E-Book, Deutsch, Band 3, 480 Seiten
Reihe: Die Zauberer
Peinkofer Die Zauberer
10001. Auflage 2010
ISBN: 978-3-492-95039-8
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das dunkle Feuer. Roman (Die Zauberer 3)
E-Book, Deutsch, Band 3, 480 Seiten
Reihe: Die Zauberer
ISBN: 978-3-492-95039-8
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Es herrscht Krieg im Elfenreich! Der Westen von Erdwelt wird von Orks und Gnomen bedroht, im Ostteil des Reichs haben die Menschen eine vernichtende Niederlage erlitten. Der junge Zauberer Granock steht vor seiner schwierigsten Aufgabe: Auf sich allein gestellt, muss er den Dunkelelfen Margok endgültig zurückschlagen. Überdies sucht Granock nach seiner geliebten Alannah, die ins sagenhafte Elfenreich, die Fernen Gestade, verschwunden ist. Als erster Mensch betritt Granock die Fernen Gestade - und muss erfahren, dass hinter den Geschehnissen auf Erdwelt eine ganz andere, unerwartete Wahrheit steckt.
Michael Peinkofer, 1969 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften und arbeitete als Redakteur bei der Filmzeitschrift »Moviestar«. Mit seiner Serie um die »Orks« avancierte er zu einem der erfolgreichsten Fantasyautoren Deutschlands. Seine Romane um »Die Zauberer« wurden ebenso zu Bestsellern wie seine Trilogie um »Die Könige«. Mit »Die Legenden von Astray« führt Michael Peinkofer alle Fantasy-Fans in eine neue Welt.
Autoren/Hrsg.
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1. PELAI GLIAN
In der Nacht des Bruchs In der Kristallkammer der Ordensburg von Shakara herrschte Schweigen. Wortlose Stille, die eingetreten war, nachdem schmerzliche Wahrheiten ans Licht gekommen waren. Wahrheiten über Freunde. Wahrheiten über Liebende. Wahrheiten über Väter und Söhne … Alannah empfand das Schweigen als Qual. Unstet wechselte der Blick der Elfin zwischen Farawyn, dem Ältesten des Zauberordens, und ihrem Geliebten Aldur hin und her. Die Spannungen waren deutlich zu spüren, dennoch vermochte Alannah nicht zu sagen, was zwischen ihnen vorgefallen war. Beide musterten einander mit Blicken, die kälter waren als das sie umgebende Eis der Ordensburg. Farawyns energische Gesichtszüge hatten sich verfinstert, seine dunklen, sonst so wachen Augen waren milchig und trübe. Den Zauberstab aus Lindenholz hielt er wohl nicht nur als Zeichen seines Standes in den Händen – er brauchte ihn, um sich darauf zu stützen. Aldur stand ihm in unverhohlener Ablehnung gegenüber, das lange blonde Haar zum Schweif gebunden und das kantige Kinn trotzig vorgereckt. Auch er hatte seinen flasfyn bei sich, der genau wie Alannahs aus Elfenbein gefertigt war. Erst vor Kurzem hatten sie ihre Zauberstäbe erhalten, zusammen mit ihrer Ernennung zum Meister. Doch die Freude darüber war längst verblasst. Noch war Alannah schockiert von den Ereignissen, die dazu geführt hatten, dass sie nun hier stand, in der Kammer des serentir, und darauf wartete, dass die Kristallpforte sich öffnete. Als Kind der Ehrwürdigen Gärten hatte sie nie damit gerechnet, jemals nach Shakara zu gelangen und eine Magierin zu werden – ebenso wenig wie sie damit gerechnet hatte, die Ordensburg schon so bald zu verlassen. Und so endgültig … »Bist du sicher, dass du diesen Schritt wirklich wagen willst?«, fragte Farawyn Aldur. Zwar brach er damit das Schweigen, aber die bedrückende Stimmung blieb bestehen. Beklommen stellte Alannah fest, dass der Älteste nicht als der väterliche Freund zu ihnen sprach, der er ihnen früher stets gewesen war, sondern als ihr Vorgesetzter. Kühl. Abweisend. Aldurs Antwort fiel entsprechend aus. »Hätte ich mich andernfalls wohl erboten, diese Aufgabe zu übernehmen?«, hielt er dagegen, und die Respektlosigkeit, mit der er es tat, entsetzte Alannah nur noch mehr. Die Elfin hörte die tiefe Verletztheit, die in den Worten ihres Geliebten schwang, und fragte sich zum ungezählten Mal, was Farawyn ihm angetan haben mochte. Eine Antwort erhielt sie freilich nicht, aber obwohl sie den Grund für Aldurs Verhalten nicht kannte, hatte sie eingewilligt, ihn auf die bevorstehende Mission zu begleiten. Zum einen, weil sie wusste, dass es notwendig war. Zum anderen, weil ihr schlechtes Gewissen sie dazu drängte … »Und wenn eintritt, was du befürchtest?«, erkundigte sich Farawyn prüfend. »Dann werde ich tun, was nötig ist«, erwiderte Aldur steif. »In den alten Schriften ist von einer Vorrichtung die Rede, die die Fernen Gestade vor fremdem Zugriff schützen soll. Zwei Zauberer werden benötigt, um den tarian’y’crysalon in Gang zu setzen – und wir sind zu zweit.« »Der Kristallschild.« Farawyn nickte. »Wie so oft hast du recht. Dennoch rate ich dir zur Vorsicht. Was du ›alte Schriften‹ nennst, bezeichnen andere als verbotenes Wissen, und das aus gutem Grund.« »Sollen sie«, konterte Aldur ungerührt. »Wenn der Dunkelelf seine Klauen nach den Fernen Gestaden ausstrecken sollte, werden die Furcht und das Entsetzen so groß sein, dass niemand moralische Erwägungen anstellt. So ist es immer gewesen, nicht wahr? Der Zweck rechtfertigt die Mittel.« Farawyn gab sich sichtlich Mühe, das anmaßende Lächeln zu übergehen, das sich auf Aldurs blassen Zügen zeigte. Tatsächlich musste er zugeben, dass der junge Zauberer recht hatte. In Stunden der Not wurden die Methoden nicht hinterfragt, auch er selbst hatte sich dieses schlichten Grundsatzes schon öfter bedient. Wenn Margok tatsächlich nach den Fernen Gestaden griff, musste er um jeden Preis abgewehrt werden, oder Chaos und Zerstörung würden auch jenes Eiland erfassen, das für das Elfenvolk sowohl Herkunft als auch Bestimmung war. »Dennoch«, beharrte der Älteste, »darfst du nie vergessen, dass die Macht, die den Kristallen innewohnt, höchst gefährlich ist.« »Das werde ich nicht«, versicherte Aldur unwirsch. Farawyn bedachte zuerst ihn, dann Alannah mit einem prüfenden Blick; schließlich nickte er. »Die Fernen Gestade sind kein Ort, an den sich ein Elf leichtfertig begibt, ohne darauf vorbereitet zu sein. Viele versuchen es, und manche gelangen nie dorthin – ihr beide jedoch seht die Wunder Crysalions noch lange vor eurer Zeit. Möge euer junger und unvorbereiteter Geist ihnen gewachsen sein.« »Keine Sorge«, erwiderte Aldur im Brustton der Überzeugung, »das ist er gewiss.« »Gibt es noch etwas, das ihr mir zu sagen habt?« Der Blick des Ältesten richtete sich fragend, fast hoffnungsvoll auf Aldur, der jedoch beharrlich schwieg. »Und du mein Kind?«, wandte er sich dann an Alannah. »I-ich weiß nicht, Vater …« »Möchtest du vielleicht noch jemandem etwas ausrichten lassen? Granock vielleicht?« Die Erwähnung des Namens ließ Alannah wie unter einem Nadelstich zusammenzucken. Granock … Die Wunde war so frisch … Noch immer sah sie ihn vor sich, seine ebenmäßigen, von dunklem Haar umrahmten Züge, die für einen Menschen ungewöhnlich gut aussehend waren, seine verzagt blickenden Augen. Und was noch schlimmer war: Sie hörte auch seine Stimme. Voller Verzweiflung hallte sie durch ihre Erinnerung und rief ihren Namen, wieder und wieder … »Ich denke nicht, dass sie dem Menschen noch etwas zu sagen hat«, entgegnete Aldur an ihrer Stelle, so hart und endgültig, dass sie nicht zu widersprechen wagte. Farawyns Zögern währte nur einen kurzen Augenblick. »So geht«, sagte er und trat einige Schritte zurück. »Mögen Albons Licht, Glyndyrs Geist und Sigwyns Tatkraft euch begleiten.« Er hob den Zauberstab, worauf die eisfarbenen Kristalle in der Kammer zu leuchten begannen und die Verbindung öffneten. Ein flimmernder Strudel schien in der Luft zu entstehen, der sich immer schneller drehte und schließlich eine Öffnung bildete, ein Tor, das in ungeahnte Ferne zu reichen schien. In diesem Augenblick fassten Alannah und Aldur einander bei den Händen, nickten sich ein letztes Mal zu – und durchschritten die Pforte. Sie reisten auf des Windes Schwingen. Der serentir war in alter Zeit ins Leben gerufen worden, um große Entfernungen rasch zu überbrücken. König Iliador war es gewesen, der die Zauberer von Shakara um Unterstützung gebeten hatte, da sein Machtgebiet vom Zerfall bedroht war. Eine schnelle Verbindung zwischen den Zentren des Reiches sollte Abhilfe schaffen, worauf ein junger Zauberer namens Qoray den Dreistern erfand: Mit magischer Kraft brachte er Elfenkristalle dazu, Brücken über die Abgründe von Raum und Zeit zu schlagen. Diese Schlundverbindungen erlaubten es, sich im Bruchteil eines Augenblicks von einem Ort zum anderen zu begeben und dabei Entfernungen zu bewältigen, für die man auf herkömmlichem Wege mehrere Wochen benötigt hätte. In dem Überschwang, der Iliador und seine Zeitgenossen überkam, ahnte freilich niemand, dass Qoray schon bald darauf dem Bösen verfallen, seinen Namen ändern und als Dunkelelf Margok die Kristallpforten nutzen würde, um Erdwelt mit Krieg und Vernichtung zu überziehen. Seither wurden die magischen Pforten nur noch in Ausnahmefällen wie diesem geöffnet, wo es um das Wohl des Reiches und die Zukunft des gesamten Elfenvolks ging. Alannah war schon früher mit dem Dreistern gereist, jedoch hatte sie die Passage nie zuvor als so berauschend empfunden. Ferne Länder, fremde Orte, kleine und große Ereignisse – all das schien an ihr vorbeizuziehen, während sie gleichzeitig das Gefühl hatte, von einer unwiderstehlichen Kraft angesogen zu werden, einem unsichtbaren Mahlstrom, der alle Materie an sich zu raffen schien – um sie schon im nächsten Augenblick wieder auszuspeien. Alannah fand sich auf beiden Beinen stehend, so als hätte sie die Kristallkammer von Shakara nie verlassen. Als sie jedoch blinzelnd die Augen öffnete, stellte sie fest, dass sie sich an einem gänzlich anderen Ort befand und dass der Dreistern einmal mehr das Unbegreifliche bewerkstelligt hatte. Die neue Umgebung war überwältigend. Zwar hatte die Elfin den Annun noch nie mit eigenen Augen gesehen, aber sie war überzeugt davon, dass es sich bei dem großen trapezförmigen Gebilde, das unter einer lichtdurchfluteten Kuppel hing und dessen sich nach oben und unten verjüngende Enden in glitzerndes Elfensilber gefasst waren, nur um den legendären Urkristall handeln konnte. Der Saga nach war in seinem Inneren ein Strahl von calada gefangen, dem ersten Lichtschein, dem einst alles Leben entsprungen war, und in der Tat hatte Alannah nie zuvor ein strahlenderes Licht und prachtvollere Helligkeit erblickt. Sie blendete nicht in den Augen wie das grelle...