Mielke | Berührt | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 84 Seiten

Mielke Berührt

Erfahrungen und Gedanken auf dem Weg des Glaubens

E-Book, Deutsch, 84 Seiten

ISBN: 978-3-7504-6615-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Fast dreißig Jahre lang bin ich Pastor habe Menschen begleitet, ihnen zugehört, manchmal Ratschläge gegeben, habe getauft, konfirmiert, getraut, habe im Sterben begleitet und beerdigt. Was ist mir dabei wichtig gewesen, was hat mich getragen, auch in den Tiefen meines Dienstes? Wenn ich mir darüber Rechenschaft gebe, wird mir deutlich: Am Anfang, in der Mitte und am Ende stand und steht diese eine Grunderfahrung, berührt zu sein von einer Wirklichkeit, die tiefer, größer, umfassender ist als ich selbst. Die Bibel spricht von dem lebendigen Gott, der die "Quelle des Lebens" ist (Psalm 36,10), der menschliches Leben und alle Geschöpfe von allen Seiten umgibt (Psalm 139, 5). Mit diesem kleinen Büchlein möchte ich zum christlichen Glauben einladen. Ich möchte das so tun, dass ich von persönlichen Erfahrungen auf meinem Glaubensweg berichte und so Rechenschaft von dem gebe, was mir auf dem Weg des Glaubens wichtig geworden ist. Das hier Geschriebene ist in diesem Sinne sehr persönlich und doch ist es auch mehr: der Versuch im Hören auf die Bibel und auf die Stimmen der Väter und Mütter im Glauben, auf die Stimmen anderer Christenmenschen nicht minder, eine Antwort auf die Frage zu geben: Warum bin ich Christ?

Militärdekan Dr. Roger Mielke M.A., geb. 1964 in Remscheid, Theologe und Sozialwissenschaftler, 20 Jahre Gemeindepfarrer am Mittelrhein in Neuwied und Bendorf, 2012-2018 Oberkirchenrat im Kirchenamt der Ev. Kirche in Deutschland, seit 2018 Seelsorger am Zentrum Innere Führung der Bundeswehr in Koblenz. Lehrbeauftragter am Institut für Evangelische Theologie der Universität Koblenz-Landau, Habilitand im Bereich Friedensethik an der LMU München. Arbeitsschwerpunkte: Friedensethik, Ethik des Politischen, Digitalisierung und Ethik, Theologie der Spiritualität. seit 1991 Bruder der Evangelischen Michaelsbruderschaft.
Mielke Berührt jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


2. Jesus begegnen Der Glaube hat Gründe. Gute Gründe sogar, wie ich finde. Dazu möchte ich später, vor allem im dritten Abschnitt noch einiges sagen. Und trotzdem ist es für mich so, dass nicht ein langwieriges Begründungsverfahren, ein vernünftiges Abwägen von Argumenten, von Pro und Contra, mich zum christlichen Glauben gebracht hat. Mein Kopf war da nicht ausgeschaltet, aber im Vordergrund stand etwas anderes. Ich komme aus einer christlichen Familie und bin mit den Geschichten der Bibel aufgewachsen. Es gab das Tischgebet und den sonntäglichen Kindergottesdienst. Und doch habe ich, genauso wenig wie ich durch Gründe und Argumente zum Glauben gekommen bin, den Glauben auch nicht „geerbt“. Man kann alles wissen und tausendmal gehört haben – und trotzdem fehlt der „Sinn“ für die Gegenwart und die Wirklichkeit Gottes. In meinem Leben habe ich die Erfahrung gemacht, dass diese Wirklichkeit Gottes plötzlich aufgeleuchtet ist – und mich dann überzeugt hat. Eigentlich war das etwas sehr Schlichtes. Es war auf einer Jugendfreizeit, als ich 15 Jahre alt war. Wir waren mit unserer Jugendgruppe in Sardinien, drei Wochen zum Wandern in den sardischen Bergen. Am Abend lagen wir Jungen in unseren dünnen Schlafsäcken auf der Erde, ohne Zelt. Über uns der gewaltige Sternenhimmel, so groß, wie man ihn in unseren dicht besiedelten Landstrichen in Mitteleuropa gar nicht sehen kann. Und dann las unser Gruppenleiter wie an jedem Abend als Nachtgebet ein Psalmwort: Psalm 8. Dort steht, und es ist mir sehr genau im Gedächtnis geblieben: „Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“ In diesem Moment war mir sehr plötzlich klar, dass jetzt Gott selbst zu mir redet. Es war mir klar, dass es eigentlich nur diese beiden Möglichkeiten gibt: entweder bin ich als Mensch in diesem Kosmos ein winziges, verlorenes Teilchen, ein Zufallsprodukt, das in kosmischen Maßstäben nur Sekundenbruchteile dauert und verschwindet ohne Spuren zu hinterlassen. Oder, und das ist die andere Möglichkeit: hinter diesem gewaltigen Universum steht eine Macht, eine Kraft, und mehr als das: eine Person, die mich persönlich, unvertretbar mich selbst, jetzt anredet. Mir war blitzartig deutlich: es gibt einen lebendigen Gott! Wenn ich heute darüber nachdenke und es hier so aufschreibe, benutze ich natürlich Worte und Gedanken, die dem Jungen von damals so nicht zur Verfügung standen. das war alles viel unausgesprochener, und doch so deutlich, dass ich heute mit meinen Worten diese plötzliche Klarheit nicht wieder erreichen kann. Ich habe oft, an vielen Punkten meines Lebens, über dieses Erlebnis nachgedacht. Und jedes Nachdenken verändert ein wenig daran und kann das Ursprüngliche nicht wiederbringen. Aber diese grundlegende „Eingebung“, diese Intuition, ist für mein Leben bestimmend gewesen. Es kamen Tage, in denen mir diese Erfahrung sehr fremd war, weit fort zu sein schien, und dann wieder Zeiten, in denen dieses Grundgefühl der Nähe Gottes sehr ruhig und friedlich mein Leben bestimmt hat. Aber eigentlich hat mich dieses Wort aus Psalm 8 und diese Erfahrung von Geborgenheit nie wieder verlassen. Glaube bedeutet für mich in gewisser Hinsicht nicht mehr als das, was damals geschehen ist nachdenkend und betend zu umkreisen und immer tiefer in mein Leben hereinzuholen: ich bin gerufen, noch lange bevor mein Wille irgendetwas dazu getan hat. Noch etwas anderes ist mir in der Folgezeit klar geworden: Gott ist für mich nicht nur eine namenlose Kraft, die verschwommen im Hintergrund des Kosmos steht. Es ist vielmehr so: Gott redet. Er redet mich an. Von dieser Erfahrung her, habe ich begonnen, die Gestalt Jesu neu zu verstehen. Ich bin immer wieder so ungeheuer beeindruckt von diesen Erzählungen der Evangelien im Neuen Testament, in denen Jesus Menschen berührt und heilt und dazu auffordert mit ihm zu gehen. Das sind für mich nicht nur und nicht in erster Linie „Geschichten“, die etwas erzählen, was irgendwann einmal passiert ist. Das sind sie auch, aber sie sind doch viel mehr. Sie sind Berichte davon, wie Menschen Gott begegnet sind, wie sie in der Begegnung mit Jesus die Kraft Gottes in ihrem Leben erlebt haben. Es sind Berichte von einer Zuwendung, die Menschen bis in ihr Innerstes hinein verwandelt: zerstörerische Mächte werden überwunden und ihre Macht zerbrochen. Leben, das in Unordnung geraten ist, wird verändert. Blinde sehen, Taubstumme hören und reden wieder, Verkrüppelte werden aufgerichtet und können sich wieder bewegen. Was steckt alles in einem kleinen Sätzchen: „Jesus sah einen Menschen am Zoll sitzen, und sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm.“ (Matthäus 9,9) Ich frage mich: Was ist da geschehen? Was hat diesen Mann „überzeugt“? Bei ihm waren es genau so wenig wie bei mir Argumente oder familiäre Traditionen. Es war die lebendige Begegnung. Was war an Jesus, das ihm diese Autorität über Menschen gab? Deutlich ist für mich: Jesus ist nicht nur einfach ein großes Vorbild, ein bemerkenswerter Lehrer des Guten. Jesus ist mehr. Das wird für mich am tiefsten dort einsichtig, wo er selbst zerbricht und nicht mehr als strahlende Lichtgestalt erscheint. Jesus hat um seinen Weg gekämpft. Ich denke an die letzte Nacht, von der die Evangelisten berichten. In dieser Nacht liegt Jesus im Garten Gethsemane vor den Toren von Jerusalem, er weiß, dass er sterben muss und er ringt um sein „Ja“ zu diesem weg. Seine Freunde, die alles mit ihm erlebt hatten, alle großen Taten und Siege, sie sind eingeschlafen, haben ihn jämmerlich im Stich gelassen. Und Jesus wacht und trägt allein diesen Kampf in sich aus: ein schließlich bitteres „Ja“ zu diesem Tod am Kreuz, ein „Ja“ zum eigenen Zerbrechen, zur Nacht. In diesen Freunden von Jesus erkenne ich mich wieder: mein eigenes Versagen, meine eigene Müdigkeit, mein eigenes Zerbrechen. Und ich verstehe, wenn Jesus hier nicht gewacht hätte und gekämpft hätte, dann wäre die Nacht das letzte, was auch über mein Leben zu sagen wäre: ein Leben, das letztlich in die Finsternis fällt, das alle Hoffnungen, alle Größe zerbrechen lässt. Hier merke ich am deutlichsten: es geht im Glauben nicht einfach um ein Gedankengebilde, nicht um so etwas wie eine „positive Lebenseinstellung“ oder um einen „Glauben“ als etwas, woran man sich festhalten kann – egal eigentlich woran. Es geht darum, dass ich mein Zerbrechen, mein Versagen, meinen Weg in die Finsternis und in den Tod hinein ernst nehme und annehme. Ich persönlich kann das nur, ohne mir Illusionen zu machen, wenn ich weiß: Jesus ist diesen Weg für mich, mir voran, mit mir gegangen. Er ist zerbrochen am Kreuz, hat alles Zerstörerische, alles Finstere getragen und auch ertragen - bis in eine letzte Niederlage hinein. Und ich kann nur mit ihm genau diesen Weg gehen: durch mein eigenes Leben in mein eigenes Sterben hinein. Und an der Hand Jesu durch dieses Sterben hindurch: in ein neues unverwundbares Leben hinein. Er ist am dritten Tage auferstanden von den Toten, damit ich mit ihm lebe, hier in der Zeit und einmal in Ewigkeit. In seiner Geschichte erkenne ich mich selbst, mein eigenes Leben und Sterben. Daher ist das, was die Bibel über Ihn erzählt, mehr als eine Geschichte von den vielen Geschichten der Welt. Es gibt viele beeindruckende Geschichten von menschlicher Größe und menschlichem Scheitern, aber nur diese eine, die mich so restlos einschließt, mitnimmt und mich letztlich über mich selbst hinausführt. In meinem Leben habe ich erfahren, wie Jesus mich berührt, aufrichtet und mitnimmt. Die letzte Bewährung steht noch aus. Wer weiß, was noch kommt? Welche Krankheiten, Schicksalsschläge, welches Zerbrechen werden mich erwarten? Ich weiß das nicht. Aber ich vertraue darauf, dass Jesus mit mir geht und dass er letztlich größer ist alles andere. Das, was ich hier erzähle, das hat mich überzeugt, viel mehr als Gründe und Argumente, vielmehr als Prägungen durch Herkommen und Gewohnheit. Psalm 8 2 HERR, unser Herrscher! Groß ist dein Ruhm auf der ganzen Erde! Deine Hoheit reicht höher als der Himmel. 3 Aus dem Lobpreis der Schwachen und Hilflosen baust du eine Mauer, an der deine Widersacher und Feinde zu Fall kommen. 4 Ich bestaune den Himmel, das Werk deiner Hände, den Mond und alle die Sterne, die du geschaffen hast: 5 Wie klein ist da der Mensch, wie gering und unbedeutend! Und doch gibst du dich mit ihm ab und kümmerst dich um ihn! 6 Ja, du hast ihm Macht und Würde verliehen; es fehlt nicht viel und er wäre wie du. 7 Du hast ihn zum Herrscher gemacht über deine Geschöpfe, alles hast du ihm unterstellt: 8 die Schafe, Ziegen und Rinder, die Wildtiere in Feld und Wald, 9 die Vögel in der Luft und die Fische im Wasser, die kleinen und die großen, alles, was die Meere durchzieht. 10 HERR, unser Herrscher, groß ist dein Ruhm auf der...


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.