Mugerauer | Immanuel Kants transzendentaler Kritizismus und die Frage nach Gott | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 114 Seiten

Mugerauer Immanuel Kants transzendentaler Kritizismus und die Frage nach Gott

Eine orientierende Skizze

E-Book, Deutsch, 114 Seiten

ISBN: 978-3-8288-7801-3
Verlag: Tectum Wissenschaftsverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Der Überblick über die Transzendental-Philosophie und Kants Behandlung der philosophischen Frage nach Gott erleichtert Interessierten das Studium der einschlägigen Schriften Kants, insbesondere das der Kritik der reinen Vernunft.
Kants Transzendental-Philosophie und Vernunftkritik hat das neuzeitliche Denken nachhaltig verwandelt und geprägt. Der Autor führt in die Grundanlage von Kants Kritizismus ein. Das Augenmerk liegt auf der philosophischen Behandlung der Gottesthematik und der Kritik affirmativer rationaler Theologie. Die Frage nach Gott ist für das Verständnis Kants von besonderer Bedeutung und findet heute wieder starkes philosophisches Interesse. Der Verfasser schließt mit einem Ausblick auf philosophische Theologien im deutschen Idealismus.
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2 Kants Transzendental-Philosophie – eine Skizze10 2.1 Die drei Fragen der Philosophie und der Aufbau der Skizze Die Philosophie befasst sich zufolge einer Aussage in der Kritik der reinen Vernunft mit drei Fragen: 1. Was kann ich wissen? 2. Was soll ich tun? 3. Was darf ich hoffen?11 In vorläufiger Weise lässt sich gemäß einer Gepflogenheit für eine erste Einordnung folgende Zuordnung vornehmen: Der 1. Frage kann die Kritik der reinen Vernunft (KrV) zugeordnet werden, der 2. Frage die Moralphilosophie und die Rechtsphilosophie, die hier außer Betracht bleibt. Der 3. Frage kann zugeordnet werden neben der Geschichtsphilosophie, die hier ebenfalls außer Betracht bleiben muss, die Religionsphilosophie. Die Darlegung der wesentlichen Aspekte der kritischen Transzendental-Philosophie Kants konzentriert sich aus sachlichen Gründen vor allem auf die Kritik der reinen Vernunft (KrV) sowie auf die Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (GMS) und die Kritik der praktischen Vernunft (KpV). Die Kritik der Urteilskraft (KdU) wird nur ergänzend herangezogen. In besonderer Weise berücksichtigt wird das Gottesthema beim ‚kritischen‘ (also nicht bereits beim ‚vorkritischen‘ Kant). Aus Gründen des Umfanges wird auch Kants Schrift Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft nur noch gestreift.12 Die Darstellung hat sich mit den genannten drei Fragen zu befassen, wobei bereits hier die erwähnte ‚eröffnende‘ Zuordnung relativiert werden soll: Die KrV ist beispielsweise ‚hintergründig‘, aber deutlich erkennbar befasst mit Fragen der Moralphilosophie, und bereits die Moralphilosophie mit Fragen, die der Religionsphilosophie zuzuordnen sind. In der Religionsphilosophie wiederum geht es um Fragen, die für die Moralphilosophie ‚einschlägig‘ sind. Zudem liegt die KdU sachlich und auch von ihrer Vermittlungsfunktion zwischen theoretischer und praktischer Vernunft her ‚quer‘ zu der Einteilung, die durch die drei Grundfragen nahegelegt wird. Obwohl die genannte Zuordnung oft vorgenommen wird (zumeist in ‚propädeutischer‘ Absicht), hat Kant bereits in der KrV keineswegs eine solche vor Augen.13 2.2 Kants Kritik der reinen Vernunft Im Zentrum von Kants kritischer Transzendental-Philosophie stehen die Begriffe ‚Vernunft‘, ‚Kritik‘ und ‚Freiheit‘, aber auch die Frage nach Gott. Wir nähern uns dem an über seine Kritik der reinen Vernunft. 2.2.1 Anliegen, Programm und Einteilung der Kritik der reinen Vernunft Das Erscheinen der Krv 1781 (1. Auflage; 2. Auflage 1787) markiert den tiefsten und nachhaltigsten Einschnitt, den es in der Geschichte der Philosophie seit Beginn der Neuzeit gibt. Kants Anliegen ist in der KrV das einer endgültigen Klärung angesichts der scheinbar endlosen Streitigkeiten in der Metaphysik insbesondere in Bezug auf die Fragen nach Gott, Freiheit und Unsterblichkeit. Dieses Skandalon unablässiger Streiterei ist zu beseitigen, will die Philosophie sich unter den Wissenschaften behaupten und den sicheren Gang einer Wissenschaft einschlagen. Damit dies gelingen kann, sind die ‚höchsten‘ Fragen der Metaphysik nach Gott, Freiheit und Unsterblichkeit zunächst einmal ‚hintan‘ zu stellen und die Möglichkeit der Metaphysik als Wissenschaft zu klären. Die Leitfrage der KrV ist denn auch: „Wie ist Metaphysik (als Wissenschaft) möglich?“ bzw. – in zunächst sehr formalistisch klingender Ausdrucksweise – „Wie sind synthetische Urteile a priori möglich?“14 In der Kritik der reinen Vernunft wird philosophisch die Möglichkeit der Philosophie als Metaphysik geklärt. Die Vernunft als das, was kritisch untersucht, richtet sich dabei auf den Untersuchungsgegenstand, der sie selbst ist: die Vernunft, und zwar als reine Vernunft. Es geht um die Untersuchung der Leistungsfähigkeit der Vernunft durch die Vernunft selbst. Und es geht um die Möglichkeit der Metaphysik nicht als Naturanlage, sondern als Wissenschaft, und auch um die prinzipiellen Grenzen dieser Möglichkeit. Als Naturanlage ist Metaphysik nicht nur möglich, sondern auch wirklich, und nicht nur wirklich, sondern, so weist Kant nach, sogar notwendig. In der KrV geht es Kant zunächst um die transzendentalkritische Untersuchung der theoretischen oder der ‚spekulativen‘ Vernunft, also der Vernunft als Erkenntnisvermögen. Es geht zuvorderst um eine „Kritik der reinen speculativen Vernunft“ (B xxii) – die allerdings auf die reine praktische Vernunft ausgerichtet ist. Kant entwirft das Programm einer transzendentalen Kritik der Vernunft, da ihm die Metaphysik als Kampfplatz von Streitigkeiten erscheint, deren Beilegung ansonsten unabsehbar ist. Kant deutet bereits in der Vorrede zur ersten Auflage der KrV an, worin – außer der ausstehenden Vernunftkritik – diese Streitigkeiten wesentlich wurzeln: „Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: daß sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann; denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann; denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft. In diese Verlegenheit gerät sie ohne ihre Schuld.“ (KrV (Erste Fassung 1781) A vii) Die menschliche Vernunft muss strukturbedingt bestimmte metaphysische Fragen aufwerfen, die sie nicht beantworten kann – es ist ihr ‚Schicksal‘, dem sie aufgrund ihrer ‚Strukturverfasstheit‘ nicht zu entrinnen vermag. Sie kann die spezifische ‚Konstitution‘, aus der die unbeantwortbaren Fragen entspringen, lediglich als die ihr eigene Vernunftkonstitution durchschauen, um sich durch diese Fragen nicht mehr ‚beirren‘ zu lassen (als reine ‚spekulative‘ Vernunft). Durchschaubar aber wird dies im Prozess der transzendentalen Vernunftkritik. ‚Unentrinnbar‘ sind die Fragen, die die Vernunft stellt, für sie selbst – so macht Kant im Vorgriff auf das Resultat seiner kritischen Transzendentaluntersuchung klar –, weil die Vernunft als Vernunft notwendigerweise darauf bedacht ist, angesichts gegebener Mannigfaltigkeit in ordnender und systematisierender Weise immer allgemeinere Einheitszusammenhänge als strukturierte Ganzheiten zu suchen. Das Fragen nach immer allgemeineren Grundsätzen ‚betreibt‘ die Vernunft aufgrund der ihr eigenen Struktur über die mögliche Erfahrung hinaus gleichsam ‚bis zum Alleräußersten‘, nämlich bis zur – wie sich dann zeigt: bloß scheinbaren – Vollendung. Sie langt an bei „Grundsätzen […], die allen möglichen Erfahrungsgebrauch überschreiten“ (A viii) und findet so – vermeintlich – das (metaphysische) Fundament jeder Erfahrung, nämlich schlechthin letzte, unbedingte Grundsätze als Ende und Vollendung ihres Fragens. Doch weit gefehlt: „Dadurch aber stürzt sie sich in Dunkelheit und Widersprüche, aus welchen sie zwar abnehmen kann, daß irgendwo verborgene Irrtümer zum Grunde liegen müssen, die sie aber nicht entdecken kann, weil die Grundsätze, deren sie sich bedient, da sie über die Grenze aller Erfahrung hinausgehen, keinen Probierstein der Erfahrung mehr anerkennen. Der Kampfplatz dieser endlosen Streitigkeiten heißt nun Metaphysik.“ (A xiii) Eine der streitenden Parteien sind die Vertreter der rationalistischen Metaphysik, bes. Descartes, Spinoza, Leibniz und die zu Kants Zeit vorherrschende Wolffsche Schulmetaphysik. Sie meinen, durch reine Vernunft etwas über die Wirklichkeit erkennen zu können, näherhin über Seele, Unsterblichkeit, Welt und Gott. Die ‚Rationalisten‘ kommen dabei zu verschiedenen Ergebnissen, die unter ihnen strittig sind. Dies wiederum veranlasst die Partei der ‚Skeptiker‘, „mit der ganzen Metaphysik kurzen Proceß“ zu machen (B xxxvi). Sie untergraben „die Grundlagen aller Erkenntnis […] um, wo möglich, überall keine Zuverlässigkeit und Sicherheit derselben übrigzulassen.“ (B 451) Hinzu kommt, dass die Empiristen John Locke (*1632; †1704) und David Hume (*1711; †1776), der Kant nach eigenem Bekunden aus dem ‚dogmatischen Schlummer‘ geweckt hat, bestreiten, dass es erfahrungsfreie Fundamente der Erkenntnis gebe.15 Dass die Metaphysik so zum ‚Kampfplatz‘ endloser Streitigkeiten geworden ist, hat dazu geführt, dass sie, vormals genannt „die Königin aller Wissenschaften“ (A viii), nun verachtet wird. Gleichwohl ist ihr nicht zu entkommen, sodass weiter Streitigkeiten entfacht oder befeuert werden. Kant gesellt sich keiner der streitenden Parteien bei, sondern schlägt einen neuen Weg ein, den ‚kritischen‘ Weg, der ‚allein noch offen‘ ist. Einzig er kann der Metaphysik aus ihrer scheinbar ausweglosen Lage helfen. Er bedeutet die Einsetzung eines Gerichtshofs, „der sie [i. e.: die Metaphysik; R.M.] bei ihren gerechten Ansprüchen sichere, dagegen aber alle grundlosen Anmaßungen, nicht durch Machtsprüche, sondern nach ihren ewigen und unwandelbaren Gesetzen, abfertigen könne“ (A xi f.). Dieser Weg, der als der der Selbsterkenntnis das ‚beschwerlichste all der „Geschäfte“ der Vernunft‘ ist, ist „kein anderer als die Kritik der reinen Vernunft selbst.“ (A xii). Dieser Weg ist der einzige „der übrig gelassen“ ist (ebenda). Vor dem ‚Gerichtshof‘ der Vernunft soll ein Prozess geführt werden, in dem durch...


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