E-Book, Deutsch, Band 2660, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Perry Rhodan-Zyklus "Neuroversum"
E-Book, Deutsch, Band 2660, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-2659-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Christian Montillon wurde 1974 als Christoph Dittert in Rockenhausen in Rheinland-Pfalz geboren. Mit 16 Jahren kaufte er am Kiosk in seinem Heimatort Winnweiler seinen ersten Perry Rhodan-Roman, 'Solo für einen Androiden' von Ernst Vlcek. Er wurde schnell zu einem großen Fan des Autors und scheint sich seither in den Kopf gesetzt zu haben, in dessen Fußstapfen zu treten ... Zunächst studierte Dittert in Mainz Germanistik, Buchwissenschaft, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und erwarb 2001 seinen Magistertitel. Nach dem Studium begann er eine Doktorarbeit auf dem Gebiet der Gesangbuchforschung, die er aber nicht fertigstellte, weil er sich als Autor selbstständig machte. Für sein Pseudonym Christian Montillon lieh er sich den Mädchennamen seiner Frau Rahel aus. Die Schriftstellerkarriere begann Dittert im Jahr 2003 mit ersten Romanen für die Serie 'Coco Zamis', die auf Basis der klassischen 'Dämonenkiller'-Serie aus den 70er Jahren entstand. Die Grundlagen für die Serie hatte Ernst Vlcek gelegt, und der Wiener Autor schrieb auch bei 'Coco Zamis' mit. Kurz darauf stieg Dittert in unterschiedliche Serien des Bastei-Verlages ein, zu denen er zahlreiche Titel beisteuerte. 2004 wagte er es, seinem Idol Ernst Vlcek einen Schritt näher zu kommen und sich bei der Perry Rhodan-Redaktion zu bewerben. Zunächst verfasste er vier Romane für die ATLAN-Serie, und kurz darauf feierte er mit dem Doppelband 2346 und 2347 seinen Einstand als Perry Rhodan-Teamautor. Seither gehört er zu den beliebtesten Autoren der Serie. Was ihn an Perry Rhodan am meisten fasziniert, sind 'die unterschiedlichen Blickwinkel auf dasselbe Geschehen, die Vielzahl an völlig unterschiedlichen Autoren.' Neben der Arbeit an der Hauptserie findet Christian Montillon immer wieder Zeit für weitere Projekte. Er schrieb für die Heyne-Taschenbuchreihen, übernahm die Exposé-Redaktion der 36-teiligen Nebenserie Perry Rhodan-Action und verfasst den 'Infotransmitter' für die Perry Rhodan-Serie, der unregelmäßige Nachrichtendienst der Serien-Homepage. Außerhalb des 'Perryversums' publizierte er zahlreiche Hardcover im Zaubermond-Verlag, allesamt Titel, die zu laufenden Serien gehören. 'Ja, ich bin ein Serienmensch', gesteht Montillon. 'Auch im Fernsehen schaue ich so gut wie nichts außer Serien, von den :Star Trek9-Serien bis zu :Friends9 - oder meiner Frau zuliebe auch mal :Emergency Room9, bei dessen Blutmassen mir allerdings regelmäßig schlecht wird ... und das, obwohl ich in meinen Texten hin und wieder noch mehr Blut vergieße. Aber im Emergency Room ist es eben real ... oder könnte zumindest real sein.' Christian Montillon lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern Tim, Silas und Noah bei Grünstadt in der Pfalz. 'Und egal, was die Zukunft bringt', verspricht er, 'ATLAN und Perry Rhodan werde ich als Leser treu bleiben.'
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2.
Vergangenheit: Ramoz Er erinnerte sich an den riesigen Diamanten wie an einen Traum. Denn nur dort gab es solche Schönheit. Nur dass sich der Anblick anders als die Nachtbilder in seinen Verstand eingebrannt hatte und sich wohl nie wieder daraus lösen würde. »Wie lange bist du dort gewesen?«, fragte Sajon. Er hatte sich den Haarflaum rund um die Augen frisch in grellem Blau gefärbt – eine seiner Marotten, die ihn aussehen ließ, als trage er eine altmodische Datenbrille. Ramoz rieb mit den Reißzähnen über den Unterkiefer; er war nervös, auch wenn es ihm schwerfiel, das vor sich selbst einzugestehen. Schließlich gab es allen Grund dazu. Er musste sich nur umsehen. Die flatternden Luftvorhänge kamen ihm wie böse Omen vor. »Ich weiß es nicht«, antwortete er seinem Freund. »Manchmal denke ich, ich habe all das nur wenige Atemzüge lang gesehen, dann wieder kommt es mir vor wie mein halbes Leben.« Sajon lachte. »Die Wahrheit, mein Bester, liegt irgendwo dazwischen. Wenn all das vorbei ist, trinken wir einen Rin'Cajar. Vielleicht verschafft dir das einen freien Kopf, und du kannst klar nachdenken, um dich zu erinnern. Du weißt, wo du mich findest.« Wenn all das vorbei ist ... Eine hübsche Umschreibung dafür, dass Ramoz seinen Ausbildern gegenübertreten musste. Er konnte froh sein, wenn die Oraccameo ihn nicht verschwinden ließen, wie es hin und wieder angeblich geschah. Ramoz hatte keine Bestätigung für dieses Gerücht gefunden, aber es hielt sich hartnäckig. Von seiner üblichen Selbstsicherheit – die andere gern Überheblichkeit nannten – blieb momentan nicht mehr viel. Stattdessen fühlte er sich klein; kleiner als je zuvor in seinem Leben. Ein äußerst unangenehmes Gefühl, denn es sprach davon, wie unbedeutend er war. Er verabschiedete sich von seinem Freund, und als dieser hinter den samtenen Luftvorhängen verschwand, kam sich Ramoz unendlich einsam vor. Ihm war nie zuvor klar geworden, wie sehr Sajons Gesellschaft ihn beruhigte und ihm half, seine Gedanken zu sammeln. Es war nicht einfach, der Beste zu sein. Die Unterstützung eines Freundes kam dabei sehr gelegen. Und nun, mitten in der Großen Halle der Oraccameo, kam er sich so verloren vor wie ein Kind in den ewigen Weiten des Alls. Allerdings hatte Ramoz wie jeder Zasa die Erinnerung an seine ersten, unmündigen Lebensjahre erfolgreich verdrängt, während ihm diese Möglichkeit für seine aktuelle Situation nicht blieb. Er musste abwarten, welches Urteil seine Ausbilder und Herren über ihn fällten. Sie hatten ihn zu sich befohlen, kaum dass er mit dem halb schrottreifen Mondsicheljäger aus dem Asteroidenfeld zurückgekehrt war – sonst war kein einziges Wort gefallen. Kein Tadel. Kein Lob. Keine Erleichterung darüber, dass er überlebt hatte. Kein Signal, wie die Oraccameo über seinen Alleingang dachten. Keine Ankündigung von Strafe oder Belobigung. Deshalb wusste Ramoz nicht, was ihn erwartete, und er konnte seine Ausbilder in dieser Hinsicht nicht einschätzen. Die Oraccameo galten als ebenso gestrenge wie gerechte Herren. Die Luftvorhänge rauschten rundum im künstlichen Wind. Ihre samtenen Muster tanzten als immaterielle Schleier in der Luft. Man sah sie nur, wenn man sie nicht fixierte, und doch konnte man keinen Blick durch sie hindurchwerfen. Was dahinter lag, blieb verborgen, als würden sie aus echtem Stoff bestehen. Ramoz fühlte sich beengt und verloren. Die Vorhänge wanderten schwebend im Raum umher, schienen überall zu sein. Einmal glaubte er sogar, eine Berührung im Rücken zu spüren, doch als er sich umdrehte, war da nichts. Der ständige Luftzug zehrte an seinen Nerven. Wo immer Ramoz' Haut frei lag, fuhr der Wind durch den Körperflaum, stellte die Härchen auf und kitzelte an ihren Wurzeln. Das Wehen wurde stärker. Was nichts anderes hieß, als dass die Oraccameo kamen, denn sie liebten den Wind. Offenbar genossen sie es, wenn er unter ihre Kutten fuhr und ihre knochendünnen Körper streichelte. Unter den werdenden Piloten kursierten tausend Witze darüber, dass die Ausbilder die Böen durch ihre Rippenknochen streichen ließen, wenn sie abends das letzte bisschen Haut und Fleisch ablegten, um sich als reine Skelette schlafen zu legen. Viel fehlte dazu nicht bei den dürren Herren, wie alle sie hinter vorgehaltener Hand nannten. »Ramoz.« Er drehte sich um, als er seinen Namen hörte. Aus einem der immateriellen Vorhänge trat ein Oraccameo hervor. Die Farbe der Kutte, die seinen ganzen Körper umhüllte, war ein schmutziges Braun. Dünne weiße Linien wanderten darüber wie eine Kolonie von beweglichen Flechten. Der andere schlug die Kapuze über dem dürren Schädel zurück. Ein Geruch nach Moos und Erde schwappte zu Ramoz herüber. Die Augen des Oraccameo lagen tief in den Höhlen, sahen aus wie in der Sonne gedörrtes Obst. Strähnige Haare flatterten im Wind um die Schläfen. Die ganze Gestalt wirkte hinfällig, aber dennoch ... kraftvoll, auf eine unbestimmbare Art und Weise. Ramoz fragte sich, ob er diesem Ausbilder schon einmal begegnet war. Die Oraccameo ähnelten einander sehr, vor allem, wenn sie ihre Gesichter unter den Kapuzen der Kutten verbargen, was meist der Fall war. »Du hast bei der Prüfung versagt.« Die Stimme des anderen klang, als raschele vertrocknetes Laub an dürren Ästen. »Ich bin zurückgekehrt«, widersprach Ramoz. »Und ich habe die Aufgabe erfüllt, das Asteroidenfeld zu durchschneiden. Genau wie es mir befohlen worden war.« Mit jedem Wort gewann er etwas von seiner Selbstsicherheit zurück. »Ich habe also nicht versagt.« Der Oraccameo schrie ihn nicht an, er machte nicht einmal eine drohende Bewegung. Stattdessen blieb er völlig ruhig und gelassen, als ginge ihn das alles nichts an. »Du bist also mit mir in meiner Beurteilung deiner nicht vorhandenen Leistung nicht einer Meinung?« Ramoz benötigte einen Augenblick, um den Sinn der umständlichen Formulierung zu erfassen. »Korrekt. Ich habe die Prüfung bestanden. Und mir stellen sich darüber hinaus einige Fragen.« Er wusste selbst nicht, ob er zu kühn vorging. Doch so war er eben, und inzwischen gab es ohnehin kein Zurück mehr. Der Oraccameo hob die Arme, und über der Brust klaffte die Kutte auseinander. »Ich zeige dir, was du getan hast, Schüler.« Ein kurzes, ruckartiges Klatschen folgte, und ein Hologramm ploppte neben den beiden Gesprächspartnern auf. Eine dreidimensionale Wiedergabe lief wie ein Film ab. Ramoz' Mondsicheljäger jagte zwischen zahllosen kreuzförmigen Symbolen hindurch – Platzhalter für die Asteroiden auf ihren unberechenbaren Bahnen. Am unteren Rand zählte eine Ziffernfolge die verstreichende Zeit. »Du hast souverän im Inneren des Feldes manövriert, genau wie wir es von dir erwartet haben. Exakt neunundvierzig Sekunden lang hast du nach deinem Einflug in das Asteroidenfeld getan, was wir von dir verlangten. Was die Prüfung von dir forderte! Doch im nächsten Augenblick hast du versagt, und wage es nicht, mir erneut zu widersprechen! Du bist tiefer in die gefährliche Zone hineingeflogen, und das ohne äußere Not!« »Ich ...« »Nein, Ramoz! Schweig! Hör dir erst an, welche Frage ich dir stelle, denn die Antwort darauf ist das Einzige, was wir von dir wissen wollen. Von deinen Worten wird dein weiteres Schicksal abhängen. Es gibt genau zwei Möglichkeiten. Die eine führt dich in ungeahnte Höhen, die andere ins Vergessen. Einen Mittelweg gibt es für dich nicht. Er könnte dich nie zufriedenstellen.« Ramoz schwieg. Nun wurde es also interessant. Neben dem Oraccameo traten zwei weitere seines Volkes hinter den Luftvorhängen heraus. Ob sie die ganze Zeit über mitgehört und womöglich darauf gelauert hatten, dass er einen Fehler beging? Mit einem Mal fühlte sich Ramoz, als stehe er vor einem Exekutionskommando. Die andere Möglichkeit führt dich ins Vergessen. Ihm wurde kalt. * Mündliche Aufzeichnung, Tag 1 in der Pilotenschule Man hat mir meinen Namen genannt: Ramoz. Es klingt ... interessant. Nicht mächtig und nicht wichtig genug, finde ich, aber ich will mich nicht beschweren. Ein wenig beunruhigt mich, dass ich mich an mein bisheriges Leben nicht erinnern kann. Ich weiß nichts mehr. Meine Kindheit liegt wie hinter einem Schleier, den mein Verstand nicht durchdringen kann. Aber das ist offenbar völlig normal bei meinem Volk, das sich wohl Zasa nennt. Diese Bezeichnung bringt bei mir nichts zum Klingen, weckt keine Assoziationen. Natürlich ist nicht zu überhören, dass sie ähnlich klingt wie der Name einer Hälfte unserer Heimatgalaxis, aber ich weiß nicht, was das bedeutet. Oder ob es überhaupt etwas bedeutet. Vielleicht wollen die Oraccameo uns damit nur schmeicheln, denn sie haben uns diesen Namen gegeben. Als Kinder streifen wir alleine durch öde Gegenden des Alls, so haben mich die Ausbilder gelehrt. Niemand kümmert sich um uns, weil die Älteren uns aussetzen, kaum dass wir geboren sind. Wir sind traurig, abgemagert und verlassen. All das haben mir die Oraccameo erklärt, unsere Herren, die uns auf das künftige Leben als Pilot vorbereiten. Sie stehen dieser Doppelgalaxis vor, die den Namen Chalkada trägt. Seltsam, dass ich das verstehen kann, die Bedeutung ihrer Worte und Erklärungen sofort erfasse, aber über mich selbst und meine Vergangenheit gar nichts...