Nielsen | Konrads Karriere Knick | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 114 Seiten

Nielsen Konrads Karriere Knick

E-Book, Deutsch, 114 Seiten

ISBN: 978-3-7597-0050-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Konrad Kamphenkel ist wissenschaftlicher Assistent an dem Botanischen Institut einer deutschen Universität und sehr engagiert für seine Forschungsvorhaben und seine Lehre. Er genießt Ansehen auf nationaler und internatioler Ebene. Sein Erfolg ruft Neid und Argwohn unter den Professoren seines Instituts hervor unf führt u.a. zu gehässiger Nachrede und Unfrieden in der Belegschaft. Dieser tägliche Ärger verleidet Konrad die Arbeit am Institut und er steigert sich in einen Hass auf den Institutsleiter hinein, woran dieser nicht ganz unschuldig ist. Konrad leidet außerdem an psychotischen Anfällen, die ihn in Stress-Situationen unberechenbar machen. Schließlich begeht er einen Mord(versuch) am Istitutsleiter und flieht ins Ausland.

Holger Nielsen ist das Pseudonym eines Naturwissenschaftlers, das er seit Jahren zum Verfassen bellelistrischer Abhandlungen benutzt. Bis erschienen sind "Ralfs Erbe", "Wer, wenn nicht er", "Mein 2. Schlaganfall und mein Weg zurück zu mir". "Tödlicher Sturz von den Kreidefelsen".
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2. Der herrenlose Gehstock oder wer darf wo parken
Der Tag der „Klärung“ war an einem Dienstag Ende Mai. Wie immer, fand die Sitzung des Institutsrats im Hauptgebäude im Seminarraum statt. Konrad hatte in diesem Gremium als Vertreter des akademischen Mittelbaus nur Anhörungs- aber kein Stimmrecht; also eine ausgesprochen gute Ausgangslage für die Ordinarien, die Belange der akademischen Mittelschicht kleinzureden oder geflissentlich zu übersehen. Der Seminarraum im Hauptgebäude war architektonisch sehr eigenartig konstruiert; man betrat ihn durch eine Tür im zweiten Stock und gelangte dann über eine Treppe hinab in den eigentlichen Seminarraum, der sich zwischen dem Erdgeschoss und der ersten Etage befand; zur Straße hin war er durch eine Wand aus Glasbausteinen abgetrennt und damit von außen nicht einsehbar. Aber auch die Hintergründe dessen, was im Rahmen des Institutsrates hier jeden Monat diskutiert und beschlossen wurde, waren für Konrad eben so wenig „einsehbar“. In der Regel kam er erst in den nachfolgenden 14 Tagen dahinter, zu verstehen, welcher Teilnehmer des Institutsrates durch sein Votum welchem seiner Kollegen genützt hatte und dabei auch seinen eigenen Interessen vorangetrieben hatte. Für Konrad waren die stimmberechtigten Mitglieder des Institutsrates – also die Lehrstuhlinhaber - der „verschworene Haufen“, gegen den man nicht ankommen konnte. Die Sitzung des Institutsrates begann wie immer: Mit fünf-minütiger Verspätung eilte der derzeitig auf drei Jahre gewählte Direktor, Prof. Waschke, bewaffnet mit seinem Klemmbrett, geschäftig die Treppe herab – Konrad meinte dann immer eine Nachahmung des US-amerikanischen Präsidenten zu sehen, wie er über die Gangway sein gerade gelandetes Flugzeug verließ - und nahm seinen angestammten Platz am Kopf des langen Konferenztisches ein, indem er eine Entschuldigung murmelte, daß ihn ein Telefonat – diesmal mit einem Kollegen aus East Lansing – aufgehalten habe, rechtzeitig zur heutigen Sitzung zu erscheinen. Es ging das Gerücht, dass er seine Frau Hedwig noch immer Heather nannte, weil ihm das internationaler klang. Die Vertreter des technischen Dienstes, des akademischen Mittelbaus und sogar einige Professoren konnten ein Grienen ob dieser Farce nicht unterdrücken und manch einer von ihnen kaschierte sein Amüsement mit einem angelegentlichen Blättern in seinen Unterlagen. Doch der jetzt Vorsitzende ging eifrig zur Sache, indem er wissen wollte, ob jemand Einwände gegen die vorliegende Tagesordnung habe. In die allgemeine Stille reckte sich ein Professor – Prof. Sigurd Nilson, gebürtig aus Norwegen – zu voller Größe auf und bat eindringlich um die Klärung der Parkplatzsituation auf dem Gelände des Institutes. Das wurde mit einem allgemeinen Aufseufzen quittiert, war doch der norwegische Kollege scheinbar etwas naiv und konnte es nicht unterlassen, immer wieder diesen „Dauerbrenner“ auf jeder Sitzung des Institutsrates zur Diskussion zu stellen; seit zwei Jahren konnte dieses Problem nicht gelöst werden, aus dem einfachen Grund, weil es auf dem Gelände des Institutes weniger Parkplätze gab als Autos der Mitarbeiter. Mehrere Male schon hatte er – wie Konrad ihm wohlwollend unterstellte – ihn selbst mit der Frage konfrontiert, wo er denn eigentlich seine Wagen parken würde. Darauf hatte er ihm schon etliche Male geantwortet, daß er als wissenschaftlicher Hochschulassistent – somit als Mitarbeiter der Institutes – grundsätzlich Anrecht auf einen Parkplatz auf dem Gelände des Institutes habe, dieses Anrecht aber nicht wahrnehme, da er es vorziehe, mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit zu kommen. Darauf schwieg die versammelte Professorenschaft – jedes Mal – ohne jede Miene zu verziehen und drängte den Vorsitzenden, den nächsten Tagesordnungspunkt aufzurufen. Konrad war es stets ein „Dorn im Auge“, wenn Kollegen oder Kolleginnen immer noch in „röchelnden Schrottkarren“ jeden Morgen auf den Parkplatz des Institutes fuhren, den Tag über aber extreme Abgasvermeidungstheorien propagierten. So „pseudogrünes Verhalten“ war ihm zuwider. Daher empfand er es als eine infame Zumutung, als eine durchaus intelligente Studentin, die bei ihm ihr Diplom gemacht hatte, ihn darauf ansprach, nun eine Doktorarbeit mit mehr ökologischem Hintergrund in Angriff zu nehmen. Für Konrad war klar, dass dieses Ansinnen an ihn durch den Einfluss ihres derzeitigen Liebhabers beeinflusst war, der an der Universität einer benachbarten Stadt eine Doktorarbeit in Ökologie begonnen hatte. Diese Kombination schien Konrad zu kompliziert und er lehnte die weitere Betreuung ab. Sein ehemaliger Doktorvater und Abteilungsleiter jedoch vereinnahmte sozusagen diese angehende Doktorandin und überzeugte sie davon, in sein Forschungsprojekt über die Fähigkeit von bestimmten Grünalgen zu „einzusteigen“, deren Kohlenstoffwechsel sich experimentell umsteuern ließ; die molekularen Mechanismen waren dabei von Interesse. Sein ehemaliger Doktorvater strebte dieses Forschungsprojekt an, unter der unausgesprochenen Annahme, daß sich sein Assistent, also Konrad – über kurz oder lang – auch für diese Problematik interessieren werden (müsse) und damit die Betreuung dieser Doktorandin für ihn - Konrads ehemaligen Doktorvater, aber auch Dienstvorgesetzten) - übernehmen würde; wieder ein Akt akademischer Knebelung und so subtil, dass Konrad nichts dagegen sein konnte: weder aus wissenschaftlicher Sicht noch wegen seiner dienstlichen Abhängigkeit. Aber im Grunde genommen war Konrad wieder einmal an seiner undiplomatischen Geradlinigkeit gescheitert. Inzwischen hatte Prof. Waschke versucht in seiner von ihm verfaßten Tagesordnung fortzufahren, ohne dass Konrad dem im Augenblick große Aufmerksamkeit gezollt hatte. Als er jetzt jedoch Prof. Rübnitz, Experte für Paläobotanik und Systematik, mit der für ihn typischen leicht heiseren und hüstelnden Stimme fragen hörte, was es denn mit dem Vorfall auf dem U-Bahnhof „Krökendamm“ auf sich habe, in den doch ein Angehöriger „Unseres Instituts“ verwickelt gewesen sei, war er sofort wieder hellwach. Prof. Waschke wedelte zuerst noch etwas unentschlossen mit der rechten Hand über seinem Klemmbrett hin und her; als jedoch die Mehrheit der Sitzungsteilnehmer bereits zu Konrad hinüber sah, meinte Prof. Waschke betont gönnerhaft, daß in diesem Fall es doch wohl das Sinnvollste wäre, dem daran Beteiligten das Wort zu erteilen, damit sie aus erster Hand informiert werden könnten. Konrad war von dieser direkten Attacke überrascht und versuchte etwas derart zu seiner Verteidigung vorzubringen, daß er sich nicht als Institutsangehöriger auf dem U-Bahnhof „Krökendamm“ aufgehalten habe, sein Aufenthalt dort also ausschließlich privater Natur gewesen sei und – wenn auch die Medien leider mehr daraus machen wollten – die Ereignisse dort die Belange des Instituts in keiner Weise berühren würden. Während Konrad sich in dieser Weise einigermaßen rüde verteidigte, war ihm klar, dass er eigentlich schweigen mußte und nicht reden sollte. Denn wer gesprochen hat, kann nicht mehr schweigen. Auf dieser Asymmetrie der Kommunikation gründet letztlich jede Klugheit. Prof. Waschke wurde jetzt ungeduldig, bat zu der Tagesordnung zurückzukommen und meinte – wobei er über den Rand seiner Lesebrille grienend zu Konrad hin-übersah – sie hätten ja alle noch Wichtigeres zu tun, als hier unnötige Debatten abzuhalten, wer wann und wo in der Stadt irgendwelche Begegnungen „der Dritten Art“ erlitten habe. „So, dann wollen wir uns dem Entwurf der geänderten Prüfungsordnung zuwenden, der Ihnen vorliegt.“ Konrads Anspannung wich etwas, als er sah, wie sich die Schar der vorwiegend weißhaarigen Professorenhäupter über ihre Unterlagen beugten und sich mit ihren Notizen zu schaffen machten. Als Konrad vermeinte, unbedingt einen Schluck Wasser trinken zu müssen, um sich vollkommen beruhigen zu können, und schon die Hand nach dem Glas ausgestreckt hatte, kroch wieder dieses beängstigende Pochen seinen Hals hinauf und begann sich in seinen Schläfen festzusetzen. In panischer Angst vor einem erneuten Anfall in dieser prekären Umgebung begann Konrad seine Schläfen zu massieren; das Pochen konnte er zwar aufhalten, aber er glaubte eine Erscheinung zu haben: oben auf dem Podest über dem Seminarraum war eine blonde Frau mittleren Alters in einem geblümten, weißen Sommerkleid aufgetaucht und kam auch schon die Treppe zu ihnen herunter, allerdings sehr vorsichtig, mit fast fließenden Bewegungen und ohne jegliches Geräusch zu erzeugen; niemand in der Runde nahm sie war, so vertieft waren die Sitzungsteilnehmer in ihre Unterlagen. Konrad kannte diese Frau nicht und dennoch war ihm augenblicklich klar, dass das die bewußte Helene vom U-Bahnhof Krökendamm sein mußte. Wie und warum sie nun schon wieder in seiner Umgebung auftauchte, war ihm ein Rätsel. Diese Frau jedoch schritt praktisch lautlos hinter der Reihe in ihren Unterlagen lesender...


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