Ostwald / Sarkowicz / Boehncke | Lieder aus dem Rinnstein | Buch | 978-3-8477-0450-8 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 450, 432 Seiten, Format (B × H): 130 mm x 219 mm, Gewicht: 664 g

Reihe: Die Andere Bibliothek

Ostwald / Sarkowicz / Boehncke

Lieder aus dem Rinnstein

Ediert von Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz

Buch, Deutsch, Band 450, 432 Seiten, Format (B × H): 130 mm x 219 mm, Gewicht: 664 g

Reihe: Die Andere Bibliothek

ISBN: 978-3-8477-0450-8
Verlag: AB Die Andere Bibliothek


Es ist die Poesie des Rinnsteins, die Hans Ostwald (1873–1940) zusammengetragen hat: derb, skandalös, erotisch und anrüchig, von der Landstraße, aus Gefängnissen und verrufenen Großstadtquartieren – von den Rändern der Gesellschaft.Hier wurden sie zum ersten Mal zu Literatur: die Lieder der Vagabunden, der von der Gesellschaft Ausgegrenzten; bettelnd, arbeitslos und sich prostituierend. Hans Ostwald hob sie aus dem Rinnstein der Gesellschaft ins öffentliche Bewusstsein – in vielfachen Buchauflagen.
Hans Ostwald stammte aus einem Berliner Arbeiterhaushalt, sein Vater war Schmied, er wurde zum Gesellen im gleichen Metier, bald arbeitslos und vagabundierte als Gelegenheitsarbeiter. So begann seine eigentliche Lehrzeit fürs Leben: Er ging etwa 18 Monate lang »auf die Walze« und lernte auf diese Weise die Sprache der »Tippelbrüder«, ihre geheime Zeichensprache mit »Zinken«, ihr Rotwelsch, ihre Sprüche, Bräuche – und Lieder. Das war die maßgebliche Quelle seiner enorm erfolgreichen
Lieder aus dem Rinnstein
. Deren zwei Folgebände verdankten sich seiner Bitte, ihm weitere, ähnliche Lieder zu schicken, die er auf ihre Herkunft überprüfte – und jedem seiner Bände, so zu ermitteln, die Lebensläufe der Autoren beifügte.

In seiner berüchtigten Rinnstein-Rede von 1901 forderte Kaiser Wilhelm II. eine Kunst, die »erhebt, statt dass sie in den Rinnstein niedersteigt«. Hans Ostwalds
Lieder aus dem Rinnstein
antworteten umgehend: Sie begründeten ein neues und erstmals schriftlich überliefertes poetisches Genre, »gleichartig mancher vollendeten Kunstpoesie« und gerichtet gegen diejenigen, »die stets nur auf dem Bürgersteig wandeln«.
In den avantgardistischen oder heimlichen, zunächst als skandalös empfundenen Gruppen und Bewegungen der zu Ende gehenden Kaiserzeit und der Weimarer Republik wurden diese Lieder – oft verbunden mit einer »singbaren, weitverbreiteten Melodie« – rasch populär. Nach dem Ende des Nationalsozialismus belebten unter anderen Hein & Oss, Walter Moßmann oder Franz Josef Degenhardt diese Tradition neu.
Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz haben aus Hans Ostwalds drei Bänden seiner
Lieder aus dem Rinnstein
(erschienen 1903–1906) die besten Texte ausgewählt und mit Kostproben aus Ostwalds 1910 erschienener Sammlung
Erotische Volkslieder aus Deutschland
bereichert. Dazu klärt eine Einführung über die Geschichte und Biographie von Hans Ostwald auf und kommentiert viele seiner Lieder.

Heiner Boehncke (geb. 1944) und Hans Sarkowicz (geb. 1955)  haben sich in den letzten Jahren in der Anderen Bibliothek mit detektivischem Spürsinn auf die Wiederentdeckung vergessener oder verdrängter Autoren und Autorinnen der deutschen Literatur spezialisiert. Zuletzt erregten sie Aufsehen mit dem Band
Der fremde Ferdinand
, einer Märchen- und Sagensammlung des verborgenen Bruders der Brüder Grimm.

Ihr Liederbüchlein
Schlimmer Gauner, schöne Lieder
hat sie schon einmal in den Themenkreis der Vaganten- und Vagabundendichtung geführt. In ihren Büchern über Land- und Seeräuber räumten sie mit den Mythen vom guten Räuber auf, der seine Beute mit den Armen teilt.

Heiner Boehncke war Professor für vergleichende und allgemeine Literaturwissenschaft an den Frankfurter Goethe-Universität und Gastprofessor am Leipziger Literaturinstitut. Er ist Mitglied des PEN und leitete bis 2021 das Rheingau Literatur Festival. Hans Sarkowicz war bis 2021 beim Hessischen Rundfunk, zuletzt verantwortlich für die Hörfunk-Kulturwelle hr 2. Als Lehrbeauftragter unterrichtet er an den Universitäten in Gießen und Frankfurt am Main. Bisher erschienen:
Grimmelshausen
(Band 323), Johann Kaspar Riesbecks
Briefe eines reisenden Franzosen
(Folioband, 2013),
Monsieur Göthé
(Band 391, zusammen mit Joachim Seng) und die
Lebenserinnerungen des Malerbruders Ludwig Emil Grimm
(Folioband, 2015) sowie
Der fremde Ferdinand. Märchen und Sagen des unbekannten Grimm-Bruders
(Band 428).
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Weitere Infos & Material


Bax, Susanne
Susanne Bax ist 1973 in Paderborn geboren und auf einem Bauernhof aufgewachsen. Nach Abitur und Ausbildung 1995 Umzug nach Leipzig, Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (Diplom bei Prof. Günter Karl Bose, 2001). Seit Ende 1999 in Berlin. Mitglied im Grafikbüro cyan von 2000 bis 2003. Danach und bis heute selbstständig tätig als Grafik-Designerin mit Schwerpunkt Drucksachen / Kataloge / Bücher im Kunstbetrieb. Arbeitet für das Kirchner Museum Davos, das Ernst Barlach Haus Hamburg, die Hamburger Kunsthalle, die Hermann Reemtsma Stiftung Hamburg, Imi Knoebel und weitere Museen und Künstler.

Boehncke, Heiner
Heiner Boehncke, geboren 1944, war Professor für Vergleichende und Allgemeine Literatur-wissenschaft an der Frankfurter Goethe-Universität. Professor für vergleichende und allgemeine Literaturwissenschaft an den Frankfurter Goethe-Universität und Gastprofessor am Leipziger Literaturinstitut. Er ist Mitglied des PEN und leitete bis 2021 das Rheingau Literatur Festival. Er war zehn Jahre lang Vorsitzender der Lesegesellschaft der Anderen Bibliothek und ist ebenso wie Hans Sarkowicz durch seine Studien dem Werk von Grimmelshausen verbunden. Außerdem ist er Mitautor einer vielbeachteten Geschichte der Familie von Georg Büchner.

Ostwald, Hans
Der 1873 in Berlin geborene Hans Otto August Ostwald führte während seiner Monate „auf der Walz“ ein Tagebuch, das er als „ersten und echten deutschen, halb autobiographischen Landstreicherroman“ unter dem Titel Vagabonden (1900) veröffentlichte, der ihm ein Leben als freier Schriftsteller ermöglichte. Er wurde ein umtriebiger Autor, Journalist und Herausgeber. Sein Interesse für die Subkulturen vor allem Berlins brachten ihn mit den literarischen und wissenschaftlichen Avantgarden seiner Zeit zusammen, er betrieb zwischen 1904 und 1908 ein Projekt zur Stadtethnographie, das er in einer fünfzigbändigen Buchreihe unter dem Titel Großstadt-Dokumente mitherausgab.

Sarkowicz, Hans
Hans Sarkowicz, geboren 1955 in Gelnhausen,war bis 2021 beim Hessischen Rundfunk, zuletzt verantwortlich für die Hörfunk-Kulturwelle hr 2. Als Lehrbeauftragter unterrichtet er an den Universitäten in Gießen und Frankfurt am Main. Er ist Autor von Biographien, u.a. über Erich Kästner und Heinz Rühmann (zusammen mit Franz Josef Görtz), Mitherausgeber der Werke von Erich Kästner und hat zahlreiche Bücher zu kulturgeschichtlichen, historischen und politischen Themen verfasst.

Hans Sarkowicz, geboren 1955 in Gelnhausen,war bis 2021 beim Hessischen Rundfunk, zuletzt verantwortlich für die Hörfunk-Kulturwelle hr 2. Als Lehrbeauftragter unterrichtet er an den Universitäten in Gießen und Frankfurt am Main. Er ist Autor von Biographien, u.a. über Erich Kästner und Heinz Rühmann (zusammen mit Franz Josef Görtz), Mitherausgeber der Werke von Erich Kästner und hat zahlreiche Bücher zu kulturgeschichtlichen, historischen und politischen Themen verfasst.Heiner Boehncke, geboren 1944, war Professor für Vergleichende und Allgemeine Literatur-wissenschaft an der Frankfurter Goethe-Universität. Professor für vergleichende und allgemeine Literaturwissenschaft an den Frankfurter Goethe-Universität und Gastprofessor am Leipziger Literaturinstitut. Er ist Mitglied des PEN und leitete bis 2021 das Rheingau Literatur Festival. Er war zehn Jahre lang Vorsitzender der Lesegesellschaft der Anderen Bibliothek und ist ebenso wie Hans Sarkowicz durch seine Studien dem Werk von Grimmelshausen verbunden. Außerdem ist er Mitautor einer vielbeachteten Geschichte der Familie von Georg Büchner. 
Der 1873 in Berlin geborene Hans Otto August Ostwald führte während seiner Monate „auf der Walz“ ein Tagebuch, das er als „ersten und echten deutschen, halb autobiographischen Landstreicherroman“ unter dem Titel
Vagabonden
(1900) veröffentlichte, der ihm ein Leben als freier Schriftsteller ermöglichte. Er wurde ein umtriebiger Autor, Journalist und Herausgeber. Sein Interesse für die Subkulturen vor allem Berlins brachten ihn mit den literarischen und wissenschaftlichen Avantgarden seiner Zeit zusammen, er betrieb zwischen 1904 und 1908 ein Projekt zur Stadtethnographie, das er in einer fünfzigbändigen Buchreihe unter dem Titel
Großstadt-Dokumente
mitherausgab.
Susanne Bax ist 1973 in Paderborn geboren und auf einem Bauernhof aufgewachsen. Nach Abitur und Ausbildung 1995 Umzug nach Leipzig, Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (Diplom bei Prof. Günter Karl Bose, 2001). Seit Ende 1999 in Berlin. Mitglied im Grafikbüro cyan von 2000 bis 2003. Danach und bis heute selbstständig tätig als Grafik-Designerin mit Schwerpunkt Drucksachen / Kataloge / Bücher im Kunstbetrieb. Arbeitet für das Kirchner Museum Davos, das Ernst Barlach Haus Hamburg, die Hamburger Kunsthalle, die Hermann Reemtsma Stiftung Hamburg, Imi Knoebel und weitere Museen und Künstler.


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