Misch / Strasser | 1000/24: Christoph Strasser und die Jagd nach dem perfekten Tag | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 304 Seiten, Format (B × H): 160 mm x 240 mm

Misch / Strasser 1000/24: Christoph Strasser und die Jagd nach dem perfekten Tag


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-95726-064-2
Verlag: Covadonga Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 304 Seiten, Format (B × H): 160 mm x 240 mm

ISBN: 978-3-95726-064-2
Verlag: Covadonga Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



1.000 Kilometer in 24 Stunden – wird die magische Grenze fallen?Der Österreicher Christoph Strasser, Rekordsieger des legendären Race Across America und mehrfacher Weltrekordhalter im Ultracycling, steht vor seiner größten Herausforderung: Im 24-Stunden-Einzelzeitfahren will er die magische Grenze von 1.000 Kilometern durchbrechen – eine bisher unerreichte Schallmauer, durchaus vergleichbar mit dem »Unter zwei Stunden«-Traum im Marathonlauf.Gelänge ihm dies, begänne eine neue Zeitrechnung in seinem Sport. In »1000/24: Christoph Strasser und die Jagd nach dem perfekten Tag« begleitet ihn der Autor David Misch durch das Jahr seines Lebens: die perfekte Vorbereitung, das perfekte Material, der perfekte Ort – alles muss sich nahtlos fügen, um das Unmögliche möglich zu machen.Wie geht Strasser mit der eigenen Erwartungshaltung um und gelingt es ihm, äußere Einflüsse auszublenden? Macht ihm die weltweite Corona-Pandemie am Ende einen Strich durch die Rechnung? Ausgang: unsicher. Spannung: bis zuletzt.• Ein spannender Insiderbericht zum Thema Ultracycling: Hautnah dran am erfolgreichsten Athleten der Szene und der größten Herausforderung seiner Karriere.• Christoph Strasser ist Rekordsieger des legendären »Race Across America« und hält mehrere Ultracycling-Weltrekorde.• 1.000 Kilometer in 24 Stunden allein mit dem Rad – wird der perfekte Tag gelingen?• Eine Schallmauer wie der Marathon unter 2 Stunden.
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Stunde 1
ZURÜCK ZUM START
Eigentlich sollte er nicht hier sein. Eigentlich sollte er eine dieser Trainingseinheiten absolvieren, die ihm schon am Morgen beim Einschalten der teuren Espressomaschine, die er sich ausnahmsweise gegönnt hat, die Nackenhaare zu Berge stehen lassen. Vor denen selbst er, der vermeintliche Star, zu dem sie alle aufblicken und dem sie alle, irgendwie, ähnlich oder nahe sein wollen, sich fürchtet. Die er aufschiebt und aufschiebt und aufschiebt, bis es beinahe zu spät ist zum Losfahren, weil am Abend ein Sponsorengespräch oder ein Vortragstermin wartet. Die selbst ihm, dem scheinbar Unverwundbaren, tagelang, vielleicht sogar noch Wochen später in den Knochen stecken. Die es aber dennoch braucht, um ihn zu dem zu machen, der er ist: der absolut Beste in einer Sportart, die schon respekteinflößend genug ist, auch wenn man nicht er ist, und die einen erschaudern lässt, wenn man sich vorstellt, man müsste er sein. Ultracycling. Einsame Radrennen über extreme Distanzen, nicht im Schutze eines Pelotons, oft mehrere Tage am Stück, gegen eine unerbittlich weitertickende Uhr. In diesem Metier kennt Christoph Strasser alles: die ersten Stunden, von denen sie alle nicht glauben wollen, wie hart sie sich anfühlen; die erste Nacht, in der sich das System umstellt und gegen seinen Willen stemmt, bis ihm die Augen zufallen und er sich auf die falschen Fragen die richtigen Antworten zu geben hat, einmal, zehnmal, hundertmal wenn nötig, denn das ist sein Beruf. Mit der Zeit, mit den Jahren und der Erfahrung, ist es leichter geworden: Er hat gelernt sich von dem Schmerz, der Kälte, der Monotonie zu distanzieren, bis sie ihm nichts mehr anhaben können – jedenfalls redet er sich und ihnen das erfolgreich ein. Seine Hochs dauern länger und seine Tiefs kürzer, seine Gegner können sich kaum mehr vorstellen, wie es ist, ihn zu schlagen. Er weiß das und schöpft daraus Kraft, bricht sie oft, so wie auch dieses Mal, schon am ersten Tag, ganz gleich ob das Rennen zwei, vier oder acht Tage dauert. Christoph Strasser ist der unbestrittene König des Ultracycling. Und er sollte nicht hier sein, mit vor Müdigkeit verschwollenem Gesicht und vom endlosen Treten aufgequollenen Beinen, taumelnd und wankend, aber schlussendlich, wie immer oder fast immer, doch nicht fallend, an der Spitze des Race Around Austria 2020. Der dritte Tag beim RAA ist brutal: Während es anderswo reicht, ein Rennen auszusitzen, kommen hier Berge auf ihn zu, gefährliche Abfahrten, noch mehr Berge. Kein Rhythmus will sich einstellen, dazu die schwankenden Temperaturen, der Regen. Er kennt das alles und es macht ihm nichts aus. Er freut sich, denn seinem einzigen Gegner, dem Strasser von 2015, ist er Stunden voraus. Dennoch, er sollte nicht hier sein, und dieser Gedanke ist es, der sich immer wieder einschleicht und droht, seinen Fokus zu brechen. Das lässt er letztlich nicht zu – natürlich nicht, denn er ist er –, doch er kann sich nichts vormachen: Das hier ist nicht dasselbe und er wäre lieber auf dieser Trainingseinheit, der einen von vielen entscheidenden, die ihn noch am Abend schwitzen und schlecht einschlafen lassen, in Gedanken bereits auf dem Weg nach Colorado. Menschliches Neuland
Alles begann mit der Suche nach etwas Unbekanntem. Es ist schwer sich vorzustellen, wie es sich anfühlt, geleistet zu haben, was Christoph Strasser vorweisen kann: fast jedes Langstreckenrennen gewonnen, die meisten Rekorde gebrochen, Australien in Rekordzeit durchquert und in 24 Stunden aberwitzige und magenzertrümmernde 3.767 Runden auf einer 250 Meter langen, spiegelglatten Holzbahn zurückgelegt. Auch wenn Christoph selbst bescheiden die noch fehlenden Trophäen den bereits abgesahnten gegenüberstellt: Er ist zweifellos einer der historisch erfolgreichsten Athleten seiner Disziplin, wenn nicht der erfolgreichste von allen und jedenfalls der bestimmende seiner Zeit. Vom Siegerpodest bis zur Intensivstation kennt er alle Schattierungen des extremen Sports, den er seit knapp 20 Jahren betreibt – und doch gibt es noch Neues zu erfahren. Eine Bestmarke fehlt ihm noch, und seit er für sich beschlossen hat, sie sei – wenigstens in der Theorie – machbar, geht sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. One day, one thousand k – das wäre nicht bloß ein Sieg mehr im ohnehin schon endlosen Palmarès. Am Ende des Tages, das hat Christoph Strasser längst begriffen, ist die neue Herausforderung und nicht die bestandene Prüfung die größte Belohnung. Dieses Rennen, das er da gerade bestreitet, die zwölfte Ausgabe des RAA im August 2020, die er mit neuem Streckenrekord von knapp unter dreieinhalb Tagen gewinnt, wird bald nur mehr eine weitere Anekdote sein, eine schöne Erinnerung zwar, aber doch nur eine von vielen, beinahe unzähligen aneinandergereihten, deren Ausläufer schon verblassen. Was die Vermarktung angeht, strahlt die letzte Heldentat immer am hellsten, und eigentlich ist sie die einzige, die zählt. Christoph ist lange genug im Geschäft, um das nicht persönlich zu nehmen, und speist seine Selbstwahrnehmung wohlweislich nicht aus dem Strohfeuer der medialen Aufmerksamkeit. Mit Wertschätzung für das Erreichte blickt er zurück, verspürt eine tiefe Zufriedenheit, und doch: Der Blick nach vorne ist auch ihm wichtiger als der nach hinten. 1000/24. Eintausend Kilometer Einzelzeitfahren und das in 24 Stunden, besser noch ein paar Minuten weniger, keinesfalls mehr. Das wäre keine stetige Verbesserung, wie man sie von ihm kennt und erwartet. Nein, das ist geradezu eine Mauer, unbarmherzig, unüberwindlich, jedenfalls würde man das denken, wäre man nicht er. Selbst ein Laie, selbst jemand, der noch nie auf einem Rennrad gesessen ist, versteht die Tragweite von 1.000 Kilometern aus eigener Kraft innerhalb eines Tages. Von Wien an die Ostsee könnte man kommen, oder von Paris nach Barcelona. Oder man fährt im Kreis, auf einer Autorennstrecke in Colorado, im Herbst, damit einen die Tornadosaison nicht streift, auf knapp 1.700 Metern Seehöhe, wegen des geringen Luftwiderstands. Gedanken, die dem Ahnungslosen Respekt einflößen, den Wissenden milde lächeln lassen. Menschliches Neuland. Er wäre der Erste und vermutlich für lange Zeit der Einzige. 1000/24 – das ist der Sub-Zwei-Stunden-Marathon seiner Disziplin und es wäre nur logisch, würde er, Christoph Strasser, der die Grenzen im Ultracycling ein ums andere Mal neu definiert hat, auch hier allen anderen vorangehen. Bis vor zwei Monaten beherrschte nichts anderes sein Denken als dieses Vorhaben, und doch ist er jetzt hier beim Race Around Austria und nicht zu Hause, wo das Training – eines der letzten vor seiner Abreise in die Staaten – mittlerweile beendet wäre, und seine Chance ist dahin für dieses Jahr. Corona und seinen mannigfaltigen Folgen sei Dank. Eine neue Zeitrechnung
Im Ziel des RAA beginnt eine neue Zeitrechnung. Er hält sich nicht lange damit auf, sich selbst zu gratulieren – das erledigen andere für ihn. Christoph Strasser wäre nicht der Champion, der er ist, würde für ihn hier eine verkorkste Saison vorzeitig ablaufen und nicht eine neue, wichtigere, verfrüht beginnen. Ein paar Tage Pause nur, darauf hat sich sein faules Fenster über die Jahre verkürzt, dann sitzt er wieder auf dem Rad und an den Plänen, die längst seinen engsten Kreis verlassen haben; und eigentlich wollten sie ihn, alle, bereits in diesem Herbst dort sehen, in Colorado, wie er sich am Unmöglichen versucht. Christoph hat sich schon so an die Erwartungshaltung gewöhnt, dass sie ihn kaltlässt. Beinahe. Denn seine Existenz hängt nicht nur vom Erfolg, sondern vor allen Dingen vom Geschichtenerzählen ab und das ist, seit Ausbruch der Pandemie, nicht einfacher geworden. Vorträge verlangen konzipiert zu werden, Jahr für Jahr ausgeschmückt mit neuen, anderen Erfahrungen, die auch er nicht aus dem Ärmel schüttelt. Natürlich, er kann nicht klagen, aber ein kleiner Zweifel bleibt, ob denn alles wieder so werden wird wie vorher. Sein Vorteil: Er kennt diese nagenden, bohrenden Quälgeister und weiß mit ihnen umzugehen. Denn auch wenn selbst seine treuesten Fans sich daran heute nicht mehr erinnern können, selbst wenn diese Phase seiner Karriere heute begraben ist unter Superlativen: Es gab eine Zeit, da flogen sie ihm um die Ohren, bis er sich gar nicht mehr sicher sein konnte, ob es sich um Zweifel oder den gesunden Menschenverstand handelte, der ihm empfahl, oder eher befahl, doch bitte, endlich, die Reißleine zu ziehen, noch rechtzeitig vor dem freien Fall ins Bodenlose. Die offenen Krankenhausrechnungen – selbst um die Einreisegenehmigung in die USA musste er bangen deswegen – stotterte er brav ab. Er lebte auf Sparflamme, trotz seines Status als einer der Besten, den er längst innehatte. Immer im vollen Vertrauen darauf, dass das, was er am leidenschaftlichsten tat, schließlich auch Früchte tragen würde. Sollte er zurück an die Universität, oder gleich als Vertreter Fahrräder verkaufen, um hartes Geld zu verdienen? Keine...


Christoph Strasser ist der erfolgreichste Ultraradsportler der Welt. Seine sechs Siege beim Race Across America sind ebenso unübertroffen wie zahlreiche Bestmarken bei den wichtigsten Langstreckenrennen der Welt. Er ist der erste gekrönte österreichische Meister im Ultracycling und hat mehrere 24h-Zeitfahrrekorde inne. Als erster und bisher einziger Fahrer konnte er bei der 24h-Einzelzeitfahr-WM in Borrego Springs eine Distanz von mehr als 900 Kilometern erreichen. Zudem ist er der amtierende Weltrekordhalter im 24h-Einzelzeitfahren auf der Bahn: Die 941 abgespulten Kilometer entsprechen einem Stundenmittel von 39,2 km/h.David Misch ist habilitierter Geologe und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen. Inspiriert durch seine eigenen Erfahrungen beim härtesten Radrennen der Welt, dem Race Across America, das er 2013 als Rookie of the Year beenden konnte, veröffentlichte er zwei Bücher über Extremsport (Randonnée, 2016; Intensität, 2018). Sein Debütroman Schatten über den Brettern thematisiert die Gefahr von autoritären Eingriffen in die Kulturlandschaft und stand auf der Shortlist von Das Debüt 2020. Außerdem hat Misch in den Literaturzeitschriften Lichtungen, Manuskripte und Mosaik veröffentlicht.



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