E-Book, Deutsch, 294 Seiten
Pigors Duell
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-9700-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 294 Seiten
ISBN: 978-3-7578-9700-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
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Werner Breuer, Hauptkommissar und Turnierschachspieler ermittelt wegen eines Mordes an einem Wissenschaftler. Der Mörder gibt einen Teil seiner Deckung auf und fordert ihn im Internet zu einen Schachspiel. Es passieren weitere Morde, aber der erfahrener Ermittler Breuer kommt nur langsam voran. Der unsichtbare Auftragskiller ist ihm immer einen Schritt voraus. Auch auf dem Schachbrett erspielt er sich einen Vorteil. Beide ahnen nicht, dass sie selbst nur Figuren einer höheren Ebene sind.
Weitere Titel des Autors: Tod in Roth (Anthologie), Dirk Laker Verlag BER darf nicht sterben (Anthologie). Dirk Laker Verlag Ortswechsel (Anthologie), Edition Maya Zum Autor: 1955 in Oberhausen geboren Wohnhaft in Mülheim/Ruhr Ingenieur für technische Gebäudeausrüstung
Autoren/Hrsg.
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1. Der Schachspieler
Definition: Das Endspiel beim Schach. Quelle: Schachlexikon Von einem Endspiel ist die Rede, wenn sich in einer Partie die Figurenanzahl stark reduziert hat, im üblichen Sprachgebrauch etwa bis zu maximal 3 Figuren pro Seite. Die Anzahl der Bauern ist für die Bezeichnung ohne Belang. Materielles Übergewicht macht sich im Endspiel stärker bemerkbar und Bauern haben eine realistische Chance auf eine Bauernverwandlung. Es ist der 68. Zug. Neben den beiden Königen sind bei Weiß nur noch zwei Bauern und ein Springer, bei Schwarz noch 2 Bauern und ein Läufer im Spiel. Aber der schwarze Läufer hat den weißen Springer so eingeklemmt, dass dieser quasi wirkungslos ist. Die Könige stehen sich in der so genannten Opposition gegenüber. Der weiße König muss im nächsten Zug die dritte Linie räumen und der schwarze König kann binnen weniger Züge die weißen Bauern schlagen und seinen b-Bauern in eine Dame umwandeln. Er hat auf auf der Schachplattform Lichess Tamas Kharchiladze geschlagen. Zum dritten Mal nacheinander. Kharchiladze ist nicht irgendein Schachspieler, sondern ein georgischer Grossmeister mit einer ELO-Zahl von 2498. Sie spielen im virtuellen Raum. Die meisten Spieler geben, wie der Georgier, ihren richtigen Namen an. Man kennt sich in der Community.. Schmunzelnd liest der Schachspieler den Kommentar seines Gegners. „Who the hell are you?“ Er gibt seinen Namen nicht an. Er spielt unter einem Pseudonym. Immer. Seit Jahren hat er immer nur gegen Computer oder Gegner aus dem Internet spielen können. Anonym. Das liegt an seinem Beruf. Beruf ist sicher nicht der richtige Ausdruck für das was er seit seinem 17. Lebensjahr getan hatte. Er war bei der britischen Armee. Für England und die Königin. Immer in hochgefährlichen Einsätzen an vorderster Front. Dann für ihn unbekannte Auftraggeber einer, in Fachkreisen bekannten, Sicherheitsfirma und jetzt, und es sollte das letzte Mal sein, für sich. Er hat einen Traum. Er will wieder in seine Heimat. In das schöne Northumberland. Ein kleiner Halbtagsjob. Selbst wenn er bei Tesco nur Regale einräumen würde. Egal. Er hat Geld an die Seite gelegt. Eine Menge Geld. Bei der Armee gab es nur Lob und Auszeichnungen, bei der privaten Sicherheitsfirma aber 750 Dollar pro Tag. Die Firma streicht sich allerdings für einen Mann mit seinen Qualitäten 1.500 Dollar pro Tag ein. Aber das hat ihn nie gestört. Northumberland, die am dünnsten besiedelste Landschaft in England. Zwischen Newcastle, der schottischen Grenze und der herrlichen Heritage Coast. Das ist der Sehnsuchtsort des Schachspielers. Für diesen letzten Auftrag hat man ihm viermal 20.000 Pfund geboten. Er kennt seinen Auftraggeber nicht. Natürlich nicht. Nur seine Zielobjekte. Diese hat ihm dieser Langmann benannt. Langmann besorgt alles, was er braucht. Und er braucht sehr spezielle Sachen. Das bringt ihn schon manchmal zum Nachdenken über seinen Auftraggeber. Wer kann so einen Aufwand betreiben? Die sogenannte organisierte Kriminalität? Ist es eine offizielle Stelle? Egal. Es ist 16 Uhr und er muss früh aufstehen. Gegen ein Uhr. Er nimmt sich noch einmal den Plan vor. Zum zwanzigsten Mal. Oder ist es das fünfundzwanzigste Mal? Er hat es nicht gezählt. Wozu auch? Es ist eher das fünfzigste Mal. Er ist gewohnt, sich gründlich vorzubereiten. Diese Gründlichkeit haben sie ihm bei der Jagd auf IRA-Terroristen beigebracht. Sein Ziel liegt inmitten eines Gewerbegebietes. Gewerbepark Hafen, wie Politiker es hochtrabend getauft haben. Das Areal ist circa 250 Hektar groß. Das verarbeitende Gewerbe stellt aufgrund der Anbindung an den Kanal den bedeutendsten Wirtschaftszweig im Gewerbepark Hafen dar. So produziert hier am Standort zum Beispiel ein Weltkonzern Dampfturbinen und Generatoren. Aber auch Handels- und Dienstleistungsunternehmen sind mit Lagerhallen und Büroeinheiten vertreten. So auch das IAE. Er muss genau 3,34 Kilometer durch den Kanal tauchen, bei einer Sichtweite im Wasser von drei bis vier Metern. Das ist aber das kleinste Problem. Er war elf Jahre lang Mitglied der besten maritimen Einheit der Welt. So deren Selbstverständnis. Bei der Armee mussten sie in der Grundausbildung, wie es so harmlos hieß die Fähigkeit und den Willen zum Tauchen belegen. Das bedeutete über Wochen tauchen und schwimmen. Tauchen in kalten Gewässern, tauchen mit und ohne Hilfsmittel, Tauchen ohne Sicht. Immer wieder. Und Schwimmen. Schwimmen mit Uniform. Schwimmen mit Uniform und Waffe. Nach fünf, sechs Stunden Schwimmen in der kalten Nordsee noch 20 oder 30 Kilometer mit bis zu 30 Kilogramm Gepäck marschieren. Nur 5 von 100 Bewerbern schaffen diese Prozedur. Dieser Langmann hatte ihm auch alles besorgt, was er für den Job braucht. Eine sehr gute Tauchausrüstung, der Tauchanzug, 7 mm stark für kaltes Wasser, Tauchflaschen aus Aluminium, die Browning HP mit Schalldämpfer, der Opel Corsa, unauffällig, aber technisch in bestem Zustand, die präzisesten Karten über die Gegend und vor allem über den Kanal und dessen Tiefen. Auch die kleine, aber pragmatisch eingerichtete Wohnung in der unschönen, anonymen Siedlung am Stadtrand hat Langmann ihm besorgt. Die Siedlung besteht aus fünf Hochhäusern. Jedes Haus hat zwölf Etagen mit je sechs Wohnungen. Nachbarn geht er immer aus dem Weg. Er nutzt nie den Aufzug. Hier wird sich, wenn er seine Aufgabe erledigt hat, keiner an ihn erinnern. Und er hatte schon schlechtere Rückzugsorte. Viel schlechtere. Die Termine werden per Handy gemacht. Langmann hat ihm eingeschärft Das Handy ist nur für unsere Kommunikation. Ansonsten dürfen damit keine weiteren Leute angerufen werden. Langmann weiß nicht, dass der Schachspieler niemanden hat, den er anrufen könnte. Und da sind noch die kleinen, unauffälligen Kameras, die Langmann im Schutze der Dunkelheit, nach seinen Vorgaben, an Orten platziert hatte. Diese Kameras zeichnen alle Bewegungen auf dem Zielgelände auf. HD Schwenkkopf-Kameras mit 160 Grad Weitwinkel. Programmierbar mit Fernaufzeichnung. Die hat er dann über einen Laptop in Ruhe auswerten können. Er macht sich mehr Sorgen über die Überwachungskameras, die jedes Unternehmen in dieser Gegend installiert hat. Sein Ziel ist das Institut für alternative Energiegewinnung, kurz IAE genannt. Auch dieses Gebäude ist videoüberwacht, hat aber eine Schwachstelle. Die Rückseite mit dem Nebeneingang grenzt an den Kanal. Hier sind keine Kameras und dieser Neuendorf nutzt immer den Hintereingang, wenn er morgens ins Institut kommt. Er kocht Haferflocken und Buchweizen mit Milch auf. Nachdem diese Mischung noch etwas 10 Minuten geköchelt hat, gibt er Walnüsse und eine geschnittene Banane hinzu. Er braucht Energie für den langen Tauchgang. Der Schachspieler legt wenig Wert auf gutes Essen. Seine Kindheit war vom Mangel geprägt. Nicht, dass er hungern musste. Aber sein Vater verdiente als Bergmann nicht viel Geld und seine Mutter hatte immer nur Aushilfsjobs. Es wurde gegessen, was es gerade günstig gab. Und Vorrang hatte immer sein Vater, der im Bergwerk schwer arbeiten musste. Die Ausnahme war, wenn sie nach Deutschland fuhren. Zu seinen Großeltern. Den Eltern seiner Mutter. Da gingen sie in Restaurants essen oder seine Großmutter, die er kaum kannte, machte ihnen wahre Festessen mit viel Fleisch und unglaublich leckeren Saucen. Etwas, was zu Hause in England undenkbar war. Vor dem Einschlafen liest er noch zur Entspannung im abgegriffenen Büchlein seiner viel zu früh verstorbenen Mutter deutsche Gedichte von Hölderlin. Wobei er die meisten schon auswendig kennt. Er schläft tief und fest bis seine Armbanduhr ihn um ein Uhr dezent weckt. Er steht sofort auf und macht sich eine Tasse starken Tee. Ein Ritual aus seiner Armeezeit. Zuerst zieht er den Neoprenanzug an, darüber seine normale Kleidung. In der Tiefgarage überprüft er nochmal die Sauerstoffflasche und die Pistole. Bis zur Kanalbrücke, seinem Ausgangspunkt braucht er circa 25 Minuten. Die Brücke ist der ideale Einstieg in den Kanal. Direkt an der Bundesstraße, weit und breit kein Haus. Er parkt in einem schmalen Pfad. Hierher kommen nicht einmal Angler. Für die 3,34 Kilometer tauchen wird er circa vier Stunden brauchen. Unterwegs muss er zweimal die Tauchflasche wechseln. Einmal auf dem Hin- und einmal auf dem Rückweg. Er hat sie bei seinen Probetauchgängen geschickt unter Wasser positioniert. Vom Land her nicht zu sehen und für ihn, als sehr erfahrenen Taucher, leicht zu finden. Unter Wasser die Tauchflaschen wechseln? Nichts einfacher als das! Er hatte angeregt, seinen Job bei diesem Neuendorf zu Hause zu erledigen, aber Langmann wollte unbedingt diesen Laptop haben. Ferner braucht die Polizei, wenn sie überhaupt darauf kommt, sicher eine gewisse Zeit um herauszubekommen, dass der Täter eine derartig lange Strecke getaucht ist. Seine Tudor Pelados Uhr zeigte ihm an, dass er gut in der Zeit ist. Er geht in den Kanal und gegen 5.50 Uhr ist er am Ziel. Er taucht ganz vorsichtig auf, absolut geräuschlos. Er hält...