Nielsen | Professor Tod | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 196 Seiten

Nielsen Professor Tod

Der Vorgang Heyde/Sawade und seine Folgen
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7543-7660-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der Vorgang Heyde/Sawade und seine Folgen

E-Book, Deutsch, 196 Seiten

ISBN: 978-3-7543-7660-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Anfang der 60er Jahre wurde das Bundesland Schleswig-Holstein von einem Skandal erschüttert, der weltweite Beachtung fand. Der in der NS Zeit durch seine Funktion als Obergutachter bei den als Aktion T4 bezeichneten Morden an kranken und behinderten Menschen bekannt gewordene Professor Dr. Werner Heyde war nach Kriegsende aus seiner Inhaftierung geflohen und über mehrere Jahre in Flensburg untergetaucht. Unter dem Decknamen Dr. Fritz Sawade konnte er sich erneut als Arzt und Gutachter eine neue Existenz aufbauen und blieb über viele Jahre unbehelligt. Seine Enttarnung 1959 deckte ein erschreckend großes Unterstützungsnetz an namhaften Mitwissern aus Politik, Justiz und Ärzteschaft auf, die Heydes wahre Identität aus Eigennutz, aus Solidarität mit einem alten Parteikameraden und aus Angst vor Aufdeckung der eigenen NS-Vergangenheit verschwiegen hatten. Keiner der Mitwissenden ist für seine Taten später verurteilt worden. Noch Jahrzehnte nach diesem Skandal, der das Ausmaß der Assimilierung ehemaliger Nazigrößen in die Strukturen der noch jungen Bundesrepublik zum Teil offen legte, gibt es noch immer neue Blickwinkel und unveröffentlichte Forschungsergebnisse, die den Vorgang Heyde bzw. Sawade in ein anderes Licht tauchen. Der Historiker und Publizist Jens Nielsen legt mit diesem Buch ein Werk vor, dass das Thema Euthanasie und den Umgang mit der einstigen Nazi-Elite in der Nachkriegszeit neu in die Köpfe holt - denn nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten. Zitat: August Bebel

Jens Nielsen, 1969 in Schleswig geboren, gelernter Pädagoge, lebt als Museums- und Kulturpädagoge und mittlerweile hauptberuflich als Publizist in Kiel. Vorher jahrzehntelange Selbständigkeit mit seiner Agentour Zeitensprung im Bereich Museumspädagogik und Living history. Er war freier Mitarbeiter u.a. im Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte Schloss Gottorf in Schleswig und im Landesmuseum für Volkskunde im Freilichtmuseum Molfsee bei Kiel. Es erschienen von Nielsen zunächst in loser Reihenfolge zahlreiche kunsthistorische Kirchenführer im Auftrag der jeweiligen Kirchengemeinden im gesamten Bundesgebiet. Ab 2019 brachte er Werke im eigenen Auftrag zu historischen, zunächst auf die Stadtgeschichte Schleswigs bezogene Themen heraus. Seit 2021 folgen geschichtliche Themen aus allen Sparten und Regionen.

Nielsen Professor Tod jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Lebenslauf
Werner Heyde wurde am 25.4.1902 im brandenburgischen Forst in der Lausitz geboren. Heyde war ein Sohn des angesehenen Tuchfabrikanten Carl August Heyde und seiner Frau Elise geb. N.N. 1908 ist Werner Heyde hier in der späteren Kreisstadt des Landkreises Spree-Neiße, wie vorgesehen mit sechs Jahren, eingeschult worden. Als weitere Kinder des Tuchfabrikanten Heyde und seiner Frau sind der Bruder Ulrich und die Schwester Käthe Heyde erwähnt, welche später nach Saarbrücken zog. Das in Forst verbreitete und seit 1418 privilegierte Tuchmacherhandwerk prägte zu sehr großen Teilen in dieser Zeit die Wirtschaft der Stadt, weswegen die Stadt Forst auch als das „deutsche Manchester“ bezeichnet wurde. Die Tuchwarenfabrik der Heydes befand sich in der Mühlenstraße 42 in Forst, wobei ein größerer Anteil neuerer Fabriken hier am Mühlengraben angesiedelt war. Die Geschäftsleitung des Betriebes war im nahe gelegenen Haus Rüdigerstr. 4 untergebracht. Werner Heyde besuchte die Schule in Forst bis zum Juli 1914. Danach siedelte die Familie im Herbst des gleichen Jahres in das nur ca. 20 km entfernte Cottbus über und blieb hier bis 1939. Ab 1923 und danach ist die Familie in Cottbus in der Berliner Straße Nr. 102 nachzuweisen. Der Vater Carl August Heyde hatte schon im Jahre 1908 in Forst einen schweren Unfall in seinem Betrieb erleiden müssen. Er musste in der Folge seinen Beruf aufgeben und schließlich die Tuchwarenfabrik verkaufen. Die Familie lebte zunächst vom Erlös aus dem Verkauf, was wiederum langfristig mit einem starken sozialen Abstieg verbunden war. Vater Heyde nutze offenbar die freie Zeit und engagierte sich als Frührentner – für die damalige Zeit erstaunlich - stark in der Erziehung seiner Kinder. Um die Finanzlage der Familie dauerhaft zu sichern oder gar zu optimieren, kaufte er sich in Kriegsanleihen ein. Diese wurden unmittelbar nach dem Krieg 1918 allerdings wertlos. Das übrig gebliebene Vermögen der Familie verlor in der folgenden Inflation von 1923 nahezu vollständig seinen Wert. Während der Vater Carl August, dessen Rufname nur August war, 1919 auf Grund seiner Invalidität in den alten Unterlagen als „Rentier“ bezeichnet wird 2, ist er 1925 im Adressbuch der Stadt3 doch noch einmal als Betriebsleiter bezeichnet worden. Er starb 1936 in Cottbus im Krankenhaus. Seine Witwe Elise zog nach seinem Tod in die Vetschauer Straße 4, innerhalb der Stadt. Ob die 19374 und danach im Adressbuch der Stadt Cottbus unter dieser Adresse mit angegebene Lehrerin Doris Heyde eine weitere Schwester des Werner Heyde oder aber eine unverheiratete Schwester des Vaters war, konnte bisher nicht umfassend geklärt werden. Noch während der Schulzeit meldete sich Werner Heyde bei Kriegsbeginn des I. Weltkrieges als Kriegsfreiwilliger und wurde unter dem Militärgouverneur von Estland, Franz Adolf Freiherr von Seckendorff, bei der Gruppen-Fernsprechabteilung 656 (Gruferna 656) in Reval stationiert. Spätestens ab Sommer 1918 ist er hier nachzuweisen.5 Nach Beendigung der Kampfhandlungen und nach dem Waffenstillstandsabkommen vom Compiègne ab dem 11. November 1918 hielt sich Heyde als Angehöriger eines Freikorps bis Anfang 1919 weiterhin in Estland auf. Zurückgekehrt nach Cottbus legte Heyde zu Ostern 1919, mit gerade 17 Jahren, sein Abitur an der Oberrealschule in Cottbus ab – als Klassenbester. Andere Informationen geben an, dass Heyde sein Abitur erst im März 1920 absolvierte, aber mit dem gleichen Ergebnis. Der Ehrgeiz, Höchstleistungen zu vollbringen, findet sich in Werner Heydes Lebenslauf an vielerlei Stellen wieder und prägte offenbar sein gesamtes Leben. Ebenfalls im März 1920 beteiligte sich Heyde, zusammen mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Ulrich (*4.7.1903, †?), der ebenfalls von der Oberrealschule in Cottbus abgegangen war, auf Seiten der Putschisten unter Major Bruno Ernst Buchrucker am Kapp-Putsch im Raum Cottbus. Die Brüder waren in der Cottbusser Kaserne in der Kaiser-Friedrich Straße einquartiert.6 Dieser Umstand hielt Heyde aber nicht davon ab, bereits ab Mai 1920 sein Studium der Medizin in Berlin zu beginnen - dicht gefolgt von Semestern in den Universitätsstädten Freiburg und Marburg. In Berlin blieb er vier, in Freiburg allerdings nur ein Semester. Heyde besuchte in diesem Semester in Freiburg offenbar auch Vorlesungen des Psychiaters Alfred Hoche (1865–1943), der als Mitverfasser der Schrift „Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“ als einer der Wegbereiter der organisierten Massenvernichtung in der Zeit des Nationalsozialismus gilt.7 An der Universität in Marburg, an der Heyde ebenfalls nur ein Semester blieb, legte er im Juli 1922 das Physikum ab. Darauf folgten weitere Studienaufenthalte an den Universitäten in Rostock und zuletzt in Würzburg. In Rostock ist der Eintrag seiner Immatrikulation für den 24.4.1923 in die Matrikelbücher der Universität unter der Nr. 45 für das Sommersemester 1923 unter dem Rektorat von Professor Dr. Walsmann zu finden. Gleichzeitig findet sich auch hier unter der Nr. 42 am gleichen Tag ein Eintrag von Werner Heydes Bruder Ulrich der sich für die Studienfächer Philosophie und Chemie8 eintrug. Während Werner sich aber bereits am 25.7.1923 wieder exmatrikulierte, um nach Würzburg zu gehen, ist die Exmatrikulation vom Bruder Ulrich Heyde nicht eingetragen. Dieser wurde alsbald Chemiker in München.9 Als Dr. rer. nat. Ulrich Heyde heiratete er 1931 die approbierte Apothekerin Eva Gerlach aus der Wilhelminenstraße 12 in Danzig bei einer Haustrauung im Danziger Stadtteil Neufahrwasser, im Haus Nr. 30. Die Ehe ist für den 6.4. in der Himmelfahrtskirche Danzig-Neufahrwasser verzeichnet worden.10 Ab 1932/33 ist Ulrich Heyde im Chemischen Laboratorium des Staates an der Ludwig-Maximilian-Universität als Assistent zu finden. 1937 war die Familie in Großhadern in der Taxusstraße 7 wohnhaft. Später verzog sie in die Goethestraße 37/3 in München. Bruder Werner promovierte zunächst im Mai 1925 in Würzburg und bestand das medizinische Staatsexamen wiederum mit der Bestnote „Sehr gut“. Das Thema seiner Dissertation lautete: „Hernia encystica incacerata“, über eingeklemmte Eingeweidebruchsäcke.11 Werner Heyde legte in Würzburg insgesamt eine seltene Karriere hin: Er wurde an der Klinik derselben Fakultät vom Stationsarzt bis hinauf zum Ordinarius und schließlich zum Klinikchef befördert. Seine eigentliche ärztliche Laufbahn begann Heyde aber zunächst als Medizinalpraktikant an den städtischen Krankenanstalten in Cottbus, an den Wittenauer Heilstätten in Berlin und erst dann an der Würzburger Universitätsnervenklinik. In Cottbus blieb er ein Jahr. Heydes Approbation erfolgte am 8.6.1926. Danach wurde er Hilfsassistent bei dem Psychiater, Lehrstuhlinhaber und gleichzeitigen Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Würzburg, Professor Martin Reichhardt (1874–1966), der ihn stark förderte. Jahre später übernahm Heyde Reichhardts Würzburger Lehrstuhl für Psychiatrie und Neurologie, als dieser in den Ruhestand ging.12 Obwohl emeritiert, arbeitete Reichardt aber bis in sein 90. Lebensjahr weiter. Vorübergehend ist Heydes Name auch im Rahmen eines Forschungsstipendiums an der Psychiatrischen Klinik in Würzburg zu finden. Ab November 1928 war er zusätzlich für zwei Jahre am chemischen Institut der Bayrischen Akademie der Wissenschaften in München tätig. Zurück in Würzburg habilitiert er sich in den Fächern Neurologie und Psychiatrie. Nachzuweisen ist hier seine 44 Seiten umfassende Habilitationsschrift „Untersuchungen über Gehirnfermente“.13 Werner Heyde wird in Würzburg ab Juli 1931 als planmäßiger Assistent an der Nervenklinik und ab dem 10. August 1932 als Privatdozent für Psychiatrie und Neurologie genannt. Im Februar 1931 heiratete Heyde Erika geb. Precht. In dieser Ehe wurden zwei Söhne geboren. 2 Einwohnerbuch der Stadt Cottbus und der Orte Sachsendorf, Schmellwitz und Ströbitz, Verlag Albert Heine, 1919 3 Einwohnerbuch der Stadt Cottbus und der Orte Sachsendorf, Schmellwitz und Ströbitz, Verlag Albert Heine, 1925 4 Adressbuch der Stadt und des Landkreises Cottbus, Verlag Albert Heine, 1937 5 Werner Heydes Lebenslauf aus der Tageszeitung „Würzburger Generalanzeiger“, 1. Februar 1940 6 Der Spiegel, Artikel vom 24.03.1964, Nr. 13/1964 Briefe „Euthanasie“, Käthe Heyde 7 Binding, Karl, Hoche, Alfred, Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens. Ihr Maß und ihre Form, Leipzig, 1920 8 Heyde Ulrich, Über die Photochlorierung des Chloroforms, Diss., 17. Seiten, Akad. Ver.-Ges., 1930. Diese Abhandlung erschien auch 1930 in Band 8 der „Zeitschrift für physikalische Chemie“ Interessant scheint, dass der Mitautor dieses Artikels über die „Photochlorierung des Chloroforms“, der Konservator an der Ludwig-Maximilian-...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.