E-Book, Deutsch, 160 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 225 mm
Zur Architektur der informellen Ökonomie
E-Book, Deutsch, 160 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 225 mm
Reihe: X-Texte zu Kultur und Gesellschaft
ISBN: 978-3-8394-3597-7
Verlag: transcript
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
1. Warum ein Buch zu diesem Thema?
Wir erleben derzeit einen tiefgreifenden Wandel in der sozialen und kulturellen Untermauerung unserer Wirtschaftsordnung. Selbstinitiative und Selbstorganisation sind immer mehr gefragt, unternehmerische Kreativität ist zur Bürgerpflicht geworden. Ein besonderes Kennzeichen dieser Veränderungen ist die zunehmende Vermischung von formellen und informellen Aktivitäten. Informelle Märkte sind entscheidende Brutstätten dieser neuen Verbindungen. Wie die Politik mit solchen Märkten umgeht, sagt viel über zukünftige Wirtschafts- und Arbeitsformen aus.
2. Welche Bedeutung kommt dem Thema in aktuellen gesellschaftlichen Debatten zu?
Die heutigen Milieus informellen Wirtschaftens sind ein heiß umkämpfter Schauplatz. In den Debatten dazu spiegelt sich ein ganzes Spektrum ideologischer Ansätze, die am einen Ende in der voranschreitenden Informalisierung Chancen der Selbstermächtigung sehen und am anderen Ende eine weitere Aushöhlung von sozialstaatlichen Institutionen befürchten. Bezeichnenderweise stehen die Schlussfolgerungen aus diesen unterschiedlichen Sichtweisen nicht zwangsläufig in Opposition zueinander, sondern decken sich oft in unerwarteter Weise.
3. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Unser Buch greift genau diese unterschiedlichen Sichtweisen als analytische Richtschnur auf. Es zeigt auf, dass für die Bedeutung von Informalität vor allem die Motive und Interessen der Beteiligten entscheidend sind. Die Frage ist damit nicht mehr länger, ob Informalität Anerkennung oder Verachtung verdient, sondern wer auf welche Weise davon profitiert, dass bestimmte Formen des informellen Wirtschaftens kriminalisiert werden, während andere als Innovationsquelle gelten.
4. Welche besonderen Aspekte kann die wissenschaftliche Betrachtung in die öffentliche Diskussion einbringen?
Die systematische Analyse der Bandbreite informeller Märkte, die wir in unserem Buch vornehmen, liefert einen umfangreichen Einblick in die Motivationen verschiedenster Interessengruppen, die allesamt nach ›anderen Märkten‹ suchen. Deutlich wird hier, dass es in der Auseinandersetzung mit informellen Märkten um eine grundlegende Neuorientierung wirtschaftlicher Organisation geht, die angesichts globaler Kommunikations- und Produktionsmöglichkeiten sehr viel dynamischer geworden ist.
5. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten diskutieren?
Wir spinnen im Buch einen Dialog mit vielen Autor_innen, die sich wie wir die Frage nach den Konsequenzen einer ausufernden ›Marktmentalität‹ gestellt haben. Karl Polanyi ist jener Autor, der diesen Begriff im Kontext der liberalen Marktwirtschaft des frühen 20. Jahrhunderts geprägt hat. Mit ihm würden wir uns gerne über die Finanzialisierung des Marktes unterhalten, die heute dafür sorgt, dass die Orientierung an Marktmaximen auch in unserer Zeit eine immer größere Rolle spielt, nicht nur wenn wir an wirtschaftlichen Austausch denken, sondern auch bei ganz gewöhnlichen sozialen Kontakten.
6. Ihr Buch in einem Satz:
Vom Rand der Gesellschaft zum Hoffnungsträger wirtschaftlicher Erneuerung: Welche Folgen hat der aktuelle Wettlauf um das Kapital informeller Märkte?