Perry | Wie man in verrückten Zeiten nicht den Verstand verliert | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 180 Seiten

Perry Wie man in verrückten Zeiten nicht den Verstand verliert

Konkrete Hilfe und Übungen von der Bestsellerautorin

E-Book, Deutsch, 180 Seiten

ISBN: 978-3-8437-3284-0
Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Philippa Perry ist eine der weisesten, vernünftigsten und sichersten Personen, die ich getroffen habe.« Decca Aitkenhead, Sunday Times Stress, Panik, Kontrollverlust, Überforderung - das sind Gefühlslagen, die uns das Leben schwer machen. Philippa Perry zeigt anhand einer Fülle von leichten Übungen, was wir dagegen tun können und wie wir Gelassenheit und Optimismus bewahren, auch wenn unsere Umwelt verrückt spielt. Denn es gibt vier Eckpfeiler für geistige Gesundheit, die wir beeinflussen können, um unser Leben zu verbessern: Selbstbetrachtung, unser Verhalten gegenüber anderen, Stressmanagement und unser Lebensnarrativ. Perrys Buch ist eine brillante Erklärung unseres Verstandes und gleichzeitig ein nützlicher Leitfaden für ein Leben in unruhigen Zeiten. »Voller einfühlsamer Ratschläge, wie wir uns selbst besser verstehen.« New York Times

Philippa Perry ist Psychotherapeutin, Autorin sowie TV- und Radiomoderatorin. Ihr Bestseller »Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen« wurde in über 40 Sprachen übersetzt. Außerdem ist bei Ullstein von ihr »Wie geht es Ihnen jetzt? Eine illustrierte Psychotherapie« erschienen. Lady Perry lebt mit ihrem Mann Sir Grayson und ihrer Katze The Honourable Kevin in London.
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1 Selbstbeobachtung


Wenn ich für Selbstbeobachtung plädiere, halten die Leute das manchmal für eine Form ichbezogener Nabelschau. Selbstbeobachtung darf aber nicht mit Selbstbesessenheit verwechselt werden. Ganz im Gegenteil, sie ist ein Werkzeug, das es uns ermöglicht, weniger selbstbezogen zu werden, weil es uns lehrt, uns nicht von obsessiven Gedanken und Gefühlen vereinnahmen zu lassen. Mit Selbstbeobachtung entwickeln wir eine größere innere Klarheit und können uns dem Gefühlsleben der Menschen um uns herum besser öffnen. Diese neue Empfänglichkeit und das damit einhergehende größere Verständnis können unser Leben und unsere Beziehungen enorm verbessern.

Selbstbeobachtung ist ein uraltes Prinzip und hat schon viele Namen bekommen. Zu ihren Fürsprechern zählten unter anderem Buddha, Sokrates, Georges Gurdjieff und Sigmund Freud. Wenn wir in der Selbstbeobachtung geübt sind, ist es weniger wahrscheinlich, dass wir unsere verborgenen Gefühle ausleben oder selbstzerstörerische Muster wiederholen. Dagegen besitzen wir mehr Empathie für uns selbst und daher auch für andere.

Die Fähigkeit, Gefühle und Sinneseindrücke zu beobachten, ist von grundlegender Bedeutung für die psychische Gesundheit. Wir müssen in der Lage sein, unsere Gefühle zu nutzen, ohne von ihnen benutzt zu werden. Wenn wir unsere Gefühle , statt sie zu , werden wir auf einen chaotischen Zustand zusteuern. Wenn wir andererseits unsere Gefühle ganz unterdrücken, können wir in die andere Richtung umschwenken, in die Starre. Es gibt einen Unterschied zwischen den beiden Aussagen »Ich bin wütend« und »Ich verspüre Wut«. Die erste ist eine allem Anschein nach abgeschlossene Beschreibung. Die zweite ist die Rückmeldung eines Gefühls und definiert nicht das ganze Selbst. Ebenso nützlich wie die Trennung zwischen dem Selbst und den Gefühlen ist auch die Fähigkeit, seine eigenen Gedanken zu beobachten. Dabei können wir die verschiedenen Arten von Gedanken wahrnehmen, wir können sie untersuchen, statt von ihnen vereinnahmt zu werden. Das wiederum erlaubt uns zu erkennen, welche Gedanken uns guttun und ob irgendetwas in unserem inneren Gedankengeschwätz schlecht für uns ist.

Lassen Sie uns ein Beispiel betrachten, um die Theorie zu erklären: Wie beobachtet eine Mutter ihr kleines Kind, um es zu verstehen? Sie spiegelt dem Baby seine Äußerungen, seine Befindlichkeiten, und aus dem, was sie beobachtet, lernt sie, die jeweiligen Bedürfnisse zu verstehen. Es ist für die Bildung unserer Persönlichkeit, ja sogar für unser Überleben, von entscheidender Bedeutung, dass jemand uns so beobachtet, versteht und auf uns eingeht. Die Selbstbeobachtung spiegelt die Art, in der eine Mutter ihr Baby beobachtet und sich auf es einstellt. Selbstbeobachtung ist eine Methode, um uns selbst neu zu erziehen. Wenn wir uns selbst beobachten, hilft uns das, uns zu formen und umzustellen.

Vielleicht ist es nützlich, sich unseren selbstbeobachtenden Teil als eine separate Komponente unserer selbst vorzustellen. Er akzeptiert sich selbst und urteilt nicht. Er erkennt an, was ist, nicht, was sein sollte, und bewertet nicht mit »richtig« oder »falsch«. Er nimmt Gefühle und Gedanken wahr, gibt uns aber auch Raum zu entscheiden, wie wir auf sie reagieren sollen. Er ist der Teil von uns, der sowohl auf unsere Gefühle als auch auf unsere Logik hört und auf Sinnesinformationen achtet.

Als Einstieg in die Selbstbeobachtung stellen Sie sich diese Fragen:

Diese einfachen Fragen sind wichtig, denn wenn wir sie beantwortet haben, sind wir besser in der Lage, mit der nächsten Frage fortzufahren:

3

Vielleicht ändert sich spontan schon etwas, wenn Sie einfach nur die Fragen lesen. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit zum Beispiel unserer Atmung zuwenden, merken wir, wie wir die Luft anhalten, und während wir darauf achten, atmen wir oft langsamer. Notwendige Veränderungen vollziehen sich, wenn wir uns bewusst machen, was wir sind, nicht, wenn wir versuchen zu werden, was wir nicht sind.

Ich nenne diese Fragen die »Grundübung«. Wenn wir sie so oder ähnlich mehrmals am Tag durchführen und sie uns zur Gewohnheit machen, können wir uns einen Raum für die Selbstbeobachtung schaffen. Wenn wir dann einmal vom Kurs abkommen, haben wir die Möglichkeit, uns selbst wieder zurückzuführen.

Als ich gestern die Grundübung machte, verspürte ich eine gewisse Unzufriedenheit. Ich stellte fest, dass ich davon träumte, alle meine Möbel umzustellen. Was tat ich gerade? Ich las eine Wohnzeitschrift und atmete flach. Nach den ersten vier Fragen konnte ich die letzte klarer beantworten. Was wollte ich für mich selbst? In dem Moment wollte ich tief durchatmen, die Zeitschrift zur Seite legen und meine Aufmerksamkeit etwas anderem zuwenden; also ging ich schwimmen und konzentrierte mich darauf.

Die Grundübung hilft uns, uns selbst in den Mittelpunkt unserer inneren Erfahrung zu stellen. Man kann die Menschen grob in zwei Gruppen einteilen, in fremdreferenzielle und selbstreferenzielle Typen. Fremdreferenzielle Menschen kümmern sich stärker um den Eindruck, den sie auf andere machen: Selbstreferenzielle Menschen kümmern sich stärker darum, wie sich etwas anfühlt Fremdreferenzielle Menschen wollen es anderen recht machen (damit sie von ihnen akzeptiert oder beneidet werden, oder sie beeindrucken), selbstreferenzielle Menschen dagegen wollen es sich recht machen (damit sie sich mit sich selbst wohlfühlen).

Ich sage nicht, dass die eine Form der Referenzialität der anderen immer überlegen ist, möchte aber betonen, wie wünschenswert es ist, unser Bewusstsein in dieser Hinsicht zu steigern, damit wir feststellen können, wo wir uns auf der Skala der Selbst- und Fremdreferenzialität verorten. Wenn wir zu weit auf der fremdreferenziellen Seite sind, verlieren wir das Gefühl für uns selbst und kommen aus dem Gleichgewicht. Wenn wir dagegen zu weit in die andere Richtung tendieren, erkennen wir vielleicht die Notwendigkeit, uns der Gesellschaft ein bisschen mehr anzupassen, um ein Teil von ihr zu sein. Wir können uns fragen, ob die Art, wie wir mit unseren Gefühlen umgehen, durch das bestimmt ist, was andere Leute unserer Meinung nach von uns denken, oder durch das, womit wir uns unserer Erfahrung nach wohlfühlen werden.

Nehmen wir ein Beispiel: Zwei Menschen segeln auf identischen Booten. Einer fantasiert: »Schaut mich an hier auf meiner tollen Yacht; ich wette, alle finden mich cool und beneiden mich«, während der andere einfach das Segeln genießt, die Brise spürt und die Gefühle wahrnimmt, die das offene Meer in ihm weckt. Zwei Menschen, die das Gleiche tun, es aber auf ganz unterschiedliche Art genießen. Viele von uns sind eine Mischung aus diesen beiden Typen; doch wenn wir uns oft unzufrieden mit dem Leben fühlen, kann es nützlich sein zu verstehen, wo unsere Referenzen liegen; dies wiederum gibt uns die Möglichkeit, mit Veränderungen zu experimentieren.

Selbst- oder Fremdreferenzialität ist eine Sache, an die wir denken müssen, während wir die Grundübung machen. In dieser Übung geht es darum herauszufinden, wie wir in einem gegebenen Moment funktionieren. Wir können sie für uns selbst anpassen. Wenn ich sie mache, prüfe ich, wie angespannt meine Schultern sind, und gebe mir die Möglichkeit, etwaige Anspannungen festzustellen, so dass ich meine Schultern lockern kann, falls es nötig ist.

Wenn ich Selbstbeobachtung übe, nehme ich mir auch die Zeit, das wahrzunehmen, was ich Post-Rationalisierung nenne, was man aber auch als Selbstrechtfertigung bezeichnen könnte. Der Begriff beschreibt die Art und Weise, wie wir mental »aufräumen«, was in uns und um uns herum vorgeht. Dabei kommen wir oft zu bequemen Erklärungen, die vielleicht eigentlich Unsinn sind, unser Verhalten jedoch rechtfertigen sollen.

Der Neuropsychologe Roger Sperry hat mit seinen Experimenten die Vorstellung infrage gestellt, dass wir rationale, durch unsere Vernunft und unseren Intellekt geleitete Wesen sind. In den 1960er-Jahren führten Sperry und seine Kollegen einige Tests mit Menschen durch, deren verbindendes Gewebe () zwischen der rechten und der linken Gehirnhälfte durchtrennt worden war, um ihre schwere Epilepsie zu behandeln. Das bedeutete, dass die beiden Gehirnhälften nicht mehr miteinander in Verbindung treten und interagieren konnten.

Wenn die Versuchsleiter das Kommando »GEH« in das Gesichtsfeld hielten, für das die rechte Gehirnhälfte zuständig ist (und damit die linke Gehirnhälfte völlig umgingen), standen die Probanden auf und liefen herum, wie man ihnen befohlen hatte. Auf die Frage, warum sie das denn taten, eine Frage, auf die die linke Gehirnhälfte (verantwortlich für Sprache, Motive, Benennungen und Erklärungen) reagierte, antworteten sie nie: »Weil Ihr Zeichen mir das befohlen hat«, oder: »Ich weiß nicht, ich fühlte...


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