Prescher | Auf kurze Distanz | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 371 Seiten

Prescher Auf kurze Distanz

Der zweite Fall für Mark & Felix
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96215-301-4
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Der zweite Fall für Mark & Felix

E-Book, Deutsch, 371 Seiten

ISBN: 978-3-96215-301-4
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Es ist später Abend und Kriminalkommissar Mark Richter wird zu einem neuen Mordfall gerufen. Diesmal betrifft es keinen Unbekannten, sondern eine Person aus seinem Umfeld, die ihm sehr am Herzen liegt. Dieses und andere tiefschürfende Ereignisse sorgen dafür, dass Marks bisheriges Leben ins Wanken gerät. Obwohl ihn die ganze Situation emotional viel zu sehr belastet, übernimmt er zusammen mit seinem chaotischen Partner Dominik und dem cleveren Hovawart-Hund Felix die Ermittlungen. Doch je mehr sie herausfinden, desto komplizierter wird sowohl die Polizeiarbeit als auch Marks Privatleben.
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1
Es regnete in Strömen, mit Tropfen so dick, als wären es Ausrufezeichen. Du bist schuld, schienen sie ihm vorzuwerfen, mit jedem Mal, dass sie die Wagenscheibe trafen. Etwas ist passiert. Und du bist dafür verantwortlich, weil du nicht da warst. Weil dein blöder Fall wichtiger war als Caro. Die Gewissheit krallte sich wie eine Klauenhand um Mark Richters Herz und presste es unbarmherzig zusammen. Im Kopf hallten die letzten Unterhaltungen mit Caro wider, bei denen er mehr zugehört als dazu beigetragen hatte. Auch ihre Miene in den vergangenen Tagen hatte er vor Augen. Den verstörten Blick … Mark hatte ganz klar gesehen, dass etwas im Argen lag, doch er hatte absichtlich nicht nachgehakt. Weil er mit den Gedanken ganz woanders gewesen war – und das schon seit Tagen. Streng genommen war es da nur konsequent, dass sie heute nicht auf seine Nachrichten oder Anrufversuche reagiert hatte. Weiteres Wasser auf den Mühlen. Andererseits: Was, wenn sie zu dem Zeitpunkt aus irgendeinem Grund gar nicht mehr hatte reagieren können? Vor ihm wechselte die Ampel auf Rot, und Mark trat fluchend auf die Bremse. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich wieder auf Grün umsprang und sich die Autos vor ihm in Bewegung setzten. „Komm schon!“, fauchte er den Fahrer eines gelben Fiats an, als dieser nicht schnell genug Gas gab. „Es gibt Leute, die haben es eilig.“ Vom Beifahrersitz aus bellte Felix zustimmend. Er war ein vier Jahre alter Hovawart-Rüde mit dunkelbraunem Fell und einigen blonden Flecken an Hals, Bauch und Beinen, den Mark bei den Ermittlungen zu seinem letzten Fall kennengelernt hatte. Obwohl Mark eigentlich alles andere als ein Hundefan war, hatte es der Vierbeiner irgendwie geschafft, sich in sein Herz zu mogeln. Dass Felix bis zum Tod seines früheren Diensthundeführers als Geldspürhund im Polizeidienst tätig gewesen war, hatte vermutlich zu der schnell wachsenden Sympathie beigetragen. Technisch gesehen war der siebzig Zentimeter große Hovawart so etwas wie ein Kollege. Der Fahrer des Wagens vor ihnen gab zwar mittlerweile mehr Gas, hielt sich aber überkorrekt an die Geschwindigkeitsvorschriften. Und das um kurz nach halb zehn am Abend, wenn eh kaum noch Verkehr herrschte. Mark fuhr so nah auf, dass die Stoßstange seines BMW-Dienstwagens beinahe die Fiat-Heckklappe berührte. Am liebsten hätte er den Schleicher angeschoben oder abgedrängt. Wieso zum Henker fuhr der Kerl nicht schneller? Doch selbst mit hundert Stundenkilometern wäre es Mark vermutlich nicht schnell genug gegangen. Dafür waren seine Nerven einfach zu angespannt. Sein Herz raste, und seine Hände waren eiskalt. Vor dem Losfahren hatte er es nicht mal geschafft, die Adresse ins Navi einzugeben, die ihm der befreundete Kollege von der Leitstelle gegeben hatte, der für die Koordination neuer Kriminalfälle zuständig war. Allein dessen Rat „Gerade kam eine neue Meldung rein. Es ist besser, wenn du gleich vorbeikommst“ hatte genügt, um Mark mit Felix nach draußen stürmen zu lassen. Er hatte es nicht einmal gewagt, nachzuhaken, was genau der Kollege damit meinte. Schließlich arbeitete Mark in der Mordkommission und bearbeitete in der Regel nur eine Art von Fällen. Mark atmete tief durch. Sicherlich gab es für alles eine banale Erklärung … Aber dass er seine Freundin den ganzen Tag über nicht erreicht hatte, legte schon einige sehr eindeutige Schlüsse nahe, denn so etwas war noch nie vorgekommen. Sonst hörten sie mehrmals täglich voneinander. „Bitte nicht Caro“, rief er wie ein Mantra und bat sogar seinen Beifahrer um Hilfe: „Bitte nicht Caro, Felix.“ Der Hund hielt sich mit Erwiderungen zurück. Sicherlich spürte er, wie angespannt sein neues Herrchen war, und wurde seiner Rolle als treuer Weggefährte und Zuhörer einmal mehr gerecht. Mark spürte, wie ihn die Panik immer mehr übermannte. Ihm war nach Schreien, Fluchen und Heulen zumute. Tausend ungute Gründe für Caros Verschwinden schossen ihm durch den Kopf, und er zwang sich, sie alle rasch wieder abzuschütteln. Am besten war es, an gar nichts zu denken. Sich nicht selbst verrückt zu machen. Durchzuatmen. Ruhig zu bleiben. Als ob das so einfach wäre. Die Häuser und Straßen huschten an ihm vorbei, ohne dass er sie groß beachtete. Er wusste ungefähr, wohin er fahren musste. Den Rest würde er schon finden. Und tatsächlich: Nachdem er hinter dem Bahnhof in die Pillenreuther Straße eingebogen war, dauerte es nicht lang, bis er die ersten Blaulichter in nicht allzu weiter Ferne erblickte. Für Mark das Signal, das Gaspedal noch einmal bis zum Anschlag durchzudrücken. Erst kurz vor der Breitscheidstraße bremste er ab und suchte sich die nächstbeste Parkmöglichkeit. Notfalls hätte er auch in zweiter Reihe gehalten, doch er fand einen freien Platz nicht weit von der Gasse entfernt, in der er die anderen Polizisten gesehen hatte. „Bitte nicht Caro“, wiederholte er noch einmal und riss die Fahrertür auf. Ein spitzer Pfiff genügte, und Felix folgte ihm zur selben Tür hinaus. Draußen leinte er ihn wie unter Autopilot an. Als er die Straße überquerte, hielt Mark vor Anspannung den Atem an. Mit zitternden Knien folgte er zwei Kollegen von der Spurensicherung in die Gasse. Vor den rot-weißen Absperrbändern hob ein uniformierter Streifenpolizist mahnend die Hand. Er sagte irgendwas, was Mark nicht verstand. Wie benebelt zeigte er seinen Dienstausweis vor und ging weiter, ohne auf die Reaktion des Mannes zu achten. Regen klatschte ihm ins Gesicht, doch er bemerkte es kaum. Selbst Felix war nur ein gelegentlich an seiner Leine zerrendes, weit entferntes Etwas. Alles, was Mark unterwegs wahrnahm, waren die herumgekommenen Backsteinmauern der umliegenden Gebäude, die an den Seiten stehenden Müllcontainer sowie der achtlos weggeworfene Unrat auf dem regennassen Boden. Doch all das war bloß Beiwerk auf dem Weg voran. Sein Blick war starr nach vorn gerichtet. Auf die Stelle hinter den Containern, zwanzig Meter entfernt. Die, um die sich eine Traube von Menschen gebildet hatte. Unter dem aufgespannten Regendach lag jemand. Eine Frau. Sie trug einen dunklen Rock oder ein Kleid und lag mit angewinkelten Beinen da. War es Caro? Er suchte nach vertrauten Details. Gleichzeitig fürchtete er sich davor, diese zu finden. Viel zu sehen war momentan ohnehin nicht. Die Finsternis verschluckte ein Großteil der Einzelheiten, und das, was zu sehen war, verdeckten die Kollegen von der Spurensicherung und Rechtsmedizin, die rund um den Auffindeort herumwuselten. Ein wenig erinnerte ihn das Bild der auf dem kalten Boden liegenden Frau an seinen letzten Fall. Vor anderthalb Wochen war die enge Freundin einer Braut während deren Hochzeitsfeier ermordet worden. Obwohl die Tat erst vergangene Woche geschehen war, erschien es ihm wie Jahre. Sein Blick blieb stur auf die reglose Person gerichtet. Wann immer jemand beiseitetrat, reckte er den Kopf, um vielleicht doch etwas mehr zu erkennen. Vergeblich. Ständig stellte sich ihm jemand Neues in den Weg. Als er die Menschentraube erreichte, hämmerte sein Herz so massiv, dass Mark schwindlig wurde. Verzweifelt streckte er die Hand aus, um sich an der Kante des Metallcontainers festzuhalten. In diesem Moment trat vor ihm jemand zur Seite und verschaffte ihm damit einen ungehinderten Blick auf den Leichnam. Es war eine Frau zwischen dreißig und vierzig Jahren. Genau wie Caro. Marks Innereien zogen sich zusammen. Sie hatte brünettes Haar. Genau wie Caro. Schlanke Figur. Wie Caro. Schätzungsweise eins sechzig bis eins siebzig groß. Wie Caro. Selbst ihr Gesicht war ähnlich. Aber es war nicht Caro. Grenzenlose Erleichterung durchflutete Mark. Das Gefühl war so intensiv, dass ihm nach Lachen zumute war. Am liebsten hätte er getanzt. „Sie ist es nicht“, flüsterte er Felix zu. Mark wollte sich gerade abwenden, als ihn etwas stutzig machte. Im ersten Moment konnte er nicht einmal sagen, was es war. Dann traf ihn die Erkenntnis siedend heiß. Sein Herzschlag setzte wieder aus. „Oh Gott“, keuchte Mark. Mit einem Mal verstand er auch, wieso der Koordinator ihm ausgerechnet diesen Fall zugewiesen hatte. Der Mann von der Leitstelle war ein langjähriger Kollege, der Mark schon ganz am Anfang seiner Polizeilaufbahn gekannt hatte. Damals, vor fast zwanzig Jahren, als er noch ein blutjunger Streifenpolizist in der Ausbildung gewesen war. Damals, als er nicht mit Caro zusammen gewesen war, sondern mit Gabi. Die auf dem Asphalt liegende Frau war deutlich älter als der Teenager, den Mark einmal gekannt und geliebt hatte. Sie trug andere Kleidung und eine andere Frisur, und auch in Sachen Make-up hatte sich seither einiges getan. Obwohl er sie seit über zehn Jahren nicht gesehen hatte, bestand für ihn kein Zweifel: Es war eindeutig Gabi. Seine große Liebe. Die, die ihm einmal buchstäblich alles bedeutet hatte und von der er einmal gedacht hatte, dass er den Rest seines Lebens mit ihr verbringen würde. Ein süßer Traum, der in tausend Teile zerschellt war. Die Einsicht glich einem Stich tief in sein Herz. Danach pochte es zwar weiter, blutete aber schmerzhaft bei jedem neuen Schlag. Mark war völlig verwirrt. Wie konnte er innerhalb einer Minute so rasant zwischen immenser Angst, massiver Erleichterung und jetzt wieder Benommenheit und Seelenpein hin und her wechseln? Nie zuvor hatte er eine derartige Achterbahn der Gefühle erlebt. Nie zuvor hatte er sich dermaßen rat- und hilflos gefühlt. Was um alles in der Welt sollte er tun? Deinen Job, verdammt noch mal, ermahnte ihn eine innere Stimme. Es war die Stimme der...


Prescher, Sören
Sören Prescher wurde am 9. August 1978 in Bautzen geboren, ist verheiratet und wohnt mit seiner Familie in Nürnberg. Er ist Mitglied des 42erAutoren e.V. und des Phantastischen Autoren Netzwerks (PAN). Neben seiner Arbeit für ein internationales Wirtschaftsunternehmen schreibt er Artikel und Berichte für das Nürnberger Musik- und Kulturmagazin RCN. Seit der Jahrtausendwende veröffentlicht er Kurzgeschichten und Gedichte in zahlreichen Anthologien. Dazu sind bisher zwölf Romane aus den Bereichen Thriller und Mystery/Urban-Fantasy in zahlreichen Verlagen erschienen.

Sören Prescher wurde am 9. August 1978 in Bautzen geboren, ist verheiratet und wohnt mit seiner Familie in Nürnberg. Er ist Mitglied des 42erAutoren e.V. und des Phantastischen Autoren Netzwerks (PAN). Neben seiner Arbeit für ein internationales Wirtschaftsunternehmen schreibt er Artikel und Berichte für das Nürnberger Musik- und Kulturmagazin RCN. Seit der Jahrtausendwende veröffentlicht er Kurzgeschichten und Gedichte in zahlreichen Anthologien. Dazu sind bisher zwölf Romane aus den Bereichen Thriller und Mystery/Urban-Fantasy in zahlreichen Verlagen erschienen.



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