In allen Zeiten fungierten Monster als Träger(medien) theologischer, medizinischer, philosophischer, literarischer oder wissenschaftlicher Argumentationen. Ein Monster zeigt (monstrat) genau das, was man will, und in dieser Funktion als 'Darstellungs- und Schauobjekt' (de-monstratio) ist es untrennbar mit dem Akt der Mediatisierung verbunden. Die »De- Monstration« des Monsters besteht also in der in allen Epochen wiederkehrenden Geste, das Monster in unterschiedliche Ordnungssysteme zu integrieren, um auf diese Weise der im Trägermedium Monster inkarnierten Differenz Herr zu werden. Anhand exemplarischer Beispiele aus den Bereichen der Literatur (Victor Hugo und Joris-Karl Huysmans), Fotografie (medizinische Fotografie bei Jean-Martin Charcot und Rudolf Virchow) und Film (Tod Brownings Freaks) wird die Frage des Monsters und des Monströsen im Kontext der medialen Re-Produktion von Differenz analysiert. Die interdisziplinäre Vielfalt der untersuchten Diskurse erklärt sich aus den höchst unterschiedlichen Funktionalisierungen und Mediatisierungen des Untersuchungsgegenstandes. Vor dem Hintergrund des jeweiligen Wissensstands der Epoche reflektieren die Analysen das augenscheinliche Substrat der als paradigmatisch geltenden Text- und Bildbeispiele einer 'normal' und mithin zeig- und sichtbaren Monstrosität. So wird deutlich, dass die Repräsentationen weit davon entfernt sind, Ähnlichkeiten zu produzieren. Vielmehr erblicken wir in den entstehenden 'Bildern' die Abweichung, die Differenz. Und so dient das als 'mediologisch' zu bezeichnende Monster tatsächlich weniger den anvisierten Zielen der sich der eigenen Identität versichernden und gleichsam beruhigenden Repräsentation des Anderen (z.B. im Text oder im Bild), sondern verdeutlicht als Figur des Verstehens, dass es seit jeher und trotz aller Ausgrenzungs- und Definierungsversuche einen wichtigen Part im Spiel der Repräsentation erfüllt.
Ochsner
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