Sie es sich daher an dieser Stelle ganz einfach und gehen Sie erstens davon aus, dass der Brief die Mitteilung vom Absender nicht selbst verfasst wurde. Unterstellen Sie weiters, dass der dort formulierte Dank und die Anerkennung nicht ernst gemeint sind und verunglimpfen Sie den Absender als ahnungslosen, ignoranten Heuchler. Und jetzt – darauf kommt es an – suchen Sie Widersprüche und verborgene Botschaften in der Verlautbarung: Wird zum Beispiel in einem Schreiben Anfang Mai angekündigt, dass Ihr Unternehmen in diesem Jahr ein halbes Gehalt extra als Urlaubsgeld ausbezahlt, spekulieren Sie zunächst einmal, wie viel Urlaubsgeld sich der Vorstand wohl selbst genehmigt hat (Wir möchten an dieser Stelle ausdrücklich auf Leidensmeilenstein Platz 2 „Seien Sie neidisch!“
hinweisen). So weit so gut. Weiter geht die Suche nach verborgenen Botschaften und Widersprüchen: Ihnen ist es sicher gleich aufgefallen: In besagtem Schreiben werden die im November fälligen Prämien mit keiner Silbe erwähnt! Sicher beabsichtigen die Halsabschneider, diese klamm heimlich zu kürzen oder ganz und gar abzuschaffen. Wird im selben Schreiben vielleicht auch noch erwähnt, dass nach den Sommerferien und vor dem Weihnachtsgeschäft einige Filialen umgebaut werden sollen, dann fällt Ihnen als geübter Zwischen-den-Zeilen-Leser auf, dass Ihre Abteilung in diesem Zusammenhang gänzlich unerwähnt bleibt. Messerscharf schließen Sie daraus, dass die dort oben sicher planen, Ihre Abteilung auszulagern.
Wahrscheinlich auch gleich nach den Sommerferien. Auf einmal ergibt es so auch einen Sinn, dass die Prämien im November nicht mehr erwähnt wurden. Man geht also offenbar davon aus, Sie bereits vorher abgewickelt zu haben! Diese Heuchler! Eigentlich könnten Sie unter diesen Umständen auf Ihr halbes Gehalt zusätzlich als Urlaubsgeld auch gleich verzichten. Allerdings haben Sie dafür hart gearbeitet.
Auch wenn das keiner sieht. Ihnen steht das zu! Außerdem müssen Sie ein wenig davon zurücklegen, wo es dieses Jahr doch keine Prämien gibt. Sie schenken sich ja nichts mehr untereinander, aber ein Geschenk für die Kinder sollte es dann schon sein. Was können Ihre armen Kinder dafür, dass man Sie so herzlos abserviert und Ihnen auch noch die Sommerferien und Ihren wohlverdienten Urlaub vermiest. Wenigstens bis nach den Ferien hätte man mit dieser Hiobsbotschaft warten können… Zwischen-den-Zeilen-Lesen können Sie natürlich nicht nur bei Geschriebenem. Auch das gesprochene Wort eignet sich ausgezeichnet dafür, auf genau das zu hören, was nicht gesagt wurde. Zufälle gibt es nicht. Wenn Ihr Gegenüber etwas nicht sagt, dann hat das einen Grund! Gesten und Mimik, die das Sprechen begleiten, verlangen geradezu danach, zwischen den Zeilen zu lesen! Wenn Ihr Gesprächspartner beispielsweise die Arme verschränkt, dann steht das für eine ablehnende Haltung. Das weiß schließlich jedes Kind; völlig egal was er oder sie zu Ihnen sagt!