Pötzsch | Die Schwarzen Musketiere 2 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 2, 320 Seiten

Reihe: Die Schwarzen Musketiere

Pötzsch Die Schwarzen Musketiere 2

Das Schwert der Macht: Spannende Jagd nach Schwert, Krone und Zepter in der alten Kaiserstadt Prag.

E-Book, Deutsch, Band 2, 320 Seiten

Reihe: Die Schwarzen Musketiere

ISBN: 978-3-95762-356-0
Verlag: Lago
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Lukas und seine drei Freunde wollen nur eins – die zerstörte Burg Lohenstein wiederaufbauen. Doch da taucht der Sterndeuter Senno auf und hat beunruhigende Neuigkeiten für die vier Kampfgenossen: Ihr alter Widersacher, der Inquisitor Waldemar von Schönborn, hat die legendären Reichsinsignien – Schwert, Krone und Zepter –, die für die Krönung eines deutschen Kaisers unerlässlich sind, in seinen Besitz gebracht. Welchen teuflischen Plan verfolgt er damit? Um das zu verhindern, begeben sich Lukas, Giovanni, Jerome und Paulus sogleich auf die Suche nach den wertvollen Gegenständen, die der Inquisitor und Schwarzmagier an drei verschiedenen Orten in der alten Kaiserstadt Prag versteckt hat. Doch das Abenteuer, das sie dort erwartet, stellt ihren Mut und ihre Freundschaft auf eine harte Probe ...
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6
Sie warteten, bis sich die Nacht über Prag gelegt hatte. Zoltan ging mit einer Laterne voraus, die ihnen im menschenleeren Labyrinth der Gassen den Weg wies. Für Lukas war die Laterne wie ein winziges Irrlicht, das er immer wieder aus den Augen verlor. Jetzt im Sommer war es auch nach Sonnenuntergang noch schwülwarm, sodass ihm schon bald die Kleidung am Leib klebte. Außerdem stank es ganz abscheulich nach Unrat und menschlichen Ausscheidungen. Kannten die Menschen in der Stadt denn keine Aborte? Die Stadt der Märchen und Geschichten, von denen die Mutter immer erzählt hatte, hatte Lukas sich jedenfalls ein wenig anders vorgestellt. Immer wieder musste er widerlichen Haufen ausweichen, die auf der Straße lagen. Wenigstens schmerzte die Wunde am Oberarm kaum mehr. Matthias war offenbar doch ein besserer Feldscher, als der bärtige Hüne Bernhard behauptet hatte. Noch immer konnte Lukas es kaum glauben, dass sie wirklich in Prag waren. Bislang hatte er von Elsa meistens nur kleinere Zauberkunststücke gesehen. Ein plötzliches Kaminfeuer aus nassen Holzscheiten, ein Windstoß, der die Blätter vom Baum fegte, die roten Pusteln im Gesicht der Magd ... Die jetzige Zauberreise war etwas völlig anderes. Lukas fragte sich, wozu Elsa mit dem Buch noch fähig wäre. Aber ob es auch reicht gegen einen so mächtigen schwarzen Hexer wie Waldemar von Schönborn?, ging es ihm durch den Kopf. Eben bog Zoltan an einer Hausecke ab und der faulige Geruch der Moldau stieg Lukas einmal mehr in die Nase. Jeder von ihnen trug auf dem Rücken ein Bündel, das in gewachstes Tuch eingeschlagen war. Darin waren ihre Kostüme und Masken verstaut, damit sie im Fluss nicht nass wurden. Lukas hoffte, dass ihre Tarnung auf dem Fest nicht aufflöge oder jemand sie in ein längeres Gespräch verwickelte - möglicherweise auch noch auf Böhmisch. Hinzu kam, dass sie als Waffen nur Messer und kleine Knüppel hatten mitnehmen können. Alles andere wäre beim Schwimmen zu hinderlich gewesen. Je näher die Gefährten der Moldau kamen, desto fauliger roch es. Nach einer Weile schimmerte der Fluss nachtschwarz zwischen den Häusern hindurch. Die große Brücke war nur einen Steinwurf weit entfernt. Zoltan deutete auf ein herrschaftliches zweistöckiges Gebäude, das durch einen Bach vom übrigen Teil der Stadt abgetrennt war und direkt an die Moldau grenzte. Hinter den Fenstern war Lichterschein zu sehen, leise Musik von Flöten und Schalmeien wehte zu ihnen herüber. »Der Palast des Marquis«, sagte Zoltan leise. »Wie es scheint, ist das Fest bereits in vollem Gange. Ab jetzt keinen Mucks mehr!« Gemeinsam mit Bernhard, Matthias und Jurek huschten sie zu einer von Algen schlüpfrigen Steintreppe, die bis hinunter zum Fluss führte. Lukas starrte auf die schwarzen Fluten, die leise gegen den Kai plätscherten, und er schauderte. Als er zu Zoltan gesagt hatte, er könne schwimmen, hatte er nicht gewusst, wie unheimlich und tief der Fluss jetzt in der Nacht aussah. So schwarz wie die Hölle, dachte Lukas. Bernhard und Matthias waren mit ihren Bündeln aus Wachstuch bereits im Wasser verschwunden. Zoltan gab den anderen ein Zeichen und tauchte dann ebenfalls ab. Von den vier erwachsenen Männern stand jetzt nur noch Jurek am Ufer. Er grinste hämisch. »Na, ihr Bürschlein, Angst vor dem kalten Wasser?«, kicherte er. »Es soll in der Moldau Waller geben, die sind so groß wie ein Boot und sie fressen am liebsten kleine Kinder.« »Noch lieber mögen sie allerdings einäugige Dampfplauderer«, erwiderte Paulus. »Ich werde ihnen gleich mal Bescheid geben, dass du kommst.« Ohne ein weiteres Wort sprang er von der obersten Treppenstufe ins Wasser. Es gab einen gewaltigen Platscher. »Verflucht, nicht so laut!«, zischte Jurek. Er gab den anderen Jungen und Elsa ein Zeichen. »Also gut, jetzt ihr. Ich übernehme die Nachhut.« Er klemmte sich sein langes Messer zwischen die Zähne und setzte sich auf die Stufen. Argwöhnisch sah sich Lukas zu ihm um. Jurek gefiel ihm nicht. Er konnte nur hoffen, dass sich Zoltan auf seine Leute wirklich verlassen konnte. Lukas schloss kurz die Augen, dann ließ er sich mit Elsa in das dunkle Wasser gleiten. Es war überraschend kalt, außerdem spürte er die Strömung, die an seinen Beinen zerrte. Bis zum Palast würden sie etwa hundert Schritt flussaufwärts schwimmen müssen. Jetzt war Lukas froh, dass sein Vater ihm und Elsa damals das Schwimmen im Neckar beigebracht hatte, auch wenn er im Gegensatz zu Elsa wirklich keine Wasserratte war. Er hielt die Luft an und tauchte unter. Das Bündel auf seinem Rücken behinderte ihn beim Schwimmen, sodass er nur langsam vorankam. Er vermied es, nach unten zu sehen. Auch wenn es stockdunkel war, glaubte er doch, gelegentlich einen Schatten im Wasser ausmachen zu können. Einmal streifte etwas Weiches, Glitschiges seine Beine - und er konnte nur beten, dass es irgendwelche Schlingpflanzen waren und nicht doch ein großer Fisch. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Lukas schließlich die steinerne Mole des Palasts erreicht, wo bereits die anderen im Wasser auf ihn warteten. Auch hier führten Stufen nach oben. Nur wenige Schritte von der Treppe entfernt standen zwei Wachen an der Rückseite des herrschaftlichen Gebäudes, wo eine kleine Tür zu sehen war. Einen halben Steinwurf weit zur Flussmitte hin schaukelte ein Boot, auf dem sich weitere Wachsoldaten befanden. Undeutliche Gesprächsfetzen drangen zu ihnen hinüber. »Verdammt!«, flüsterte Zoltan, der sich wie die Übrigen an einem der glitschigen Taue festhielt, die von der Mole ins Wasser baumelten. »Ich hatte nicht mit dem Kahn gerechnet! Wir können vielleicht die beiden Wachen an der Tür ausschalten, aber dann werden die Kerle im Boot auf uns aufmerksam.« »Nicht, wenn ich einen Zauber webe«, sagte Elsa zitternd vor Kälte. »Wie soll das gehen?«, fragte Zoltan. »Du wirst uns ja kaum alle unsichtbar machen können, oder? Spiel hier nicht die große Zauberin, Mädchen!« Elsa ließ sich nicht einschüchtern. »Nicht unsichtbar. Aber so was Ähnliches. Wenn es klappt, werden die Männer auf dem Boot uns nicht bemerken, versprochen.« »Wir werden dem Kind wohl vertrauen müssen«, sagte Bernhard. »Eine andere Möglichkeit haben wir ohnehin nicht.« Zoltan fluchte leise. »Verdammt, ich mag dieses Hexenwerk nicht! Aber meinetwegen soll die Kleine es versuchen. Ich glaube ohnehin nicht, dass es funktioniert.« Er wandte sich an Elsa. »Brauchst du dafür dein Buch?« Elsa schüttelte den Kopf. »Diesen Spruch kann ich auswendig. Ich habe ihn erst kürzlich bei uns zu Hause ausprobiert. Es reicht völlig, wenn das Buch in meiner Nähe ist.« Sie zog das in Wachstuch eingeschlagene Bündel an ihre Brust. Mit einem Mal schien sich Elsas Blick nach innen zu kehren, sodass nur das Weiße in ihren Augen zu sehen war. Dann sprach sie einige Worte, die für Lukas furchtbar düster und gleichzeitig so alt wie die Welt klangen. »INVISOR JAMEN AL INSPECTIS ... NUNC!« Im gleichen Moment schob sich eine graue Wolke über die Gefährten. Alles wirkte plötzlich trübe und leicht verzerrt, wie durch ein dickes Glas betrachtet. Elsa zitterte nun immer mehr; man sah, wie sehr sie sich konzentrierte. »Was zur Hölle ...«, begann Zoltan. »Schnell!«, befahl Elsa mit brüchiger Stimme. »Ich ... weiß ... nicht, wie lange der Zauber wirkt ...« Noch einmal betrachtete Zoltan verwundert die graue Wolke. Dann kletterte er gemeinsam mit Bernhard an den Tauen hoch, die seitlich der Mole ins Wasser hingen. Die Wolke umhüllte sie auch weiterhin, wie Rauchschwaden, die den Männern hinterherzogen. Lukas betete, dass die Wachen im Kahn sie nicht vorzeitig bemerkten. Doch die Soldaten blieben ruhig, und das, obwohl sie die beiden Angreifer eigentlich sehen mussten! Lukas meinte zu erkennen, wie zwei der Männer im Boot direkt zu ihnen hinüberstarrten. Trotzdem gaben sie kein Alarmzeichen. Beinahe zeitgleich stürzten Zoltan und Bernhard nun auf die beiden Wachen an der Tür zu. Es gab ein kurzes Gerangel, zwei dumpfe Laute, dann lagen die Soldaten auf dem Boden der Mole. Zoltan warf seinen mit Stoff umwickelten Knüppel weg und winkte Jurek. »Du bist dran!«, befahl er. Jurek kletterte auf die Mole, die jetzt vollständig in den grauen Dunst der Wolke gehüllt war. Der kleine einäugige Bursche nestelte etwas unter seinem nassen Wams hervor und hielt schließlich einen Bund mit Dietrichen in der Hand. Geschwind machte er sich an der Tür zu schaffen, doch offenbar gab es Schwierigkeiten. Jureks Bewegungen wurden immer nervöser. »Was ist los?«, zischte Matthias, der noch im Wasser neben den Kindern ausharrte. »Jurek, du hast gesagt, das Schloss wäre kein Problem für dich!« »Weiß auch nicht«, gab Jurek keuchend zurück. »Es muss wohl verrostet sein.« »Macht ... schnell ...«, hauchte Elsa, die Augen noch immer seltsam verdreht. »Ich ... kann den Zauber ... nicht mehr lange aufrechthalten.« Schon gab es erste Risse in dem grauen Schleier, der sie alle umgab. Lukas sah, wie sich einer der Wachsoldaten im Boot neugierig über die Reling beugte. »Verflixt!«, fluchte Jurek. Er nahm einen weiteren Dietrich, doch auch dieser schien nicht zu passen. »Es muss doch gehen!« Elsas Kopf sackte langsam nach vorne und die graue Wolke begann sich aufzulösen. Im gleichen Moment stieß Jurek einen leisen Jubelschrei aus und die Tür schwang quietschend nach innen auf. »Schnell!«, befahl Zoltan. Geschwind kletterten die Freunde an den Tauen nach oben, doch Elsa schien bereits zu schwach. Ihre Hände konnten das Seil kaum noch halten. »Keine Angst, ich mach das!«,...


Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht: Die Bände der Henkerstochter-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.
Mehr unter www.oliver-poetzsch.de.


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