E-Book, Deutsch, Band 10, 64 Seiten
Reihe: PERRY RHODAN-Atlantis 2
Miniserie
E-Book, Deutsch, Band 10, 64 Seiten
Reihe: PERRY RHODAN-Atlantis 2
ISBN: 978-3-8453-5184-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Autoren/Hrsg.
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1. Atlan Einen Monat zuvor »Was im Namen der Galaxis tust du da?« Von Grauen gepackt musste ich mit ansehen, wie Koomal Dom sich seines Anzugs entledigte und mir seine sehnige, geschlechtslose Gestalt präsentierte. Nur der eiförmige Zellaktivator hing noch um seinen Hals. Willst du wirklich wissen, warum er sich vor dir entblößt?, spottete mein Extrasinn. In der Tat, das wollte ich nicht. Bevor ich meine Frage jedoch zurückziehen konnte, wandte sich der Kol Mani glücklicherweise von mir ab. »Ich bereite mich auf den Besuch meines Heimatplaneten vor.« Damit griff er in einen bereitstehenden Topf mit indigofarbener Paste und strich sich diese in großzügigen Kringeln auf den Leib. »Wir erreichen in Kürze Kollmania Medes.« Wo Dom für unsere Ankunft eine einwöchige Zelebrierung seiner eigenen Großartigkeit hatte vorbereiten lassen. »Deshalb takelst du dich also auf? Für deine Feierlichkeiten?« Mir schwante Übles. Auf GOR-VAUR hatte Dom keinen solchen Aufwand betrieben und sich dennoch zwei Tage lang exzessiv von seinen Untergebenen feiern lassen. Wenn er sich nun extra in die Farben seines Volkes hüllte, hatte er offensichtlich vor, unseren Aufenthalt auf der Zentralwelt des kol-manischen Reiches noch pompöser zu gestalten. Und somit noch weit unangenehmer für mich. »Willst du das immer noch durchziehen?«, erwiderte ich entsprechend gereizt. Die letzte Feier hatte mir bereits genug Demütigungen auferlegt. »Wir haben, was wir brauchen: Das Xynthaskolth ist an Bord der NURO-KOROM. Die Interferenz liegt zum Greifen nah vor uns. Wir brauchen nur hindurchzufliegen. Warum willst du weiter Zeit vergeuden?« »Warum hast du es so eilig?« In aller Seelenruhe stellte Koomal Dom den Tiegel mit Indigofarbe beiseite und griff nach einem anderen, dieser mit einer neongrünen Paste. Noch mehr bunte Kringel auf seiner nackten Haut. Ich erkannte die ersten Ausläufer von Regenbögen. Was auch sonst. Ich schnaubte. »Weder du noch ich werden bekommen, was wir möchten, wenn Rhodan und Dorksteiger hier aufkreuzen und unsere Angelegenheiten verpfuschen. Also ja, ich habe es eilig!« Missbilligend deutete ich auf Doms Körperbemalung. »Du hast mir bereits demonstriert, welche Bedeutung du für dein Volk hast.« Und welche ich innehatte – nämlich die eines Handlangers. Diese Rolle gefiel mir ganz und gar nicht. Allerdings wusste ich inzwischen, dass ich für Doms Pläne essenziell war – und das wiederum gab mir ein gewisses Maß an Selbstsicherheit. »Ist es wirklich nötig, noch mehr Zeit zu vergeuden? Für alberne Sentimentalitäten bleibt genug Zeit, sobald wir unser Ziel erreicht haben.« »Hoffen wir es.« Der Kol Mani betrachtete mich mit seinem harthäutigen, ausdruckslosen Gesicht, das durch die farbenfrohe Bemalung nichts an Sympathie gewann. Auch nicht, als er seiner Regenbogenbemalung noch goldene Kringel hinzufügte. »Aber falls es dich beruhigt, dies ist kein Auftakt zu endlosen Festivitäten.« Er stieß ein leises Seufzen aus. Die Hautlappen an seinen Nasenschlitzen flatterten. »Oder alberne Sentimentalität. Es hat alles seinen Grund.« Endlich schien er mit seinem Äußeren zufrieden zu sein, denn er verschloss den letzten Tiegel. »Unsere gemeinsame Reise ist bald zu Ende. Ich bin sicher, für dich ist das eine Erleichterung.« »Hast du mich deshalb in deine Unterkunft beordert?«, spottete ich. »Um dich von mir mit blankem Hintern zu verabschieden?« Der Ritter der Tiefe lachte leise. »Ich gehe nicht davon aus, dass du mich allzu sehr vermissen wirst.« Mit diesen Worten schlüpfte Dom in seine bunte Bordkombination, die immer noch genug seiner Bemalung preisgab, und warf sich das wallende Cape um die Schultern, ohne das er nirgendwo hinging – nicht einmal auf seinem eigenen Schiff. Das metallische Schillern des Porleyterumhangs spiegelte die bunten Kringel auf seinem Körper und ließ den Kol Mani wie einen mürrischen Regenbogen aussehen. Nur seine starre Mähne aus wild wuchernden Knochenauswüchsen war so tiefschwarz wie zuvor. »Komm mit mir«, forderte er. »Ich möchte dir das Herzstück des Kol-Manischen Reiches zeigen.« * Hinter Kollmania Medes ging die Sonne auf. Ihr Lichtkranz schob sich am schwarzen Rund des Planeten entlang, bis sich die Strahlen gleißend hell über die Zentralwelt des Kol-Manischen Reiches – und des Kol-Manischen Korrelats – ergossen. Während die NURO-KOROM auf unser Ziel zusteuerte, erlosch unter uns das nächtliche Lichtermeer, und die Sonne gab den Blick frei auf das, was Koomal Dom mit solchem Stolz erfüllte: Medane, die kontinentgroße Stadt der Regenbogenfetischisten. Zum Glück war Dom von dem Anblick dermaßen eingenommen, dass ihm mein Mangel an Begeisterung völlig entging. Es war nicht mein erster Sonnenaufgang, und aus dem All betrachtet glich diese Welt vielen anderen, die ich bereits besucht hatte. Allerdings musste ich zugeben, dass das schiere Ausmaß von Medane beeindruckend war. Die Stadt erstreckte sich über den gesamten Hauptkontinent, der nahezu ein Viertel der Planetenoberfläche einnahm. Gegen diese Metropole nahm sich Can Coronto wie eine primitive Provinzstadt aus. Wir passierten den ausladenden orbitalen Raumhafen, an dem riesige Frachter und Handelsschiffe angedockt lagen. Viele davon entsprachen wie unser eigenes Schiff der kol-manischen Bauweise, schwertförmig mit ausladendem Heck. Auch Fingerschiffe mit Metagrav-Antrieb waren zu sehen, selbstverständlich aber kleinere Modelle als unseres. Die kompakteren Personenschiffe – touristischer oder diplomatischer Natur – würden direkt in der Stadt landen. So auch wir. Natürlich ließ Dom es sich nicht nehmen, die NURO-KOROM in niedriger Flughöhe eine Schleife fliegen zu lassen, damit ich auch ja einen angemessenen Eindruck der Stadt erhielt – oder aber, damit auch wirklich jeder dort unten wusste, welch hoher Besuch im Anflug war. Selbst wenn Dom uns nicht hätte ankündigen lassen, spätestens mit unserem Einflug in den Luftraum über der Stadt wusste ganz Medane über unsere Ankunft Bescheid. Die KOROM mochte nicht riesig sein, doch sie war kaum zu verwechseln, schmal und schwärzer als die tiefste Nacht. In der ganzen Milchstraße und ganz Andromeda flogen nur Koomal Dom und Perry Rhodan solche Einheiten. Ich bezweifelte, dass Rhodan sich in den zwölf Jahren seit seiner Erhebung zum Verkünder der Superintelligenz einmal hierher verirrt hatte. Medane glänzte mit überbordenden Kunstformen und architektonischen Wundern. Wobei glänzte die Sache auf den Punkt brachte. Opernhäuser und Amphitheater, Trivid-Häuser und gigantische Museen versuchten einander mit farbenfrohen Gestaltungen zu überbieten. Kostproben neuester Kunstwerke schwebten als haushohe, dreidimensionale Hologramme über den Schaustätten. Dazwischen überspannten filigrane Brücken ganze Stadtteile. Vor Blumen strotzende Parkanlagen durchbrachen das kunterbunte Stadtbild und waren geradezu erholsam in ihrem vorherrschenden Grün. Gewaltige, in sich gedrehte Türme präsentierten Glassitfenster, die in einer Weise angeordnet waren, dass immer irgendwo ein Regenbogen schimmerte. Ich seufzte. Immerhin hielten sie sich mit Werbeholos zurück. So dachte ich, bis wir den Landeplatz ansteuerten und auf sämtlichen umliegenden Gebäuden das Gesicht Koomal Doms aufleuchtete – die Arme segnend erhoben, die Krallenspitzen seiner insgesamt sieben Finger aneinandergelegt. War es ein Zufall, dass mir die Geste die Theaterinszenierung von Doms Heldentaten in Erinnerung rief, zu der er mich verpflichtet hatte? Wohl kaum. Es war eindeutig, welches Produkt hier großflächig beworben wurde: der verheißungsvolle Retter Koomal Dom. »Der Bürgermeister wird uns persönlich in Empfang nehmen.« Nichts Geringeres hätte ich erwartet. So eindrucksvoll Kollmania Medes auch sein mochte, letztendlich war es bloß eine bunte Handelswelt, bedeutend vor allem durch ihre Rolle für das Korrelat. Medanes höchsten Würdenträger zu entsenden, um uns zu empfangen, war nur angemessen. Dennoch zupfte Dom nervös am Kragen seines Regenbogenmantels, ehe er die Hände sinken ließ und auf mich herabblickte. Warum? Fürchtete er, der legendäre Ritter, etwa einen einfachen Bürgermeister? Die Konfrontation mit seiner Heimatwelt? Oder doch eher das, was uns danach erwartete? »Halt dich zurück, sobald wir gelandet sind«, riet mir Dom. »Dass ich einen Arkoniden ins Kollmansystem bringe, wird bereits für genug Aufregung sorgen. Wir sollten die kol-manische Gastfreundschaft nicht weiter als nötig ausreizen.« Ich hob die Augenbrauen. »Dann soll ich mich nicht wieder als Tefroder verkleiden?« Bei dem Aufwand, den Koomal Dom gerade betrieb, um sich passend zu kleiden? »Nicht nötig«, befand er jedoch. »Solche Eskapaden wie auf GOR-VAUR würden alles nur unnötig verkomplizieren.« Also sollte ich wieder einmal den Hampelmann spielen, damit Dom sich in Szene setzen konnte? Das konnte er gerne versuchen. Er brauchte mich, um das Xynthaskolth zu bedienen. Ich dagegen würde meinen Weg in die Interferenz notfalls auch ohne ihn finden. »Am unkompliziertesten wäre es, direkt die Interferenz anzusteuern«, wandte ich deshalb ein. Dom gluckste. »Nein, das wäre das Auffälligste, was wir tun könnten. Vielleicht mag es in deiner Welt angehen, Kopf voran und ohne jede Höflichkeitsbekundung in fremdes Verwaltungsgebiet zu stürmen. Wir Kol Mani erwarten da etwas mehr Anstand.« Dabei richtete er seine gelben Augen auf mich, als wäre ich ein...