E-Book, Deutsch, 184 Seiten
Mertens Mein Leben, Curaçao und die Krähe
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-347-98134-8
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine autobiografisch-satirische Reise durch das Leben
E-Book, Deutsch, 184 Seiten
ISBN: 978-3-347-98134-8
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Christian Mertens begegnet einer neuen - etwas ungewöhnlichen - Nachbarin, die ganz Ohr ist für seine Lebensgeschichte und auch all die anderen Themen, die ihn bewegen. Christians eigene Story startet mit einer wunderschönen Neuseeland-Reise und führt ihn über einige berufliche Umwege nach Curaçao, wo er sich in einem albtraumhaften Horrortrip wiederfindet, in dem es immer mehr um sein beinahe nacktes Überleben geht. Bei seinen Erzählungen trifft er auf immer mehr 'merkwürdige' und auch lustige Charaktere, die ihn in seiner Persönlichkeitsentwicklung unterstützen. Denn als 'Opfer' der Generation Praktikum - also häufig wechselnden Jobs und in seinem Fall auch Volontariaten - versucht Christian immer wieder alles, um zurück in die Arbeitswelt zu kommen. Doch hier trifft er auf Druck, unpassende Jobs und die knallharte Hire-and-Fire-Mentalität, die gerade in den heutzutage immer häufiger vorkommenden Bullshitjobs vorherrschen. So wird er im Kampf mit seinen Dämonen immer verdrossener und auch sozialkritischer, was sich vor allem an den sogenannten 'Boomern' - die, um ihren Wohlstand zu sichern, die Welt am liebsten so behalten wollen, wie sie ist - und seinen missglückten Flirts mit Frauen entlädt. Und dabei wollte er doch nur Popstar werden und der ganzen Welt zeigen, was wirklich in ihm steckt.
Der Autor ist ausgebildeter Redakteur und Public-Relations-Berater, womit er über hinreichende Fähigkeiten und Erfahrungen in der schreibenden Zunft verfügt. Er hatte - obwohl 'erst' in seinen frühen Vierzigern - bereits ein sehr bewegtes Leben, in dem er sich ein gewisses selbsternanntes 'Fachwissen' aus persönlichen Erfahrungen und eigener Meinung angeeignet hat.
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Aufmerksamkeits-Sauger ‚Ein Dachs?‘, denke ich verwundert, während ich hinter mir die Wohnungstür zufallen lasse und in die Küche gehe. ‚Gibt’s doch nicht. Dachte, es gibt nur Menschen und Kängurus. Wie das Känguru im Erdgeschoss. Dem begegne ich aber fast nie. Kein Wunder, da es als Amateurboxer in irgendeinem Nachtclub jobbt.‘ Ich zucke mit den Schultern. ‚Dann halt eine Dachs-Nachbarin. Mich wundert hier eh nix mehr. Komische erste Begegnung im Treppenhaus jedenfalls. Na, dann kommt sie halt auf ’nen Kaffee vorbei. Wer weiß, was sich entwickelt.‘ Ohne mir weitere Gedanken über meine neue Nachbarin zu machen, hole ich zwei große Kaffeetassen aus dem Schrank. Nur ein paar Augenblicke später klingelt es auch schon an der Tür. „Die Tür ist offen“, rufe ich nach draußen. „Lassen Sie immer Ihre Tür offen?“, ruft eine angenehm sanfte weibliche Stimme fragend herein. „Natürlich nicht. Sie haben ja geklingelt. Ich wusste, dass Sie es sind“, gab ich dem Fellbüschel vor mir Antwort. „Und wenn jemand anderes schnell durchgehuscht wär?“ Die Dächsin sieht mich neugierig an. „Wer denn? Oder wohnt zwischen uns ein Wiesel, das sich schnell mal selber zum Kaffee einlädt und hofft als Dächsin durchzugehen?“ „Wenn, dann als Fähe.“ Dabei kratzt sie sich mit ihrer kleinen Pfote das Fell und gibt einen seltsamen Laut von sich. „Was?“ „Ich bin ein weiblicher Dachs. Eine Fähe. Komm ja nicht aus dem sächsischen Wald. Also Fähe bitte. Und wegen meinen ganzen Fäh-igkeiten“, sagt sie und lächelt dabei übers ganze hübsche Gesicht. „Aber Ihren Humor mag ich. Wollen wir uns nicht direkt duzen?“ „Klar, bin Christian.“ „Ich bin Minerva. Aber für Freunde und Nachbarn Mini.“ „Also Minerva“, antworte ich direkt schmunzelnd, um witzig zu wirken, merke jedoch an ihrem auf einmal ernst werdenden Gesichtsausdruck, dass sie das anders sieht. „Nee im Ernst. Du wirst Mini genannt?“ „Hab auch für Nachbarn gesagt. Und das klingt doch niedlich und süß“, antwortet sie in entspannterem Tonfall. Ein Glück. Das wär’ fast direkt in die völlig falsche Richtung gegangen. „Stimmt. 1:0 für dich“, sage ich. „Hoffe, wir sind hier nicht auf’m Fußballplatz“, kontert Mini geschickt. „Keine Angst, sollte ’n kleiner Zusatz-Scherz werden. Haben wir wohl doch nur ’nen einigermaßen ähnlichen Humor. Aber egal. Willst ’nen Kaffee?“ „Wenn du das etwas galanter ausdrückst, ja.“ „Wie würde es Ihnen gefallen, wenn ich Ihnen ein köstliches wohltuendes Heißgetränk kredenzen würde?“, versuche ich es schmunzelnd. „Geht doch. Dann nehm ich einen.“ Dabei lächelt Mini fast schon anmutig zurück. „Hab das ‚holde Maid‘ noch vergessen.“ „Ha egal. Ich nehm trotzdem einen.“ „Nehm meinen übrigens immer mit Wildblütenhonig“, sage ich, während ich in die Küche gehe, was im Grunde kaum einen Unterschied macht, da mein Apartment eine schöne große offene Küche hat. „Waldhonig wär besser – von wegen Dachs und so“, meint Mini schmunzelnd. „Nee, ich nehm einen mit. Schöne Wohnung hast du. Und die Küche erst. Ist die nicht ’n bisschen groß für einen alleine?“ „Klar, aber kann sie schlecht zur Hälfte wieder abbauen“, sage ich lächelnd und ein wenig lauter zu ihr rüber, während ich den Wasserkocher anstelle. „Trink immer Instant-Kaffee.“ „Ist auch gut.“ „Und da ich, wie du siehst, ein Zwei-Zimmer-Apartment mit offener Küche habe, hast du im Grunde auch schon fast alles gesehen. Zumal sich in meinem Schlafzimmer eh herzlich wenig abspielt zurzeit.“ Ich versuche möglichst entspannt zu lächeln, was mir nur sehr bedingt gelingt. „Haha. Super! Sehr schön! Und was machst du denn so? Darf ich mich setzen?“ „Klar. Ich bin Freigeist. Glaub, das mit ’nem Job wird eh nix mehr. Die Arbeitswelt braucht mich nicht mehr. Ich mach meine eigenen Songs.“ „Cool, aber du musst doch was verdienen.“ „Schon ’n paar Mal gemacht. Ist mir bisher noch nicht so gut bekommen. „Da halte ich es mit ’nem Spruch aus’m Steve-Jobs-Film“, füge ich hinzu und kann mir ein Schmunzeln dabei nicht verkneifen. „Ich kann einfach nicht für Andere arbeiten.“ „Hm, bisher vielleicht. Du hast bestimmt einfach noch nicht die für dich passende Arbeit gehabt. Ansonsten könnte da ja jeder mit kommen. Muss man in der Regel halt halt durch. Gibt’s denn schon was zu hören? Also von den Songs, versteht sich.“ „Natürlich. Ich meine, nee. Frühestens nach’m dritten Date“, sage ich und versuche verschmitzt zu grinsen. „Auf jeden Fall biste eine sehr hübsche Fähe.“ „Ach Quatsch. Hör auf. Ich steh nicht auf Menschen!“ „Na, ich doch auch nicht!“, antworte ich und grinse Mini wieder an. Manchmal liebe ich meinen Humor wirklich. Nur dass die Menschheit das bisher wohl anders sieht. Mini muss ebenfalls grinsen. „Der Honig ist super“, sagt sie verzückt und versucht natürlich das Thema schnell zu wechseln. Wie immer wenn ich auch nur ansatzweise versuche zu flirten. „Was war das noch gleich für einer?“ „Darauf wollte ich zwar nicht hinaus. Ist Wildblütenhonig. Ganz geil, ne?!“ „Was für ne Art Musik machst du denn? Deutsch? Englisch?“ „Deutschpop. Würden allerdings auch gut in Englisch funktionieren. Hab mich in verschiedenen Richtungen ausprobiert. Sind bisher alles noch Rohfassungen, Übungsversionen und das meiste noch reine Texte.“ „So so, der nächste Popstar sitzt also beim Käffchen vor mir. Sieh mal einer guck.“ „Hab ich behauptet, dass ich das Olympiastadion gebucht hab? Nee, oder?“, erwidere ich etwas genervt. „Meinst du denn, darauf kannste bauen? Musst doch richtig arbeiten gehen, wie wir alle.“ „Hab ich ja und würde ich natürlich auch wieder. Ist momentan noch im HobbyStatus mit den Songs.“ „Dann bin ich mal gespannt.“ So richtig aufgeregt, als ob sie es kaum noch erwarten könne, klingt sie dabei allerdings nicht. „Kannste auch wirklich sein. Sind super Texte und echt gute Grundideen. Aber ohne richtig Kohle kommste da halt nur schleppend mit voran. By the way. Hast ja geschickt das mit dem Date umgangen. Das ist auch alles so ein Thema mit den Frauen und Freundin-Finden, wenn du ein Mann im mittleren Alter bist. Glaub im nächsten Leben werd ich Zahnarzttochter. Muss nur noch rausfinden, wo ich mich dafür anstelle. Das muss ich beim nächsten Mal echt hinkriegen.“ „Das is’ ja ’n geiles Motto.“ Mini lacht, um im nächsten Moment direkt erneut ernst zu werden. „Meinste, wir Frauen haben’s so leicht?“ „Joa, was Dates und One-Night-Stands angeht, bestimmt. Ihr müsst ja nur mit’m Finger schnippen, schon kommen die ganzen Stelzer an.“ „Wer kommt an?“ „Stelzer. Die ganzen Typen, die bei euch Schlange stehen.“ „Ist voll das Vorurteil von dir!“ „Ja? Dann guck mal, was da abgeht, wenn du ne nicht mal besonders hübsche Frau …“ „– oder Fähe …“ „– oder Fähe oder Känguru – jedenfalls weiblicher Natur bist und ein Foto auf Facebook hochlädst. Zappzarapp, 87 Stelzer mit ‚Bist du hübsch. Nices Pic.‘“ „Schwein?“ „Nee, picture. 87 Stelzer drunter am Schleimen und Stelzen.“ „Ist doch nur nett von denen.“ „Das denkt ihr vielleicht. Aber nee, eben nicht, aber das wollt oder könnt ihr Weibchen wieder nicht erkennen. Die wollen doch alle was von dir, wenn sie könnten. Also an dich rankommen könnten in dem Moment. Und ihr spielt mit unseren Gefühlen, wollt allerdings nur Aufmerksamkeit erhaschen. Wovon wir Männer wiederum meist nur träumen können. Stattdessen müssen wir durch Shittests. Und am besten ‚Mann‘ hat schwarze Haare oder direkt nen südländischen Teint. Und vor allem muss ‚Mann‘ mindestens 1,90 Meter groß sein.“ „1,90 Meter? Südländischer Teint? Schwarze Haare? Shittests? So so. In der Theorie scheinst du ja schon alles zu wissen. Und wo spielen wir da mit euren Gefühlen? Dürfen wir beispielsweise nicht mal...