Ortmann | Organisation und Welterschließung | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 334 Seiten, eBook

Reihe: Organisation und Gesellschaft

Ortmann Organisation und Welterschließung

Dekonstruktionen

E-Book, Deutsch, 334 Seiten, eBook

Reihe: Organisation und Gesellschaft

ISBN: 978-3-531-90921-9
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Organisationen sind Veranstaltungen der Welterschließung. Ihr Sinn ist die organisierte Fest-Stellung von Bedeutungen und Handlungsweisen angesichts unabstellbarer Mehrdeutigkeit und Veränderlichkeit. Kann angesichts dessen der Diskurs um die so genannte Postmoderne die Organisationstheorie bereichern? Das Buch gibt eine entschiedene Antwort, nicht nur programmatisch, sondern durch dekonstruktive Analysen der wichtigsten Organisationsprobleme. Themen sind:
• der Diskurs um die Postmoderne zwischen Habermas, Giddens und Derrida;
• organisationale Regelwerke und die Notwendigkeit ihrer Verletzung in der Anwendung;
• die Paradoxien der Entscheidung;
• die Ressourcen und ressourcenorientierte Ansätze des strategischen Managements;
• Vertrauen, Geld und Macht als Medien der Koordination und Kooperation;
• die Evolution der Kooperation.



Dr. Günther Ortmann ist Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
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Weitere Infos & Material


1;Inhalt;6
2;Vorwort zur 2. Auflage;10
3;Organisation und Welterschließung.;11
3.1;1 Tour d’horizon: Über die Riesen, auf deren Schultern wir stehen, und über die Fähigkeit des Erstaunens;11
3.2;2 Organisationssoziologie und Theorie der Unternehmung;14
3.3;3 Mehrdeutigkeit;15
3.4;4 Strukturation und Dekonstruktion;16
3.5;5 Welterschließung und Verriegelung;17
4;I Dekonstruktion;25
4.1;1. Wiedergänger der Moderne Derrida, Giddens und die Geister der Aufklärung;27
4.1.1;1 Déjà vu;27
4.1.2;2 Finish Move;29
4.1.3;3 Schachteln in Schachteln;30
4.1.4;4 Reflexivität und Rekursivität;32
4.1.5;5 Strukturation und Organisation;37
4.2;2. Post mortem? Nachrufe auf die Postmoderne Eine Polemik;40
4.2.1;1 Fünf Topoi eines common sense;40
4.2.2;2 Sokal‘s hoax;42
4.2.3;Postscriptum, 2007;45
4.2.4;3 Post mortem?;47
4.2.5;4 Im Reich des Bösen und des Guten: Mark Lilla;52
4.2.6;5 Quiescant in pace?;57
4.3;3. Derrida, Habermas und der Strudel der Geschichte;59
4.3.1;1 Kannitverstan;59
4.3.2;2 Noch ein Déjà vu;61
4.3.3;3 Ein institutionalisierter Denkstil;63
4.3.4;4 Der Strudel der Geschichte;65
4.3.5;5 Bedeutungsrelativismus?;68
4.3.6;6 Einebnung des Gattungsunterschieds zwischen Philosophie und Literatur? Performative Selbstwidersprüche?;70
4.3.7;7 Noch ein Gattungsunterschied: „Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse“;73
4.3.8;8 Warum es sich lohnt, Derrida zu lesen – sogar, um Organisationen besser zu verstehen;74
4.4;4. „Postmodernes“ Denken und neoliberale Politik Habermas in organisationstheoretischer Lesart;85
4.4.1;1 Freihandel und „Postmoderne“;85
4.4.2;2 Universalismus, Relativismus, Neoliberalismus;90
4.5;5. Deconstructing Tony Strukturation und Dekonstruktion;96
4.5.1;1 „... this threefold connotation of différance“;97
4.5.2;2 Die anwesende und abwesende Struktur;100
4.5.3;3 „... dead traditions of thought“;105
5;II Organisation;113
5.1;6. Organisation und Dekonstruktion.;115
5.1.1;1 Ein Hammer, ein Nagel und ein Pudding;115
5.1.2;2 Anything goes?;117
5.1.3;3 Organisation und Dekonstruktion – state of the art;120
5.1.4;4 Entscheidungsprozesse – eine dekonstruktive Analyse;122
5.1.5;5 Die Logik des Supplément;127
5.1.6;6 Das eingeschlossene Ausgeschlossene der Organisation;139
5.1.7;7 Zonen tolerierter Differenz;141
5.2;7. Buridans Esel verhungert nicht Notiz zur Paradoxie des Entscheidens;145
5.3;8. „Für Unbefugte verboten“ Über nahezu, aber nicht vollkommen tautologische Regeln.;148
5.4;9. Rollentheorie: Eine dekonstruktive Denkbewegung;150
5.5;10. Verträge, Standards, Private Governance Regimes Die Différance der Globalisierung und die Globalisierung der Différance;162
5.5.1;1 Soft Law Corporate Governance, Private Governance Regimes, Compliance;162
5.5.2;2 Contracting worlds;172
5.5.3;3 Standardisierung und Selbstorganisation;179
5.6;11. Eine stille Produktion Über Ressourcen und ihre Veränderung im Gebrauch;185
5.6.1;1 Wildern. Die Produktion von Gebrauchsweisen;187
5.6.2;2 Technik und Anwendungskontexte. Rekursionen;193
5.6.3;3 Produktion und Konsumtion;195
5.6.4;4 Trajektorien des Gebrauchs;197
5.6.5;5 Erzeugung und Erzeugnis;199
5.6.6;6 Der Zement der Gesellschaft. Ressourcen und Regeln; Regeln und Regelmäßigkeiten;201
5.6.7;7 Ressourcen, Organisation und strategisches Management;206
5.7;12. Organisationen als Placebo-Responder;211
5.7.1;1 Gute Besserung. Consulting als Placebo;211
5.7.2;2 Placebo als Metapher;214
5.7.3;3 Beispiele;215
5.7.4;4 Organisationen als Placebo-Responder;218
5.8;13. Organisationen und die Fabrikation von Identität;219
5.8.1;1 Etwas als etwas – die Identität von Dingen;219
5.8.2;2 Menschliche Identität;225
5.8.3;3 Die Identität von Organisationen;229
5.8.4;4 Identitätsfabrikation in und durch Organisationen;236
5.9;14. Richtigstellung, betreffend die Realität Zu Dirk Baeckers Rezension des Buches „Als Ob“;239
6;III Evolution und Kooperation Vertrauen, Geld, Macht;243
6.1;15. Die Ehre der Prizzis, oder: Vertrauen ist nicht der Anfang von allem Über Vertrauen und Relianz;245
6.1.1;1 Relianz, Vertrauen und die Ehre der Prizzis;245
6.1.2;2 Der zu clevere Agent;252
6.1.3;3 Pascals Wette;253
6.1.4;4 Vertrauen ist nicht der Anfang von allem;254
6.1.5;5 Zeugenschaft;258
6.2;16. „... die Natur, rot an Zähnen und Klauen“ Notiz über Evolution, Konkurrenz und Kooperation;259
6.3;17. Spandrillen der Organisation;263
6.4;18. „... die mysteriöse Einheit der Operation“ – Für und wider Niklas Luhmann.;268
6.5;19. „... ein neues Amalgam von Geld und Macht“ Briefwechsel mit Niklas Luhmann.;276
6.6;20. Anything goes. Rien ne va plus. Organisationswelten als Sinnprovinzen;279
6.6.1;1 Eindeutigkeit, Mehrdeutigkeit;279
6.6.2;2 Anything goes. Rien ne va plus.;281
6.6.3;3 Eine Welt, viele Welten?;284
6.7;21. „Die Wunde schließt der Speer nur, der sie schlug“?;289
6.7.1;1 Parsifal;289
6.7.2;2 Sisyphos. Ein Happy End;292
7;Literatur;295
8;Personenregister;317
9;Sachregister;323

Organisation und Welterschließung.- Organisation und Welterschließung.- Dekonstruktion.- Wiedergänger der Moderne Derrida, Giddens und die Geister der Aufklärung.- Post mortem? Nachrufe auf die Postmoderne Eine Polemik.- Derrida, Habermas und der Strudel der Geschichte.- „Postmodernes“ Denken und neoliberale Politik Habermas in organisationstheoretischer Lesart.- Deconstructing Tony Strukturation und Dekonstruktion.- Organisation.- Organisation und Dekonstruktion.- Buridans Esel verhungert nicht Notiz zur Paradoxie des Entscheidens.- „Für Unbefugte verboten“ Über nahezu, aber nicht vollkommen tautologische Regeln.- Rollentheorie: Eine dekonstruktive Denkbewegung.- Verträge, Standards, Private Governance Regimes Die Diff érance der Globalisierung und die Globalisierung der Diff érance.- Eine stille Produktion Über Ressourcen und ihre Veränderung im Gebrauch.- Organisationen als Placebo-Responder.- Organisationen und die Fabrikation von Identität.- Richtigstellung, betreffend die Realität Zu Dirk Baeckers Rezension des Buches „Als Ob“.- Evolution und Kooperation Vertrauen, Geld, Macht.- Die Ehre der Prizzis, oder: Vertrauen ist nicht der Anfang von allem Über Vertrauen und Relianz.- „… die Natur, rot an Zähnen und Klauen“ Notiz über Evolution, Konkurrenz und Kooperation.- Spandrillen der Organisation.- „… die mysteriöse Einheit der Operation“ — Für und wider Niklas Luhmann.- „… ein neues Amalgam von Geld und Macht“ Briefwechsel mit Niklas Luhmann.- Anything goes. Rien ne va plus. Organisationswelten als Sinnprovinzen.- „Die Wunde schließt der Speer nur, der sie schlug“?.


4 Strukturation und Dekonstruktion (S. 16)

Tatsächlich verfolgt Derrida keine, oder kaum, sozialwissenschaftliche Interessen. Seine Insistenz aber auf der „dissemination", der nicht stillstellbaren Vervielfältigung und Zerstreuung der Bedeutung von Texten, brauchen wir nur auf die allseits doch völlig unbestrittene Sinndimension allen sozialen Handelns zu beziehen (Ricœur 1978), um die Relevanz seiner Arbeiten und Denkfiguren für die Organisationstheorie zu sehen.

Organisation können wir ja geradezu als die Arbeit an der Fest-Stellung von Bedeutungen (auch: der Bedeutung des Handelns) auffassen – mit Derrida wäre zu ergänzen: eine immer notwendige und niemals gelingende, niemals zu Ende zu bringende Arbeit. Organisation ist das organisierte Ringen um die Absorption von Unsicherheit und Mehrdeutigkeit, um die Entfaltung, Bearbeitung, Verschiebung und oszillierende Veränderung von Paradoxien, mit der Zuflucht zu immer nur vorläufigen „Lösungen" mit eingebauten Folgeproblemen.

Wir setzen auf „rule following", aber handeln uns den Starrsinn der Bürokraten ein und sagen dann: „First, break all the rules" (Buckingham, Coffman 1999), wir puffern den technischen Kern einer Organisation, aber sehen uns mit dann doch einsickernder Kontingenz aus der Umwelt in den technischen Kern konfrontiert, wir setzen auf Hierarchie statt auf Markt, aber in Gestalt von profit centers, intrapreneurship oder Unternehmungsnetzwerken kommt es irgendwann zu einem re-entry des Marktes in die Unternehmung.

So etwas heißt bei Derrida: Différance, eine zugleich aussetzende, verschiebende, aufschiebende und verändernde Kraft. Man lese Erhard Friedbergs Buch über den beständigen Aufschub, das Aussetzen und die Veränderung organisationaler Regelwerke (Friedberg 1995, dazu: Ortmann 2003). Das alles endet, auch bei Derrida, nicht in einem Bedeutungsrelativismus. Es platziert aber die Figur des Wandels – der beständigen Différance organisationaler Strukturen – im Innersten allen Geschehens in Organisationen.

Wer sich an Derridas Rekurs – Reduktion? – auf „den Text" stört, bedenke: in der Rede vom Kontext haben wir alles Handeln, alles Kommunizieren, alles Interpretieren und jede Organisation längst selbst unter die Metapher des Textes gebracht. Dito mit der Rede vom „pretext" – Vorwand –, der ja von Meyer/Rowan bis Brunsson eine so dominante Rolle in der neo-institutionalistischen Organisationstheorie spielt.

Der gesamte Kontext-Determinis- mus der Kontingenzforschung hätte sich vermeiden und ein Vierteljahrhundert situative Organisationsforschung einsparen lassen, wäre nur von Uexkülls Umwelt- und Batesons Kontext-Konzept zur Kenntnis genommen worden. Das Gleiche gilt von den wirkmächtigen deterministischen Versionen der evolutionstheoretischen Organisationsforschung, etwa des population-ecology-Ansatzes. Damit aus dem Rekurs auf den Text keine Reduktion wird, brauchen wir einen Begriff der Ressourcen und des Eingreifens in die Welt, den ich – durchaus mit Derrida – im 11. Kapitel entwickle.

Organisationen operieren zur Fest-Stellung von Bedeutung mit dem, was Gregory Bateson (1983, 374 ff) „Kontext-Markierung" genannt hat. Hamlet spricht zu Ophelia über Selbstmord, aber wir rufen nicht die Polizei. Eintrittskarten, Vorhang, Sitzordnung und viele andere Zeichen markieren den Kontext. Organisationsanweisungen, Unternehmungsphilosophien, strategische Planungskonzepte, Gratifikationen zum Beispiel sind auch Kontext- Markierungen (Bateson 1983, 168).Mehr noch: Die Anwendung von Regeln, die Einhaltung von Gesetzen impliziert, einigermaßen paradox, ihre situative Aussetzung, Verletzung, Modifikation und Rekreation.


Dr. Günther Ortmann ist Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.


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