Pausch / Siedau | Todesspuren: Provinzkrimi Österreich | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Pausch / Siedau Todesspuren: Provinzkrimi Österreich

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

ISBN: 978-3-902784-96-4
Verlag: Federfrei Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In Salzburg hat sich ein aufsehenerregendes Verbrechen ereignet. Jemand hat in der Vorweihnachtszeit Wolfgang Amadeus Mozarts Kopf abgesägt, besser gesagt seiner weltberühmten Statue am Mozartplatz. Obwohl es sich um keinen Mord handelt, wird Inspektor Fink mit dem Fall betraut, der diesen aber nicht ernst nimmt. Brisanter ist hingegen der Fund, den man kurze Zeit später bei einer touristischen Schatzsuche in Obertauern macht: ein menschliches Bein, an dem sich noch ein Schi befindet. Einige Zeit später macht ein Tourist in der italienischen Partnerstadt Obertauerns - in Lignano - eine schreckliche Entdeckung: er gräbt einen abgetrennten Arm aus, dessen Hand noch verkrampft einen Tennisschläger hält. In seinen Ermittlungen wird der Salzburger Kriminalinspektor nicht nur mit mysteriösen Todesspuren, sondern auch mit seinem Freund Pfarrer Kreinhuber, mit einer italienischen Kommissarin, Mittelsmännern der Mafia sowie Vertretern aus den höchsten Kreisen des Vatikans konfrontiert.
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Kapitel 1
Der Christkindlmarkt hatte längt zugesperrt, als Hans Klauber, der stadtbekannte Rossknödelsammler, um vier Uhr früh ziemlich angeheitert nach Hause wankte. Er hatte einen schönen Abend zuerst bei einem Glühweinstandl, dann im Zirkelwirt, dann in der Paulistubn und schließlich noch in irgendeiner anderen Spelunke verbracht. Tagsüber war er wie immer seinem ehrenwerten Beruf nachgegangen und hatte die Knödel der Fiaker-Rösser eingesammelt, die sie im eleganten Trab gerne fallen ließen und die von unbedarften Laien auch als Pferdeäpfel bezeichnet wurden. Dem Hans gefielen diese kulinarischen Ausdrücke für seine Sammelobjekte sehr, denn er liebte die Rösser und alles, was sie von sich gaben. Als er nun über den schneebedeckten Residenzplatz in Richtung Mozartplatz stapfte, mit einem leisen Liedchen auf den Lippen, da sinnierte er so vor sich hin und über seinen Beruf nach. Eigentlich war er ja Wegemacher, so die offizielle Bezeichnung für seine Tätigkeit. Die meisten Salzburger kannten dieses seriöse Wort aber nicht. Und auch dem Hans gefiel »Rossknödelsammler« weit besser. Als er so dahinwankte, fielen ihm die eigenartigsten Dinge ein. So wunderte er sich darüber, dass es in keinem einzigen Salzburger Restaurant ein Fiaker-Gulasch mit Rossknödeln gab. Bei diesem Gedanken lachte er laut auf. Die Stadt war um diese Zeit menschenleer, und der Schnee hüllte sie in ein weißes Kleid. Er knirschte unter Klaubers wankenden Schritten, als dieser den Mozartplatz erreichte. Wie immer, wenn er an diesem Ort vorüberkam, begann der Hans, die »kleine Nachtmusik« zu pfeifen. Dabei spielte es für ihn keine Rolle, ob es grad Nacht oder Tag war. Mozart hatte ja keine kleine Tagmusik geschrieben, auch keine große, und somit hätte man tagsüber ohnehin nie was Passendes pfeifen können. Aber jetzt war Nacht, und die Melodie passte vortrefflich. Klauber war ein ziemlich gebildeter Mann, auch wenn er aus einfachen Verhältnissen stammte. Er musste als Rossknödelsammler ja stets hinter den Fiakern herfahren, die den Touristen allerlei Geschichten erzählten, welche er sich zu merken versuchte. Auf diese Weise hatte er vieles erfahren, was es über Salzburg zu erfahren gab, und besonders viel über Salzburgs berühmtesten Sohn, den Wolfgang Amadeus, auf dessen Platz er nun die kleine Nachtmusik pfiff. Dieses Pfeifen klang mystisch, und Hans genoss den Umstand, dass es hier niemand anders gab als ihn und den alten Amadeus, dem er sich immer weiter annäherte. Als er nun, wie gewohnt, das Denkmal des großen Künstlers begrüßen wollte, da kam es ihm vor, als wäre heute etwas anders, als fehle irgendwas. Ja, es schien ihm, als hätte Mozart keinen Kopf. Das konnte nur eine Fata Morgana sein, dachte Hans, obwohl er wusste, dass diese im Winter eher selten vorkamen. Wahrscheinlich hatte er so weit über den Durst getrunken, dass er nicht wie in solchen Fällen üblich zwei Köpfe sah, sondern dafür gar keinen. Unmöglich. Das konnte keinesfalls wahr sein. Klauber rieb sich die Augen mit dem nassen Schnee. Er ging noch näher an die Statue heran. Tatsächlich: Er hatte sich nicht getäuscht. Jemand hatte Wolfgang Amadeus Mozart den Kopf abgeschlagen. Der Rossknödelklauber mutmaßte sofort, dass Salieri der Täter gewesen sein könnte, aber dann fiel ihm ein, dass der ja schon lange nicht mehr lebte. In seinem Rausch suchte er den ganzen Platz nach dem Schädel ab, fand ihn aber nicht. Er lief sogar bis zum Papagenoplatz und stellte beruhigt fest, dass wenigstens der dort platzierten Vogelfängerstatue nichts fehlte. Dann ging er zurück zum Tatort. Noch einmal prüfte er, ob er nicht vielleicht doch eine Halluzination gehabt hatte, aber nein: Mozart war immer noch völlig kopflos. So nahm Hans Klauber sein Mobiltelefon, wählte die Nummer der Polizei und verlangte die KRIPO. Als Inspektor Werner Fink gemeinsam mit zwei Kollegen und der Spurensicherung am Tatort eintraf, war es etwa fünf Uhr dreißig. Der Rossknödelsammler war inzwischen durch den Schock und die ganze Aufregung völlig ausgenüchtert. Er befand sich in einer höchst eigenartigen Stimmung. Schließlich hatte er noch nie eine Leiche entdeckt, und schon gar nicht eine so prominente. »Wo ist jetzt die Leiche?«, fragte Fink, nachdem die üblichen Begrüßungsfloskeln ausgetauscht waren. »Da oben, Herr Kommissar«, antwortete Hans Klauber und zeigte mit seinem Finger auf die Mozartstatue. »Inspektor«, korrigierte ihn Fink, der es nicht mochte, als Kommissar angesprochen zu werden. Kommissare gab es nur in Deutschland und im Film, aber nicht bei der österreichischen Polizei. Die meisten Österreicher wussten das aber nicht, daher war Fink den Titel »Kommissar« schon gewohnt. Manchmal ließ er es durchgehen und ignorierte es, aber an einem Wintertag um fünf Uhr morgens ließ er gar nichts durchgehen. Er war grantig und verstand außerdem überhaupt nicht, was ihm der Klauber Hans sagen wollte mit seinem Fingerzeig in Richtung Mozart. »Wo das Mordopfer ist, hab ich gefragt«, wiederholte er daher. »Ja, da! So schauen S’ doch hin, Herr Kommissar. Da steht er ja, der hinige Mozart.« Jetzt erst bemerkte Fink den fehlenden Kopf der Statue, und langsam dämmerte es sowohl am Salzburger Himmel als auch in Finkens Hirn. »Sagen Sie«, begann er nun in strengem Ton, »wollen Sie uns papierln? Sie haben bei der Polizei angerufen und einen Mord gemeldet.« Der Wegemacher nickte eifrig: »Ja, ja! Ja, ist das denn kein Mord, wenn sie dem Mozart seinen Schädel absageln? Das ist doch ein Kapitalverbrechen. Das ist ja unser berühmtester Sohn, der Mozart. Wenn man dem seinen Schädel nimmt, dann ist das wie ein Mord an der Salzburger Altstadt, am Salzburger Erbe, an der Kultur und dem gesamten Tourismus.« Fink schaute sich unter den umstehenden Kollegen um, um festzustellen, ob die dasselbe gehört hatten wie er. An deren Reaktionen bemerkte er, dass dem wohl so war. Die junge Kollegin Klara Maiwald grinste, und der ältere, elendslange Cornelius Fritsch, mit dem Fink schon seit fast zwei Jahrzehnten zusammenarbeitete, stand kurz vor einem Lachanfall. Die Spurensicherer hatten weniger Humor und schüttelten nur den Kopf. »Herr Klauber. Sie wollen uns sagen, dass der Mord, den Sie gemeldet haben, an der Mozartstatue vollzogen wurde und es kein lebendiges Opfer gibt, das heißt, kein Opfer, das jemals lebendig war?«, fragte der Inspektor, um ganz sicherzugehen, dass er alles richtig verstanden hatte. Klauber räusperte sich und holte nun zu einem historisch nicht ganz korrekten Monolog aus, weil er dachte, der komische Vogel von Polizist hätte noch nie etwas von Mozart gehört: »Also, Herr Kommissar … Inspektor, mein ich! Das haben Sie falsch verstanden. Der Mozart war schon einmal lebendig, wissen Sie. Der hat im Mittelalter gelebt in etwa, ungefähr. Das war ein Musikant aus Salzburg, und wegen dem kommen im Jahr Millionen Menschen aus der ganzen Welt in unsere Stadt und fahren mit den Fiakern. Und die Rösser von diesen Fiakern scheißen uns dann die Straßen voll mit ihren Knödeln, und ich klaub sie auf, verstehen Sie? Der Mozart war sehr bekannt, drum hab ich einen Job. Und deshalb steht er heute da, damit ihn alle Touristen anschauen können. Aber jetzt ist er, na ja, jetzt ist er ohne Kopf eben.« Cornelius Fritsch ließ nach dieser Erklärung seinem sich anbahnenden Lachanfall freien Lauf und platzte lautstark los. Auch Kollegin Maiwald konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Fink, der manchmal ein echter Spaßvogel sein konnte, schloss sich dem allgemeinen Amüsement nicht an, sondern waltete seines Amtes. Er notierte sich die Aussagen des Rossknödelsammlers in seinem Notizblock, hielt die Spurensicherer an, an der Statue nach Fingerabdrücken und anderen Spuren zu suchen und bat Hans Klauber, sich für weitere Aussagen bereitzuhalten. Wenig später saß Fink in seinem Stammlokal, dem Café Tomaselli am Alten Markt, um zu frühstücken. Man sagte, es sei das älteste Kaffeehaus Salzburgs, gegründet im Jahre 1703, und wahrscheinlich stimmte das auch. Fink war ein treuer Kunde und hatte seinen Stammplatz, von dem aus er den Rest des Raumes und auch den Alten Markt gut überblicken konnte und dennoch ungestört war. Er hatte seinen Lieblingskellner und seine Lieblingskuchenfrau, denn die Kuchen wurden dort nicht vom Ober serviert, sondern per Bauchladen von freundlichen Damen kredenzt. Fink mochte das Tomaselli aus vielen Gründen. Erstens war es ein echt österreichisches Kaffeehaus, obgleich es einen italienischen Namen hatte und mittlerweile fast keiner der Ober mehr die österreichische Staatsbürgerschaft besaß, sehr wohl aber die meisten aus einem der ehemaligen Kronländer der Habsburgermonarchie kamen. Das gefiel dem Inspektor. Er war zwar kein Monarchist und noch viel weniger ein österreichischer Nationalist, ja, nicht einmal ein echter Patriot, aber doch ein wenig ein Romantiker. Zweitens gab es, und das hatte mit dem ersten Grund viel zu tun, dort wirklich hervorragenden Kaffee. Besonders hervorragend war die Melange, Finks Lieblingsgetränk. Ja, die Melange war für...


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