Michalski | Das letzte Kind von Kaltenstein | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

Michalski Das letzte Kind von Kaltenstein

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

ISBN: 978-3-7568-5283-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nadja Brügge hat ihre Mutter nie kennengelernt. Als sie nach einem Todesfall jedoch als letzte lebende Verwandte der Familie Kaltenstein identifiziert wird, sieht sie sich mit einem ungewöhnlichen Erbe konfrontiert: Plötzlich ist sie die Besitzerin eines prunkvollen Anwesens, das auf einer abgelegenen Insel scheinbar jedem Fortschritt getrotzt hat. Gemeinsam mit der mysteriösen Amalia schickt Nadja sich an, den Rätseln ihrer Vergangenheit auf den Grund zu gehen. Allerdings ahnen die beiden Frauen zunächst nicht, dass dunkle Geheimnisse, unangenehme Wahrheiten und uralte Schrecken auf sie warten. Werden sie begreifen, mit welchen Mächten sie sich angelegt haben, bevor es zu spät ist? Das letzte Kind von Kaltenstein ist ein spannender Mystery-Roman im Stil der Schauerromantik.

Thomas Michalski, Jahrgang 1983, verbrachte seine Kindheit und Jugend in der schroffen Landschaft der Eifel. 2003 zog er nach Aachen und absolvierte dort an der RWTH ein Studium der Germanistischen und Allgemeinen Literaturwissenschaft sowie der Philosophie. Er war dort mehrere Jahre als Journalist tätig, veröffentlicht Artikel in verschiedenen Fachmagazinen und ist der Autor mehrerer Bücher aus den Bereichen Sachbuch und Belletristik. Heute ist er in die Eifel zurückgekehrt, arbeitet dort als Verlagsleiter bei einem Spiele-Verlag und widmet sich nebenher weiterhin seinen Büchern.
Michalski Das letzte Kind von Kaltenstein jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


5
VESTIBÜL
Nadja nestelte aus einer der Seitentaschen ihres Seesacks einen zerknitterten braunen Umschlag hervor und schüttelte ihn, bis ein Schlüssel in ihre Finger glitt. Es war ein alter, aber insgesamt recht schlichter Schlüssel, aus einem schweren Metall gefertigt. Sie schob ihn in das Schlüsselloch der schweren Holztüre, tauschte mit Amalia noch einen erwartungsvollen Blick und drehte ihn dann. Sie hätte erwartet, dass er sich nur schwergängig drehen würde oder dass sonst etwas hakte, doch mit einem satten Klacken schnappte in der Türe sofort etwas beiseite. Sie schwang mit einem nahezu unhörbaren Quietschen auf und gab den Blick frei auf das Innere des Hauses. Oder vielmehr: den Blick auf die Eingangshalle. Nadja und Amalia traten ein, beide überwältigt von der schieren Größe des Raumes. Er passte zu den Dimensionen des Anwesens, aber für Nadja, die bisher in kleineren Mietwohnungen gelebt hatte, war es dennoch schwer zu ermessen. Zuerst fiel der Blick unweigerlich auf die gewaltigen Treppen. Zwei Aufgänge führten parallel zueinander und gerahmt von kunstvoll geschnitzten Geländern aus dem Erdgeschoss hinauf zu einer Balustrade, von der aus wiederum Türen in Zimmer oder Flure des ersten Stocks abzweigten. Zwischen den beiden Treppen hingegen standen zwei gemütliche Ohrensessel neben einem kleinen Beistelltisch, vermutlich einst für Besucher, die man dort auf die Herrschaften des Hauses warten ließ. Dunkle Holzkassetten bedeckten ebenerdig die Wände und fügten sich nahtlos in die Vertäfelung beider Treppen ein. Sie mündeten in etwa zwei Metern Höhe in einer dunkelroten Tapete, die ihrerseits dann hinauf reichte bis zur hohen, dunkel gestrichenen und stuckbesetzten Decke. Links und rechts der beiden Frauen formten sich aus der Holzvertäfelung imposant geschnitzte Bögen – Nadja fand sie gotisch, ohne selbst wirklich Ahnung davon zu haben – und umschlossen so weitere Türen, die ebenerdig ebenfalls tiefer ins Innere des Hauses führten. »Ist es bei euch ebenso imposant?«, hauchte Nadja. »Wir leben nicht bescheiden«, gab Amalia zu, »aber nein, das Haus der Familie Nebelung ist nicht hiermit zu vergleichen.« Amalia ging einige Schritte weiter hinein, und das lenkte Nadjas Blick erst auf den Boden. Das Stäbchenparkett war mit unglaublicher Präzision verlegt worden und auch wenn es nun matt war vom Staub, so hatte sie keinen Zweifel, dass es mit etwas Zuwendung glänzen und spiegeln könnte. Dann erregten einige Gemälde oberhalb der Treppen ihre Aufmerksamkeit. Sie wusste zu wenig über ihre Familie, um jemanden zuzuordnen, aber zumindest die Gesichter konnte sie studieren. Und ja, eine gewisse Ähnlichkeit zu einigen der Personen war nicht zu leugnen. Wenn sie ihrer Mutter wirklich so aus dem Gesicht geschnitten war, wie Editha behauptete, dann war diese dort jedoch nicht mit dabei. Stattdessen blieb Nadjas Blick an dem strengen Starren einer Frau auf einem der Gemälde hängen. »Henriette Kaltenstein«, erriet Amalia ihre Gedanken. Nadja hoffte einfach mal, dass sie nicht zu sehr nach dieser Tante von ihr kam, denn die kalten Augen und der strenge Blick hatten etwas geradezu ausladendes. Henriette war die letzte hier lebende Kaltenstein gewesen, nach deren Tod all dies in Nadjas Besitz übergegangen war. Dieses riesige Haus. Es roch staubig und die Luft war abgestanden, aber Nadja nahm nichts von dem Schimmelgeruch war, der sie in ihrer letzten Wohnung geplagt hatte – das war schon mal gut. Einer der Durchgänge zu ihrer Linken, realisierte sie, besaß keine Türe, sondern war offen gestaltet. Sie beschloss, dies als Einladung zu nehmen, tippte Amalia sacht am Rücken an – sie trug ein Korsett – und schritt dann in das erste Zimmer ihres neuen Hauses. Es erwies sich als die Küche. Ein großes, geräumiges Zimmer, aber sehr viel schlichter als die Eingangshalle. Die Wände hier waren mit beigefarbenen Facettenfliesen bedeckt, die Durchgänge mit steinernen Bögen versehen, doch keine Frage: Dies war kein Bereich für Gäste. Auch der abwechselnd schwarzweiß geflieste Boden zeigte, dass hier gearbeitet werden konnte – und dies auch einst reichlich getan wurde, wenn man sich die Abnutzungsspuren besah. »Mich wundert der offene Durchgang«, murmelte Nadja, während sie gedankenverloren über eine der schweren Massivholz-Anrichten strich. »Wärme«, erklärte Amalia und deutete auf den gewaltigen, offenen Kamin vor ihnen. »Das Haus hat keine Heizung im modernen Sinne, vermute ich. Oder Elektrizität.« Nadjas Blick fiel erstmals bewusst auf die zahlreichen Lampen und Kerzenhalter und sie erkannte, dass Amalia Recht hatte. Nun, das war eine Herausforderung. »Ich denke Nathan vermag, einen Generator zu offerieren«, fuhr sie fort. »Nathan ist der …« »… Handwerker im Ort«, beschloss Nadja lächelnd. »Ja, ich hörte schon von ihm.« Gemeinsam setzten die beiden ihre Erkundung des Hauses noch den gesamten Nachmittag fort. Tatsächlich waren alle Zimmer voll möbliert, durchgehend mit antiken Stücken, die vermutlich schon einige Generationen in dem Haus standen. Zahlreiche Flure, dunkel gestrichen oder vertäfelt, verbunden durch eine endlos anmutende Reihe schwere Türen, auf denen jedoch die Schlüssel steckten. Sie fanden die Schlafzimmer der Familie ebenso wie offensichtliche Bedienstetenquartiere, dazu Gästezimmer, einen Salon, eine Bibliothek, einen zusätzlichen Speisesaal und ein paar weitere Räume. Sie waren teils seltsam geschnitten, einige tragende Wände auffällig nicht in rechten Winkeln zueinander errichtet, doch alles hinterließ einen sehr imposanten Eindruck. Der Keller allein war nur mit dem Licht an Nadjas Handy schwer zu erkunden und deutlich verworrener gebaut, aber ebenfalls vorhanden und geräumig, ebenso wie ein Dachboden, der offenbar vor allem als Möbellager diente. Nadja wollte es nicht zugeben, aber sie zweifelte nicht – das eine oder andere Mal würde sie sich sicherlich verlaufen. Das Haus war insgesamt in gutem Zustand, aber es war auch genug zu tun. Manche Fenster waren defekt und hatten Feuchtigkeit eingelassen, das Dach war nicht so dicht, wie es gewirkt hatte, und in einem Teil des Kellers stand das Wasser scheinbar dauerhaft. Andererseits gab es zu ihrer beider Überraschung, nach einem empört wirkenden ersten Rumpeln und Ächzen in den Rohren, fließendes Wasser und die Leitungen schienen soweit intakt, obwohl Nadja klar war, dass auch dort noch manche Arbeit auf sie wartete. Amalia war ihr bei all dem eine angenehme Gesellschaft. Zuerst hatten sie sich schweigend den Weg gebahnt, doch waren sie zunehmend ins Gespräch gekommen. Sie sprachen nicht viel über sich – was Nadja nur Recht war –, wohl aber über all die mehr oder weniger kuriosen Fundstücke, die sie auf ihrer Erkundung erspähten. Dass Amalia zudem in der Lage war, einige der altertümlicheren Einrichtungsgegenstände, eine Öllaterne etwa, zu bedienen, war hilfreich. Doch es war der Humor, der sich hinter ihrer antiquierten Sprache verbarg, mit dem sie Nadja für sich gewann. Sie lachten über verschrobene Ölbilder voll biederer Hirsch- und Jägerromantik, erschreckten einander in dunklen Räumen und nachdem Amalia erst einmal gemerkt hatte, Nadja mit einem dienstbeflissenen »Jawohl, Frau Hausherrin« aufziehen zu können, machte sie regen Gebrauch davon. Nadja war sich unsicher, ob je in diesen dunklen Mauern so viel gekichert worden war wie an jenem Tag; sie war sich aber sicher, dass es ihr mehr als gut tat. Am Abend zeigte Amalia ihr noch einige Handgriffe an den alten Öfen, nicht zuletzt, um Wasser kochen zu können und die Schlafzimmer zu beheizen, doch ihre Erkundung mündete dort, wo sie begonnen hatte: in der Eingangshalle. Sie hatten einen kleinen Weinkeller entdeckt, eine der tief verstaubten Flaschen geöffnet und etwas gefunden, was zumindest näher am Rotwein als am Essig war. So saßen sie nun beide auf einer der Treppen, teilten sich die Flasche und hingen für eine Weile je ihren eigenen Gedanken nach. »Gedenkst du zu bleiben?«, fragte Amalia schließlich. »Über Nacht hier im Haus, meinst du?« »Generell.« Nadja atmete aus und nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche. »Mein Vater ist ebenfalls vor ein paar Wochen gestorben«, sagte sie schließlich. Unwillkürlich wanderte ihr Blick zum Porträt Henriettes, bevor sie wieder zu Amalia blickte. »Erst stirbt er, und schon da wusste ich gar nicht, was ich nun tun soll. Und dann kommt etwas darauf dieser Brief vom Testamentsverwalter hier. Ich hab erst gar nicht verstanden, dass es um noch ein zweites Erbe geht. Plötzlich besitze ich viel Geld, besitze offenbar ein Anwesen auf einer abgelegenen Insel und … ja, wenn du mich gerade fragst, vielleicht bleibe ich ja.« Sie reichte Amalia die Flasche, die ebenfalls trank und Nadja aufmerksam betrachtete. »Freunde? Einen Freund?« Ein Bild blitzte kurz vor Nadjas...


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.