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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 34, 256 Seiten

Reihe: Hinterm Deich Krimi

Nygaard Sturmtief

Hinterm Deich Krimi

E-Book, Deutsch, Band 34, 256 Seiten

Reihe: Hinterm Deich Krimi

ISBN: 978-3-86358-043-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Die Mächtigen in Politik und Wirtschaft fürchten Robert Havensteins journalistische Arbeiten - bis der unerschrockene Aufklärer in aller Öffentlichkeit von einem Profikiller hingerichtet wird. Von höchster Ebene wird Kriminalrat Lüder Lüders vom polizeilichen Staatschutz des LKA Kiel beauftragt, die Ermittlungen aufzunehmen, da Havenstein an einer Story arbeitete, die einen internationalen Konflikt heraufbeschwören könnte. Lüder Lüders beginnt zu ermitteln - und was er nach mühevoller und lebensgefährlicher Ermittlungsarbeit aufdeckt, ist dazu gemacht, die Grundfesten der Republik zu erschüttern.
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ZWEI Lüder hatte eine unruhige Nacht verbracht. Immer wieder war er aufgewacht und hatte an den neuen Fall denken müssen. Erst gegen Morgen hatte ihn die Müdigkeit übermannt, und er war in einen tiefen Schlaf gefallen, aus dem ihn das schrille Zirpen des Weckers unsanft aufschreckte. Margit war schon wach. Sie musste unbemerkt von Lüder aufgestanden sein und bereitete den Tag vor. Lüder bewunderte jedes Mal aufs Neue, mit welcher stoischen Ruhe sie die vielfältigen Aufgaben um Haushalt, Schule und Partnerschaft meisterte. Die drei Großen waren in einem Alter, das alles andere als pflegeleicht war. Und Margit und Lüder wurde oft genug bewusst, dass ihre Kinder in der Schule nicht durch exklusive Genialität glänzten, sondern zusätzlich zum Familienalltag dieses oder jenes Problem mit nach Hause brachten. Am Frühstückstisch in der geräumigen Küche herrschte lebhaftes Treiben. Thorolf, der Fünfzehnjährige, wollte sich nicht setzen. Dazu reichte ihm die Zeit nicht. Viveka stritt sich mit Jonas, weil das Enfant terrible der Familie sich mit seinen Schulsachen zu sehr auf dem Tisch ausgebreitet hatte. »Kannst du Blödi deine Schularbeiten nicht am Nachmittag machen?«, schimpfte Viveka. »Nö«, entgegnete Jonas, biss von seinem Brötchen ab und schmierte mit dem Daumen einen Marmeladenklecks auf seinem Schulheft breit. »Ich brauch das doch am Vormittag.« »Ich mein doch, am Vortag.« »Keine Zeit«, beschied sie Jonas. »Nun halt endlich die Klappe.« Dann besann er sich eines Besseren und schob Viveka sein Heft hinüber. »Oder sag mir, wie man das übersetzt.« Prompt erhielt es zurück. »Mach deinen Mist allein.« »Ich will auch zur Schule«, mischte sich Sinje, das Nesthäkchen, ein. Jonas lachte und tippte sich an die Stirn. »So bescheuert können auch nur Mädchen sein, dass sie freiwillig zur Penne wollen.« »Geht’s ein bisschen friedlicher?«, beschwerte sich Lüder, als er die Küche betrat. Thorolf klopfte ihm jovial auf die Schulter. »Na, schwere Nacht gehabt? Bist du wieder auf einer heißen Spur?« Dabei kiekste seine Jungmännerstimme irgendwo in der Mitte zwischen Kind und Stimmbruch. Plötzlich war es still. Alle starrten Lüder an. Auch Margit hatte ihr Hantieren mit Küchengerätschaften unterbrochen. »Nein!«, sagte Lüder mit fester Stimme. »Das wäre aber geil, wenn du mal wieder was Richtiges machst«, sagte Jonas. »Machen würdest – heißt das«, korrigierte ihn Viveka und bekam dafür den Stinkefinger gezeigt. »Jonas!«, ermahnte ihn Lüder. Thorolf winkte ab. »Lüder hat gestern angerufen und gesagt, er muss nach Eckernförde. Da haben sie doch einen Journalisten plattgemacht. Das dröhnt aus allen Lautsprechern.« »Wenn ein Mensch stirbt, heißt es nicht ›plattgemacht‹«, belehrte ihn Lüder. Thorolf hob die Schultern und verließ, eine Brötchenhälfte zwischen den Zähnen, die Küche. »Ist es wahr, dass du wieder im Ermittlungsdienst bist?«, fragte Margit und baute sich vor Lüder auf. Statt einer Antwort nahm er sie in den Arm und zog sie an sich. Doch Margit löste sich von ihm. »Ich bin traurig«, sagte sie mit vorwurfsvoller Stimme. »Und ich habe Angst. Warum begibst du dich ständig in Gefahr?« »Du musst keine Sorge haben«, versicherte Lüder. »Ich bin fernab vom Geschehen, wo es gefährlich ist, tätig.« Doch Margit schenkte ihm keinen Glauben. Auf dem Weg zum Landeskriminalamt hatte sich Lüder mehrere Tageszeitungen besorgt, darunter auch überregionale. Natürlich war der Mord der Aufmacher auf den Titelblättern. Neben der dünnen Berichterstattung stand die Person Robert Havensteins im Mittelpunkt. Die Presse berichtete über seine investigative Arbeit für Fernsehen, Rundfunk und Presse und fragte in Kommentaren, ob eine neue Welle der Gewalt zu erwarten sei. Lüder war nicht überrascht, dass ein paar Zeitungen kritisch hinterfragten, ob der Mord in Verbindung mit dem Atommeiler stehen könnte. Auf dem Boulevardblatt prangte in riesigen Lettern: »Blutiger Anschlag auf die Pressefreiheit«. Darunter war ein zum Glück unscharfes Bild, das Robert Havenstein in einer Blutlache auf den Treppenstufen der Buchhandlung zeigte. Im Innenteil des Blattes befand sich eine Zeichnung, in der die Phantasien einer auf Sensationen ausgerichteten Redaktion ausgelebt wurden. Schematisch waren die einzelnen Stationen des Attentats dargestellt. Als Nächstes beauftragte Lüder einen Mitarbeiter der Abteilung, beim Kreditkarteninstitut und beim Autoverleiher Erkundigungen über die Frau einzuholen. Als Anhaltspunkt gab er die am Vorabend an der Tankstelle ermittelten Informationen weiter. Lüder wurde durch das Klingeln seines Handys unterbrochen. Mit spitzen Fingern legte er die Zeitung zur Seite und nahm das Gespräch an. »Dittert, Sie Schmierfink«, begrüßte er den Anrufer. »Ich lese gerade Ihren blutrünstigen Artikel. Die Wahrheit haben Sie auch nicht gepachtet.« »Ach, Lüders, hören Sie doch auf«, erwiderte Leif Stefan Dittert, von Lüder kurz LSD genannt, der Verfasser des Berichts. »Das entspricht doch den Tatsachen. Wir machen nichts anderes, als die Leser über das wirkliche Geschehen zu informieren. Kurz. Knapp. Prägnant. Sagen Sie mir, was nicht stimmt. Und morgen lesen Sie Ihre Seite der Story.« »Zum einen bin ich für Sie nicht Lüders, sondern Herr Doktor Lüders, und zweitens haben wir eine ausgezeichnete Presseabteilung. Haben Sie das immer noch nicht kapiert, Dittert?« Der Reporter nahm es sportlich, dass Lüder ihm die Anrede »Herr« versagte. »Stimmt es, dass Havenstein eine heiße Kiste an Land ziehen wollte?« »Ja. Aber was ich Ihnen jetzt anvertraue, ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Ist das klar?« »Ehrenwort«, beeilte sich der Reporter zu versichern und hatte die Lautstärke seiner Stimme konspirativ gesenkt. Lüder sprach ebenfalls leiser. »Robert Havenstein hat eine hochbrisante Geschichte ausgegraben. Er hat mitbekommen, wie der Papst mit drei anderen Religionsführern Skat gespielt hat. Dabei ging es um hohe Einsätze. Angeblich soll der Papst dabei so viel verloren haben, dass die anderen Religionen den Petersdom jetzt im Timesharing-Verfahren mitbenutzen dürfen.« Für einen Moment war es still in der Leitung. »Wollen Sie mich verarschen, Lüders?«, fragte der Zeitungsmann. »Das genau machen Sie mit Ihren Lesern doch auch«, erwiderte Lüder. »Sie werden es noch bereuen, dass Sie nicht mit der vierten Gewalt im Staat kooperieren wollen«, drohte Dittert. »Wer sagt Ihnen, dass ich in diesen Fall involviert bin?«, antwortete Lüder mit einer Gegenfrage. »Wenn irgendetwas Großes und Schmutziges im Lande passiert, dann sind Sie dabei.« »Dann wären wir Kollegen«, sagte Lüder. »Aber ich bleibe lieber auf meiner Seite.« Der Reporter knurrte noch etwas Unverständliches, bevor die Verbindung unterbrochen war. Lüder rief Vollmers an. »Ich weiß«, stöhnte der Hauptkommissar, »Sie möchten wissen, ob es schon Ergebnisse aus der Kriminaltechnik gibt.« Lüder hörte, wie es klapperte, als Vollmers Finger über die Tastatur huschten. »Die DNA liegt noch nicht vor. Wie sollte sie auch«, sagte er zu sich selbst gewandt. »Sehr ergiebig waren die Auswertungen der Daktyloskopie. Wir haben zahlreiche Fingerabdrücke gefunden. Havenstein – das ist klar. Dann weibliche Abdrücke, die wir aber nicht in unserer Datei haben. Und die vom Täter. Der hat keine Handschuhe getragen. Er muss sich seiner Sache ziemlich sicher sein. So etwas Abgebrühtes habe ich selten erlebt.« »Finden sich Hinweise in unseren Daten?« »Das überrascht mich. Der Mörder war ein Profi. Aber wir finden nichts über ihn. Ich habe die Anfrage auf dem Dienstweg ans BKA und nach Europa weitergeleitet.« Vollmers meinte damit Europol. »Wir haben die Zeugenaussagen konsolidiert und eine brauchbare Täterbeschreibung erstellt. Das Bild geht in Kürze an die Presse. So.« Es war ein einzelnes lauteres »Klack« zu hören. »Ich habe Ihnen das ganze Zeug rübergeschickt.« Es dauerte nur Sekunden, bis die Daten bei Lüder eingetroffen waren. Zunächst sah er sich das Phantombild an. Es zeigte einen finster dreinblickenden Mann. Sicher trug dazu das südländische Aussehen bei. Lüder war sich bewusst, dass die Zeugen bei solchen Anlässen den Täter oft strenger und finsterer in Erinnerungen hatten. Es war das Unbewusste, das jemanden, der solche Taten verübte, auch entsprechend bösartig aussehen ließ. Der Mann hatte volles dunkles Haar. Die dunklen Augen waren ein wenig zusammengekniffen und wurden durch kräftige Brauen betont. Ein leichter Schatten lag um die zurückliegenden Augenhöhlen. Ebenso schien der kräftige Bartwuchs einen dunklen Schimmer ins Antlitz zu zaubern, obwohl der Mörder glatt rasiert war. Kräftige Lippen und ein herber Zug um den Mund zeugten von Entschlossenheit. Auffallend waren die große und das Gesicht prägende Nase und die hohen Wangenknochen. Wenn man sich auf die Zeugenbeschreibungen verlassen konnte, dann hatte der Mann wirklich ein südländisches Aussehen. Lüder betrachtete das Bild gründlich. Der Täter stammte nicht von der Iberischen Halbinsel und war auch kein Italiener. Ein Korse? Ein Zyprer? Grieche? Vielleicht Balkan? Lüder schüttelte den Kopf. Das war zu spekulativ. Es könnte sich auch um einen Armenier oder Vorderasiaten handeln. Dann druckte er sich die Berichte der Spurensicherung und der Kriminaltechnik aus und studierte sie. Mehrfach las er die Texte durch, machte sich Anmerkungen am Rand, unterstrich Textpassagen und hob...


Rainer Dissars-Nygaard, Jahrgang 1949, studierte Betriebswirtschaft und war als Unternehmensberater tätig. Er lebt als freier Autor auf der Insel Nordstrand. Im Emons Verlag erschienen unter dem Pseudonym Hannes Nygaard "Tod in der Marsch", "Vom Himmel hoch", "Mordlicht", "Tod an der Förde", "Todeshaus am Deich", "Küstenfilz", "Todesküste", "Tod am Kanal", "Der Inselkönig ", "Der Tote vom Kliff" und "Mord an der Leine".


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