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E-Book, Deutsch, 202 Seiten

Nielsen Die vergessenen Jahre

Vom Nationalsozialisten zum CDU Ministerpräsidenten Dr Helmut Lemke 1907 bis 1990
3. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7562-9654-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Vom Nationalsozialisten zum CDU Ministerpräsidenten Dr Helmut Lemke 1907 bis 1990

E-Book, Deutsch, 202 Seiten

ISBN: 978-3-7562-9654-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der in Kiel geborene Helmut Lemke war nach seinem Jurastudium und nach seiner Promotion von 1932 bis 1933 Gerichtsassessor bei den Staatsanwaltschaften in Kiel und Altona. Schon vor der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten war Lemke 1932 in die NSDAP eingetreten. Als verlässliches Parteimitglied und als studierter Jurist wurde er ab 1933 nacheinander Bürgermeister der Städte Eckernförde und Schleswig. Nach dem Krieg durfte Dr. Lemke, der bei seiner Entnazifizierung als Mitläufer in die Kategorie IV. eingestuft worden war, alsbald wieder als Rechtsanwalt arbeiten. Lemke trat der CDU bei. Nachdem er zunächst Kultusminister und bald darauf Innenminister des Landes Schleswig-Holstein wurde, wählte man den bewährten Politiker 1963 schließlich in das Amt des Ministerpräsidenten. Während Lemkes politischer Werdegang, sowie seine Tätigkeiten und Entscheidungen ab der Nachkriegszeit, gut dokumentiert und ausgewertet sind, liegt noch immer ein großer Mantel des Schweigens über den Jahren 1933 bis 1945. Obwohl im Zusammenhang mit seiner Amtsführung in diesen Jahren Oppositionelle verfolgt und eingesperrt und Menschen ausgegrenzt und unter Druck gesetzt wurden und obwohl es zahlreiche belastende Quellennachweise über Dr. Lemkes Beheimatung in der nationalsozialistischen Weltanschauung gab und gibt, konnte er nach dem Krieg bis in die höchsten Ämter der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung gelangen und hier die Politik über Jahre maßgeblich mitgestalten. Das Buch berichtet akribisch über Dr. Helmut Lemkes zwölf Vergessene Jahre, über die bisher kaum oder nur sehr unzureichend berichtet wurde.

Jens Nielsen, 1969 in Schleswig geboren, gelernter Pädagoge, lebt als Museums- und Kulturpädagoge und als Historiker und Publizist in Kiel. Jahrzehntelange Selbständigkeit mit seiner Agentour Zeitensprung im Bereich Museumspädagogik und Living history. Er war freier Mitarbeiter u.a. im Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte Schloss Gottorf in Schleswig und im Landesmuseum für Volkskunde im Freilichtmuseum Molfsee bei Kiel. Es erschienen von Nielsen zunächst in loser Reihenfolge zahlreiche kunsthistorische Kirchenführer im Auftrag der jeweiligen Kirchengemeinden im gesamten Bundesgebiet. Ab 2019 brachte er Werke im eigenen Auftrag zu historischen, zunächst auf die Stadtgeschichte Schleswigs bezogene Themen heraus. Seit 2021 folgen geschichtliche Themen aus allen Sparten und Regionen.

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Abb. 3: Der Vater: Konteradmiral Franz Lemke, Foto: Privat 5. Für Führer, Volk und Vaterland“ – der junge Jurist Dr. Lemke im Dienst der nationalsozialistischen Bewegung Helmut Bernhard Julius Lemke wurde am 29.9.1907 als Sohn des aus Pasewalk gebürtigen späteren Konteradmirals des Marine-Ingenieurwesens6 Franz Wilhelm Lemke7 (1862–1925) und dessen 1895 geheirateten Ehefrau Friederike Elina Emma (1873–1946) geb. Voigt in Kiel geboren. Helmut Lemkes Mutter war die Tochter des Zahnarztes Julius Voigt (1847–1918) und seiner Frau Emma geb. Böge aus einer alteingesessenen holsteinischen Familie. Um 1880 ist die Familie Lemke von Soltenitz in Schleswig-Holstein ansässig geworden. Schon vor Helmut Lemkes Geburt wohnte das Ehepaar Lemke im Königsweg Nr. 29. Ab 1914 findet sich die Familie mit den Kindern in dem stattlichen Haus in der Lornsenstraße Nr. 32 in Kiel. Bereits als Junge soll Helmut Lemke im Garten seines späteren Dienstsitzes am Hindenburg-Ufer gespielt haben. Die Familie führte neben dem Familiennamen Lemke die adelig klingende Zusatzbenennung „von Soltenitz“, nach dem Gut Soltenitz im Kreis Neustettin und berief sich in der Familiengeschichte auf ihren ältesten bekannten Vorfahren Lemmeke auf der Heide Tribbene (Trabehn), welcher 1378 bei einer Grenzregulierung in den historischen Unterlagen erwähnt wurde.8 Offenbar legte Helmut Lemke bereits früh diesen Herkunftstitel im Namen ab, vielleicht um sich in den Reihen der durch das Arbeitermilieu geprägten Nationalsozialisten einen schlichteren und somit passenderen „Anstrich“ zu geben. Nach dem Krieg führte er seinen Namenszusatz allerdings wieder, so dass man, wie vor 1931, „Lemke genannt Soltenitz“ oder „Lemke von Soltenitz“ hinter seinem Vornamen lesen konnte. Mit der Erforschung seiner Vorfahren über Generationen zurück war aber auch der Nachweis seiner „arischen“ Abstammung erbracht, der in der NS-Zeit von so großer Bedeutung werden sollte. Lemke selbst schrieb dazu: „Die wissenschaftliche Forschung stellt fest, dass Familiennamen etwa seit 1200 nach der Zeitrechnung aus Rechtsgründen entstanden sind, während es Beinamen zum Rufnamen immer gab. Unser Name ist aus norddeutscher Landschaft und gehört zu den wenigen, die ihren Ursprung in einem alt-hochdeutschen Taufnamen finden. Der Name Lemke ist eine Ableitung von land-berht-ke; land ist die Bezeichnung für das Eigenland der Sippe; berht bedeutet der „Glänzende“; ke ist die norddeutsche Verkleinerungsform. Wir können daher annehmen, dass der erste Vorfahre unseres Namens ein Mann war, der in Norddeutschland im Eigenland seiner Sippe eine führende Stellung einnahm. Es ist verständlich, dass der Name Lemke, insbesondere in anderer Schreibweise, an manchen Orten entstanden ist, ohne dass unter den Namensträgern eine Blutsverwandtschaft bestand, da der Name Lemke als Bezeichnung für die Stellung seines Trägers entstand. Alle unsere Vorfahren, auch die der mütterlichen Linien, haben seit Jahrhunderten niederdeutschen Stämmen angehört und waren – soweit es überhaupt nur erforscht werden konnte – seit der Reformation evangelischen Glaubens…. Wir können stolz sein auf Alter und Ansehen unseres Geschlechtes. Ein jeder der Vorfahren gab sein Blut und Wesen weiter, auf dass wir leben. So soll sich jeder meiner Nachkommen mit jedem seiner Ahnen bewusst verbunden fühlen. Wir gedenken mit Stolz der ältesten urkundlich nachgewiesenen Vorfahrenlinie Beust – von Ramdohr, die in beiden Stämmen schon in früheren Jahrhunderten adlig gewesen sein soll und unseren Stamm zur Unterscheidung von den anderen Lemke'schen Linien bezeichnet. Mögen die Frauen auch ihren starken Einfluss auf den Stil eines Hauses, auf die Eigenschaften der Nachkommen haben, die Familientradition führt der Mannesstamm…“9 Die in früheren Biografien erwähnte Behauptung, dass Lemke als Kind von adeligen Verwandten adoptiert worden war, die den Namen „von Soltenitz“ trugen, ist durch nichts zu belegen. Diese Familie von Soltenitz war angeblich kinderlos und wollte das Aussterben des Namens durch die Adoption verhindern. Dagegen sprechen die oben angeführten umfangreichen Familienforschungen zur Familie Lemke. Der Name „von Soltenitz“ ist eine bürgerliche Herkunftsbezeichnung. Helmut Lemke besuchte von 1913 bis 1916 die Vorschule in Kiel. Ab 1916 findet man ihn an der Kieler Gelehrtenschule, wo er im März 1925 das Abitur an dem humanistischen Gymnasium10 bestand, um unmittelbar darauf die Juristenlaufbahn einzuschlagen und Rechts- und Staatswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel zu studieren. Noch im November des gleichen Jahres starb sein Vater. Nach einem kurzen Gastspiel an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen im Jahr 1926 kehrte er alsbald darauf wieder an die Uni in Kiel zurück. Im Juli 1928 bestand Helmut Lemke hier das geforderte Referendarexamen als erstes juristisches Staatsexamen. Von 1931 bis 1932 absolvierte er anschließend sein Referendariat in der Justizverwaltung unter dem Landgerichtspräsidenten Wilhelm Coing in Kiel, gefolgt im April 1932 von seinem als „befriedigend“ bewerteten Assessorexamen in Berlin. Seine Ausbildung war damit abgeschlossen. Schon zuvor war Lemke 1929 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit der Arbeit „Das preußisch-deutsche Problem in der Reichsreform“ bei Professor Dr. Walter Jellinek zum Dr. iur. promoviert worden. Lemkes Formulierungen in seiner Dissertationsarbeit in dieser Zeit lassen noch eine gewisse Ausgewogenheit und wenig Radikalität in seiner politischen Einstellung vermuten. Zu berücksichtigen ist hierbei aber, dass er sich im Rahmen seiner juristischen Ausbildung bis zu deren Vollendung keine „öffentlichen“ politischen Meinungsäußerungen erlauben konnte, falls er schon in dieser Zeit für die Ideologie des Nationalsozialismus zugänglich gewesen wäre. Ein Ausschnitt seines Dissertationstextes belegt Lemkes eher neutrale Sicht auf einige Parteien der „Weimarer Republik“: „…Allgemein werden die Kommunisten, Sozialdemokraten und Demokraten als Förderer des Einheitsstaates angesehen. Dies wird in der Praxis nicht immer der Fall sein. Es kann vorkommen, dass diese Parteien, wenn sie sich in Opposition zur Regierung befinden, gegen die unitarischen Maßnahmen der Regierung stimmen. Auch wird den Sozialdemokraten vorgeworfen, dass sie aus Gründen der Machterhaltung in den Ländern, vor allem in Preußen, wohin sie ihr Schwergewicht verlegt haben, praktisch=politisch von ihrem Programm abweichen. In Preußen ist die Sozialdemokratie seit 1918 dauernd am Ruder gewesen. Im Reich hat sie nur wechselnden Einfluß gehabt. Dadurch, dass sie die preußische Politik bestimmte, konnte sie die Reichspolitik immerhin beeinflussen… Die völkischen Gruppen (NSDAP) unterstützen praktisch-politisch die einheitsstaatliche Richtung nicht…“11 Lemkes Dissertation ist 1929 in der Zeitschrift „Annalen des Deutschen Reiches“ veröffentlicht worden. Auch andere kurze Aufsätze zu verschiedenen Themen, die rechtliche und kommunale Fragen betrafen, sind, nach eigenen Angaben, von Helmut Lemke in den 1930er Jahren erschienen. Darunter Themen wie: „Stellvertretung des Bürgermeisters durch Regierungsreferendare“, „Verpflichtungserklärungen von Gemeinden“ und „Gemeindewohnungsbau“. Jahre nach dem Krieg und nach der Zeit des Nationalsozialismus entsann Lemke sich später der Zeit vor der Machtergreifung: „Ich war ja im rechtsstaatlichen Denken von Weimar groß geworden. Da konnte ich jetzt wieder anknüpfen, zumal mein Blick geläutert worden war.“12 Dr. Helmut Lemke fühlte sich vor 1932, nach eigener Angabe, der Konservativen Volkspartei (KVP) unter Reichsminister Gottfried Treviranus zugehörig. Diese war als Absplitterung aus der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) hervorgegangen und vertrat eine Politik der rechten Mitte. Die 1930 gegründete KVP blieb eine unbedeutende Kleinpartei, die den politischen Kurs des Reichskanzlers Brüning unterstützte. Nach Brünings Sturz 1932 trat die KVP zur Reichstagswahl im Juli des gleichen Jahres nicht mehr an. Ab Mai 1932 bis zum Mai 1933 wird Dr. iur. Helmut Lemke als Gerichtsassessor bei den Staatsanwaltschaften der Städte Kiel und Altona geführt 13. Lemke gibt in seinem Werdegang für diesen Zeitraum den nur wenig älteren Generalstaatsanwalt Dr. Kurt-Walter Hansen (1903– 1945) als seinen unmittelbaren Dienstvorgesetzten an, wobei dieser erst im Mai 1943 Generalstaatsanwalt beim Kammergericht in Berlin wurde. Hansen war bereits vor 1931 nach Flensburg versetzt worden, da er hier nachweislich im Juli 1931 zum Landgerichtsrat ernannt wurde. Doch auch Flensburg gehörte wie Kiel und Altona vor 1937 zum Bezirk des Oberlandesgerichts. Kurt-Walter Hansen war ab 1933 Parteimitglied, wurde später Angehöriger der SS und stieg ab 1937 im Stab des Stellvertreters des Führers zum Adjutanten des Reichsministers und Hitler-Vertrauten Martin Bormann (1900–1945) auf. Zahlreiche überlieferte...



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