E-Book, Deutsch, Band 4, 686 Seiten
Reihe: COLONY WARS TRANTHAL
E-Book, Deutsch, Band 4, 686 Seiten
Reihe: COLONY WARS TRANTHAL
ISBN: 978-3-7565-7336-3
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Stefan Piasecki verfasst spannende und präzise recherchierte Romane. Neben dem Kriegsdrama 'Kleine Frau im Mond', dem Stasi-Spionageroman 'Die Sterne der Welt', dem Medienthriller 'Long Forgotten' und der 'Colony Wars Tranthal'-Serie (als Stefan Boucher) ist mit 'Himmelsleiter - Nardebane Aseman' ein historischer Roman zu den Anfängen der Luftfahrt erhältlich. Als Hochschullehrer lehrt und forscht er über die gesellschaftlichen Auswirkungen technologischer Innovationen und Entwicklungen.
Autoren/Hrsg.
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Teil XXIII. - 4. August 2261 110 »Gehen Sie auseinander. Verlassen Sie den Platz!« Zum wiederholten Mal rief der Einsatzleiter der Sicherungsstaffel diese Worte in die wütende Menge. Doch niemand rührte sich. Die Demonstranten schrien einfach weiter und verlangten, den Gouverneur zu sehen. Brit wurde unruhig. Ihren Job als Leiterin der Propagandaeinheit des Gouverneurs hatte sie gerade erst verloren. Eine Entscheidung, so unbegründet wie niederschmetternd. Seitdem vertrieb sie sich die Zeit und war eher zufällig in diese regierungsfeindliche Demonstration geraten. Sie kannte die Staffel. Je nachdem, welchen Befehl sie hatten, stand das Ergebnis dieser Auseinandersetzung längst fest. Sie würden niemals weichen und es schien ihr unvorstellbar, dass sie zu Zugeständnissen bereit wären. Regungslos verharrten die grau gepanzerten Staffelleute um den Aufmarsch herum. Seit sie da waren, war der Zustrom von anderen Bürgern verebbt. Niemand schien verrückt genug, sich einem Konflikt mit der Staffel auszusetzen. In sicherer Entfernung von den beiden Gruppen standen viele Passanten und schauten zu. Sie als Propagandaoffizierin hätte sich das nicht tatenlos angesehen. Die Zeugen dieses Vorgangs würden reden. Besonders die könnte man jetzt ansprechen und beeinflussen. Man hätte ihnen erklären sollen, was hier passierte: unberechtigte und fehlgeleitete antikoloniale Agitation. So ganz sicher war sie indes nicht mehr über das, was sie da dachte. Ihr schien die Gefahr, die von diesen Unbeteiligten ausging, mindestens so groß wie die von den hier eingekesselten Demonstranten. Von denen würden die persönlichen Daten aufgenommen, deren Aktivitäten konnte man verfolgen. Lens Einheit der Politischen Polizei würde das tun. Aber viele Passanten würden sich später wieder zerstreuen – und unkontrolliert verbreiten, was hier geschehen war. Bevor es ihr bewusst wurde, begann sie, sich aus dem Zentrum der Gruppe an den Rand vorzuarbeiten, in Richtung Platzmitte, weit weg vom Hallwa-Palast. Sie konnte nicht abschätzen, wie das hier weitergehen würde. Die Leute standen dicht gedrängt und sie riefen immer noch. Die Sicherungsstaffel hatte den Kreis geschlossen und die Demonstranten wichen zurück, verdichteten den Raum im Inneren des Rings. Für sie wurde es schwerer durchzudringen. Sie erntete strafende Blicke und wütende Sprüche, wenn sie jemanden anrempelte oder auf Füße trat. Teilweise blieb ihr die Luft weg, wenn sie sich zwischen Leuten durchdrängte. Ihr fielen Statistiken zu Massenpaniken ein, wieviel Druck eine kleine Zahl von Menschen auf einen fixierten Punkt ausüben konnte, wenn diese in Panik gerieten und in eine Richtung rannten. Dann bestand Lebensgefahr, selbst wenn die Staffel vollkommen untätig bleiben sollte; allein durch die Dynamik der Menge würde es gefährlich. Man konnte mit gezielten Provokationen jederzeit eine solche auslösen. Der Gedanke machte ihr Angst, das wäre für die Propaganda eine perfekte Lösung, weil alle Schuld den Demonstranten zugewiesen werden konnte. Mit Druck und abwechselnd Höflichkeit, Flehen und manchmal wüsten Beschimpfungen kam sie durch. Sie konnte schon den Rand der Demo sehen. Die Rufe wurden lauter und wütender. Es war Sommer, früh entflammten die großen Strahler auf dem Platz. Noch war es hell, doch die Dämmerung musste bald einsetzen – und es wurde kühler. Brit reckte den Kopf und ging auf die Zehenspitzen, um zu sehen, was da hinten passierte. Es schien, als käme es zu Rangeleien. Das war der letzte Moment, um hier rauszukommen! Griffe die Staffel zu, würden sie alle abgeführt, egal wie lange es dauern würde und wieviele es beträfe. Nur noch etwa ein halbes Dutzend Leute sah sie vor sich, sie konnte schon die Helme der Sicherheitskräfte sehen, dann hätte sie es geschafft. Hoffentlich brach da hinten keine Schlägerei los! Wenn Adam sich nur zeigen würde! Warum tat er es nicht? Damit gewänne er Zeit … Es sei denn, eine Eskalation war erwünscht....