E-Book, Deutsch, Band 9, 64 Seiten
Reihe: PERRY RHODAN-Mission SOL 2
Miniserie
E-Book, Deutsch, Band 9, 64 Seiten
Reihe: PERRY RHODAN-Mission SOL 2
ISBN: 978-3-8453-5150-6
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Autoren/Hrsg.
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1. Auf Schleichfahrt Roi Danton Roi Danton findet sich in einem Albtraum wieder. Alle Sinneseindrücke sind seltsam verschwommen und gleichzeitig bizarr verzerrt, als hätte man ihn unter Drogen gesetzt. Er hört und sieht und riecht, aber er spürt seine Glieder nicht, kann sich nicht bewegen. Angst lähmt seine Muskeln, hemmungslose, kreatürliche Angst. Groteske Gestalten umringen ihn. Ihre kalkigen Lamellenpanzer schaben aufeinander, die Gesichter sind Fratzen, die an Totenschädel erinnern. Übelkeit erregende Verwachsungen entstellen die Körper, von denen keiner dem anderen gleicht. Hörner wachsen aus dem einen Schädel, Tumore wuchern am Hals eines anderen, bei einem weiteren blinzelt feucht ein drittes Auge auf der Stirn. Danton erkennt sie sofort. Es sind die Kolonnen-Anatomen der Terminalen Kolonne TRAITOR, grausame Geschöpfe – er will sie nicht Ärzte oder Wissenschaftler nennen –, denen jedes Mitgefühl fehlt und die für ihre kranken Experimente über Berge von Leichen gehen. Er ist wieder in ihrer Gewalt! Genau wie damals. Er will schreien, aber er kann es nicht. DERUFUS! Die Skapalm-Bark! Ich kann nicht dort sein! Nicht schon wieder! Dicht vor ihm tauchen Schläuche auf, metallische Schlangen mit nadelspitzen Zähnen. Sie beißen in seinen Körper, dringen in ihn ein, heißer Schmerz will seine Nervenbahnen ausbrennen. Es ist mehr, als ein Mensch ertragen kann. Hört auf!, will Danton flehen. Lasst mich gehen. Oder lasst mich sterben. Nur hört auf! Die Kolonnen-Anatomen grinsen wie Dämonen, die eine gefallene Seele im Tartaros quälen. Sie untersuchen ihn, analysieren ihn, kopieren ihn. Und dann reißen sie seine Kopie in zwei Teile. Es ist nicht Dantons Körper selbst, der zerschnitten und mit dem Schlangenleib des Mor'Daer Yrendir verschmolzen wird, trotzdem spürt er die Qualen wie seine eigenen. Und er spürt den Hass! Auf die Kolonnen-Anatomen und auf TRAITOR, die ihm das angetan haben. Die es ihm wieder antun, genau in diesem Moment. Der Hass ist sein Rettungsring, an den er sich klammert, während er in einem schwarzen Ozean aus Leid zu versinken droht. »Komm zu uns. Werde Teil von uns«, raunt ein unheimlicher Chor. TRAITOR ruft ihn zu sich. Nein, TRAZUL! Dantons Sinne drohen vollends zu schwinden. Der Hass versiegt, seine kraftlosen Finger gleiten vom Rand des Rettungsrings ab, er wird ertrinken ... * Plötzlich änderte sich seine Umgebung. Etwas stach ihn in den Hals. Seine Wahrnehmung verschob sich, verlor ihre Traumhaftigkeit, während sich die Realität verfestigte. Roi Danton wollte aufschrecken, die Augen aufreißen, kämpfen oder fliehen. Aber sein Körper reagierte nicht auf die mentalen Befehle. Er vernahm Worte, sie waren jedoch dumpf und undeutlich, als befände er sich unter Wasser. Sie gehörten einer Frau. Dem Klang ihrer Stimme konnte er entnehmen, dass sie etwas Beruhigendes sagte. Erneut verspürte er einen Stich. Eine wohlige Wärme begann durch seine Adern zu zirkulieren. Nun erst fiel ihm auf, wie sehr er fror. Es musste schrecklich kalt an dem Ort gewesen sein, an dem er bisher gelegen hatte. Ein Zittern lief durch seinen Körper. Aber die Wärme ließ das Eis schmelzen, das sich in seinen Gliedern ausgebreitet hatte. Und je wärmer ihm wurde, desto mehr kehrten seine Sinne zurück, und sein Verstand wurde klarer. Und plötzlich erinnerte sich Roi Danton. Ihre Mission, der Spur des PEW-Metalls von Doliuto zu folgen. Der Einsatz auf der halb demontierten Dienstburg VAMTHUS. Die Aktivierung des dortigen Transversal-Umsetzers, um ein Portal zu öffnen, durch das sie mit der CALAMAR in ein anderes Universum gelangten. Dann der Strangeness-Schock, der mit einem solchen Wechsel einherging – sofern man sich nicht des wundersamen Sphärenlabyrinths bediente. Und danach nichts mehr. Nur wirre, beängstigende Träume. Sofern es Träume waren ... Wo bin ich? Was ist passiert? Er öffnete die Augen – und blickte in das schlangenköpfige, von silbernem Haar eingerahmte Gesicht eines Mor'Daer. Instinktiv zuckte Danton zurück. Dann riss er die Arme hoch, die Finger zu Krallen verkrümmt, um das Wesen anzugreifen. Der breitschultrige Soldat, dessen Körper in einer schweren Rüstung der Streitkräfte TRAITORS steckte, hob abwehrend die behandschuhten Hände. »Halt, Roi Danton!«, rief er in zischelndem Interkosmo. »Ich bin es, Zerbone.« Jemand drängte sich in Dantons Blickfeld. Es war Mahlia Meyun, die Neu-Solanerin, die sein Einsatzteam als Medikerin begleitete. »Ich habe dir doch gleich gesagt, dass es nicht klug ist, wenn er dich zuerst zu Gesicht bekommt«, rügte sie den Mor'Daer. Ächzend richtete sich Danton auf. »Was ist hier los?«, fragte er mit schwerer Zunge. Er klang, als wäre er betrunken. »Wo sind wir?« »In der Zentrale eines Traitanks«, informierte ihn Zerbone, während er zu seinem Bedienpult zurückkehrte. »Wir haben ihn gestohlen, um damit von Nygnard und aus dem Einstern-Universum zu fliehen«, fügte Ennyas Anchi hinzu. Der junge, übereifrige Neu-Solaner, der genau wie Meyun von der Werftwelt Evolux stammte, wirkte sehr zufrieden mit sich. Er saß auf dem erhöhten Sessel des Kommandanten in der Mitte des Raums und grinste. Doch als Danton genauer hinsah, erkannte er die Erleichterung hinter der aufgesetzten Fassade aus Selbstbewusstsein – und auch Furcht. Danton ließ den Blick schweifen. Blaues Licht erhellte den kreisförmigen, etwa zwanzig Meter durchmessenden Raum. In der Mitte erhob sich das Podest mit dem Sessel des Kommandanten, ringsum waren die Kontrollpulte der Besatzung angeordnet. Die Wände waren dunkelgrau und schienen schwach in Bewegung zu sein. Sie kräuselten sich wie eine Meeresoberfläche in einer leichten Brise. Bei genauem Hinhören konnte Danton zudem ein leises Wispern aus den Tiefen des Schiffs hören, das – wie er wusste – nicht von weiteren Besatzungsmitgliedern herrührte. Kein Zweifel, ein Traitank. Neben Zerbone, Meyun und Anchi befanden sich noch der Kuum und Kalfa im Raum. Der Kuum kauerte sichtlich erschöpft auf einem Kontursessel vor den Arbeitspulten im hinteren Bereich der Zentrale. Seltsamerweise trug er, genau wie Meyun und Anchi, eine leichte, dunkelblaue Bordkombination aus terranischen Beständen. Die Kompantin Kalfa dagegen lag auf der Liege neben dem Pilotensitz. Der Kopf der geradezu absurd aufgeblähten, ehemals vermutlich humanoiden Frau steckte in der chaotarchischen Version einer SERT-Haube. Die Haube war aktiv und bewies Danton ebenso wie das leise Grollen der Triebwerke, dass sie mit dem Traitank unterwegs waren. Außerdem fiel Danton ein armdickes, wurmartiges Etwas ins Auge, das sich um einen der Kontursessel geschlungen hatte und mit fingerartigen Hautlappen, die links und rechts am Ende seines Körpers ausgebildet waren, eine der Konsolen bearbeitete. In der Mitte des Körpers gab es eine Verdickung mit vier Augen, die in alle Richtungen blickten. Eins davon richtete sich auf Danton. »Ich grüße dich«, sagte das Geschöpf in perfekt verständlichem Interkosmo. »Ich bin Pon-Tarna. Deine Gefährten und ich lernten uns im Gefängnis von TRAZUL kennen.« Danton hievte sich aus dem schwarzen, sargähnlichen Kasten, in dem er gelegen hatte. Es handelte sich um eine Kryoeinheit. Jemand hatte ihn während seiner Bewusstlosigkeit nach dem Universenwechsel der CALAMAR kaltgestellt. »Ich merke schon, ich habe eine Menge verpasst.« Er strich sich gedankenverloren über seine Bordkombination, die man ihm – ungewöhnlich für eine Kryoprozedur – belassen hatte. »Wir werden dir alles erzählen«, versprach Anchi. »Aber nicht sofort«, warf Zerbone scharf ein. »Zuerst müssen wir zurück zur SOL, ohne dabei zu sterben.« Danton richtete seine Aufmerksamkeit auf das Außenbeobachtungsholo, das dem Kommandosessel gegenüberlag. Er zeigte das chaotische Durcheinander der regenbogenfarbenen Leuchtbänder, die typisch für das extrauniversale Sphärenlabyrinth waren. Und dort erkannte Danton auch den Grund für Anchis mühsam unterdrückte Furcht. »Traitanks ...«, murmelte er, als er die dunklen, diskusförmigen Raumschiffe erblickte, die sich wie aufgereihte Perlen entlang der Leuchtbänder und funkelnden Fäden des Labyrinths bewegten. Es waren deutlich mehr, als er bislang je in dieser seltsamen Zone zwischen den Universen erlebt hatte. Manche waren kaum erkennbare Punkte in der Ferne, andere schienen gefährlich nahe. Positions- und Schiffsdaten wurden zeitgleich am Rand des Hologramms eingeblendet. Danton trat in die Mitte der Zentrale. »Sieht aus, als hätte jemand in ein Wespennest gestochen.« Mahlia Meyun hüstelte. »Also ... das waren womöglich wir«, verriet Ennyas Anchi. Danton warf ihm einen scharfen Blick zu. »Suchen die Traitanks alle nach uns?« »Nein!«, widersprach Anchi schnell. »Hoffe ich«, fügte er etwas leiser hinzu. Er machte den Sessel des Kommandanten frei. »Vielleicht möchtest du lieber wieder übernehmen?« Mit knappem Nicken setzte sich Danton. Er aktivierte das holografische Bedienpult des Kommandanten, das Anchi offenbar nicht verwendet hatte, und rief den Status des Raumschiffs ab. »Wir haben zwölftausend Kryosärge an Bord?« »Ja, größtenteils sind es die Probanden der GRAGRYLO«, bestätigte Meyun. »Wir konnten sie von Nygnard retten. Wir hoffen, dass möglichst viele unserer Kameraden von der CALAMAR ebenfalls darunter sind. Das konnten wir noch nicht...