E-Book, Deutsch, 430 Seiten
Mason In den Armen des Marquis
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-96148-418-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman
E-Book, Deutsch, 430 Seiten
ISBN: 978-3-96148-418-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Connie Mason hat früh ihre Leidenschaft für das Lesen und Schreiben entdeckt. 1984 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Im Jahr 1990 wurde die Amerikanerin vom »Romantic Times Magazine« zur »Erzählerin des Jahres« gekürt. Die Bestsellerautorin hat bereits mehr als 50 historische Liebesromane erfolgreich veröffentlicht. Heute lebt Connie Mason mit ihrem Mann in Florida. Sie hat drei Kinder und neun Enkel. Bei dotbooks veröffentlicht Connie Mason ihre Regency-Romane »In den Armen des Lords« und »In den Armen des Marquis«; beide auch im Sammelband »Regency Kiss - Die Ballsaison ist eröffnet« erhältlich. Auch bei dotbooks veröffentlichte sie: »Die Liebe des Outlaws« »Die Leidenschaft des Outlaws« »Das Verlangen des Outlaws« »In den Fängen des Wikingers« »Die Gefangene des Ritters« »Das Herz des Schwarzen Ritters« »In den Armen des Ritters« »Die Gefangene des Lairds«
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1. Kapitel
London, 1817
Die elegante schwarze Kutsche rumpelte durch die mondlose Nacht über die kurvenreiche Landstraße nach London. Ihre Petroleumlaternen warfen einen unheimlichen gelblichen Schein durch den dichten Nebel, der über der Landschaft lag.
Im Inneren der Kutsche lehnte der Marquis von Bathurst seinen dunklen Kopf an die prachtvollen Polster aus Samt und streckte müde seine langen Beine aus.
Wunderbar ermattet und zufrieden schloss Gabriel die Augen und rief sich die angenehmen Stunden in Erinnerung, die er im Bett der Gräfin von Barrow verbracht hatte. Als die Gräfin ihn in ihr Landhaus eingeladen hatte, war er ihrer Einladung nur allzu gern gefolgt. Es war nicht das erste Mal, dass er von Leslie aufgefordert worden war, ihr Bett zu teilen, während ihr Ehemann, der Graf von Barrow, in seiner Jagdhütte in Schottland weilte, und es würde ganz gewiss auch nicht das letzte sein.
Da der Graf allerdings schon am nächsten Tag zurückerwartet wurde, hatte Gabriel es für ratsamer gehalten, sich von der Gräfin zu verabschieden, obwohl es ihm wirklich nicht gerade leichtgefallen war, sich aus ihrer Umarmung zu lösen. Sie hatte ihn zu einem letzten Lebewohl ins Bett zurückgelockt, und dann führte eins zum anderen, sodass er doch später als geplant aufgebrochen war.
Ein zufriedenes kleines Lächeln umspielte Gabriels sinnliche Lippen, als er sich von seinen erotischen Gedanken langsam in den Schlaf lullen ließ. Das Letzte, was er vor seinem inneren Auge sah, bevor der Schlaf ihn übermannte, waren weiche weiße Brüste, ihn sanft umschlingende Arme und einladend gespreizte Schenkel. Schade, dass Lord Barrow sich nicht öfter auf Reisen befand.
Verborgen im dichten Nebel, der in dicken, grauen Schwaden von der Erde aufstieg, warteten zwei Reiter an der verlassenen dunklen Straße. Mit ihren knöchellangen Umhängen und den tief in die Stirn gezogenen Hüten waren sie in der Dunkelheit kaum zu sehen.
»Es ist spät, Ollie. Wir sollten uns jetzt besser auf den Heimweg machen. Heute Nacht scheint jedenfalls niemand unterwegs zu sein.«
Ollie seufzte bitter. »Es sieht ganz so aus, Pete. Wir versuchen es ein ander...«
»Psst, Ollie, vielleicht haben wir ja doch noch Glück«, unterbrach Pete seinen Partner. »Ich höre eine Kutsche die Straße hinunterkommen. Aber denk daran – Vorsicht ist das Allerwichtigste. Wenn ich zulasse, dass sie dich erwischen, ist der Teufel los. Beim ersten Anzeichen von Problemen will ich, dass du auf der Stelle verschwindest.«
»Was kann schon schiefgehen? Wir machen das schließlich nicht zum ersten Mal und ganz bestimmt auch nicht zum letzten.«
»Das ist schon richtig, aber trotzdem musst du nicht unbedingt Gefallen daran finden«, brummte Pete.
»Du bist viel zu besorgt um mich«, erklärte Ollie. »Aber hab keine Angst, es wird schon nichts passieren.«
Ollie spähte in die Dunkelheit und wartete mit angehaltenem Atem darauf, dass die Kutsche um die Kurve bog. Als das Gefährt schließlich in Sicht kam, zischte Ollie: »Dem Aussehen der Kutsche nach zu urteilen, werden wir heute gute Beute machen.«
»Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe, Ollie«, warnte Pete erneut, bevor er sein Pferd auf die Straße führte und seine Pistole zog. Der zweite Bandit folgte ihm, und seine Finger, die die Waffe umklammerten, waren kalt und steif vor Anspannung, als er sein Pferd neben das seines Komplizen lenkte.
Gabriel schlief tief und fest, als seine Kutsche derart abrupt zum Stehen kam, dass es ihn zu Boden warf. Noch immer ganz benommen, schüttelte er den Kopf, rappelte sich auf und zog den ledernen Fensterschutz hoch. Da er jedoch außer dem grellen Schein der Kutschenlichter nichts erkennen konnte, schickte er sich an, die Tür zu öffnen.
»Geld her!«
Gabriels Hand erstarrte. Straßenräuber! Inzwischen vollends wach und auf der Hut, griff er rasch nach seiner Waffe.
»Das würde ich an Eurer Stelle nicht tun«, fuhr der Wegelagerer Gabriel mit leiser Stimme an.
Und die durch das Fenster auf ihn gerichtete Pistole war groß und lang und tödlich.
»Werft Eure Waffe aus dem Fenster!«
Mit einem unterdrückten Fluch zog Gabriel die kleine Pistole aus seiner Rocktasche und ließ sie aus dem Fenster fallen.
»Und nun steigt aus. Aber keine Dummheiten – wir sind zu zweit, und mein Partner zielt auf Euren Kutscher.«
Vorsichtig stieg Gabriel aus der Kutsche. Er wollte nichts tun, was das Leben seines Kutschers in Gefahr bringen konnte. Erleichterung erfasste ihn, als er Jenkins bei den Pferden stehen sah, unverletzt, aber aufs Schärfste von dem zweiten Wegelagerer bewacht.
Und so wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Straßenräuber zu, der mit seiner Pistole vor seinem Gesicht herumfuchtelte. Obwohl die Situation wirklich absolut nicht amüsant war, hätte Gabriel am liebsten laut gelacht. Er konnte nichts Bedrohliches an dem Banditen finden.
»Leert Eure Taschen«, befahl dieser ihm nun in einem barschen Ton, der irgendwie erzwungen klang.
»Ihr werdet ohnehin nicht mehr als ein paar Pfund bekommen«, bemerkte Gabriel gedehnt, während er mehrere Banknoten aus seiner Tasche zog und sie dem Straßenräuber reichte. »Diesmal habt ihr die falsche Kutsche angehalten. Kein Schmuck, kein Geld, nur ein Mann auf dem Weg von einem Stelldichein nach Hause.«
Gabriels tiefblaue Augen verengten sich, als er durch die Dunkelheit in das Gesicht des Räubers spähte. Die Kerle haben genau die richtige Nacht gewählt, dachte er. Der hinter Wolken und Nebel verborgene Himmel spendete so gut wie gar kein Licht, und die Gesichter der Wegelagerer waren fast vollständig unter ihren Hüten verborgen, was eine Identifizierung nahezu unmöglich machte. Trotzdem konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der unmittelbar vor ihm stehende Bandit von schlanker Statur und auch noch ziemlich jung war. Und einmal, als der Bursche das Gesicht anhob, glaubte Gabriel einen Hauch von Grün und Rot unter dem Rand des Huts aufblitzen zu sehen. Ein grünäugiger, rothaariger Bandit ... die Anhaltspunkte vermehrten sich.
Für die Dauer eines Herzschlags begegneten sich ihre Blicke, worauf ein kurzer Austausch einer schwer zu definierenden Emotion zwischen ihnen folgte. Gabriel blieb nicht einmal die Zeit, sich zu fragen, was es sein mochte, als der Bandit ihn fragte: »Ist das da ein Ring an Eurem Finger?«
Ganz unwillkürlich schloss Gabriel die Hand zur Faust. Der Ring hatte seinem toten Bruder gehört, der, wenn er nicht gestorben wäre, das Erbe seines Vaters angetreten hätte.
»Gebt ihn her«, zischte der Wegelagerer.
»Das kann ich nicht.«
Der Bandit senkte die Pistole und zielte auf Gabriels intimste Körperteile. »Ich sagte, gebt ihn her. Wovon würdet Ihr Euch lieber trennen, von Eurem Ring oder von Euren ... Familienjuwelen? Macht bloß keinen Fehler. Ich schrecke vor nichts zurück, um zu bekommen, was ich will.«
Gabriel zögerte nur einen winzigen Moment, bevor er den Ring abstreifte und ihn in die ausgestreckte Hand des Straßenräubers legte. Der Mann klang irgendwie mehr verzweifelt als gefährlich. Seine Stimme war um mehrere Oktaven gestiegen, und er wirkte überaus nervös. Und für einen gewöhnlichen Straßenräuber drückte er sich auch erstaunlich gut aus. Gabriel prägte sich all diese Eindrücke genauestens ein. Er würde nicht eher ruhen, bis er diese Wegelagerer auf dem Tower Hill vom Galgen baumeln sah. Niemand beraubte den Marquis von Bathurst und kam ungestraft davon!
»Sind das Diamanten da an Eurem Hemd?«
»Wollt ihr mir denn überhaupt nichts lassen?«, gab Gabriel in trügerisch gelassenem Ton zurück.
»Wenn Ihr reich genug seid, um diamantene Manschettenknöpfe zu tragen, wird Euch ihr Verlust wohl kaum zu sehr bekümmern. Also los, ich warte.«
»Was ist das Problem, Ollie? Macht er dir Ärger?«
»Es ist alles in Ordnung, Pete. Ich warte nur auf seine Manschettenknöpfe.«
»Soll ich den Kutscher fesseln und dir helfen?«
»Ich schaffe das schon allein«, rief Ollie.
Gabriel wünschte, er hätte daran gedacht, sein Schwert an diesem Abend anzulegen, als er seine Manschettenknöpfe abnahm und sie mit einer verächtlichen Bewegung in die Hand des Banditen fallen ließ. Aber das Schwert hatte er in Leslies Bett natürlich nicht gebraucht.
»Sonst noch etwas?«, fragte Ollie.
»Das war alles«, sagte Gabriel und musterte den Straßenräuber mit einem neugierigen Blick. »Deine Stimme verändert sich, Ollie. Bist du nicht ein bisschen jung für diese Art von Arbeit? Und deine Ausdrucksweise ist erstaunlich kultiviert für einen Straßenräuber.«
»Steigt wieder ein«, befahl Ollie ihm barsch.
Gabriel wollte protestieren, besann sich dann aber eines Besseren. Nicht nur sein Leben war in Gefahr. Obwohl er nicht das Gefühl hatte, dass ihnen von diesem jungen Burschen Gefahr drohte, war das bei dessen Partner etwas völlig anderes. Unter halb gesenkten Lidern beobachtete er, wie Ollie vorsichtig zurücktrat. Einen Moment später bestiegen die Wegelagerer ihre Pferde und verschwanden schnell im dichten Nebel.
»Alles in Ordnung mit dir, Jenkins?«, rief Gabriel, als er aus der Kutsche sprang und auf dem Boden nach seiner Pistole suchte.
»Ja, Mylord. Und es tut mir leid, dass ich das geschehen ließ. Diese verfluchten Banditen! Sie kamen praktisch aus dem Nichts heraus. Ich hatte verdammte Mühe, die Pferde unter Kontrolle zu bringen.«
»Es ist nicht deine Schuld, Jenkins. Hilf mir, meine Pistole zu suchen. Es ist zu spät, um die Kerle noch aufzuhalten, aber wenigstens die Waffe möchte ich nicht verlieren. Sie gehörte meinem Bruder.« Wie der Ring, dachte Gabriel...




