E-Book, Deutsch, 122 Seiten
Reihe: Die drei ???
Minninger Die drei ??? und die Zeitreisende (drei Fragezeichen)
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-440-50506-9
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 122 Seiten
Reihe: Die drei ???
ISBN: 978-3-440-50506-9
Verlag: Kosmos
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Was hat es mit dem geheimen Zeitreise-Experiment von Quentin Kurtz auf sich? Weshalb wurden er und seine Tochter Aurora vom CIA gesucht? Und wohin verschwanden die beiden vor mehr als 30 Jahren spurlos? Als die drei ??? sich dieses mysteriösen Falles annehmen, scheinen die Gesetze der Logik außer Kraft zu treten: Denn plötzlich steht die verschollene Aurora leibhaftig vor ihnen - ohne auch nur einen Tag gealtert zu sein ...
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Premierenfieber
Das Publikum klatschte unaufhörlich weiter. Justus aber boxte Bob aufgeregt in die Seite. »Hast du das gerade mitbekommen, Dritter?« »Natürlich!«, gab dieser zurück. »Sicher ein Kreislaufkollaps! Premieren sollen für einige Schauspieler ja der absolute Horror sein!« Peter war gerade im Begriff, sich ebenfalls zu dem besorgniserregenden Vorfall zu äußern, als die Vorhanghälften erneut zur Seite schwangen und den Blick auf die Bühne wieder freigaben. Das Ensemble verbeugte sich erneut, so als wäre nichts vorgefallen – ein entscheidendes Detail aber hatte sich verändert. »Die Inspektorin ist nicht mehr dabei!«, entwich es Justus überrascht. »Wie hat man sie denn in diesen wenigen Sekunden unbemerkt von der Bühne geschafft?« Noch zwei weitere Male wurde der Vorhang geschlossen und wieder geöffnet. Dann endete die Musik, im Zuschauerraum ging das Licht an, der Applaus verebbte schlagartig und die Besucher erhoben sich von ihren Plätzen und verließen den Saal. »Die haben es aber plötzlich eilig. Außer uns hat anscheinend keiner was vom Zusammenbruch der Hauptdarstellerin mitbekommen«, bemerkte Peter und blickte irritiert den Theatergästen hinterher, die wie von einem Magneten angezogen auf die beiden Ausgänge des Saales zuströmten. »Warum denn so eine Hektik? So spät ist es doch noch gar nicht!« »Allzu oft bist du bei Theaterpremieren wohl nicht dabei, oder?«, entgegnete Bob ironisch. »Draußen im Foyer warten jetzt Schnittchen und Gratissekt. Das will sich natürlich keiner entgehen lassen!« »Ach!? Gut zu wissen!«, feixte Peter. »Was machen wir dann noch hier? Auf zum großen Fressen!« »Macht es euch nicht stutzig, wie überraschend schnell der Vorfall von dem Ensemble unter den Teppich gekehrt wurde, Kollegen?«, warf Justus ein. »Überlegt doch mal: Eine Darstellerin wird plötzlich ohnmächtig und kippt um, der Vorhang schließt sich, geht wieder auf und schon ist sie von der Bühne verschwunden.« »Und der Rest des Ensembles lässt sich mit einem Hollywood-Lächeln weiterhin beklatschen, als wäre nicht das Geringste passiert!«, fügte Bob hinzu. »Vielleicht hat der Rest der Truppe ja gar nichts von dem Vorfall mitbekommen. Die waren alle so im Premierenfieber, haben im Applaus gebadet und ins Publikum gestrahlt!« Justus runzelte die Stirn. »Das halte ich für recht unwahrscheinlich, Zweiter. Ganz zufällig habe ich, nachdem sich der Vorhang wieder geöffnet hatte und die Inspektorin plötzlich verschwunden war, auf die andere Schauspielerin geachtet.« »Welche andere Schauspielerin denn?«, horchte Bob interessiert auf. »Die in dem Stück die Frau des Mörders gespielt hat: Mrs Folder. Sie war während der ersten Verbeugung bei der Inspektorin untergehakt und somit muss zumindest sie den Zusammenbruch mitbekommen haben. Im wahrsten Sinne des Wortes hautnah. Dennoch ließ auch sie sich nichts anmerken und lächelte breit und professionell ins Publikum! Für mein Gefühl stimmt da etwas nicht und ich sehe nur eine Möglichkeit, Klarheit über diesen äußerst seltsamen Vorfall zu erlangen.« »Wir müssen hinter die Bühne!« Entschlossen erhob sich Bob von seinem Platz und ließ seinen Blick durch den Theatersaal wandern. Außer den dreien hielt sich hier niemand mehr auf. »Und ich empfehle den einfachsten und unkompliziertesten Weg: direkt durch den Vorhang!« »Du nimmst mir die Worte aus dem Mund, Bob!«, lobte Justus. Er war gerade im Begriff, auf die kleine Treppe zuzusteuern, die auf der linken Seite zur Bühne hinaufführte, als vom Ausgang des Saales unerwartet eine laute Stimme ertönte. »Würdet ihr jetzt bitte auch hinausgehen? Wir wollen hier sauber machen!« Die drei Detektive fuhren überrascht herum. Zwei junge Männer hatten den Saal betreten und schoben einen großen Putzwagen vor sich her. »Aus, Leute!«, raunte Peter seinen Freunden resigniert zu. »Das war’s dann wohl mit unserem Vorhaben. Es sei denn, einer von euch hat eine weitere Strategie parat.« Justus ließ sich von dem Eintreffen des Reinigungskommandos keineswegs aus der Fassung bringen. Zielstrebig ging er zum Ausgang des Theatersaales hinüber und führte seine beiden Freunde mit sich. »Es gibt andere Mittel und Wege, unseren Plan in die Tat umzusetzen, Kollegen. Mir nach!« Ohne weitere Fragen zu stellen, folgten Peter und Bob ihrem Freund, der sie über einen kurzen Garderobenflur direkt ins Foyer führte. Hierhin hatte sich die Menge der Premierengäste begeben, um sich über das üppige Buffet herzumachen, das auf einem lang gestreckten Bartresen errichtet war. Unmengen von Spiegeln, Säulen und dunkelroten Vorhängen ließen die Halle eher wie einen Ballsaal erscheinen. Hoch oben hing in der Mitte der Decke ein gigantischer Kronleuchter mit mindestens zweihundert hell leuchtenden Glaskerzen. Die drei Detektive sahen sich um und Justus erspähte augenblicklich einen Stand, an dem ein Grillmeister mit einer Zange verlockend duftende Steaks wendete, die auf einem Rost vor sich hin brutzelten. Instinktiv verspürte Justus den unwiderstehlichen Drang, sich in die Reihe der hungrigen Gäste zu stellen, doch Bob schien seinen Gedanken erraten zu haben und zog ihn vehement zurück. »Nichts da, Erster! Ich weiß genau, wonach dich jetzt gelüstet, aber wir haben hier zuerst eine Mission zu erfüllen!« Enttäuscht verzog Justus das Gesicht, während Bob unauffällig zum Sektausschank deutete. Von mehreren Lokalreportern umringt, stand dort ein schlanker Mittvierziger im eleganten Smoking und beantwortete geduldig alle Fragen der wissbegierigen Journalisten, die auf ihn niederprasselten. »Das ist Mr Firhouse, der Intendant des Theaters«, klärte der dritte Detektiv seine beiden Freunde auf. »Ein wahres Allroundtalent. Er hat nicht nur das Drehbuch zu diesem Stück verfasst, sondern ist auch für die Regie, das Bühnenbild und sogar die Garderobenausstattung der Schauspieler verantwortlich. Die Kostüme hat er alle selbst entworfen und persönlich geschneidert! Zumindest stand das so im Programmheft!« »Schön und gut, Bob«, raunte Peter ihm zu. »Aber über den Zusammenbruch der Schauspielerin können wir den wohl jetzt nicht befragen. Zumindest nicht, solange er von dieser Pressemeute belagert wird.« In diesem Moment betraten zwei weitere Personen das Foyer, deren unüberhörbar lautes Lachen bereits vom Flur her zu vernehmen gewesen war. Die raumfüllende Präsenz der beiden Damen verfehlte ihre Wirkung nicht. Sofort drehten sich die Anwesenden um und schenkten den beiden Grazien, die ihren Auftritt sichtlich genossen, ihre volle Aufmerksamkeit. Wie auf ein unsichtbares Kommando hin wandten sich auch die Reporter vom Intendanten ab und richteten ihre Kameras und Fotoapparate auf das schillernde Duo. Mit fragender Miene schlug der dritte Detektiv sein Programmheft auf und warf einen Blick auf die Besetzungsliste. »Das sind Heather Bedford und Maggie Shatner«, klärte er seine Freunde auf. »Mrs Bedford spielte in dem Stück Mrs Brownie, das Mordopfer, und Mrs Shatner war Mrs Folder, die –« Noch ehe Bob seinen Satz beenden konnte, spürte er eine Hand an seiner Hüfte, die ihn unsanft zur Seite schob. »Meine Kehle ist wie ausgetrocknet, Heather! Auf zur Champagnerbar!« »Na, hören Sie mal!«, fuhr Peter, der ebenfalls »aus dem Weg geräumt« worden war, entrüstet herum und erkannte, dass er Mrs Shatner gegenüberstand. Diese musterte Peter mit blasiertem Gesichtsausdruck von oben bis unten und brach dann in ein gekünsteltes Lachen aus, das das komplette Zahnfleisch ihres Oberkiefers freilegte. »Kennen wir uns?« Ihr arroganter Tonfall machte deutlich, dass sie nicht wirklich daran interessiert war, eine Antwort auf diese Frage zu erhalten. Justus jedoch wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und entschied sich für die Überrumpelungstaktik. »Sagen Sie, Madam, hat sich die Inspektorin bei ihrem Zusammenbruch auf der Bühne eigentlich schwer verletzt?« »Was?« Durch das stark geschminkte Gesicht fuhr ein leichtes Zucken. »Sprichst du von Gladys? Gladys Pixie?« »So ist es«, bestätigte Justus. »Wir sind ernstlich besorgt und könnten diese Premierenfeier wahrlich entspannter genießen, wenn wir Kenntnis über ihr momentanes Befinden erlangen könnten.« Mrs Shatner schielte ungeduldig zum Sektstand hinüber, in dessen Warteschlange sich ihre Kollegin Mrs Bedford bereits eingereiht hatte. »Die jungen Herren können ganz beruhigt sein. Gladys’ Kreislauf kommt schon wieder in Schwung und sie ist bald wieder auf dem Beinen. Das ist bei ihr nichts Neues und schon gar kein Grund zur Sorge. Außerdem neigt sie des Öfteren zu … nun ja, wie soll man es ausdrücken? Zu großer Theatralik! Ja, das trifft es an bestem! Sie wird hier gewiss gleich auftauchen. Und bis dahin kann ich euch nur empfehlen, es mir gleichzutun: Gönnt euch ein Glas Champagner und amüsiert euch!« Mit diesen Worten steuerte sie raschen Schrittes auf den Sektstand zu. Die drei Detektive sahen sich fragend an. »Ein charmantes Wesen«, kommentierte Bob sarkastisch, als sich die Schauspielerin außer Hörweite befand. »Und dazu so kollegial! Scheint ein tolles Arbeitsklima hier zu sein!« Peter verzog den Mund. »Ein Kreislaufkollaps! Nichts Weltbewegendes, Leute! Und ein großer Hang zur Theatralik!« Er blickte zu Mrs Shatner hinüber. »Dieses Urteil über eine wohl circa...