Nygaard / Rusch | Im Schatten der Loge | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 24, 240 Seiten

Reihe: Hinterm Deich Krimi

Nygaard / Rusch Im Schatten der Loge

Hinterm Deich Krimi

E-Book, Deutsch, Band 24, 240 Seiten

Reihe: Hinterm Deich Krimi

ISBN: 978-3-96041-258-8
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein Thriller aus der faszinierenden Zeit der Freimaurerei.

Ein Richter, Freimaurer und jüdischen Glaubens, wird auf Föhr rituell ermordet. Hat er Geheimnisse der Bruderschaft verraten? Oder hat ihn sein Amt das Leben gekostet? Lüder Lüders bekommt in diesem verzwickten Fall Unterstützung von den Kollegen aus Husum: Große Jäger und Cornilsen reisen an. Gemeinsam tauchen sie in ein Dickicht aus Verschwiegenheit, dunklen Machenschaften und Zeremonien.
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ZWEI
Der VW-Passat war ein wenig zu schnell unterwegs gewesen. Sie waren am Ortseingang von Struckum von der Bundesstraße abgebogen und dem Flickenteppich von Straße durch die Reußenköge gefolgt, hatten den Fährhafen Schlüttsiel passiert und auf der Straße hinterm Deich schließlich Dagebüll erreicht. Die Ausfahrt aus dem Kreisverkehr bei Dagebüll nahm Mats Skov Cornilsen ein wenig zu scharf, sodass der Wagen ins Schlingern geriet. Cornilsen fing das Fahrzeug ab, konnte aber nicht verhindern, dass sein Beifahrer durchgeschüttelt wurde. »He, Hosenmatz«, fluchte Oberkommissar Große Jäger. »Hast du deinen Führerschein bei Ebbe auf Hallig Hooge gemacht?« »Nein, in Holland«, behauptete Cornilsen. »Dann darfst du nur Autos mit gelbem Nummernschild fahren. Wer in Holland dreimal durch die Prüfung fällt, bekommt trotzdem einen Führerschein, darf aber nur Fahrzeuge mit gelbem Kennzeichen führen.« »Die haben doch alle ein gelbes Nummernschild«, erwiderte Cornilsen. »Eben.« Große Jäger reckte sich. »So schlimm kann mein Fahrstil nicht sein. Du hast schon am Ortsausgangsschild von Husum geschnarcht.« »Blödsinn.« »Doch«, behauptete Cornilsen. »So heftig, dass ich das Martinshorn ausschalten konnte.« Er zeigte nach vorn. »Wir sind da.« Am Kassenhäuschen zu den Fähren nach Föhr und Amrum entspann sich ein kurzer Dialog. Die Mitarbeiterin der Reederei bedauerte, dass das Schiff komplett ausgebucht sei. »Es ist eine Frachtfähre, die vorrangig für Versorgungs-Lkw reserviert ist«, erklärte die Angestellte. »Da kann ich nichts machen.« »Polizei. Wir müssen dringend auf die Insel. Dienstlich.« Die Frau zog eine Augenbraue in die Höhe. »Das kann jeder behaupten. Ich sagte doch, es geht nicht.« Große Jäger beugte sich zur Fahrerseite hinüber. »Lassen Sie den Getränkelaster warten. Glauben Sie mir, wenn ich so einen Vorschlag mache, ist das wirklich wichtig.« Jetzt lachte die Frau. Sie griff zum Telefon und gab durch, dass »da einer kommt, der wichtig ist«, ergänzt um das Kennzeichen. Sie wurden auf dem Parkplatz unter dem Protest anderer Wartenden an der Schlange vorbeigelotst und vom Deckspersonal auf der Fähre »Uthlande« eingewiesen. Die Überfahrt verbrachten die beiden Polizisten im Salon. Große Jäger schaffte es, zwei Becher Kaffee zu trinken, während Cornilsen sich an einer geliebten Cola gütlich tat. Pricken markierten den engen Fahrweg. Die jungen Bäume wurden dem jeweiligen Verlauf der Fahrrinne folgend in den Meeresboden gesteckt. Am oberen Ende waren Reisigbündel festgebunden. Fremde wunderten sich über die altertümlich wirkende Methode. Tatsächlich gab es kaum eine andere Markierung, die so deutlich im Radar zu erkennen war. »Weißt du, weshalb man hier Bäume gepflanzt hat?«, wollte Große Jäger von seinem Kollegen wissen. Cornilsen versuchte, den Zweck der Pricken zu erklären, aber Große Jäger schüttelte nur den Kopf. »Falsch. Die sind für die Seehunde gesetzt. Die brauchen schließlich auch Bäume.« Die Fähre beschrieb einen Bogen um die Untiefen vor Föhr und fuhr dann an der Skyline Wyks entlang. »Christoph, der Schöngeist, hätte jetzt angemerkt, dass sich die Bauten an der Wasserseite nicht harmonisch zeigen. Er hätte eine Vorermittlung gegen denjenigen gefordert, der sich von einfallslosen Architekten hat bestechen lassen und die hässlichen Betonklötze genehmigt hat.« »Stimmt«, pflichtete Cornilsen bei. »Das hat Wyk nicht verdient.« Die »Uthlande« lief den Wyker Hafen an und machte an der Brücke 1 fest. Es entstand das übliche Gewusel bei Ankunft der Fähre. Wie überall auf der Welt hatten sich Schaulustige eingefunden, die sich der besonderen Atmosphäre beim Eintreffen eines Schiffes nicht entziehen konnten. Die Decksleute der Fähre ließen sich nicht aus ihrer stoischen Ruhe bringen und winkten die Fahrzeuge nach ihrem Plan heraus. Vor den beiden Polizisten bemühte sich ein Milchtanklastzug die steile Rampe hinauf. Es war Ebbe. Rechts hinter ihnen lag der immer noch gut belegte Sportboothafen, halb rechts das Becken der Berufsschifffahrt. Die Dalben und die Kaimauer waren dick mit Tang besetzt. Gegenüber der »Alten Mole« lag ein kleiner Kutter tief unterhalb des Kais. Auf der anderen Hafenseite war die Polizeistation der Insel in einem unscheinbaren Ziegelgebäude untergebracht. Der Parkplatz auf der linken Seite war fast voll. Große Jäger wunderte sich bei jedem Besuch, wie stark die Fähren nach Föhr und Amrum frequentiert wurden. Sie ließen den Parkplatz hinter sich und fuhren am modernen, auf einer Warft gelegenen Gebäude der Reederei vorbei. Große Jäger zeigte auf die Stöpe, einen bei Hochwasser mit zwei Balkenlagen und dazwischengestopften Sandsäcken verschließbaren Deichdurchlass. »Da durch.« »Das ist eine Einbahnstraße.« »Du kannst ja die Polizei rufen«, erwiderte der Oberkommissar. Cornilsen zuckte mit den Schultern und verließ die Hauptstraße. Er war gerade mit dem Passat durch die Stöpe geschlüpft, als ihnen ein Mercedes mit Berliner Kennzeichen entgegenkam. Der Fahrer betätigte nachhaltig die Hupe und versuchte, Cornilsen die Weiterfahrt zu versperren. Er ließ das Fenster herab und brüllte: »Das ist eine Einbahnstraße, du Depp!« »Das weiß ich«, erwiderte der junge Kommissar. »Hast du nicht unser Kennzeichen gesehen?«, mischte sich Große Jäger ein. »Im Unterschied zu den Berliner Politikern denken wir in mehr als eine Richtung. Nun sieh zu, dass du zum Strand kommst, sonst sitzen dort die Walrösser aus der Nordsee.« Der Berliner holte mehrfach tief Luft. »Ich werde …«, setzte er an. »Zur Polizei gehen?«, riet Große Jäger. »Dann komm dahinten zur Seebrücke. Da ist die Polizei. Aber schön außen herumfahren, denn dies hier ist eine Einbahnstraße.« Er stieß Cornilsen in die Seite. »Los jetzt.« Cornilsen grinste. »Na denn dann.« Hinter dem Deich öffnete sich der Weg zu einem kopfsteingepflasterten Platz, der durch das Gebäude der Amtsverwaltung Föhr-Amrum begrenzt wurde. Auf dem Rand eines Brunnens tummelten sich zwei bronzene Seehunde. Cornilsen ließ das Fahrzeug langsam durch die Fußgängerzone rollen, musste immer wieder stoppen, weil Passanten vor ihnen stehen blieben und ungläubig das Auto ansahen. Eine hölzerne Krippe, an deren Überbau mehrere eingeschweißte Schinken hingen, wies auf einen Hofladen hin. Vor der Buchhandlung standen zwei Streifenwagen und der Mercedes Vito der Flensburger Spurensicherung. Cornilsen parkte den Passat hinter dem Vito. Sie waren noch nicht ausgestiegen, als sich ein Ring Neugieriger gebildet hatte. »Was ist da los?«, wollte ein beleibter Mann wissen. »Was sind das für Leute?«, fragte eine Frau mit einer bunten Strickmütze, die sich bei ihrem glatzköpfigen Begleiter untergehakt hatte. Große Jäger machte eine Wischbewegung mit der Hand. »Lassen Sie uns bitte durch«, sagte er. »Wir haben Karten für die erste Reihe.« Er zeigte über die Schulter. »Gibt’s dahinten in der Kurverwaltung. Aber nur mit gültiger Kurkarte.« Sie passierten den uniformierten Polizisten, der den Zugang zur Seebrücke absperrte, und gingen zum Brückenkopf. Dort wurden sie von einer kleinen Gruppe empfangen. Hauptkommissar Jürgensen, der Leiter der Spurensicherung, sah ihnen entgegen. »Spät kommt ihr, aber ihr kommt. Der weite Weg entschuldigt euer Säumen«, empfing sie Jürgensen, der in einen weißen Schutzanzug gekleidet war. Auch die kaum sichtbaren Haarstoppeln waren unter der Kapuze verschwunden. »Das ist von Goethe«, fügte er an. »Von Schiller«, korrigierte ihn Große Jäger. »Aber das macht nichts, Klaus. Du bist entschuldigt. Du kommst von der Ostküste.« Er drehte sich zu Cornilsen um. »Kennst du die beiden? Goethe und Schiller. Der eine ist Angreifer, der andere Rückraumspieler der Flensburger Handballer.« Dann sah er Jürgensen an. »Was haben wir denn, Klaus?« »Blöde Frage.« Jürgensen zog hörbar die Nase hoch. »Wenn ich notgedrungen an die Westküste muss, handelt es sich um eine Leiche. Gibt es einen anderen Grund, hierherzukommen?« »Christoph hat immer gesagt, ihr habt einen schweren Job.« »Das ist zutreffend«, stöhnte Jürgensen. »Das Problem sind aber nicht die Toten, sondern die Fahrt hierher. Und außerdem … Wer sonst außer den Nordfriesen hängt jemanden mit dem Kopf nach unten und wartet darauf, dass die Flut kommt?« »Mecker nicht rum. Wir lieben die Abwechslung. Hier gibt es Ebbe und Flut. Das haben die Täter ausgenutzt. Kennst du sie? Sie wollten extra für dich die Leiche durchspülen. Die wussten, dass du keine schmutzigen Toten magst.« »Eins steht fest: Die Täter sind mit Sicherheit von der Westküste. Nur dort leben solche Barbaren. Der Tote hat einen Strick um den Hals. Als das Erhängen nicht geklappt hat, haben sie das Opfer ertränkt.« Jürgensen berichtete von der Auffindesituation. Große Jäger strich sich mit einem vernehmlichen kratzenden Geräusch über die Bartstoppeln. »Merkwürdig.« Er sah sich um und bemerkte einen etwas abseitsstehenden Schutzpolizisten. »Moin, Thomsen.« »Bist du nicht der Verrückte, der die Leiche von der Boldixumer Vogelkoje mit einem Radlader zum Krankenhaus gebracht hat?«, fragte Hauptkommissar Thomsen. »Du meinst den Inselkönig. Das war, als wir meterhoch Schneeverwehungen hatten und es kein Durchkommen mit anderen Fahrzeugen gab«, erwiderte Große Jäger. Für einen kurzen Moment hielt er inne. »Der Verrückte war aber nicht ich. Das war mein Kollege...


Hannes Nygaard ist das Pseudonym von Rainer Dissars-Nygaard. 1949 in Hamburg geboren, hat er sein halbes Leben in Schleswig-Holstein verbracht. Er studierte Betriebswirtschaft und war viele Jahre als Unternehmensberater tätig. Hannes Nygaard lebt auf der Insel Nordstrand. www.hannes-nygaard.de

Jens Rusch wurde 1950 in Norddeutschland geboren und war nach einer Elektrikerlehre und einem Fernstudium an der Famous Artists School 1979 Meisterschüler bei Prof. E. Schlotter in Spanien. 1994 wurde er als Freimaurer aufgenommen; 2009 gründete er das Online-Lexikon »Freimaurer-Wiki".


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