Ohle | Binz und die dicke Berta | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: Urlaubskrimi

Ohle Binz und die dicke Berta


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86358-757-4
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Reihe: Urlaubskrimi

ISBN: 978-3-86358-757-4
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Krimischriftstellerin Alberta Rose ist fassungslos: Ihre Trauung im Binzer Rettungsturm hätte so schön werden können, wäre nicht die Standesbeamtin kurz vor der entscheidenden Frage unfreiwillig aus dem Leben geschieden. Alberta nimmt die Sache persönlich und sucht auf eigene Faust nach dem Mörder. Dabei verheddert sich die schwergewichtige Hobbydetektivin nicht nur in den Fallstricken ihrer skurrilen Patchworkfamilie, sondern kommt dem Täter gehörig in die Quere - mit lebensbedrohlichen Folgen.
Pralle Krimikost mit Witz und Charme.

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2 Rudolf Maulbach-Henns, Albertas Verleger, hatte sein Büro in der obersten Etage eines restaurierten Fabrikgebäudes in einem Friedrichshainer Hinterhof. Er war ein Mann, der sich als den fleischgewordenen Verlag ansah. Es gab nichts, was nicht über seinen Tisch ging. Jedes Manuskript, jedes Coverbild, jeder Pressetext, alles wurde von ihm gegengelesen, kontrolliert und abgesegnet. Wie er das schaffte, wusste keiner so recht, doch jeder nahm seine Auflagen sehr ernst und unterschlug ihm nicht das Geringste. Alberta war überraschend gut durchgekommen. Die A 2 war auf den meisten Streckenabschnitten nur wenig befahren gewesen, und einzig auf der Gegenfahrbahn hatte es zwei kleinere Staus gegeben. Es war kurz vor achtzehn Uhr, als sie Berlin erreichte, und sie wollte noch schnell im Verlag vorbeifahren, weil sie so voll war von Ideen für das neue Buch, dass sie bereits ein ausführliches Exposé verfasst hatte, welches sie Rudolf auf den Schreibtisch legen wollte. Mit Philip und seinen Kindern war sie erst in einer Stunde verabredet, sodass sie noch genug Zeit für diesen kleinen Abstecher hatte. Sie nahm die Treppe bis in die dritte Etage, betrat den Flur und steuerte direkt auf das Vorzimmer ihres Verlegers zu. Eine von Rudolfs Grafikerinnen, die auch Albertas Coverbilder entwarf, kam ihr mit einem großen Tablet-PC in den Händen entgegen. Sie wären fast kollidiert, was für die Grafikerin sicherlich böse hätte enden können, wie Alberta fand. »Kopf hoch«, rief sie der jungen Frau zu, die abrupt stehen blieb. »Wieso?« »Wieso?«, wiederholte Alberta verständnislos. »Weil Sie eben fast mit einem Eisberg Bekanntschaft gemacht hätten.« »Ich?« »Ja. Sie sind die Titanic, ich bin der Eisberg.« »Hä?« »Schon gut. Schönen Tag noch.« Alberta ging weiter und fragte sich, wie jemand Begriffsstutziges wie diese Frau hier einen Job hatte finden können. Sie klopfte an die Vorzimmertür, öffnete sie so gut wie gleichzeitig und stand im nächsten Moment der überraschten Frau Blindwein gegenüber, die wie erstarrt hinter ihrem Schreibtisch saß, den Telefonhörer ans linke Ohr gedrückt. Alberta ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und baute sich vor ihr auf. Es war kein Geheimnis zwischen ihnen, dass sie sich nicht leiden konnten. »Ich ruf später zurück«, sagte Frau Blindwein tonlos und legte auf. »Frau Rose. Schön, Sie zu sehen.« »Ach ja?«, fragte Alberta zynisch. Sie hatte dieses hochnäsige Züngeln von Rudolfs Sekretärin noch nie gemocht. Allerdings, und das musste man ihr lassen, konnte sie ihm jeden ungebetenen Besuch vom Halse halten. Nur heute würde das nicht funktionieren. »Herr Henns ist nicht mehr im Haus und wird erst nächste Woche …« »Sparen Sie sich das«, sagte Alberta und lächelte süß wie Honig. Noch während Frau Blindweins Gesichtszüge entgleisten, ging sie einfach weiter durch ins Büro ihres Verlegers. Rudolf saß entspannt zurückgelehnt in seinem Chefsessel, die Beine übereinandergeschlagen, den Blick aus dem Fenster auf den Hof und über die gegenüberliegenden Dächer gerichtet, und telefonierte gut gelaunt. Das Geräusch der sich öffnenden Tür ließ ihn kurz nach hinten schauen. Als er Alberta auf sich zukommen sah, entglitt ihm der Hörer, und er schnellte in seinem Stuhl nach vorn, dass es ihn fast gegen die Scheibe katapultiert hätte. »Alberta! Menschenskind, hast du mir einen Schrecken eingejagt!« Er blickte verstört an ihr vorbei ins Vorzimmer, wo die Blindwein entschuldigend mit den Achseln zuckte. »Ich dachte mir, ich überrasche dich mal«, sagte Alberta und setzte sich. »Ist dir gelungen.« Er bedeutete Frau Blindwein, dass sie die Tür schließen könne, und horchte dann kontrollierend in sein Telefon. »Hallo?« Er legte den Hörer zurück auf die Station. »Hat wohl schon aufgelegt.« »Tut mir leid«, meinte Alberta. »War nicht wichtig. Was führt dich zu mir? Du bist zurück, offensichtlich. Wie war’s denn? Wow, die Zeit verging ja wie im Flug.« »England ist großartig, und Buxton solltest du mal sehen. Es war die pure Inspiration.« »Ja, das glaube ich.« Er rieb sich nervös sein fleischiges Ohrläppchen. »Ich hab sogar schon Zeit gefunden, ein Exposé zu schreiben.« Alberta griff in ihre Tasche, zog ein Bündel DIN-A4-Seiten heraus und legte es mit einem dumpfen Knall auf den Tisch. Rudolf blickte argwöhnisch und wenig erfreut auf den Blätterstapel. »Tja, also das ist zwar ganz toll, dass du so kreativ warst, aber im Moment ist es mit solchen Stoffen wirklich ganz schwierig bei uns, weißt du?« »Nein, weiß ich nicht. Woher auch?« Er warf ihr einen kurzen, ängstlichen Blick zu. Schweißperlen standen ihm auf der Oberlippe. »Na ja, wir konzentrieren uns normalerweise auf Geschichten, die hier im Inland spielen. Mit England und so weiter, das ist eigentlich nichts für uns.« »Das ist mit Abstand das Beste, was ich je geschrieben habe beziehungsweise schreiben werde.« Sie deutete auf das Exposé. »Natürlich, das glaube ich dir aufs Wort, nur können wir damit leider nichts anfangen.« »Das weißt du, ohne es gelesen zu haben?« Er lachte verlegen und begrapschte in einer Art Übersprungshandlung einzelne Utensilien auf seinem Schreibtisch. Dann hielt er inne. »Gut, lass mich dir einen Vorschlag machen. Ich lese es mir durch und entscheide dann. Ist das ein Kompromiss? Ist doch fair, oder?« »Und wenn’s dir nicht deutsch genug ist, fliegt es raus? Ich dachte, du suchst Qualität. Ist mir neu, dass es eine Schauplatzbindung gibt«, sagte Alberta, und eine tiefe Falte kerbte sich in ihren rechten Mundwinkel. »So darfst du das nicht sehen. Außerdem gibt es doch noch andere Verlage, ich kann dich weiterempfehlen.« »Ich kann dich auch weiterempfehlen«, ätzte Alberta und rutschte bedrohlich auf ihrem Stuhl nach vorn, »an die Arschlochliga zum Beispiel oder den Wichserverein.« Rudolf wurde blass. »Alberta, bitte. Bewahre die Fassung.« »Ich bewahre lieber meinen Stolz«, entgegnete sie schroff und stand auf. Rudolf duckte sich instinktiv. Sie nahm ihr Manuskript vom Tisch. »Sei doch nicht gleich eingeschnappt, nur weil ich mal ein Buch nicht blind entgegennehme.« »Du hast fünf meiner Bücher herausgebracht. Alle liefen gut. Du weißt, dass ich was draufhab. Also behandle mich nicht wie ein kleines Kind.« Sie verließ das Büro, ohne die Tür zu schließen. »He, Blindschleiche«, rief sie im Vorbeigehen. »Bring ihm einen großen Cognac, den kann er jetzt gebrauchen.« »-wein, Blindwein«, korrigierte die Sekretärin und setzte sich noch gerader hin, als sie ohnehin schon saß. »Nee, Cognac, keinen Wein. Bis bald, Blindschleiche.« *** Philip kam mit einem seligen Lächeln aus einem kleinen exklusiven Laden in Berlin-Mitte und ging schnellen Schrittes weiter in Richtung des italienischen Lebensmittelgeschäfts, in dem er Muscheln bestellt hatte. Er nahm zwei Flaschen guten Weißwein dazu, frische Tomaten und frische Petersilie und machte sich dann auf den Heimweg. Als er die Haustür aufschloss, vernahm er nichts als Stille. Dabei waren Till und Lina zu Hause, ihre Schuhe und Jacken lagen im Flur herum. »Hallo-ho!«, rief er, doch eine Antwort blieb aus. In der Küche stellte er seine Einkaufstüten ab und klopfte dann an Tills Zimmertür, bevor er eintrat. Sein Sohn saß hinter einer auf einem Stativ positionierten Videokamera, die eine mit Playmobilfiguren dargestellte Szene auf seinem Schreibtisch filmte. Daneben lief der Fernseher, vor dem an die hundert DVD-Hüllen verstreut herumlagen. »Hallo, Till«, grüßte er mit einem unzufriedenen Blick auf den Zustand des Zimmers. »Hallo, Papa.« Till schaute kurz auf und lächelte höflich. »Wieso sieht das hier noch so aus? Ich hatte euch gebeten, aufzuräumen.« »Mach ich gleich, ich bin sofort fertig.« »Was machst du da eigentlich?« »Einen Stop-Motion-Film«, antwortete Till. »Einen … was?« »Stop Motion, Papa. Ich bewege die Figuren und filme sie dann für einen kurzen Moment. Ich stoppe die Aufnahme, bewege sie wieder und filme weiter. Das muss ich an die zehntausend Mal wiederholen, bevor es aussieht wie ein richtiger Film«, erklärte sein Sohn stolz. »Ach wie nett. Trotzdem, aufräumen bitte.« Er zog sich zurück und öffnete die nächste Tür. Lina lag auf ihrem Bett und hielt ihr Handy so nah vor die Augen, dass sie jeden einzelnen Pixel erkennen können musste. »Hallo, Schatz, was machst du da?« »Wonach sieht’s denn aus?«, fragte sie, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. »Keine Ahnung, deshalb frag ich ja.« »Ich recherchiere etwas für die Schule.« »Oh, schön. Lügst du mich an?« »Natürlich«, antwortete sie leichthin und grinste. »Dachte ich mir. Aufräumen, Alberta kommt bald.« »Oh nee, ne?« »Doch, doch, heute ist der große Tag, das wisst ihr schon lange«, sang Philip durchs Haus, während er wieder in die Küche ging, um sich an die Arbeit zu machen. Er hatte alles genau geplant. Vom Ablauf dieses Abends hing eine Menge ab, und er wollte, dass es perfekt war. Er schälte und zerkleinerte zehn Tomaten und schnitt drei große Zwiebeln, die er zusammen mit vier Knoblauchzehen in eine tiefe Pfanne gab und zum Köcheln brachte. Nach kaum zehn Minuten entwickelte sich der aromatisch süßliche Geruch, der entstand, wenn die Tomaten ihren orangefarbenen...


Bent Ohle, 1973 in Wolfenbüttel geboren, wuchs in Braunschweig auf und studierte zunächst in Osnabrück, bis er an die Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg wechselte, wo er als Film- und Fernsehdramaturg seinen Abschluss machte. Heute lebt er mit seiner Familie wieder in Braunschweig.



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