Paprotta | Die Höhle der Löwin | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Piper Spannungsvoll

Paprotta Die Höhle der Löwin

Ein Ina-Henkel-Kriminalroman
17001. Auflage 2017
ISBN: 978-3-492-98322-8
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Ina-Henkel-Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Piper Spannungsvoll

ISBN: 978-3-492-98322-8
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein spannender, psychologisch fein gestrickter Kriminalroman - ausgezeichnet mit dem Friedrich-Glauser-Preis Der blonde Racheengel. So wurde sie nach dem brutalen Mord an ihrem Lebensgefährten genannt. Jetzt ist Denise Berninger aus der Haft geflohen. Nach Bukarest, einer fremden, unbarmherzigen Stadt. Kommissarin Ina Henkel macht sich auf den Weg dorthin, auf die Jagd nach einer scheinbar durchgeknallten Frau. Was aber sucht Denise Berninger in Bukarest? Und hat sie damals nicht vielleicht doch das Richtige getan? Astrid Paprotta stellt ihre Kommissarin Ina Henkel auf eine harte Probe und lässt sie im Trubel einer fremden Stadt mehr und mehr zweifeln »Wenn Ihnen dieser Name noch nichts sagt, dann haben Sie die intelligentesten Kriminalromane verpasst, die derzeit in Deutschland geschrieben werden.« (Die Welt) »Wenn nicht alles täuscht, ist Astrid Paprotta eine deutsche Nachfolgerin der großen Patricia Highsmith.« (Die Zeit)

Astrid Paprotta lebt als freie Autorin in Frankfurt, dem Schauplatz all ihrer Bücher. Für ihre Kriminalromane um Kommissarin Ina Henkel, deren Fälle sämtlich zu den »Krimihöhepunkten des Jahres zählen« (Die Welt), wurde sie mit dem Deutschen Krimipreis und dem renommierten »Glauser« ausgezeichnet. Nach »Mimikry«, »Sterntaucher«, »Die ungeschminkte Wahrheit« und »Die Höhle der Löwin« erschien zuletzt »Feuertod«, in dem erstmals der Frankfurter Hauptkommissar Niklas und sein LKA-Kollege Potofski ermitteln.

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2
Denise Berninger kann dich töten, hatte der Kollege zur Begrüßung gesagt. Er fragte nicht, wie der Flug gewesen war, sondern erwähnte lieber gleich, was mißlingen könnte: alles. Die Frage nach dem Flug beantwortete sie sich selbst, als sie ins Freie traten: ruhig, ein Atemholen fast ohne Erinnerung. Sie hatte so lange vor sich hingestarrt, bis die Frau neben ihr wissen wollte, ob es ihr nicht gut ginge – etwa Flugangst? Doch, klar, hatte sie gesagt, das heißt nein, keine Flugangst, und sich in ihr Wörterbuch vertieft, weil sie keine Lust auf eine Unterhaltung hatte. Es schien ihr aber bald hoffnungslos, sich mit der rumänischen Sprache zu beschäftigen, weil sie über jedem zweiten Wort ein Häkchen sah, das wohl Auswirkungen auf die Aussprache hatte. Bei der Landung hatte die freundliche Mitreisende ihr noch viel Vergnügen gewünscht und hinzugefügt, Bukarest müsse man mögen, dann gefiele es einem auch. Bukarest spielte auf, mit schrillem Hupen und hellen Rufen. Vor dem Flughafengebäude riefen die Taxifahrer ihre Preise durcheinander, untermalt vom Händeklatschen, mit dem Busfahrer ihre Passagiere zur Eile antrieben. Über allem lag das hohe Sirren, mit dem ein heftiger Wind über den Platz fegte. Ina sah zu, wie der Kollege ihren Koffer zwischen die Füße klemmte und fuchtelnd mit einem Taxifahrer verhandelte. Sie kannte ihn kaum, Hauptkommissar Robert Reich von der Fahndung, den sie einmal beim Schießtraining getroffen hatte, und der Mühe zu haben schien, sich an diese Begegnung zu erinnern. Die Kollegin von der Mordkommission, die bei jeder Übung schneller war als du, was du nicht so recht ertragen konntest, kannst du dich erinnern? Oberkommissarin Ina Henkel, für die Fahndung nur ausgeliehen, noch nie bei der Fahndung gewesen und schon gar nicht in Rumänien, weder weltmännisch noch polyglott, jetzt aber nach Bukarest entsandt, wobei die Abschiedsworte ihrer Vorgesetzten ähnlich aufbauend gewesen waren wie die Begrüßung des Kollegen Reich: »Das kann auch fehlschlagen, bedenken Sie das.« Aber ein Scheitern würde sie ja nicht mehr mitbekommen, da gab es also auch nichts zu bedenken – »Denise Berninger kann dich töten«, hatte Robert Reich gesagt, da hatte sie ihm noch nicht einmal die Hand gegeben, »das macht sie mit links.« Als er sie heranwinkte, weil er sich mit dem Taxifahrer geeinigt hatte, hüllte der plötzlich auffrischende Wind ihn in eine Wolke aus Staub, und sekundenlang nahm sie seine Handbewegung wie das hämische Fingerausstrecken eines Fabelwesens wahr, das ihr befahl, wieder zu gehen. Ina setzte sich neben ihn auf die Rückbank und sagte: »Sie ist Rechtshänderin. Wenn, dann macht sie es mit rechts.« Daß sie es nicht zu leicht nehmen sollte, sagte Robert Reich im Hotel, hier in einer fremden Stadt, ohne Befugnisse und weitgehend ohne Sicherung, daß es eng werden könnte und sie dann sehen müßte, wo sie bliebe. Eng war es schon, das Zimmer war klein, das Hotel war klein, doch unten auf der Straße stand ein bemalter Jaguar. Im Taxi hatte Robert den Reiseführer gespielt, der alles tat, der Reisenden die Stadt zu verleiden; »alles dem Volk abgepreßt«, sagte er, als sie durch die breitesten Boulevards, die sie je gesehen hatte, an den Monumentalbauten Ceausescus vorbeifuhren, »dieser ganze Krempel.« Doch dann rasten sie durch Hochhaussiedlungen und triste Straßen, in denen die grauen Häuser aussahen, als hätte man schon einmal damit begonnen, sie abzureißen, es sich dann aber wieder anders überlegt, weil man für die Menschen darin woanders keinen Platz gefunden hatte. Verkehrsschilder schienen keine Bedeutung zu haben, und aus jedem Wagen drang eine andere laute Musik. Bukarest sei ein versmogtes Chaos, hatte Robert gesagt, worauf Ina erwiderte, es sei doch sehr schön, weil sie das Gefühl hatte, daß der Taxifahrer jedes Wort verstand. »Nein«, sagte Ina und lehnte sich gegen die Fensterbank. »Manchmal funktioniert das warme Wasser nicht.« Robert pustete Staub von der Scheibe. »Sie verstehen Englisch, sie sprechen es nur nicht besonders gern. Was meinst du mit nein?« »Ich nehme es nicht zu leicht.« »Das sagt sich so.« Er prüfte seine gepflegten Fingernägel. Alles an ihm war gepflegt. Mit seinem weißen Hemd und der rotweißen Krawatte, mit schwarzer Hose und blankgeputzten, weichen Lederschuhen sah er nicht so aus, wie Inas Freundinnen sich einen Zielfahnder vorstellten, den stellten sie sich zumindest mit Jeansjacke, Ohrring und Dreitagebart vor. Robert Reich hätte ein emsiger Student sein können, sechstes Semester Betriebswirtschaft ohne Bafög, weil Papi gut verdient. »Warm heißt auf rumänisch übrigens kald«, sagte er. »Aber, wie gesagt, sie verstehen Englisch. Kaffee?« Ina schüttelte den Kopf. »Wann hast du die Berninger zuletzt gesehen?« »Gestern. Ganz in der Nähe, am Gara de Nord, das ist der Hauptbahnhof.« Er zupfte an seinem Hemdkragen herum. Es war warm, und er hätte die Krawatte abnehmen können, doch so etwas tat er wohl nicht. »Sie hat noch nichts flüssig, das ist sicher, verschwindet in einer ziemlich miesen Straße.« »Wie sieht sie aus?« Ina sah zu, wie Robert sich ausdauernd die Nasenflügel rieb. Sie hatte plötzlich das Gefühl, er könnte es sich mit ihr verscherzen, wenn er jetzt fragen würde: Wie soll sie schon aussehen? »Gut«, sagte er nach einer Weile. »Und schlecht.« »Aha.« »Bescheiden gekleidet«, sagte er, »wenn man bedenkt, was sie einmal gewesen ist. Haare immer noch schulterlang, nicht mehr so blond, etwas dunkler. Violetta.« »Wer?« »La Traviata.« Er sah nicht aus, als wollte er witzig sein. »Die Oper, auch bekannt als Film mit Greta Garbo, Die Kameliendame. Wie lungenleidende Frauen halt aussehen, sie üben einen gewissen Reiz aus.« Er zog ein Foto aus seiner Brusttasche und reichte es ihr. »Die Garbo mag ich nicht«, murmelte Ina. »Ich fand Marlene immer besser.« Sie hielt das Foto nach unten. La Traviata hatte sie sogar gesehen, weil sie einen Mann geliebt hatte, der sie in jede Oper geschleppt und nach drei Jahren für hoffnungslos proletenhaft erklärte hatte, weil ihr keine gefiel. Traviata, was für ein feierlicher Akt fürs Abkratzen, nicht? Sie fand das komisch, er nicht. Sie liebte Rockmusik, Kino und Mode, das sei ihm zu doof, hatte er gesagt. Aber sie wußte nicht immer, was sie wollte; ein anderes Leben, das schon. Sie wollte weg von der Mordkommission, zur Fahndung, jetzt war sie hier und wollte nicht bleiben. Schließlich sah sie hin. Ein beliebiges Foto, aus größerer Entfernung aufgenommen. Die Zielperson stand an einer Bushaltestelle und blickte in den Himmel, als prüfe sie, ob es anfing zu regnen. Hallo, Denise. Ina ließ das Bild wieder sinken. Du Miststück. Du Engel. »Ja«, sagte sie nur. Robert sagte ruhig: »Ich habe ein mieses Gefühl.« Daß es eine ungute Geschichte sei, sagte er beim Abendessen, als sehe man von einem Gebäude nur die Hälfte und wußte nicht, ob die andere schon eingestürzt war. Sie sah ihn lange an bei diesen Worten und grübelte ihrem Sinn hinterher, doch fragte sie ihn nicht, sie redete überhaupt nicht sehr viel. In dem kleinen Restaurant am Ende der Straße hingen zwei Poster von Brad Pitt; vielleicht war er hier Gast gewesen, oder die alte Wirtin, die mit einer Hand servierte, weil sie die andere für einen Stock brauchte, liebte ihn einfach. Ina hatte Moussaka bestellt, außer Pasta das einzige Gericht auf der Karte, das sie entziffern konnte. Zwar hatte Robert vage erklärt, was Pilaf de berbecc sei, etwas mit Hammelfleisch, doch klang das, als müsse man hinterher ein paar Schnäpse trinken. Ungut. Die ehemalige TV-Moderatorin Denise Berninger, die ihren Lebensgefährten mit elf Messerstichen getötet hatte, war wegen Totschlags zu sieben Jahren verurteilt worden, erkrankte nach einem Jahr Haft an Lungentuberkulose und konnte mit Hilfe eines Pflegers aus der Klinik fliehen. Das war nur ein Teil der Geschichte, die Robert Reich eine ungute nannte, doch die Boulevardblätter hatten den Schnelldurchlauf geschafft: Racheengel, Todesengel, gefallener Engel, Deutschlands meistgesuchte Frau – zumindest das war geschenkt, denn so viele Frauen suchte man gerade nicht. Zur Geschichte gehörte aber auch, daß es für Ina Henkel keinen Zeitraffer mehr gab, alles lief in Zeitlupe, und sie sah sich einzelne Szenen wie eine Schauspielerin an, die bei der Premiere merkt, daß das Drehbuch nichts taugt. Der Morgen nach der Festnahme, tratschende Polizisten im ganzen Haus, die einander die Anzahl der Messerstiche zurufen, als wären es schwer begreifliche Lottozahlen, neun, zehn, elf! Die Berninger war doch ihre große, ferne Liebe gewesen, ihre Eisfrau, die bei der Präsentation ungelöster Kriminalfälle so durchdringend in die Kamera zu starren pflegte, daß die Presse sie zur Crime-Königin ernannt hatte – zur schönen Crime-Königin – und manche Zuschauer glaubten, sie sei tatsächlich eine strafende Instanz; bitte kümmern Sie sich mal um meinen Nachbarn, schrieben sie ihr, mit dem stimmt etwas nicht. Doch sie kümmerte sich um ihren Mann. Der erste Prozeßtag, es brennt, als die Angeklagte in den Gerichtssaal geführt wird, die Luft brennt von den Blitzen der Fotografen und den Blicken der Zuschauer. Sie hat zwei Anwälte, renommierte Anwälte natürlich, einen älteren, der Manager, Anarchisten und Politiker verteidigte und vor Gericht das große Wort führt, und einen jüngeren, der ständig mit ihr tuschelt, ohne daß...


Paprotta, Astrid
Astrid Paprotta lebt als freie Autorin in Frankfurt, dem Schauplatz all ihrer Bücher. Für ihre Kriminalromane um Kommissarin Ina Henkel, deren Fälle sämtlich zu den »Krimihöhepunkten des Jahres zählen« (Die Welt), wurde sie mit dem Deutschen Krimipreis und dem renommierten »Glauser« ausgezeichnet. Nach »Mimikry«, »Sterntaucher«, »Die ungeschminkte Wahrheit« und »Die Höhle der Löwin« erschien zuletzt »Feuertod«, in demerstmals der Frankfurter Hauptkommissar Niklas und sein LKA-Kollege Potofski ermitteln.



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