Neuhaus | Erlebtes und Erdachtes | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Neuhaus Erlebtes und Erdachtes


1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7568-8059-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-7568-8059-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im Rückblick auf mein Leben und auf die Berichte in diesem Buch frage ich mich, waren es die wichtigen und entscheidenden Erlebnisse oder registriert das Gedächtnis nach anderen Kriterien? Ist es überhaupt sinnvoll, sich mit der Vergangenheit so intensiv zu beschäftigen? Sollte man sich ganz auf die Gegenwart und auf die Gestaltung der Zukunft konzentrieren? Unsere Befindlichkeit und Charakter sind, wie ich meine, in der Vergangenheit geprägt und geformt worden. Wir bereichern unser gegenwärtiges Leben, wenn wir diese Erlebnisse in Gedanken an uns vorüber-ziehen lassen. Es ist die gegenwärtige Vergangenheit. (Aurelius Augustinus) Und dann gibt es noch Vieles, was heute nicht mehr existiert; aber für die Menschen interessant sein dürfte. Dass sich Lebensumstände in achtzig Jahren so sehr verändert haben, können wir uns oft nicht vorstellen. Die heutigen Verhältnisse sind uns zur Selbstverständlichkeit geworden. Man ist verleitet zu sagen: Das kann doch gar nicht so gewesen sein. Als ein Kamerad, der vom Zug angefahren wurden war, neben mir am Bahndamm starb, ist nicht ver-sucht worden, Hilfe herbei zu rufen. Wie konnte das sein? Auch auf der Geibelstraße, nachdem durch eine Luftmine drei Häuser eingestürzt waren, und die Verschütteten unter dem Trümmerberg mit Klopfzeichen auf sich aufmerksam machten, kam kein Bagger, um sie zu befreien. Warum wurden brennende Häuser nach einem Luftangriff nicht gelöscht? Ich habe keinen gesehen, der es versucht hat. Was ich als Erklärung aus meiner Kindheit weiß: In unserem Haus gab es kein Telefon. Auch bei Freunden in der Nachbarschaft habe ich keins gesehen. In unserem Viertel hatte keiner ein Auto, nicht einmal ein Fahrrad, mit dem man hätte zur Polizei fahren können. Wo wäre eine Polizeistation oder Feuerwehr gewesen? Oder eine Telefonzelle? Es gab wahrscheinlich im Umkreis keine Möglichkeit. Ich erinnere mich aber, dass zwei Spielkameraden Fahrräder bekamen. 1938, das war etwas besonderes und jeder durfte einmal fahren. Der Rückblick auf meinen beruflichen Werdegang, die Zeit als Prokurist im Maschinenhandel und dann vierzigjährige Firmengeschichte brachten mir einen vielfältigen Erlebnisreichtum, den ich nicht gehabt hätte, wenn alles ordnungsgemäß verlaufen wäre. Es gibt sicherlich junge Leute, die bekümmert sind, weil sie das angestrebte Berufsziel nicht erreichen. Das Schicksal hält aber in der Zukunft noch viele Möglichkeiten bereit! Was zuletzt zählt ist Misserfolg oder Niederlagen gemeistert zu ha

Der Autor Peter Neuhaus, geboren 1930 in Düsseldorf, erzählt in seiner Biografie von seiner glücklichen Kindheit in Grafenberg, damals noch mit grasenden Kühen auf den Wiesen an der Limburgstraße.. Den Beginn des Krieges und seine Zeit in der Hitlerjugend beschreibt er als erlebnisreichen Lebensabschnitt. Durch Evakuierung wird er aus der heimatliebenden Umgebung gerissen und in die unvorstellbare Armut in den Dörfern des Spessarts und der Rhön versetzt. Die Schilderungen zeigen auf, welcher Wandel in achtzig Jahren vollzogen wurde. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt, als er im Schülerheim aufgenommen wird und in Schlüchtern den Gymnasiumsbesuch mit Abitur abschließen kann. Die schweren Nachkriegsjahre mit Kälte, Hunger und Besatzungszonen sind als Überlebenskampf aufgezeichnet. Aber auch der Werdegang führt erst nach vielen Umwegen zum Erfolg. 1971 wird die Neuhaus Maschinen GmbH gegründet. Die schwierigen Anfänge werden beschrieben. Dann der Kauf von ganzen Betrieben, die aufgelöst werden müssen und die Fertigungsmethoden. Im Ruhestand wird sein Leben von der Pflege seiner behinderten Frau und der Demenz ihres Bruders überschattet. Dieser Abschnitt ist nicht leicht zu lesen. Es ist ihm aber wichtig aufzuzeigen, wie schwer es ist, medizinische Hilfe zu erhalten, wenn man sie bei der Versorgung von Sterbenden so dringend benötigt. Seine Schrift Rettung der Menschheit musste noch überarbeitet werden. Sie erscheint zu einem späteren Zeitpunkt.

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Kinder- und Jugendzeit Die Wohnung der Eltern
Meine Eltern zogen 1929 nach Düsseldorf. Mein Vater kam aus Hamburg, meine Mutter aus Berlin. Beide aus wohlhabenden, gut situierten Familien, verwöhnt durch ihre Eltern und nicht zur Auseinandersetzung im täglichen Leben erzogen. Sie mieteten in Grafenberg auf der Limburgstraße eine Dreizimmerwohnung. Es sollte ein Neuanfang für eine Familie sein. Zur Familie gehörte auch meine Großmutter Therese, die über unserer Wohnung ein Mansardenzimmer hatte und später im Krieg als alle zusammenrücken mußten, mit in unsere kleine Wohnung zog. Außerdem war da noch ein Schäferhund, namens Jaukel, den meine Mutter mit in die Ehe gebracht hatte, er verstarb als ich drei Jahre alt war. Mein damals sehr vermögender Großvater Curt Otto hatte als Aussteuer für meine Mutter ein Mahagoni-Schlafzimmer anfertigen lassen und ein Esszimmer aus Kirschbaumfurnier spendiert. Im Wohnzimmer stand ein alter Biedermeier-Sekretär, von meiner Ur-Großmutter geerbt und eine schwere Eichentruhe, so war die Wohnung von Anfang an komplett möbliert und auch mit allem bestens ausgestattet. Keramikarbeit von L.N. Das Haus Nr. 30 war eins von drei aneinandergebauten zweieinhalbgeschossigen Häusern und zwar das letzte nach Süden hin, sodass unsere Wohnung nach drei Seiten offen war. Auch die Nachbarhäuser auf der Kiesselbachstraße und der Altenbergstraße waren in gleicher Höhe gebaut. Nach Osten hin lagen Bad, Küche und Speisekammer, nach Süden das Wohnzimmer, mit Balkon durch einen breiten Durchgang verbunden und bei Bedarf durch eine Doppeltür und Samtvorhang getrennt; das Esszimmer, gleichfalls mit Balkon, und auch nach Westen das Schlafzimmer. Vom Schlafzimmer sah man auf Gärten und die Rückfront der Häuser der Altenbergstraße, einer Kastanienallee, an der die Düssel entlangfloss. Auf der Limburgstraße stand eine Reihe kanadischer Eichenbäume, dahinter führte eine Güterzugstrecke entlang. An die Zuggeräusche hatte man sich gewöhnt und hörte einfach nicht hin. Limburg- und Altenbergstraße liefen im spitzen Winkel zusammen, dahinter waren die Hockeyund Tennisplätze von DSD und DSC. Durch eine Unterführung konnte man den Ostpark erreichen, eine schöne Parkanlage mit seltenen Bäumen, vielen hohen Rhododendrensträuchern und einen Teich bei dem es einen Ruderbootsverleiher gab. Ringsherum war in den Jahren bis zum Krieg viel Platz. Es gab eine Kuhwiese, auf der Bauer Schulze seine Kühe grasen ließ. Es erstaunt heute, das auf der Ludenbergerstraße ein Bauernhof Platz hatte. Ein Kreuz zeigt aber die Stelle noch an. Im Frühjahr blühte Wiesenschaumkraut und Löwenzahn. Hinter den Sportplätzen war noch ein großes, verwildertes Fabrikgelände, das zum Grafenberger Walzwerk gehörte. Bei Westwind konnte man hören, wie die Rohstahlblöcke hin und her gewalzt wurden. Das Umsteuern der Walzen war mit einem klickenden Geräusch verbunden. Die ganze Wohnung hatte nur siebzig Quadratmeter. Sie war mit Zentralheizung und Warmwasserversorgung über einen Vaillant-Gasboiler, der mit dem Hasen und einer schwenkbaren Zündflamme, der über dem Gasherd in der Küche hing, ausgestattet. Die Wohnung lag im ersten Stock. Eine Holztreppe mit Sisalteppichbelag von Messingstangen gehalten. Nach einem Etagenabsatz führte sie im Bogen steil hoch zur Mansarde. Ich kann mich nicht entsinnen, dass ein Familienmitglied diese im oberen Bereich sehr steile Treppe heruntergefallen wäre. Anders war es einmal mit der Holztreppe, die in den Keller führte. Bei Fliegeralarm bin ich als elfjähriges Kind immer gerne noch oben geblieben, um am Hirnmel das schöne Schauspiel der suchenden Scheinwerfer, der Leuchtspurmunition und abstürzende Flugzeuge zu beobachten, bis dann der Donner der fallenden Bomben näherkam. So war ich erst im letzten Augenblick nach unten gerannt und stand gerade oben auf der Kellertreppe, als auf der Geibelstraße eine Luftmine explodierte. Der Luftdruck bewirkte, dass ich in den Keller schwebte und, ohne die Treppe zu berühren, plötzlich unten im Keller stand. Ein für mich bis heute nicht erklärbares Erlebnis. Das Treppenhaus war im Eingangsbereich zur Wohnung mit einer Holz-Glaswand mit Mattscheiben getrennt und auch die Tür hatte Mattglasscheiben. Man betrat die Zimmer durch eine Diele. Links eine Garderobe, rechts, zwischen den Türen zum Schlafzimmer und Esszimmer, stand eine kleine Bank mit lederbezogenen Sitzen, darüber ein viereckiger Spiegel mit Goldrand. Gerüche waren für mich immer wichtig und im Gedächtnis mit den Orten, an denen ich sie eingeatmet hatte, gespeichert. Unsere Wohnung hatte keinen speziellen Geruch, wie zum Beispiel das Sommerhaus meiner Großtante Lehne in Riederau am Ammersee. Dieses Haus hatte eine Holztäfelung in allen Zimmern, und heute glaube ich, dass es die Harze waren, die diesem Sommerhaus seinen schönen und speziellen Geruch gegeben haben. In unserer Wohnung war also kein auffälliger Geruch, vielleicht auch deshalb, weil man ihn schon immer kannte. Der Geruch der Haut meiner Mutter war mir natürlich vertraut. Er lag in den Kissen und wenn die Mutter mal nicht da war, konnte man das Kissen umarmen. Die erste Tür rechts führte ins Schlafzimmer und die Möbel meines Großvaters füllten den Raum gerade gut aus, ja es blieb noch genügend Platz für ein Kinderbett aus Holz, weiß lackiert. Über dem Kinderbett hing ein Ölbild mit drei Engeln. Wie mir meine Mutter sagte, sei es sehr wertvoll, was ich aber als Kind nicht weiter beachtete. Später, als meine Eltern 1972 die Wohnung räumten und umzogen, war das Bild verschwunden. Leider habe ich nie erfahren, wer das Bild gemalt hatte. Auf den Ehebetten lagen glänzende Daunensteppdecken, die nicht, wie man es heute kennt, ganz bezogen wurden, sondern nur mit Spitze versehenen Umschlagtüchern eingefasst waren. Der große und tiefe Kleiderschrank hatte im inneren auf beiden Seiten Mantelstangen, darüber Hutablagen, in der Mitte Fächer und Schubladen für die Wäsche und für Strümpfe und Taschentücher. Natürlich gehörten auch Nachttische mit Lampen und ein nierenförmiger Schrank mit einer konkav gebogenen Türe zur Ausstattung. In der äußeren Ecke stand noch eine Nähmaschine. Wenn man das Esszimmer betrat, fiel der Blick auf einen Vitrinenschrank mit Glastüren, der als Bücherschrank umfunktioniert war. Die Böden waren eigentlich für leichtere Gegenstände bestimmt und damit das Ganze funktionierte, mussten in der Mitte Bücher, übereinandergestapelt, die höhere Buchreihe abstützen. Neben der Balkontüre, unter dem Fenstersims war der Platz für unsere Familientruhe. Mein Großvater, Robert Neuhaus, hatte sie nach eigenem Entwurf aus Eichenholz anfertigen lassen. Eine wundervolle Arbeit mit Ölbildern auf der Vorderseite; links ein Schmied am Amboss bei seiner Arbeit, rechts eine Frau mit Spindel und eine Krippe mit Kind im Hintergrund; darunter eine Frauenschar die Früchte darreichen. Wie mir meine Großmutter Therese erzählte, hätte mein Großvater versucht, Holzwürmer anzusetzen, um ein älteres Aussehen der Truhe vorzutäuschen. Gott sei Dank sind die Tiere mit dem harten Eichenholz nicht zurecht gekommen. So sah die Truhe noch gut aus, als ich sie nach dem Tode meiner Großmutter 1960 erbte. An den Wänden im Esszimmer hingen eine Reihe Ölbilder, gemalt von meiner Großtante Julia Schörnich. Sie war eine von neun Geschwistern meiner Großmutter und lebte als Klarissin im Kloster in Münster. Die meisten Bilder waren Stillleben von Blumen, Blumengarten des Klosters und das Kloster selbst. Das schönste Bild aber war eine Tänzerin, das im Wohnzimmer hing. In der Truhe lagen die „Familienschätze“: In sechzig Zigarrenschachteln aus Blech und in zwei Alben, die Briefmarkensammlung meines Großvaters und ein Elefantenstoßzahn, den mein Uronkel aus Afrika mitgebracht hatte. In meiner Kindheit verschwanden immer wieder Dinge, die mir lieb waren. Als mein Großvater 1935 starb, blieb die monatliche Unterstützung aus, und mein Vater wurde krank, verlor seine Arbeit und wurde berufsunfähig. Um einigermaßen zurechtzukommen, brachte meine Mutter die wertvollen Einrichtungen ins Pfandhaus, auch das Bild „Die Tänzerin" von Tante Julia, der Malerin. Dann verschwand das Grammophon mit Platten, und der große Elefantenstoßzahn verschwand auch. Das Meißner Porzellan wurde einzeln verkauft. Einen Teil der alten Familienkostbarkeiten wurden aber auch von meiner alten Großmutter, die sich einsam und unverstanden fühlte, bei Besuchen frommer Menschen an diese verschenkt, wie die Briefmarkensammlung und eine alte Familienbibel. Besonders schön war ein kleines silbernes Kreuz mit Smaragden und Rubinen, dass ich später auch nie wieder gesehen habe. Im Wohnzimmer stand ein runder Mahagonitisch mit einer schweren Marmorplatte und auf der darunter befindlichen Ablage lag der Weltatlas meines Großvaters mit...



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