E-Book, Deutsch, Band 5, 64 Seiten
Reihe: PERRY RHODAN-Mission SOL 2
Miniserie
E-Book, Deutsch, Band 5, 64 Seiten
Reihe: PERRY RHODAN-Mission SOL 2
ISBN: 978-3-8453-5146-9
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
2. 21. November 1552 NGZ SOL, im Sphärenlabyrinth Vier Tage vorher: Der große Holokubus, der über dem Tisch im Besprechungsraum des SOL-Mittelteils hing, zeigte noch immer den dichten, jede Orientierung raubenden Nebel des Sphärenlabyrinths. In diesem Nicht-Ort zwischen den Universen war man unweigerlich verloren, wenn man nicht über außergewöhnliche Hilfe verfügte. Es lag etwas Hypnotisches in diesem wallenden Weiß und zugleich etwas sehr Beunruhigendes, fand Perry Rhodan. Nicht ohne Grund gehörte Nebel nach Jahrtausenden der Erzählkunst noch immer zu den Standardmotiven vieler terranischer Schauergeschichten. Nebel bedeutete Kontrollverlust und Orientierungslosigkeit – zumindest für die meisten Menschen, die sich sehr auf ihr primäres Sinnesorgan, die Augen, verließen. Und mit der Unfähigkeit, die eigene Umgebung erfassen zu können, ging stets die Angst einher, dass sich etwas Grausiges in diesem dichten, alles verhüllenden Weiß aufhalten mochte. Etwas, das man nicht kommen sehen würde, wenn es sich anschlich, um seine Beute zu schlagen. Ungeheuer waren nichts, was Perry Rhodan schreckte. Er hatte in seinem langen Leben so viele Monster gesehen, manche abgrundtief hässlich, manche von betörender Schönheit. Vor allem aber hatte er gelernt, dass nicht alles, das wie ein Ungeheuer aussah, tatsächlich eins war. Man durfte sich eben nicht nur auf seine Augen verlassen, erst recht nicht, wenn man durch den Nebel irrte. Auch die SOL, das legendäre, in sein goldenes Kleid aus Solonium gehüllte Fernraumschiff der Terraner, tat das nicht. Es hätte ihr tatsächlich wenig gebracht, denn all ihre künstlichen Sinne, vom simplen Radar bis zur hoch spezialisierten Ultra-Giraffe, waren in diesem speziellen Nebel blind und nutzlos. Außerhalb der Soloniumhülle war scheinbar absolut nichts. Rhodan starrte auf das Hologramm, auf die Strukturen, die sich bildeten und wieder vergingen. Es ist wirklich wie ein Nebel, dachte er, und wir sind wie blind. Es gab, wie Rhodan und die Mannschaft der SOL auf die harte Tour herausgefunden hatten, nur zwei Möglichkeiten, zielgerichtet im Sphärenlabyrinth zu agieren. Von dem geheimen Stützpunkt, den die Ritter der Superintelligenz BARIL im Mauritiussystem in der Galaxis Yahouna errichtet hatten, starteten ständig Schiffe in die Nebel. Sie alle hatten einen sogenannten Kompanten an Bord. Ein solches Intelligenzwesen, gezüchtet in grausigen Apparaturen, war imstande, das bizarre Netzwerk aus Kugelschalen und flirrenden Lichtbändern wahrzunehmen und für Schiffssysteme abzubilden, was sich in dem weißen Dunst verbarg und das eigentliche Sphärenlabyrinth darstellte. Der Kompant, den BARILS Stimme der SOL zur Verfügung gestellt hatte, war allerdings direkt nach dem Eintritt in den Nebel gestorben. Glücklicherweise hatten sie Eroin Blitzer an Bord, den Zwergandroiden. Als Bote der Kosmokraten verfügte er über außergewöhnliche Gaben, mit denen er unter anderem die Wahrnehmung der Kompanten simulieren konnte. Daher saß Blitzer derzeit in der Zentrale der SOL, die SERT-Haube über dem Kopf. Er steuerte das riesige Hantelschiff durch diese unheimliche Zwischendimension auf dem Weg zurück ins heimische Universum. Rhodan musterte die Zeitanzeige im Hologramm. Wer würde der Erste sein, der bei der Strategiesitzung eintraf? Er hatte sie anberaumt, um das weitere Vorgehen zu planen. Tatsächlich war Blitzer der Erste – aber nur als Hologramm, das am Tisch materialisierte. »Wo sind die anderen?«, fragte Blitzer ohne Vorrede, obwohl er selbst fünf Minuten zu früh dran war. »Hier kommen sie schon«, verkündete Roi Danton, der gemeinsam mit Tess Qumisha den Raum betrat. »Sind wir zu spät?« »Keineswegs«, entgegnete Rhodan. »Unser guter Freund Blitzer ist nur übereifrig.« »Ah, das beruhigt mich.« Die beiden gesellten sich zu Rhodan und dem Hologramm. »Es fehlt nur noch A-Kuatond, dann sind wir komplett.« Rhodan argwöhnte, dass die Zentrifaal bewusst etwas zu spät kommen würde. Ohne Diskussion war er ihr – als BARILS Ritterin – als Orbiter zugeteilt worden. Damit war er nun, recht frei übersetzt, ihre »rechte Hand«. BARILS Stimme war die oberste Entscheidungsgewalt in der Galaxis Yahouna; sie hatte entschieden, dass die SOL der Ritterin als Flaggschiff dienen sollte, bis ihr eigenes repariert worden war. Pikanterweise war es ausgerechnet Rhodan gewesen, der die Schlachtspitze während eines Gefechts stark beschädigt hatte. Aus diesem Grund war die Beziehung der beiden nach wie vor etwas angespannt, die Führungssituation auf der SOL sowieso. Jedenfalls ließ die Zentrifaal, die im Orden der sieben Ritter BARILS die Rolle der Kriegerin innehatte, keine Gelegenheit ungenutzt, um herauszustreichen, wer aktuell das Sagen hatte. Auch mit billigen Tricks, ergänzte Rhodan in Gedanken, wie einfach verspätet zu kommen. Exakt fünf Minuten nach dem vereinbarten Zeitpunkt tauchte A-Kuatond auf. Sie bat weder um Entschuldigung, noch erklärte sie ihre Verspätung. Stattdessen nickte die Ritterin zufrieden und baute sich vor den Übrigen auf, als hätte sie diese Besprechung vorgeschlagen – und nicht Rhodan. Sie legte die Krallen- und die Schaufelhand hinter den Rücken und bedachte die Anwesenden mit einem schwer zu deutenden Blick aus dem schwarzen Augenband, das oberhalb ihrer schmalen Nasenschlitze quer über ihr fahles Gesicht lief. »Sehr gut, es sind alle da«, sagte sie ruhig. »Dann können wir beginnen.« Rhodan nickte. »Ich schlage vor, dass uns zuerst Mike – ich meine Roi Danton – schildert, welche Ergebnisse sein Ausflug eingebracht hat. Und wie es ihn ins Sphärenlabyrinth verschlagen hat.« »Einverstanden.« Rhodans Sohn trat an den Holokubus. »Ich habe ein paar Aufnahmen aus unseren SERUNS überspielt, um meinen Bericht zu ergänzen.« Bilder lösten das weiße Wallen im Holokubus ab. Manche von ihnen kannte Rhodan schon, etwa das der bedrohlich schwarzen, zylindrischen Station mit den seitlich aufgesetzten Noppen. Sie diente als Zentrum der Operation Sphärenlabyrinth und war der Stützpunkt für BARILS Stimme. Andere waren ihm neu, so die Aufnahme vom Innern der Skapalm-Bark, in deren Beiboot sie seinen Sohn, dessen Team und 44 entkommene Gefangene aufgelesen hatten. »Den Koordinaten folgend, die Perry auf Kessaila gestohlen hat, erreichten wir ein Proto-Sternsystem, das ich Mauritiussystem taufte«, referierte Danton. »Dort fanden wir die Nebelzone, in deren Inneren wir uns gegenwärtig aufhalten. Sie war von zwölf unterschiedlichen Raumstationen umgeben, die an den Eckpunkten eines gedachten Ikosaeders im Raum hingen und mithilfe von röhrenförmigen Aufsätzen Strahlen in den Nebel emittierten.« Im Holokubus tauchten nacheinander die Raumstationen auf. Manche Aufnahmen waren exakt, andere eher verschwommen. Danton wies auf den Holokubus. »Was genau sie da treiben, wissen wir nicht. Haben sie die Zone erschaffen? Haben sie nur ein natürlich hier existierendes Phänomen stabilisiert?« »Da immer von einem Projekt die Rede war, an dem BARILS Ritter arbeiten, halte ich den Zugang zum Sphärenlabyrinth für künstlich geschaffen«, meinte Rhodan. »Dem stimme ich zu«, ließ sich Blitzer vernehmen. »Wir entschieden uns, Nachforschungen anzustellen, und kamen, getarnt als falsche Hyperphysiker, auf die Station, die wir S-1 getauft haben.« Danton deutete auf den schwarzen Noppenzylinder. »Wir erkannten, dass BARILS Stimme, in Wahrheit ein Geschöpf namens Haldukass, treibende Kraft hinter diesem Projekt ist. Viel erschreckender jedoch war die Erkenntnis, dass sie offenbar mit Abgesandten der Terminalen Kolonne TRAITOR zusammenarbeitet. Es ist zwar eine von Streit und Argwohn geprägte Partnerschaft, aber eine, die bereits gefährliche Früchte trägt. Damit meine ich diese stabile extrauniversale Portalsektion, wie die Wissenschaftler auf S-1 die Nebelzone nennen. Und die Kompanten, die von den Kolonnen-Anatomen erschaffen wurden, in perversen Experimenten, die Zigtausende Leben kosteten.« Eine Reihe von verschiedenartigen Lebewesen wurde eingeblendet, teilweise in riesigen Glasbehältern schwebend, an Schläuche angeschlossen und allesamt eher krank wirkend. Danton hielt kurz inne. »Ist euch allen bewusst, was das bedeutet?« »Sie bauen irgendeine Art von Transportsystem, das verschiedene Universen miteinander verbindet?«, gab Qumisha in Form einer Gegenfrage zurück. »Nicht irgendeins. Ein perfektes! Dank der Kompantin, die gerade am Erwachen war, als wir die Skapalm-Bark entführten, konnten wir bis zu einem anderen Ausgang des Sphärenlabyrinths fliegen. Wir erreichten ein Universum, in dem völlig andere Naturkonstanten vorherrschten – ohne den geringsten Strangeness-Schock zu erleben!« Qumisha wurde bleich. »Das heißt, wenn TRAITOR sich diese Fortbewegungsmethode zunutze macht ...« »... könnte die Terminale Kolonne praktisch überall auftauchen und wäre sofort einsatzbereit für den Kampf.« Danton nickte finster. Fürchterliche Vorstellung, dachte Rhodan grimmig. Jeder in der Runde hatte sich seine eigenen Gedanken gemacht, als sie das Beiboot aufgelesen hatten, das eindeutig eine chaotarchische Bauweise aufwies. Aber nun zeigte Danton, was tatsächlich vor sich ging, in seinem ganzen, schrecklichen Ausmaß. Eroin Blitzer schlug mit der Hand auf den Tisch. Es gab nicht das geringste Geräusch, der optische Effekt des Hologramms wirkte trotzdem. »Wir haben genug gehört«, sagte der Androide. »Es gilt sofort zu handeln....