E-Book, Deutsch, Band 2, 416 Seiten
Reihe: The Run
Müller-Braun The Run 2: Die Gaben der Götter
22001. Auflage 2022
ISBN: 978-3-646-60782-6
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
High-Fantasy-Liebesroman über eine starke Heldin und ein göttliches Schicksal
E-Book, Deutsch, Band 2, 416 Seiten
Reihe: The Run
ISBN: 978-3-646-60782-6
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
**Ein Wettstreit um Macht und Liebe** Schwarz wie der Kampf, Gold wie die Weisheit, Blau wie das Leben und Rot wie der Tod. Diese vier Farben bestimmen die Königreiche der Götter und das Schicksal der Menschen, die darin leben. Einst waren sie in Stärke vereint, doch nun stehen die vier Länder am Rand von Chaos und Krieg. Als eine der vier göttlichen Nachfahren will Sari ihre Welt in ein neues Zeitalter der Blüte führen. Aber alles hat seinen Preis: Sie muss ihr Recht zu herrschen in einem erneuten Run beweisen - und dabei auch gegen den Mann antreten, dem ihr Herz gehört. Der dunkle Schattenbringer Keeran. Um ihre Liebe zu retten, ist Sari bereit, einen Pakt mit ihrem größten Feind einzugehen. Persönliche Leseempfehlung zur Reihe von Aline, der bekannten Bloggerin von »Alues Buecherparadies«: »Für mich ist »The Run« eines der besten Fantasybücher, die ich je gelesen habe! Ich hab gebangt, gehofft, geweint, geschmunzelt und ich hatte an so manch einer Stelle sogar Gänsehaut beim Lesen!« Es gibt eine Zeit zu herrschen und eine Zeit zu lieben. Aber welche ist deine Zeit? //Dies ist der zweite Band der »The Run«-Dilogie. Alle Romane der Fantasy-Liebesgeschichte: -- The Run 1. Die Prüfung der Götter -- The Run 2. Die Gaben der Götter -- Die E-Box mit der gesamten »The Run«-Dilogie// Diese Reihe ist abgeschlossen.
Dana Müller-Braun wurde Silvester '89 in Bad Soden im Taunus geboren. Geschichten erfunden hat sie schon immer - mit 14 Jahren fing sie schließlich an ihre Fantasie in Worte zu fassen. Als das Schreiben immer mehr zur Leidenschaft wurde, begann sie Germanistik, Geschichte und Philosophie zu studieren. Wenn sie mal nicht schreibt, baut sie Möbel aus alten Bohlen, spielt Gitarre oder verbringt Zeit mit Freunden und ihrem Hund.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
KAPITEL 1 Hamza, Passus III Tunis, Vers 566 »Der Tod verlangt immer einen Preis«, sagte Tunis, der Gott des Todes, zu der Frau, die vor ihm in seiner Unterwelt stand und ihm einen Obolus entgegenhielt. Sie stimmte ihm zu, drängte jedoch mehr und mehr, er möge den Obolus annehmen. »Doch er verlangt nicht nur Gold, sondern auch einen Teil der Seele.« Die Frau stimmte erneut zu. Sich darüber bewusst, dass ihr Geliebter, den sie wiedererwecken wollte, nie wieder der Alte sein würde. Schatten des Todes waren nicht vergänglich. Hafteten sie einmal auf einer Seele, so würden sie sie auf ewig bewohnen, bis sie sich alles nahmen. Die Dunkelheit würde einziehen. Und doch schloss die Frau den Handel mit Tunis ab. Nicht ahnend, dass sie ein Monster erschaffen hatte. »Keeran?« Mein eigener Schrei weckt mich. Meine Stimme ist heiser und bricht. Die Bilder des Traums verfolgen mich immer noch. Meine Hand krallt sich in die leere Decke neben mir. Er ist nicht da. Meine Brust brennt, während ich mich selbst beruhige. Meinen Atem flach halte. Mir bewusst mache, dass es vorbei ist. Zumindest der erste Teil einer Prüfung, die unser Schicksal ist. Der erste Run. Aber vor uns liegt ein weiterer. Immer wieder träume ich dasselbe. Der Monarch erwacht aus meinem Eis und tötet meinen Bruder Jarrusch, um sich an mir zu rächen. Um mir seine Macht zu demonstrieren. Eine Macht, die sich mein Leben lang so sehr in jede einzelne Faser meines Körpers eingenistet hat, dass ich sie wohl nie loswerde. Da wird immer diese Überlegenheit sein, die mein Verstand mir einbläut. Eine Angst, die nie verschwindet. Marruk Karis hat fast zwei Jahrzehnte lang geherrscht. Mein gesamtes Leben. Die Unterdrückung unseres Volkes, jedes Einzelnen, hat sich tief in meinen Verstand und mein Herz gebohrt und sich dort festgesetzt. Er hat es geschafft, die Menschen und ihren Glauben zu erschüttern, als er vor neunzehn Jahren die Königsfamilien abschlachtete und damit bewies, dass keiner von ihnen ein echter Nachfahre der Götter war. Denn die sind laut der Hamza, unserer Heiligen Schrift, unsterblich. Nur unter den zwei Sicheln des Mondes, verbunden mit dem Gift der Lilie, kann einer von uns sterben. Und als Marruk die Menschen am Boden hatte, hat er ihnen wieder Hoffnung geschenkt. Er hat sie in der schlimmsten Glaubenskrise aufgefangen und ihnen einen neuen alten Glauben geschenkt. Sich zum alleinigen Herrscher der vier Lande ernannt, gesandt von den Göttern. Aber was er wirklich getan hat, war, die Menschen zu unterdrücken. Ihnen Tahills aufzuerlegen, unsere Verschleierung, damit sie als Phantome leben müssen, bis sie ihren Run bestehen. Damit sie gefügig sind. Damit sie ihm stumm folgen und klein bleiben. Ich setze mich auf und sehe mich um. Zur Tür, durch die Keeran verschwunden sein muss. So wie er es fast jede Nacht macht. Als könnte er es nicht ertragen, bei mir zu sein. Nachdem wir den Monarchen gestürzt und seine Armee davon überzeugt hatten, dass Keeran, Leoán, Alishan und ich als wahre Nachfahren der Götter Anwärter auf die Throne sind, kamen wir hierher. In den ble pale, den blauen Palast aus dem Eis Emzas, weil die Wesen dieses Königreichs mir wohlgesonnen sind, seitdem ich sie erweckt habe. Wir konnten uns von dem Kampf erholen, doch dann wurden Keeran und Red sehr krank. Vierzehn Tage lang waren sie nicht bei Bewusstsein. Schweres Fieber und Schüttelfrost plagten sie. Und meine Angst wuchs, dass sie sterben würden. Keeran ist – genau wie wir anderen Nachfahren – nicht mehr unsterblich, seitdem ich die Quelle des Lebens vom Eis befreit habe. Und Red besitzt zwar Gaben, die ihm mehr Lebensjahre schenken und ihn jung bleiben lassen, sterben kann er allerdings trotzdem. Doch sie wurden gesund. Zumindest Red ist wieder der Alte. Und von ihm weiß ich, dass er in diesen Fieberträumen gegen die Dunkelheit des Todes kämpfen musste. Ich denke, Keeran hat den Kampf nicht gewonnen. Aber er hat ihn auch noch nicht verloren. Er hat einen Pakt mit dem Tod geschlossen und ich werde alles tun, damit dieser Schatten, der deshalb seine Seele bedeckt, nicht von ihm Besitz ergreift. Denn jeder in den vier Landen weiß, dass der Tod immer einen Preis verlangt. Ich stehe auf und laufe mit meinen nackten Füßen über den kalten Stein des Palastes aus blauem Eis. Mein Palast. Zumindest wird er das sein. Offiziell, wenn ich den Lauf der Herrscher bestanden habe. Denn nicht nur unser Glaube und die Hamza schreiben vor, dass sich die Nachfahren der Götter einem Herrscher Run stellen müssen. Das Volk schreit ebenfalls danach. Denn akzeptiert haben sie uns nicht. Und vielleicht werden sie das auch nie. Ich verlasse mein Zimmer und schleiche in den spärlich beleuchteten Flur, gehe eine Tür weiter und öffne sie, um einen Blick auf Jarrusch zu werfen. Auf meinen kleinen Bruder, der da liegt und so friedlich schläft, als wäre das hier schon immer sein Leben gewesen. Aber ich weiß, dass er nichts vergessen hat. Nicht, dass er sein Leben lang versteckt in einer Kammer leben musste, weil Mutanten damals gejagt wurden, und nicht, dass der Monarch ihn aus ebendieser hat zerren lassen, um ihn zu sich zu holen. Er vergisst es nicht. Genauso wenig wie ich. Unsere Seelen werden den Schmerz immer spüren. Als wäre er ein Teil unseres Erbes. »Sari …« Reds warme, liebevolle Stimme dringt gedämpft an mein Ohr. Doch ich höre auch kaum verhüllte Besorgnis. Leise schließe ich Jarruschs Tür wieder und blicke mich um. Schaue in die rötlichen Iriden, die mir mittlerweile so vertraut sind. Eigentlich ist Red Keerans bester Freund. Aber das, was uns verbindet, ist fast schon, als wären wir Familie. »Hast du ihn gesehen?«, frage ich einfach drauflos. Er weiß, warum ich nachts hier herumschleiche. Red nickt. »Keine Sorge, ich habe ihn im Auge.« Ich presse die Lippen aufeinander, um nicht laut zu sagen, dass mir das nicht hilft. Dass es mir den Keeran von vor dem Handel mit Tunis nicht zurückbringt. »Hattest du wieder diesen Traum?« Ich nicke. Meine Stimme ist nicht mehr greifbar. Ganz sanft berührt er meine Schulter und zieht mich in seine Arme. Und endlich kann ich den Schmerz ein wenig loslassen. Ich weiß nicht, wann wir so eng zusammengewachsen sind. Es war nicht an den blauen Eisbergen, als wir uns prügelten, und auch nicht im schwarzen Wald, als wir uns bei den vermeintlichen Rebellen gegenseitig unsere Geschichten erzählten. Es war nicht beim Kampf am Tor des Todes und auch nicht, als er starb. Für uns starb. Es war all das zusammen und die letzten Wochen, in denen er der Einzige war, mit dem ich über meine Träume gesprochen habe. Er ist der Einzige, der weiß, womit ich kämpfe. »Du solltest mit ihm reden.« »Und was sage ich, Red?« Ich schüttle resigniert den Kopf. »Dass ich jede Nacht von Dingen träume, an die er sich nicht einmal erinnert oder die durch diese Dunkelheit verschleiert sind? Wie soll er das verstehen?« Red zuckt mit den Schultern und richtet seine roten Augen auf mich. »Einen Versuch ist es wert. Er ist im Garten.« Ich nehme all meinen Mut zusammen, drücke ihn noch einmal und gehe dann durch das Eisschloss, die Treppen hinunter nach draußen. Als ich das Königreich des blauen Eises kurz vor dem Kampf wieder zum Leben erweckte, behielt ein Teil das Eis. Das Schloss gehört dazu. Aber dieser Garten ist grün, voller Leben und bunten Pflanzen, und wirkt beinahe fehl am Platz, hier mitten in den Eisbergen. Mein Blick fällt auf Keerans mächtige Gestalt. Er steht am Rand des Gartens und schaut hinab auf die Gletscher, dort, wo sich das Meer an dem blauen Eis bricht. Bedacht trete ich näher, bis sich seine Haltung anspannt. Er spürt mich. Meine Anwesenheit. Und sie lässt ihn erstarren. »Keeran«, flüstere ich. Bilder blitzen vor mir auf. Von dem Tag im Tempel von Muri, als der Monarch Keeran all seine Erinnerungen an mich nahm. Es ist, als könnte ich heute noch diese kalten Augen sehen, die mir vorher so vertraut waren. Aber damals blitzten trotzdem seine Seele und seine Liebe zu mir durch. Jetzt ist nichts mehr davon zu erkennen, verschlungen von der Dunkelheit, die Keeran immer mehr in ihren Abgrund reißt. Schon in der Hamza steht, dass Tunis für ein Bündnis, wie Keeran es mit ihm eingegangen ist, einen Teil der Seele verlangt. In den letzten Wochen ist mir jedoch klar geworden, dass nicht dieser Handel um mein Leben dazu geführt hat, dass ich Keeran verloren habe. Nein, ich habe ihn bereits im Tempel verloren. Der Keeran, der mich während des Runs wieder und wieder beschützt, mich gerettet hat, weil er mich liebte, hätte gegen Tunis’ Dunkelheit ankämpfen können. Aber ein Mann ohne Vergangenheit, der eigentlich nicht einmal weiß, wer ich bin? Zumal ich ihm meine Gabe des Seelensehens, nachdem er sie mir wiedergegeben hat, nicht erneut übertragen kann. Aber selbst das würde nichts ändern. Er könnte mit den Emotionen in meiner Seele nichts anfangen. Nicht so, wie er gerade ist. »Sari«, entgegnet er und dreht sich mir zu. »Was machst du hier draußen?« Ich trete näher. So vorsichtig, dass ich am liebsten schreien würde. Das hier ist so ungerecht. »Ich …« Er beißt sich auf die Unterlippe und scheint nach einer Erklärung zu suchen. »Ich träume schlecht.« Mir stockt der Atem, weil er das erste Mal darüber spricht. Bis jetzt habe ich es nur mit meiner Gabe des Seelensehens gespürt. In seiner Seele. In dem, was davon noch übrig ist. »Was träumst du?«, frage ich und mustere die winzigen Narben in seinem...