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E-Book

E-Book, Deutsch, 302 Seiten

Nielsen Adel verpflichtet

Der NS-Bürgermeister Franz Viktor Freiherr Baselli von Süßenberg

E-Book, Deutsch, 302 Seiten

ISBN: 978-3-7578-9301-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das alt überlieferte Sprichwort Adel verpflichtet bedeutet in seinem ureigensten Sinn, dass eine herausragende soziale Position immer auch besondere Verpflichtungen mit sich führt, die sich vor allem auf soziale Verhaltensweisen und die positiv besetzte Erfüllung einer Führungsrolle beziehen. In diesem Sprichwort wird von jeher die Aussage transportiert, dass jemand, der durch Herkunft, Geld, Position oder Talent privilegiert ist, auch die Pflicht hat, etwas Gutes damit zu tun und sich demnach zu verhalten. Dieses hier vorgelegte Buch mit dem gleichnamigen Titel Adel verpflichtet ist das Ergebnis einer Studie, die sich intensiv mit dem Juristen adeliger Herkunft, Franz Viktor Freiherr Baselli von Süßenberg beschäftigt, der in den Jahren von 1933 bis 1945 nacheinander als Bürgermeister in die Städte Pinneberg, Schleswig und Cottbus berufen worden war. Als oberster Chef der Verwaltung in diesen drei Städten und als Gauamtsleiter für Kommunalpolitik trug er in einem sehr hohen Maße dazu bei, dass die vielfach menschenunwürdigen nationalsozialistischen Verwaltungsgrundsätze genauestens umgesetzt wurden. Von Baselli ist damit durch sein Wirken in die Gruppe der von der politischen Philosophin Hannah Arendt mit dem Begriff Schreibtischtäter treffend bezeichneten NS-Verbrecher einzugruppieren. Die Studie zeichnet nach intensivem Studium relevanter Quellen das Bild eines kulturell gebildeten Juristen und Familienvaters nach, der als Bürgermeister und als Nationalsozialist vielfach zum Täter wurde.

Jens Nielsen, 1969 in Schleswig geboren, gelernter Pädagoge, lebt als Museums- und Kulturpädagoge und als Historiker und Publizist in Kiel. Jahrzehntelange Selbständigkeit mit seiner Agentour Zeitensprung im Bereich Museumspädagogik und Living history. Er war freier Mitarbeiter u.a. im Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte Schloss Gottorf in Schleswig und im Landesmuseum für Volkskunde im Freilichtmuseum Molfsee bei Kiel. Es erschienen von Nielsen zunächst in loser Reihenfolge zahlreiche kunsthistorische Kirchenführer im Auftrag der jeweiligen Kirchengemeinden im gesamten Bundesgebiet. Ab 2019 brachte er Werke im eigenen Auftrag zu historischen, zunächst auf die Stadtgeschichte Schleswigs bezogene Themen heraus. Seit 2021 folgen geschichtliche Themen aus allen Sparten und Regionen. Anfang 2022 erschien der historische Roman Nichts als Asche über die Hexenverfolgung in der Stadt Schleswig, gefolgt von dem aktuellen Roman Die Rose von Scharon im Spätsommer 2022. Nielsen legt mit dem Werk Adel verpflichtet das siebente Buch über ein Thema des Nationalsozialismus vor.
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2. Der genealogische Hintergrund der adeligen Familie Baselli von Süßenberg1 - und die frühe politische Prägung durch den Vater Carl(o) Maria Freiherr Baselli von Süßenberg
Franz Viktor Carl Freiherr Baselli von Süßenberg (* 12. Juni 1896, † 19. November 19452) wurde als zweitältester Sohn des Justizrats, Amtsrichters, Rechtsanwalts und Notars Carl(o) Maria Freiherr Baselli von Süßenberg und dessen aus St. Petersburg stammenden Ehefrau Caroline (Lina) Maria geborene Steiner (1855–1925) in wohlgeordnete Verhältnisse in Pinneberg in der Metropolregion von Hamburg geboren, wo sein Vater eine Kanzlei betrieb. Franz Viktor von Baselli, so die häufig gebräuchliche Kurzform des Namens mit Adelstitel, wurde knapp zwei Monate darauf, am 9. August 1896, traditionell in der St. Laurentius- Kirche in Süsel/Ostholstein getauft, da der Stammhof der Familie Baselli von Süßenberg als Geburtsort des Vaters nur unweit auf dem nahegelegenen Hof Stawedder bei Haffkrug am alten Reiseweg von Lübeck nach Neustadt lag. Das große Wohnhaus derer von Baselli auf Stawedder war hier erst Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut worden.3 Der Hof der Familie war ehemals aus einigen Erbpachtstellen entstanden, welche von dem ehemaligen Hof Altona im Gute Oevelgönne abgetrennt worden waren. Früher war auf diesem Hof eine Seidenraupenzucht betrieben worden. Franz Viktors älterer Bruder, Rolf Freiherr Baselli von Süßenberg, war bereits zwei Jahre vorher,1894, ebenfalls in der Stadt Pinneberg geboren worden. Er wanderte allerdings früh nach Amerika aus, wo sich seine Spur schnell verliert. Rolf Freiherr von Baselli heiratete seine erste Frau Anna Elise (Anneliese) geb. Hemmel, die wie er aus Pinneberg stammte, 1925 in Santa Marta/Kolumbien, so viel ist bekannt. 1940 verehelichte er sich in New York ein zweits Mal, und zwar mit Berta Veronika (Atta) geb. Spielter (1896–1972). Rolf Freiherr von Baselli starb am 29. April 1981 in Speyer in der Pfalz.4 Auch Franz von Baselli selbst heiratete wie sein Bruder im Jahr 1925, und zwar Olga geborene Braasch, eine Tochter des Hofpächters Christian Braasch vom Meierhof Ottenhof und seiner früh verstorbenen Frau Adele Charlotte Elisabet geb. Mosle (1869–1903) vom nahegelegenen Gut Salzau. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor: Enzio Freiherr Baselli v. Süßenberg, der von 1974 bis zu seinem Tod 2002 deutsche Honorarkonsul von Faro in der Algarve in Portugal war und Malte Freiherr Baselli v. Süßenberg, welcher schon 18-jährig als Grenadier der Wehrmacht in Polen starb. Die Großeltern der Brüder Rolf und Franz Viktor Baselli von Süßenberg väterlicherseits waren der Hauptmann a. D. Johann Nepomuk Freiherr Baselli von Süßenberg (1817–1892), der Herr auf Stawedder, aus der jüngeren Linie des Adelsgeschlechts und seine Frau Wilhelmine Gertrude von Stresow (1833–1919), Tochter des Kaufmanns und Konsuls in Riga/Lettland Conrad Friedrich Stresow.5 Johann Nepomuk von Baselli stammte laut einiger Quellenangaben ursprünglich aus Gradiška, Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina.6 Abb. 3: Wappen Baselli, Freiherren von Süßenberg (hier Sassenberg), aus: Graf von Meraviglia-Crivelli, Rudolf Johann, „Der Böhmische Adel“, 1885 Die Vorfahren derer von Baselli (früher auch Basilii, Basegio oder Basci genannt) gehörten schon seit dem 27. August 1647 dem katholischen Palatinatsadel7 an. Seit dem 22. Februar 1702 trug die Familie als künftiges Rittergeschlecht zusätzlich das Prädikat „von Süßenberg“. Die Erhebung in der Erbländisch-österreichischen Freiherrenstand war am 11. Februar 1765 in Wien erfolgt.8 Das Wappen der Familie ist geviertelt. In der Mitte befindet sich ein kleineres Herzschild mit zwei untereinanderliegenden Kronen. Die obere Krone wird von einem, die unterer Krone von zwei fliegenden Vögeln gehalten. Im Rückschild weist das erste Geviert einen gekreuzigten Adler mit Krone, das zweite drei übereinander angeordnete Knochen, das dritte einen bekleideten Arm mit einem Schwert und einer Schreibfeder in der Hand haltend und das vierte einen bekrönten Löwen auf. Die drei Helme darüber wiederholen den Adler links, den Arm in der Mitte und den Löwen rechts, steigend. Carl(o) von Baselli war seit 1913 Ehrenritter des Johanniterordens. Der Johanniterorden als Institution war durch seine enge Bindung an die evangelische Kirche sowie durch die weit verbreitete Mitgliedschaft des Adels später den Nationalsozialisten zuwider. Da aber zahlreiche Offiziere der Wehrmacht und auch andere einflussreiche Persönlichkeiten Mitglieder des Ordens waren, gingen die Nationalsozialisten erst nach der Machtergreifung 1933 offen gegen die Johanniter vor. Über einen Austritt Carl(o) von Basellis aus dem Johanniterorden nach 1933 ist nichts bekannt. Die Familie von Baselli galt schon früh als deutsch-völkisch orientiert. So wie der Sohn Franz Viktor später war auch bereits der Vater vor dem Ersten Weltkrieg in Pinneberg kommunalpolitisch engagiert gewesen. Bis zum Oktober 1919 war in Pinneberg ein mit Bürgerlichen besetzter Magistrat noch aus vorrepublikanischer Zeit im Amt. Ihm gehörte auch der Beigeordnete Carl(o) von Baselli aus der Bahnhofstraße 35 in Pinneberg an.9 Er saß hier als Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) im Stadtrat und amtierte zudem in seiner aktiven Zeit vorrübergehend auch als stellvertretender Bürgermeister, Stellvertretender in der Polizeiverwaltung und als stellvertretender Standesbeamter. Außerdem war er im damaligen 6. schleswig-holsteinischen Reichstagswahlkreis Pinneberg/Segeberg von 1895 Mitglied des antisemitischen „Deutsch-Sozialen Vereins.“ Sein Name steht in der Mitgliederliste dieses Vereins an erster Stelle. 10 Auch der Vorsitz in dem „Verein zur Rettung von Schiffbrüchigen“ wird 1893 unter seinem Namen erwähnt. Am 23. Januar 1929 war die alljährliche Reichsgründungsfeier in Pinneberg von der DNVP unter Baron Carl(o) von Baselli im Gasthof „Zur Eiche“ organisiert worden. Zu den Feierlichkeiten waren alle Freunde des Bürgerblocks eingeladen: die „Deutsche Volkspartei“, der „Kriegerverein“, der „Stahlhelm“, der „Königin- Luise-Bund“, der „Vaterländische Frauenverein“, der „Handwerkerbund“ und andere. Auch Sohn Franz von Baselli war an der Durchführung dieser Veranstaltung mit beteiligt. Die Reichsgründungsfeier wurde naturgemäß zunächst mit zackigen Märschen eröffnet und auch zwischendurch gab es immer wieder Musik von der „Ramckeschen Kapelle“ aus Pinneberg. Dazu wurden Klaviervorträge, Rezitationen und auch unterschiedliche Gesangseinlagen dargeboten. Vater und Sohn von Baselli gaben anlässlich der Reichsgründungsfeier Vorträge auf dem Klavier und auf der Geige zum Besten. Als Hauptredner an diesem Abend fungierte der Vorsitzende des Schleswig-Holsteinischen Land- und Bauernbundes Alexander Graf Kielmansegg (1889–1956) vom Gut Seestermühe bei Elmshorn, der ab 1933 stellvertretendes Mitglied im preußischen Staatsrats wurde. Kielmannsegg erinnerte in seiner Ansprache mit dem Titel „Die Reichsgründung von 1871 im Lichte der heutigen Zeit“ an die glorreiche Kaiserkrönung in Versailles und an den ungeheuren Aufschwung Deutschlands nach 1870. Er betonte dabei „…, dass dieser Aufschwung mit Schuld an Deutschlands Niederbruch gewesen ist, indem das deutsche Heldenvolk zum Krämervolk wurde...“ Die Revolution vom 9. November 1918 und die zehn Nachkriegsjahre wurden von ihm bei diesem Vortrag einer deutlichen Kritik unterzogen. Graf Kielmansegg führte weiterhin aus, dass es so nicht weitergehen könne, „…, dass ein drittes Deutsches Reich kommen müsse und werde, oder es werde kein Deutschland mehr geben.”11 1 Zum Werdegang Franz von Baselli siehe grundsätzlich: Bundesarchiv Berlin Document Center, R 3001/50859 und Personalakte II. (Signatur: 9-423, Alte Signatur: IV.1. 15), Bürgermeister Franz v. Baselli 1934 – 1937 im Gemeinschaftsarchiv des Kreises Schleswig-Flensburg und der Stadt Schleswig 2 Nach anderen Angaben starb er bereits am 11. November 1945 3 Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, 91. Jahrgang, Gotha, 1941, S. 18 4 Schiffspassagen von Deutschland nach Amerika sind für Rolf von Baselli in amerikanischen Passagierlisten für die Jahre 1933, 1937, 1939 und 1955 nachgewiesen. Von Basellis Totenschein wurde in New York ausgestellt. 5 Carl(o) Maria Freiherr Baselli von Süßenberg hatte noch fünf Geschwister, die wie er alle auf dem Hof Stawedder geboren wurden: (*1854) Wilhelm Franz Freiherr Baselli von Süßenberg, (*1855) Franziska Freiin Baselli von Süßenberg, (*1857) Emma...


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