Neeb | Elvis und die Tote im Amischlitten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 320 Seiten

Reihe: Wirtin Elfi Kunz ermittelt

Neeb Elvis und die Tote im Amischlitten

Kriminalroman I Als der Petticoat die Röcke bauschte und Deutschland im Elvis-Fieber war
2024
ISBN: 978-3-8392-7882-6
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman I Als der Petticoat die Röcke bauschte und Deutschland im Elvis-Fieber war

E-Book, Deutsch, Band 1, 320 Seiten

Reihe: Wirtin Elfi Kunz ermittelt

ISBN: 978-3-8392-7882-6
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Bad Nauheim 1958: Die beschauliche Kurstadt ist völlig aus dem Häuschen, als Elvis Presley in der Villa Grunewald Einzug hält. Nur Elfriede Kunz, die Wirtin der Gaststätte „Rheingold“ bleibt auf dem Teppich. Sie hat in ihrem bewegten Leben schon viele berühmte Persönlichkeiten in ihrer Heimatstadt kommen und gehen sehen. Als jedoch unmittelbar vor ihrer Kneipe eine tote Frau in einem Cadillac gefunden wird, beginnt Elfi, sehr zum Unmut von Kriminalkommissar Freddy Graf, auf eigene Faust zu ermitteln.

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Prolog
»I Put a Spell on You« (Screamin’ Jay Hawkins, 1956) Für ihn war sie die schönste Frau, die ihm jemals begegnet war – meine Rosenkönigin, wie er sie insgeheim zu nennen pflegte. Ihr Anblick, damals, auf dem Steinfurther Rosenfest, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, auf ihrem über und über mit Duftrosen geschmückten Festwagen, die Rosenkrone auf dem hochgesteckten rotgoldenen Haar, hatte ihn so überwältigt, dass ihm buchstäblich die Luft weggeblieben war. Seitdem liebte und vergötterte er sie – aus der Ferne natürlich, auf seine scheue, zurückhaltende Art. Hatte alles über sie herausgefunden, was auf irgendeine Weise von Bedeutung war, und war ihr im Laufe der Zeit immer nähergekommen, unmerklich, versteht sich, zumindest für sie, denn sie hatte ihn bislang noch gar nicht wahrgenommen. Blickte durch ihn hindurch, als wäre er überhaupt nicht vorhanden. Doch heute Abend war es ihm zum ersten Mal gelungen, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, als er die Wurlitzer Musikbox im Rheingold immerzu mit Groschen gefüttert hatte, um ihre Lieblingslieder zu spielen. Er wusste ja, dass sie begeisterter Elvis-Presley-Fan war, und so hatte er alle Elvis-Songs gedrückt, die auf der Musikbox verfügbar waren, und das waren nicht wenige, vor allem die neuesten und beliebtesten, wie »Love Me Tender«, »Jailhouse Rock«, »Heartbreak Hotel« und »Blue Suede Shoes«. Als eben die bekannte Liedstrophe »Well it’s a-one for the money / Two for the show / Three to get ready now go, go, go …« erklungen war, war sie nicht mehr zu halten gewesen und hatte so wild getanzt, dass man ihren gelben Petticoat und das rosafarbene Rüschenhöschen sehen konnte, als ihr Tanzpartner sie durch die Luft wirbelte. Denn die Halbstarken mit ihren pomadisierten Haartollen und schwarzen Lederjacken standen alle Schlange, um mit ihr zu tanzen. Schon kam es unter ihnen zu einem richtigen Gerangel, wer als Nächster an der Reihe war. Manch einer ließ sogar sein Mädel an der Bar sitzen, um bei der schönen Rita zum Zuge zu kommen, während die solcherart Verschmähten traurig in ihre Bluna- oder Coca-Cola-Gläser starrten oder gar laut weinend aus dem Lokal stürzten. Auch wenn sie ohnehin nicht mit einem wie ihm getanzt hätte, so hätte er sich doch niemals getraut, sie aufzufordern. Er konnte ja gar nicht tanzen, erst recht keinen Rock’n’Roll, wo er eigentlich viel lieber Jazz hörte. Immerhin hatte sie ihn vorhin doch wenigstens einmal angesehen, wenn auch nur ganz kurz und mit einer Mischung aus Herablassung und Spott, die schließlich wieder in Desinteresse umgeschlagen war. Vor lauter Aufregung hatte er einen ganz trockenen Mund bekommen und bei Helga, der blondhaarigen Bedienung, noch eine Cola bestellt. Er mochte die junge Kellnerin mit dem hübschen herzförmigen Gesicht und den veilchenblauen Augen. Sie war immer so nett zu ihm – und machte sich nicht über ihn lustig wie die meisten anderen Gäste im Rheingold. Dann trat ein ganzer Trupp GIs, denn die amerikanische Housing Area war ja gleich um die Ecke, ins Lokal und wurde von der Wirtin Elfi, die gerade aus der Küche kam, höchstpersönlich begrüßt. Sie sprach fließend Englisch und war selbst mit einem Ami zusammen. Ihre langen, knallrot lackierten Fingernägel standen in bissigem Kontrast zu ihrer dreiviertellangen pinkfarbenen Nylonkittelschürze, die ihre weiblichen Rundungen vorteilhaft betonte. Elfi, die wie immer eine Hochfrisur trug, ließ ihre Blicke aus von schwarzem Eyeliner umrandeten dunklen Augen, denen nichts entging, durch den Schankraum schweifen. Sie hatte für jeden, auch für ihn an seinem kleinen Ecktisch, ein freundliches Lächeln, das er verlegen erwiderte. Die GIs platzierten sich an den freien Tischen unweit der Musikbox und der kleinen Tanzfläche und bestellten bei der Wirtin, die für ihre Kochkünste bekannt war, Rippchen mit Kraut und German Snitzel. »See you later, guys«, empfahl sie sich und verschwand wieder in der Küche. Die tanzende Rita in ihrem vom Petticoat gebauschten mintgrünen Perlonkleid mit einem Muster aus himmelblauen Federballschlägern und Federbällen, das wunderbar zu ihrer erdbeerroten Lockenpracht passte, zog sogleich die Blicke der jungen Amerikaner auf sich. Einer von ihnen, ein gut aussehender Bursche mit schwarzem Bürstenschnitt, eilte mit federnden Schritten zur Musikbox, drückte geschäftig etliche Knöpfe und streifte Rita, die ihn zu kennen schien und ihm eine Kusshand zuwarf, mit begehrlichen Blicken. Dann hielt er sich bereit, um Sexy-Rita, die große Ähnlichkeit mit Rita Hayworth hatte, um den nächsten Tanz zu bitten, was von den Halbstarken mit Argusaugen beobachtet wurde, da es nicht selten vorkam, dass ihnen die Amis die Mädels ausspannten. Auch Ritas Tanzpartner, ein großer, muskulöser Typ mit einer verwegenen Visage aus dem benachbarten Schwalheim, der Anführer einer Motorradgang war, war über die Avancen des GIs nicht sonderlich erfreut und musterte ihn feindselig. Und es kam, wie es kommen musste. Als die ersten Takte des neuen Songs »Only You« von den Platters, momentan der absolute Hit für verliebte junge Leute, erklangen, stürmten nicht nur etliche Pärchen die Tanzfläche, sondern Ritas GI-Verehrer forderte sie mit unwiderstehlicher amerikanischer Coolness zum Tanzen auf – was Pit aus Schwalheim keineswegs hinnehmen mochte. »Ami go home!«, zischte er seinem Kontrahenten zu. »Die tanzt mit mir, damit das klar ist!« »Shut up, you Kraut, it’s my turn«, belehrte ihn der Amerikaner eines Besseren, und die beiden Platzhirsche, beides wehrhafte Burschen und ebenbürtige Gegner, waren nicht weit davon entfernt, aufeinander loszugehen, als Rita ein Machtwort sprach. »Ich entscheide immer noch selbst, mit wem ich tanze, Pit!«, verkündete sie kalt lächelnd. »Und nur, weil ich eben mit dir getanzt habe, heißt das noch lange nicht, dass es dabei bleiben muss.« Ehe Pit sich’s versah, ließ sie ihn einfach stehen und eilte mit dem GI Hand in Hand zu einem freien Platz auf der kleinen Tanzfläche, um sich mit ihm eng aneinandergeschmiegt im Blues zu wiegen. »Dann hau doch ab, du Amiflittchen!«, fluchte Pit, was Rita jedoch wegen der lauten Musik nicht hörte oder einfach ignorierte, da war Pit sich nicht sicher. Er hatte es jedenfalls gehört, dabei saß er hinten am Ecktisch, ein ganzes Stück weiter weg. Das war ziemlich hässlich von Pit, Rita als Amiflittchen zu beschimpfen, und eigentlich hätte dieser Rüpel dafür eine ordentliche Backpfeife verdient gehabt, doch ein Hänfling wie er hatte gegen einen Schlägertypen wie Pit natürlich nicht den Hauch einer Chance. Er sah, wie Pit sich zu seinen Kumpels trollte, die ihm kameradschaftlich auf die Schulter klopften und aufgeregt gestikulierten. Helga brachte ihnen ein ganzes Tablett mit bis zum Rand gefüllten Schnapsgläschen, die sie herunterstürzten, um sich noch weiter anzustacheln. Da braute sich gewaltig was zusammen, es brodelte förmlich vor Aggressivität, das konnte er, der als Prügelknabe und Außenseiter ganz besonders feine Antennen für Gewalt entwickelt hatte, förmlich riechen. Am besten, man verkriecht sich ins nächstbeste Mauseloch, ehe man dazwischengerät und die am Ende noch ihr Mütchen an einem kühlen, überlegte er unbehaglich, als Helga unversehens ein Schnapsglas vor ihn hinstellte. »Das ist von Pit«, erklärte sie knapp und hastete wieder davon. Er fiel aus allen Wolken. Wie kam dieser Typ, der ihn stets als Brillenschlange und Weichei zu hänseln pflegte, dazu, ihm einen Schnaps auszugeben? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten, denn zu seiner großen Verwunderung stand Pit plötzlich an seinem Tisch und prostete ihm zu. »Nix für ungut, Alter, wir Deutschen müssen doch zusammenhalten gegen diese verfluchten Amerigarkaner, oder?« »Hm, hm!«, stimmte er ihm zu und nickte verlegen. Pit beugte sich verschwörerisch zu ihm herunter und raunte ihm mit gesenkter Stimme ins Ohr: »Wir veranstalten nachher ein Amiklatschen, und da wollte ich fragen, ob du dabei bist?« Er war über das Ansinnen so verdutzt, dass er anfing zu stottern. »Ich … ich soll mit … äh … bei euch mitmachen?«, fragte er unsicher und zog unwillkürlich den Kopf ein wie ein geprügelter Hund. Pit, der offenbar nicht der Schnellste im Vermitteln von Zusammenhängen war, grinste. »Doch nicht in unserer Schlägertruppe, du Depp! Dass du nix draufhast, sieht doch ein Blinder«, feixte er hämisch. »Nee, wir könnten noch jemanden gebrauchen, der Schmiere steht und die Amis ausspäht, wenn du verstehst, was ich meine.« Doch er stand noch immer auf der Leitung und kapierte nicht so richtig, was Pit wollte, der langsam ungeduldig wurde. »Also pass auf: Wir machen bald den Abflug und beziehen in der ausgebombten Villa an der Frankfurter Straße Stellung, bis die Amis vorbeikommen, und die müssen da ja langkommen, weil das auf dem Weg zur Amisiedlung liegt. Du bleibst so lange im Rheingold, bis die bezahlen und abziehen. Dann spurtest du zu uns auf das Bombengrundstück und gibst uns Bescheid, damit wir die Säcke auch gebührend empfangen können«, raunzte er mit tückischem Grinsen. »Und wenn die Prügelei dann losgeht, stellst du dich unauffällig auf den Bürgersteig und guckst, ob nicht die Bullen anrücken, falls die so ein Simpel aus der Nachbarschaft angerufen hat. In dem Fall gibst du ein Zeichen, damit wir rasch die Fliege...


Neeb, Ursula
Ursula Neeb wurde 1957 in Bad Nauheim geboren und studierte Geschichte, Kulturwissenschaft und Sozialpsychologie in Frankfurt am Main. Nachdem sie viele Jahre für das Deutsche Filmmuseum und die Frankfurter Allgemeine Zeitung tätig war, lebt sie seit 2005 als freie Autorin im Taunus und veröffentlichte bereits zahlreiche historische Kriminalromane in renommierten Verlagen. Ihre Faszination für menschliche Abgründe und Alfred-Hitchcock-Klassiker inspiriert sie beim Schreiben ihrer psychologischen Spannungsromane. Ursula Neeb ist langjähriges Mitglied des VS Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller und erhielt bereits mehrere Stipendien der Hessischen Kulturstiftung. Das Schreiben ist ihre große Leidenschaft.



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