E-Book, Deutsch, Band 1788, 144 Seiten
Reihe: Bianca
Milburn Küsse, süß wie Honig
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-86349-181-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, Band 1788, 144 Seiten
Reihe: Bianca
ISBN: 978-3-86349-181-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Mit hochgekrempelten Ärmeln stürzt sich Audrey auf ihre neue Aufgabe: Sie will die alte Wassermühle in ein schickes Café verwandeln. Die Arbeit wird sie vielleicht ihr gebrochenes Herz vergessen lassen! Unverhofft bekommt sie Hilfe: Brady, der Sohn des örtlichen Bauunternehmers, unterstützt sie tatkräftig. Und das nicht nur bei den Umbauarbeiten: Seine leidenschaftlichen Küsse sind Balsam für ihre Seele! Eine Zukunft mit ihm ist alles, was Audrey sich inständig wünscht - doch die Schatten der Vergangenheit machen auch vor ihrem Glück nicht halt ...
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
Audrey York überflog die Regale des Lebensmittelladens, um sich mit den Angeboten vertraut zu machen. Dass die Auswahl nicht so groß war wie gewohnt, machte ihr nichts aus.
Sie schob ihren Einkaufswagen in den nächsten Gang und stieß dort beinahe mit einem älteren Mann zusammen, der das Regal vor sich verzweifelt anstarrte.
„Welche ist es?“, murmelte er vor sich hin. „Es gibt so viele Sorten.“ Er sah sich eine Dose mit Kirschkuchenfüllung nach der anderen an, schließlich ließ er niedergeschlagen die Hände sinken.
„Kann ich Ihnen helfen?“
Er zuckte erschrocken zusammen, als hätte er sie oder ihren ratternden Einkaufswagen nicht gehört. Offensichtlich war er den Tränen nah, als er von ihr zu dem Regal schaute und dann wieder zu ihr.
„Ich weiß nicht, welche ich nehmen soll. Meine Frau kauft sonst immer ein.“
Armer Kerl. Er kannte sich ganz offensichtlich nicht aus. Sie sah sich die Auswahlmöglichkeiten an. Im Glen Grocery gab es zwar keine frischen Kräuter, dafür aber ein halbes Dutzend verschiedene Kirschkuchenfüllungen.
„Was wollen Sie denn machen, Kirschkuchen oder -auflauf?“
„Auflauf. Der Auflauf ist immer besonders gut.“
Audrey lächelte und holte eine Dose aus dem Regal. „Dann würde ich diese hier empfehlen.“
Er nahm die Dose entgegen, als wäre es der Heilige Gral. „Vielen Dank.“ Vorsichtig legte er die Dose in den Wagen zu einem Paket Hähnchenschenkel, einem Beutel Kartoffeln, einem Paket Mehl und einem Weißbrot.
Audrey sah ihm nach, als er den Gang weiterging, denn irgendetwas an seiner Hilflosigkeit rührte sie. Sie musste sich zusammennehmen, um ihm nicht beim Rest seiner Einkäufe zu helfen. Stattdessen kaufte sie selbst weiter ein. Dabei blieb sie beim Nötigsten, um an der Kasse nicht zu viel bezahlen zu müssen. Außerdem brauchte sie die Kekse mit Karamellfüllung nicht wirklich.
Als sie den Rundgang beendet hatte und mit ihrem Einkaufswagen zur Kasse kam, verließ der ältere Mann gerade den Laden. Sie begann, ihre Waren auf das Laufband zu legen. Dabei fiel ihr auf, dass die Kassiererin mit mitleidigem Gesicht den Mann beobachtete und den Kopf schüttelte. Sie dachte offensichtlich das Gleiche wie sie.
„Er sieht ein wenig hilflos und verloren aus“, sagte Audrey zu der jungen Frau mit den struppigen, pinkfarbenen Haaren, die nicht so ganz in das malerische Örtchen Willow Glen zu passen schien. Ein kurzer Blick auf ihr Namensschild verriet, dass sie Meg hieß.
„Das ist er wirklich“, sagte Meg. „Er war über vierzig Jahre mit seiner Frau zusammen.“
Jetzt verstand Audrey auch seinen traurigen Blick. „Sie ist gestorben?“
„Ja, vor ungefähr einem Monat. Seine Familie war noch eine Weile zu Besuch da, aber jetzt ist er allein. Ich glaube, heute war sein erster eigenständiger Ausflug in den Supermarkt.“
Audrey fühlte Tränen in sich aufsteigen. Darum schaute sie nach oben an die Decke, um die Tränenkanäle zu schließen. Diesen Trick hatte sie von ihrer Mutter gelernt.
„Das macht 53,76 Dollar“, sagte Meg und holte Audrey in die Gegenwart zurück.
Nach dem Bezahlen verließ Audrey den Laden und hoffte, die Frühlingssonne würde ihren Kummer über das Schicksal des älteren Mannes vertreiben.
Sie packte die Einkäufe in den Kofferraum ihres Jetta und konzentrierte sich auf die endlose Liste von Aufgaben, die sie zu Hause noch erledigen musste. Sie hatte gern viel zu tun, obwohl sie ihren hektischen Lebensstil in Nashville aufgegeben hatte, um in den Bergen von Tennessee ein ruhigeres Leben zu führen.
Als sie an die Fahrertür kam, bemerkte sie wieder den älteren Mann. Es ging ihr ans Herz, als sie sah, wie er sich die Wangen abwischte. Sie wollte ihm gern helfen und ihm etwas Gutes tun, aber was? Seine Frau konnte sie ihm nicht zurückbringen, und die meisten Menschen hassen Mitleid von Fremden. Außerdem war sie immer noch vorsichtig und schloss nicht leicht neue Bekanntschaften. Das musste sie allerdings überwinden, wenn sie in ihrem neuen Leben hier Erfolg haben wollte.
So ging sie quer über den Parkplatz auf ihn zu und hoffte, ihr würde etwas einfallen, das sie sagen konnte.
„Entschuldigen Sie“, sagte sie, als sie fast bei ihm war. „Ich möchte Sie nicht belästigen, aber könnten Sie mir wohl behilflich sein?“
Der Mann betupfte noch einmal kurz das rechte Auge, bevor er sie ansah.
„Ich bin neu in Willow Glen, und ich wollte Sie fragen, ob Sie wissen, wo ich hier irgendwo ein paar schöne Bilderrahmen kaufen kann, möglichst etwas größere.“ Sie zeigte die Größe mit den Händen.
„Es gibt einen Wal-Mart in Elizabethton.“
Sie schüttelte den Kopf, aber dabei lächelte sie weiter. „Ich wünsche mir etwas Ungewöhnlicheres, etwas Handgearbeitetes.“ Sie brauchte die Rahmen für ihre Wildblumenfotos eigentlich noch lange nicht, aber ihr war nichts Besseres eingefallen, und es war ein nettes, neutrales Gesprächsthema.
„Nun, ich habe mich früher mal mit so etwas beschäftigt, obwohl ich jetzt hauptsächlich Möbel anfertige“, erwiderte der Mann.
„Wirklich? Dann ist ja heute mein Glückstag.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen. „Ich bin Audrey York. Ich richte die alte Grayson-Mühle her und mache daraus ein Café.“
„Nelson Witt. Freut mich, Sie kennenzulernen.“ Als er ihr die Hand schüttelte, spürte sie die Schwielen, die verrieten, dass er tatsächlich mit den Händen arbeitete. „Die alte Mühle, hm? Das ist sicher ein schönes Stück Arbeit.“
Sie lachte. „Da haben Sie recht. Ich glaube, ich habe schon so viel Dreck dort herausgekehrt, dass ich daraus ein neues Land machen könnte.“ Erfreut sah sie die Andeutung eines Lächelns auf dem stoppelbärtigen Gesicht von Mr Witt. Trotz allem, was im letzten Jahr passiert war und ihre Zukunftsaussichten verdüstert hatte, fand sie es immer noch selbstverständlich, anderen Menschen zu helfen und etwas Glück in ihr Leben zu bringen.
„Ich könnte Ihnen vielleicht ein paar Rahmen zusammenbauen und gelegentlich vorbeibringen.“
„Das wäre schön.“
„Wann wäre es Ihnen recht?“
Audrey merkte, dass er sich geradezu auf diese Gelegenheit stürzte. Wahrscheinlich war er auf der Suche nach irgendetwas, das ihn vom Fehlen seiner besseren Hälfte ablenken konnte. „Ich bin eigentlich fast immer da, außer wenn ich etwas zu erledigen habe.“
„Wollen Sie hier in der Gegend bleiben?“
„Ja. Ich baue den Dachspeicher zur Wohnung aus, und das Erdgeschoss wird zum Café.“
„Ich würde ja fragen, ob Sie sich dort sicher fühlen, wenn ich nicht wüsste, dass ihr jungen Leute vor nichts Angst habt.“
„Wenn man bedenkt, dass ich in der Großstadt gelebt habe und in den letzten fünf Jahren fast jede Woche quer über den Kontinent geflogen bin, dann ist das hier für mich das Paradies.“
„Nun gut. Wenn ich die Rahmen fertig habe, bringe ich sie Ihnen vorbei.“
„Vielen Dank.“
Sie verabschiedeten sich, dann ging Audrey erleichtert zu ihrem Auto zurück. Sie hatte Mr Witt bereits ins Herz geschlossen, obwohl sie kaum fünf Minuten mit ihm gesprochen hatte, und wenn sie ihm seinen Schmerz auch nur ein kleines bisschen erleichtern konnte, dann war es schon ein guter Tag gewesen.
Davon abgesehen, sehnte sie sich nach neuen Freunden. Das vergangene Jahr hatte eine große Lücke in ihrem Leben hinterlassen, die sie so schnell wie möglich wieder schließen wollte.
Audrey verbrachte den Vormittag damit, zu putzen und Abfall zu verbrennen. Außerdem ergänzte sie ihre Vorratsliste und versuchte dabei zu verdrängen, wie viel sie das alles kosten würde. Sie bereitete sich gerade ein verspätetes Mittagessen aus Brathähnchen und Nudelsalat zu, als sie ein Knirschen auf dem Kiesweg hörte, der zur Getreidemühle führte.
Sie trat auf die kleine Veranda. Später einmal würde dies der schöne Eingang zu ihrem Café sein, aber jetzt standen hier nur ein billiger Klappstuhl und ein umgedrehtes Fass als Tisch. Sie schützte mit der Hand die Augen vor der Sonne und sah Mr Witt aus seinem Kleinlaster steigen.
„Das ging ja schnell.“ Sie lächelte erfreut, weil sie ihren neuen Freund so schnell wiedersah.
Mr Witt zuckte die Achseln. „So etwas braucht nicht lange. Ich habe ein paar Muster zusammengehämmert, damit ich weiß, was Ihnen gefällt“, sagte er und senkte die Heckklappe des Lieferwagens.
Als sie sah, wie groß die Holzkiste war, die er an das hintere Ende des Wagens zog, eilte sie ihm zu Hilfe. „Ich nehme diese Seite. Ich kann anderen nicht gut dabei zusehen, wenn sie für mich arbeiten.“
Audrey ging rückwärts zu der Mühle, Mr Witt folgte ihr. Als sie drinnen waren, stellten sie die Kiste auf die Bank an der Wand.
„Ich bin seit Jahren nicht mehr hier drinnen gewesen“, sagte Mr Witt und schaute sich um. „Ich weiß noch, dass ich als Kind mit meinem Vater hier war.“
„Wirklich?“
„Oh ja. Obwohl man auch damals schon Mehl im Laden kaufen konnte, hat er das Mehl von dieser Mühle lieber gemocht. Ich sehe mich noch am Bachufer sitzen und zusehen, wie das Rad sich immer...