Anhand der Biographien zweier der bedeutendsten indischen religiösen Persönlichkeiten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts untersucht der Autor den Begriff des Charisma. Dabei stellt er das Problem des methodischen Zugangs zu den biographischen Diskursen über charismatische religiöse Führer in den Mittelpunkt. Da das Hauptaugenmerk auf Prozessen der Zuschreibung "charismatischer" Eigenschaften liegt, stellt sich die zentrale Frage: "Wer schreibt wem, zu dem er in welchen sozialen Beziehungen steht, wann und unter welchen Umständen was zu?" Durch die Beantwortung dieser Frage wird am Beispiel Sri Ramak???as und Svami Vivekanandas deutlich, daß Charismatisierungsprozesse sich nicht auf eine Beziehung zwischen Führer und Gefolge beschränken lassen, sondern daß vielmehr ein sehr weit zu steckendes Umfeld in die Untersuchungen einbezogen werden muß, das nicht nur die wichtigen sozialen Netzwerke, sondern auch vorausgehende historische Entwicklungen zu berücksichtigen hat. Nur so ist es möglich, biographische Topoi aufzubrechen und auch neue Erkenntnisse über die Biographien der untersuchten Personen hervorzubringen.
Neubert
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