E-Book, Deutsch, 266 Seiten
McKee Das Leben, das man wählt
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-941139-65-7
Verlag: telescope
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz
E-Book, Deutsch, 266 Seiten
ISBN: 978-3-941139-65-7
Verlag: telescope
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz
Stell dir vor, du hast alles, was du dir je gewünscht hast - und erkennst erst dann, was dir fehlt.
Theresa Winter hat bereits mit Ende 20 alles erreicht, was sie schon als kleines Mädchen für sich erträumte. Zusammen mit ihrem Mann Leo und den beiden Kindern Milla und Tom führt sie ein ruhiges Leben auf dem Lande. Um ihrer Alltagsroutine als Hausfrau und Mutter zu entfliehen, beschließt sie, für einige Tage allein nach Irland zu fliegen, um ihre beste Freundin Lena zu besuchen. Dort trifft sie in einem Dubliner Pub auf den Freigeist und Lebenskünstler Ian Cordes, wodurch ihr Leben eine unerwartete Wendung nimmt.
Sandra McKee ist das Pseudonym einer Autorin aus dem unterfränkischen Aschaffenburg, der mit 'Das Leben, das man wählt' ein vielversprechendes Debüt gelang. Zusammen mit ihrem Mann und den drei gemeinsamen Söhnen lebt sie in einem Dorf in der Nähe von Frankfurt. Sandra McKee schreibt momentan ihren zweiten Roman, einen Spionagethriller, der voraussichtlich 2014 erscheinen wird.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 3 „Wie – er fährt nach Hamburg? Und was ist mit dir und den Kindern?“ Lenas Stimme klang selbst durch den Telefonhörer und trotz geschätzter 1.500 Kilometer, die Irland von Hallstadt trennten, entrüstet. Theresa zog die Beine an und kuschelte sich noch tiefer in die Polster des grauen Sofas, bevor sie antwortete. „Nichts ist mit den Kindern und mir. Leo meinte, ich hätte ja schließlich noch meine Eltern zur Unterstützung.“ „Und er hat noch nicht einmal gefragt, ob es für dich in Ordnung ist, wenn er eine Woche mit Franz wegfährt?“ „Frank.“ „Was ist mit Schrank?“ „F-r-a-n-k, Lena, sein Chef heißt Frank. Und nein, Leo hat mich nicht um Erlaubnis gebeten, wenn du das wissen wolltest. Er ist erwachsen und es steht ihm zu, seine Entscheidungen selbstständig zu treffen. Ich kann ihn ja verstehen, es ist eine tolle Chance für ihn. Wer hat schon das Glück, auf Firmenkosten Urlaub machen zu dürfen? Auch noch ohne Kinder, was den Erholungsfaktor immens steigert.“ „Also findest du es vollkommen in Ordnung, dass er sich einen schönen Lenz macht, während du mit den Gremlins zu Hause hockst?“ „Gremlins …?“ „Na, Gremlins eben. Wie in dem Film. Die kleinen Monster, die ständig Schabernack treiben und auch sonst für allerhand Katastrophen verantwortlich sind.“ Theresa stutzte kurz, dann prustete sie los. Typisch Lena, sie hatte schon einen ganz eigenen Sinn für Humor. Dabei liebte sie die beiden Gremlins, Tom und Milla, ebenso abgöttisch wie Theresa selbst es tat. Nicht umsonst war sie die Patentante der beiden geworden, leider eine zurzeit ziemlich weit entfernte Patin. Anfang des Jahres hatte Lena das Angebot bekommen, in der Marketingabteilung eines Dubliner Verlages zu arbeiten und sich spontan entschieden, den Job anzunehmen und Deutschland für einige Zeit den Rücken zu kehren. Ein herber Schlag für Theresa. Lena war schon zu Schulzeiten ihre beste Freundin gewesen. Sie wussten alles voneinander und standen sich in jeder Lebenslage bei. Anfangs fühlte Theresa sich durch Lenas Entschluss gekränkt. Sie konnte nicht verstehen, warum sie nach Irland zog und sie, Leo und die Kinder einfach so verließ. Einen guten Job hätte sie auch in Deutschland gefunden. Aber Leo, ihr vernünftiger Leo, hatte ihr eindringlich ins Gewissen geredet: „Theresa, du und ich, wir haben uns etwas aufgebaut. Wir sind eine Familie. Du kannst von Lena nicht verlangen, dass sie sich im Leben damit begnügt, zwei Mal pro Woche bei uns zu sein. Was ist mit den anderen 261 Tagen im Jahr, an denen sie nicht mit uns zusammen ist? Sie muss ihr eigenes Leben führen und wir müssen es akzeptieren und sie unterstützen. Genau so, wie sie es akzeptiert und dich unterstützt hat, als du begannst, dir deines aufzubauen, indem du mich geheiratet und Kinder bekommen hast.“ Natürlich hatte er recht. Also hatte Theresa ihren verletzten Stolz hinuntergeschluckt und ihre Freundin bei den Umzugsvorbereitungen unterstützt. Nun lebte Lena schon seit zwei Monaten auf der grünen Insel und dank Telefon und Internet standen sie in regem Kontakt. Trotzdem fehlte sie Theresa sehr. Sie vermisste die Abende, an denen sie, wenn die Kinder schliefen, gemeinsam kochten und nach dem Essen bei einem guten Glas Wein zusammensaßen und über das Leben philosophierten. „Ach, Lena, ich vermisse dich so. Ich wünschte, du wärst hier“, seufzte Theresa in den Hörer. „Ich vermisse euch doch auch ganz schrecklich! Mensch, Theresa, du müsstest einfach hier sein. Dublin ist wundervoll, es gibt hier so vieles, was ich dir zeigen will. Du würdest die Stadt lieben, in den Einkaufszentren hängen Bilder von Bono und …“ Schweigen. „Lena, bist du noch dran?“ Theresa dachte schon, die Verbindung wäre unterbrochen worden, da hörte sie Lenas triumphierende Stimme: „Ich hatte gerade einen genialen Einfall. Theresa, du kommst mich besuchen! Allein. Ohne Leo, ohne die Kinder. Wenn er wegfahren kann, dann kannst du das doch auch! – Theresa? Bist du noch dran? Sag was! Was hältst du davon?“ Theresas Herz begann schneller zu schlagen. Es wäre zu schön. Einmal den Alltag vergessen, ausschlafen, sich treiben lassen. Nur sie und ihre beste Freundin. So wie früher. Theresa musste an ihren ersten gemeinsamen Urlaub ohne Eltern denken. Sie waren gerade mal 16 und hatten ihre Abschlussprüfungen der Schule erfolgreich hinter sich gebracht. Mit dem ICE fuhren sie für eine Woche nach Berlin zu Lenas Tante Christa und deren Mann Johann. Die beiden waren in der Theaterbranche tätig und lebten in einem großen Altbau in Grünau, einem Außenbezirk der Hauptstadt. Theresa erinnerte sich noch genau an dieses Haus. Die Wohnung der beiden lag im zweiten Stock, war großzügig geschnitten und hatte hohe Fenster, durch die das Licht die Räume flutete. Die Wohn-Ess-Küche bestand aus einem Holztisch und vier unterschiedlichen Stühlen. An einer Wand stand ein offenes Regal mit Geschirr, an der gegenüberliegenden befand sich eine kleine Küchenzeile mit einem alten Herd. An der Stirnseite des Raumes waren zwei große Fenster eingelassen und auf den Fensterbrettern standen zwei überdimensionale Einmachgläser, gefüllt mit einer gelblich-trüben Flüssigkeit, in der eine undefinierbare Masse zirkulierte. Theresa lächelte bei dem Gedanken daran, wie sie damals vor diesen Gläsern standen und sich die Köpfe darüber zerbrachen, was in aller Welt darin sein konnte. Lenas Tante Christa erklärte ihnen dann, dass es Kefir war, den sie dort selbst angesetzt hatten, um ihn tatsächlich irgendwann noch zu trinken. Theresa schüttelte es noch heute, wenn sie daran dachte. „Theresa, sag schon, was meinst du? Kommst du?“ Lenas ungeduldige Stimme holte sie wieder in die Wirklichkeit zurück. „Lena, das klingt wirklich verlockend, aber ich kann nicht.“ „Warum denn nicht?“ „Ich kann doch nicht einfach zu Leo sagen: ‚Hey, Schatz, ich flieg dann mal für ‘ne Woche zu Lena nach Dublin. Das mit den Kindern schaffst du ja locker allein.‘ Das kann ich doch nicht von ihm verlangen …“ „Doch, ich denke, genau das kannst du“, unterbrach Lena sie energisch. „ Theresa, jetzt mal ganz ehrlich: Du solltest wirklich auch mal an dich denken und an das, was du gerne möchtest. Seit fünf Jahren tust du nichts anderes, als zu Hause zu sitzen und Kinder, Haus und Mann zu hüten. Dich selbst und deine Wünsche stellst du immer ganz hinten an. Es muss dir doch auch einmal zustehen, deine beste Freundin zu besuchen. Leo nimmt sich das Recht heraus, nach Hamburg zu fahren. Nicht weil er muss, sondern weil er möchte. Er verlangt im Übrigen doch auch von dir, dass du in dieser Zeit alles alleine schulterst. – Außerdem hat er ja noch deine Mutter zur Unterstützung!“ Theresa schwieg. Sie wusste, dass Lena recht hatte. Aber wie würde es aussehen, wenn sie jetzt wegfuhr? Leo würde glauben, sie tat es aus Rache, nach dem Prinzip „Wie du mir – so ich dir“. Auf der anderen Seite wäre es eine einmalige Gelegenheit für sie, sich eine Auszeit zu gönnen. Seit Toms Geburt hatte Theresa nichts mehr für sich allein gemacht. Wenn sie ausging, dann mit Leo zusammen. Hobbys hatte sie keine. Leo war da anders. Nach Millas Geburt fand er, dass es an der Zeit war, etwas für sich und seinen Körper zu tun und trat in ein Fitnessstudio in Bamberg ein. Unbeirrt ging er an zwei Abenden der Woche zum Training, auch wenn die Kinder nicht schlafen wollten und weinten. Ab und an ließ er Theresa dann im größten Chaos zurück. Und sie akzeptierte es. Nicht nur das, sie bestärkte ihn in solchen Momenten sogar zu gehen. Versicherte ihm, schon klarzukommen. Irgendwann schaffte sie es letztendlich immer, Tom und Milla zu beruhigen. Oft schliefen sie erst zehn Minuten bevor Leo, frisch geduscht und entspannt, von seinem zweistündigen Training nach Hause kam ein. Wenn er sich dann zufrieden mit einem kühlen Bier zu ihr aufs Sofa setzte und ganz beiläufig fragte, ob die Kinder schnell geschlafen hätten, antwortete Theresa meist mit ja. Sie war einfach zu gutmütig und wollte Leo kein schlechtes Gewissen machen. Lena regte sich oft schrecklich über ihr Verhalten auf. „Warum sagst du Leo nicht, dass er zu Hause bleiben soll, wenn die Kinder abends so ein Theater machen?“, fragte sie entrüstet. „Ich hätte irgendwie ein schlechtes Gewissen, wenn er wegen der Kinder auf seinen Sport verzichten müsste“, gestand Theresa. Daraufhin hatte Lena nur den Kopf geschüttelt und gefragt: „Sind es denn nicht auch seine Kinder? Und musst du nicht auch auf einige Dinge verzichten?“ Ja, das stimmte. Natürlich waren Tom und Milla auch seine Kinder und ja, sie verzichtete auf vieles. Aber Theresa neigte nun einmal dazu, Leo die Dinge abzunehmen, die er nicht gerne tat. Und zu diesen Dingen gehörte unter anderem, unleidliche Kinder zum Schlafen zu bewegen. Ebenso wie die Regelung der familiären Finanzen und jegliche Art von Hausarbeit. Leo hatte die Theorie, dass es, wenn zwei Menschen einen Partner suchten, so funktionierte: Jeder suchte sich jemanden aus, der etwas aufbieten konnte, was er selbst nicht hatte. Eine gemeinsame Freundin der beiden, Anna, war in seinen Augen ein optimales Anschauungsobjekt, um seine Theorie zu untermauern. Anna war einunddreißig Jahre alt und seit ihrem achtzehnten Lebensjahr Studentin. Als jüngstes der drei Kinder ihrer gutsituierten...