McKee | Hundert Leben auf Papier | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

McKee Hundert Leben auf Papier


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95915-000-2
Verlag: telescope
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

ISBN: 978-3-95915-000-2
Verlag: telescope
Format: EPUB
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Henry Stone arbeitet als Agent für einen der mächtigsten Geheimdienste der Welt und führt ein Leben fernab der allgemein gängigen Vorstellungen von Moral und Ethik. Seit frühester Kindheit darauf getrimmt, sein Leben als Elitespion in den Dienst seiner Organisation zu stellen, hat er gelernt, Gefühle zu unterdrücken. Als er dazu abkommandiert wird, einen der einflussreichsten italienischen Geschäftsmänner zu observieren, ahnt er nicht, dass gerade dieser in seinen Augen sterbenslangweilige Auftrag all seine Prinzipien ins Wanken und ihn selbst an seine physischen und psychischen Grenzen bringen wird.

'Hundert Leben auf Paper' ist der zweite Roman der Autorin Sandra McKee, der 2013 mit der Veröffentlichung von 'Das Leben, das man wählt' ein vielversprechendes Debüt gelang. Zusammen mit ihrem Mann und den drei gemeinsamen Söhnen lebt sie in einem Dorf in der Nähe der unterfränkischen Hochschulstadt Aschaffenburg. Mehr über Sandra McKee erfahren Sie auf ihrer Webseite: www.sandramckee.de

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Eins 13. Juni, 16:55 Uhr, Piazza San Marco, Venedig, Italien Henry: Ich hasste es zu warten. Es war solch eine unnütze Verschwendung. Zeit ist kostbar, in jeder Hinsicht. Unser ganzes unbedeutendes Leben lang laufen wir ihr hinterher. Warum war ausgerechnet ich mit dieser Operation beauftragt worden? Meyer wusste genau, dass Observationen mich ankotzten. „Stone, Sie sind genau der richtige Mann für diesen Job“, hatte er mir mit einem gönnerhaften Grinsen im Gesicht eröffnet. Ich unterdrückte den Impuls, ihm einen präzise ausgeführten Kinnhaken mit meiner starken Linken zu verpassen, sodass ihm jedes seiner gebleichten Zahnimplantate einzeln aus dem Mund gefallen wäre. Eine der unzähligen Regeln bei uns lautete: „Lass dich nie und unter keinen Umständen von deinen Emotionen leiten.“ Das hatten sie uns von Anfang an eingetrichtert. Mit der Zeit wurden wir klug genug zu wissen, dass jeder, der gegen diese Regeln verstieß, dafür bezahlen würde. Immer. Das war die erste von vielen Lektionen, die ich im Laufe der Jahre gelernt hatte. Als ich noch jung war. Vor einer scheinbaren Ewigkeit. Zu einer Zeit, als ich noch glaubte, eine Wahl zu haben. Und ein Leben. Das alles lag lange zurück. Trotzdem spürte ich bei der Erinnerung an damals Wut in mir aufsteigen, die meine Hände zittern ließ. Verdammt, wir waren Kinder! „Lass los. Es hat keinen Sinn, mit der Vergangenheit zu hadern“, sagte ich zu mir selbst. Wohl wissend, dass man die Zeit nicht zurückdrehen kann. Nichts ist selbstzerstörerischer als zurückzublicken und zu bereuen. Wir können nur das ändern, was vor uns liegt. Darum bemüht, die Geister der Vergangenheit abzuschütteln, konzentrierte ich mich wieder auf die Zielperson. Wenn es nur nicht so verdammt heiß gewesen wäre! Aber ich hatte nichts anderes erwartet. Es war Juni und auf dem Markusplatz stand die Luft. Ich griff nach meinem acqua minerale. Die kühle Flüssigkeit rann meine trockene Kehle hinab, während ich durch die dunkel getönten Gläser meiner Brioni den Mann beobachtete, wegen dem ich nach Venedig gekommen war. Signore Adamo Di Lauro. Wenn man ihn so dasitzen sah, mit verwaschenen Jeans und weißem Poloshirt, in diesem kleinen Café inmitten all der Touristen, war es schwer vorstellbar, dass er zu den reichsten Männern Europas zählte. Er hatte sein Geld im Immobiliengeschäft gemacht. So lautete die offizielle Version. Seiner Akte zufolge kooperierte Di Lauro nebenbei mit der Mafia, indem er sie mit Waffenlieferungen unterstützte. Es war nicht weiter ungewöhnlich, dass Organisationen wie unsere einflussreiche Geschäftsleute wie Di Lauro im Auge hatten. Aber mir wollte einfach nicht in den Kopf, warum ausgerechnet ich diesen Typen observieren sollte. In der Regel übernahm der für das jeweilige Land zuständige Geheimdienst solche Bagatellaufgaben. Natürlich hatte ich dem Chef gegenüber mein Unverständnis über den Sinn dieses Auftrags geäußert. Aber Meyer ließ sich auf keinerlei Diskussionen ein. „Die Auftragslage ist zurzeit ohnehin nicht die beste, Henry. Das berüchtigte Sommerloch macht auch vor AC nicht Halt. Wir wollen doch nicht, dass Sie sich bei uns langweilen. Das bringt Sie nur auf dumme Gedanken. Also: Fliegen Sie nach Venedig und schauen Sie sich eine Weile an, wie Di Lauro seine Zeit verbringt – und mit wem. Vielleicht entdecken Sie dabei etwas Interessantes, über das Sie mich dann unterrichten werden.“ Wenn Meyer von Dingen sprach, die ich in der Zukunft tun würde, war das ein untrügliches Zeichen dafür, dass er unsere Unterhaltung als beendet ansah. Protest zwecklos. Nun, hier war ich also, bei der Ausübung meiner Pflicht, und fragte mich noch immer, was am Tagesablauf dieses dickbauchigen Seitenscheitelträgers interessant sein sollte. Ich schaute ihm beim Pinkeln und Espresso-Saufen zu und nichts, aber auch gar nichts Auffälliges war bisher geschehen. Gerade als mich der Verdacht beschlich, dass Meyer mir mit diesem Auftrag einen Denkzettel verpassen wollte, weil ich mich bei der Aktion letzten Monat mal wieder nicht exakt an seine Anweisungen gehalten hatte, entdeckte ich ihn. Durch die Touristenmenge hindurch bahnte er sich unaufhaltsam seinen Weg über den Markusplatz. Ich spürte, wie mein Puls sich beschleunigte. Ein Gefühl, das mir mit den Jahren so vertraut geworden war wie ein alter Freund. Jeder Herzschlag bereitete meinen Körper vor, wappnete ihn innerhalb von Sekunden für die Aufgabe, einen Kampf ums Überleben zu bestreiten. Jeder einzelne meiner Muskeln spannte sich unwillkürlich an. Genau das war er, dieser Moment, in dem mir immer wieder aufs Neue bewusst wurde, wie faszinierend der menschliche Körper mit all seinen Mechanismen und Instinkten doch war. Ein Jammer, dass die meisten von uns diese Fähigkeiten verkommen ließen. Keiner der unzähligen Touristen registrierte den Mann, der sich dem Café mit unbeirrbarer Entschlossenheit näherte. Wie sollten sie auch? Für das ungeübte Auge existierte er nicht. Seine äußere Erscheinung war durch und durch gewöhnlich. Er glich einem Schatten, einem Geist. Wie alle Auftragsmörder. Es war, als würde der Tod persönlich über die Piazza spazieren – und niemand bemerkte ihn. Manchmal taten mir die Zivilisten in ihrer Naivität beinahe leid. Routiniert umfasste meine Linke den Griff der Beretta in der Innentasche meines Jacketts. Was wollte dieser Kerl hier? Ein Zufall? Oder war er meinetwegen gekommen? Fieberhaft durchforstete ich mein Gedächtnis nach Anzeichen dafür, dass mein Chef mich in eine Falle gelockt haben könnte. War mir ein Fehler unterlaufen, der solch ein Vorgehen rechtfertigen würde? Gut, ich hatte mich in der Vergangenheit zu einigen eigenmächtigen Entscheidungen hinreißen lassen, aber das allein war nicht Grund genug, mich auf die Abschussliste zu setzen! Der Agent näherte sich unaufhaltsam, Schritt für Schritt dem Café. Er trug eine verspiegelte Sonnenbrille, sodass ich nicht erkennen konnte, wem sein uneingeschränktes Interesse galt. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, zu verschwinden, verwarf ihn jedoch gleich wieder. Hier, inmitten all der Touristen, war ich vorerst sicher. Niemand aus unseren Reihen würde es wagen, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen. Darauf stand die Höchststrafe. Außerdem hatte ich diesen Platz zuvor in- und auswendig studiert. Kannte jede noch so kleine Gasse, alle dunklen Winkel und Nischen. Ein erheblicher Vorteil, wenn ich doch den Rückzug antreten musste. Mit der rechten Hand umfasste ich die steinerne Platte des Tischs vor mir, bereit, sie jederzeit wie einen Schutzschild zwischen mich und potenziell tödliche Kugeln zu platzieren. Mein vermeintlicher Gegner war nun keine fünfzehn Meter mehr von mir entfernt. Verdammt, wie nah will er denn noch kommen? Mit einem Mal ging alles ganz schnell. Er zog seine Waffe, richtete sie auf ein Ziel und drückte den Abzug … Im selben Moment stieß ich den Tisch zu Boden und ging dahinter in Deckung. In Gedanken zählte ich die Schüsse mit. Eins. Zwei. Drei. Beim sechsten hörte ich auf. Begleitet von den angsterfüllten Schreien der in Panik geratenen Menschen zog auch ich meine Waffe, entsicherte sie und spähte hinter der Tischplatte hervor. Ich war nun vollkommen ruhig. Quidquid agis, prudenter agas et respice finem. Was auch immer du tust, handle klug und bedenke die Folgen. Der Schütze war verschwunden. Untergetaucht in dem Chaos, das sich vor meinen Augen abspielte. Die Piazza glich einem Schlachtfeld. Sie war überfüllt mit kreischenden, weinenden Menschen, die wie eine Horde aufgeschreckter Lemminge durcheinanderwuselten. Viele waren von den Flüchtenden zu Boden gedrückt worden. Einige von ihnen versuchten verzweifelt, sich wieder aufzurichten. Ich konnte das Blut an ihren Händen sehen … Was hatte das zu bedeuten? Warum hatte dieser Wahnsinnige wie wild um sich geschossen? Wie konnte einem professionellen Attentäter ein derart grober Fehler unterlaufen? Eine Massenpanik auszulösen, von der man in allen Zeitungen berichten würde! Ich begann, mich über mich selbst zu ärgern. Wie hatte ich annehmen können, dass der Killer meinetwegen gekommen war? Hätte ich mich nicht wie ein erbärmlicher Feigling verkrochen, bestünde nun wenigstens der Hauch einer Chance zu wissen, wohin er verschwunden war. Dann, ganz plötzlich, fühlte ich überhaupt nichts mehr. Schwer zu sagen, wie viele Sekunden verstrichen, bis diese Leere in meinem Kopf langsam wich. Aber als der Moment gekommen war, schien es, als wäre mein Hirn zu klein für die Vielzahl an Erkenntnissen, die über mich hereinstürzten. Wie hatte ich nur so dumm sein können, das Naheliegende außer Acht zu lassen? Ich war nicht das Ziel gewesen. Natürlich nicht! Hatte Meyer mir etwas verschwiegen? 13. Juni, 17:40 Uhr, Hotel Guerrini, Venedig Henry: „Verdammte Scheiße, Meyer, was wird hier gespielt?“ „Stone, beruhigen Sie sich.“ „Ich soll mich beruhigen? Meine Zielperson wurde gerade vor meinen Augen niedergeschossen! Mitten auf dem Markusplatz! Alle haben es gesehen! Jeder verdammte Zivilist! Wer ist dieser Irre? Einer von unseren Leuten? Herrgott, können Sie sich eigentlich vorstellen, was hier los ist? Nein, können Sie nicht! Sie sitzen ja wohlbehalten und selbstgefällig in Ihrem kleinen, kuscheligen Büro und spitzen Bleistifte!“ „Henry, ich kann mir denken, dass die jüngsten Ereignisse Sie etwas verwirrt haben …“ „Etwas verwirrt? Wollen Sie mich verarschen?“ „Stone! Es reicht! Sie vergessen, mit wem Sie sprechen! Beruhigen Sie sich! Das ist ein Befehl! Haben Sie mich verstanden?“ Ich musste mich zusammenreißen. Meyer war und...


„Hundert Leben auf Paper“ ist der zweite Roman der Autorin Sandra McKee, der 2013 mit der Veröffentlichung von „Das Leben, das man wählt“ ein vielversprechendes Debüt gelang. Zusammen mit ihrem Mann und den drei gemeinsamen Söhnen lebt sie in einem Dorf in der Nähe der unterfränkischen Hochschulstadt Aschaffenburg.

Mehr über Sandra McKee erfahren Sie auf ihrer Webseite: www.sandramckee.de



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