Marx | Bisphosphonat-induzierte Osteonekrose der Kiefer | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 184 Seiten

Marx Bisphosphonat-induzierte Osteonekrose der Kiefer

Ätiologie, Prävention, Behandlung

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

ISBN: 978-3-86867-260-2
Verlag: Quintessenz
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Der Zusammenhang zwischen bestimmten Formen der Bisphosphonattherapie und Knochennekrosen der Kiefer ist seit mehreren Jahren bekannt. Robert E. Marx erläutert in diesem Buch die kausalen biologischen Mechanismen des Phänomens und stellt Behandlungsprotokolle für alle Stadien der Bisphosphonat-induzierten Osteonekrose vor.

Das Buch bietet darüber hinaus eine vereinfachte Einteilung dieser Stadien, Erläuterungen zu einem Serum-CTX-Test für die orale Bisphosphonattherapie, neueste Erkenntnisse zu den häufig mit Bisphosphonaten behandelten Krankheiten Osteopenie und Osteoporose sowie eine Methode zur Risikoabschätzung hinsichtlich der Entwicklung einer Osteonekrose unter Bisphosphonatmedikation. Ausführliche Falldarstellungen liefern praktische Anleitungen zu allen behandelten Problemen und Aspekten.

Diese Neuerscheinung muss auch vor dem Hintergrund der jüngst verabschiedeten AWMF S3- Leitlinie "Bisphosphonat-assoziierte Kiefernekrose" gesehen werden. Daher folgt im Anhang der deutschen Ausgabe im Anschluss an ein Nachwort des Übersetzers PD Dr. med. Dr. med. dent. Christian Walter der vollständige Text der S3-Leitlinie.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1. Beschreibung und Geschichte der Bisphosphonat-induzierten Osteonekrose der Kiefer
2. Wirkweise und Pharmakokinetik der Bisphosphonate
3. Medizinische Indikationen der Bisphosphonate
4. Osteopetrose: ein genetisches Analogon zur Bisphosphonat-induzierten Osteonekrose der Kiefer
5. Risiko, Prävention und Management der durch intravenöse Bisphosphonate induzierten Osteonekrose
6. Risiko, Prävention und Management der durch orale Bisphosphonate induzierten Osteonekrose
7. Klinisch pathologische Fallsammlung
• Nachwort von Christian Walter
• S3-Leitlinie "Bisphosphonat-assoziierte Kiefernekrose (BP-ONJ) und andere Medikamenten-assoziierte Kiefernekrosen"


1 Beschreibung und Geschichte der Bisphosphonat-induzierten Osteonekrose der Kiefer Was ist die Osteonekrose der Kiefer? Die Bisphosphonat-induzierte Osteonekrose der Kiefer bezieht sich auf einen Zustand mit exponiertem Knochen im Bereich des Unter- oder Oberkiefers, der für mehr als 8Wochen bei Patienten besteht, die aktuell oder in der Vergangenheit Bisphosphonate eingenommen haben, bei fehlender Radiatio unter Einschluss der Kiefer.1 Der exponierte Knochen ist in der Tat abgestorben (Osteonekrose), wobei das Absterben des Knochens eine sekundäre Folge der Knochentoxizität der Bisphosphonate ist, ähnlich der genetisch vererbten Erkrankung der Osteopetrose, wie in Kapitel 4 beschrieben wird. Klinisch zeigt sich die Erkrankung als freiliegender Alveolarknochen, der spontan (Abb. 1-1a) oder nach invasiven chirurgischen Prozeduren, wie z.B. Zahnextraktionen (Abb. 1-1b), Parodontalchirurgie, Wurzelspitzenresektionen oder Implantationen auftritt. Die Erkrankung manifestiert sich meist in den Kiefern. Bis jetzt ist an keiner anderen Stelle des Skeletts exponierter Knochen beschrieben worden; jüngst wurden allerdings Femurfrakturen unter Langzeitbehandlung (6 oder mehr Jahre) mit Alendronat (Fosamax, Merck) beschrieben (Abb. 1-2).2,3 Die Osteonekrose der Kiefer beginnt immer im Bereich des Alveolarkamms und kann zur Basis oder zum Ramus fortschreiten (Abb. 1-3 und 1-4). Gelegentlich sind frühe subklinische radiologische Zeichen, wie Sklerosierung (Abb. 1-5) und Verlust der Lamina dura (Abb. 1-6) und/oder Weitung des Parodontalspaltes besonders im Bereich der Molaren sichtbar. Abb. 1-1a In der Molarenregion spontan freiliegende, linguale Unterkieferkompakta als typische Manifestation der Bisphosphonat-induzierten Osteonekrose der Kiefer. Abb. 1-1b Nicht heilender, exponierter Knochen nach Extraktion eines mittleren und des benachbarten seitlichen Schneidezahnes. Abb. 1-2 Atypische Oberschenkelfraktur verursacht durch verlängerte Alendronateinnahme (Fosamax). Abb. 1-3a Osteosklerose des Alveolarkammes im Bereich der Alveole des zweiten Molaren. Abb. 1-3b Bei Persistenz der Bisphosphonat-induzierten Osteonekrose kommt es gewöhnlich zur Osteolyse und Fortschreiten der Erkrankung zur Unterkieferbasis. Abb. 1-3c Persistenz der Bisphosphonat-induzierten Osteonekrose. Osteolyse und Osteosklerose werden deutlicher. Abb. 1-3d Weiteres Fortschreiten der sekundär infizierten, Bisphosphonat-induzierten Osteonekrose bis an die Unterkieferbasis mit erhöhtem Risiko der Entwicklung einer pathologischen Fraktur. Abb. 1-4 Selbst nach Resektion des halben Unterkiefers sind Anzeichen der Bisphosphonat-induzierten Osteonekrose im Bereich des Ramus und Processus condylaris erkennbar. Abb. 1-5 Eine Sklerosierung der Lamina dura kann vor Exposition des Knochens auftreten. Dies ist ein Frühzeichen der Bisphosphonattoxizität auf den Alveolarknochen. Abb. 1-6 In manchen Fällen kommt es zum Verlust der Lamina dura als Frühzeichen der Bisphosphonattoxitzität auf den Alveolarknochen. Abb. 1-7 Die Erweiterung des Parodontalspaltes kann ein offensichtliches oder Frühzeichen für die Bisphosphonattoxizität auf den Alveolarknochen darstellen und kann mit signifikanter Osteolyse assoziierte sein. Frühe Berichte zur Bisphosphonat-induzierten Osteonekrose der Kiefer Die Bisphosphonat-induzierte Osteonekrose der Kiefer wurde erstmalig 2002 durch Marx und Stern beschrieben.4 Zu diesem Zeitpunkt war es noch ein sonderbarer Befund mit nicht heilendem Knochen, der sich nach Debridement noch verschlimmerte und zu größeren Arealen freiliegenden Knochens führte. Alle in dieser Studie beschriebenen Patienten erhielten Pamidronat (Aredia, Novartis) zur Eindämmung maligner Tumorversprengungen in den Knochen. Der Berufsstand wurde 2003 erstmalig durch den Autor formell über diese unerwünschte Medikamentenwirkung im Journal of Oral and Maxillofacial Surgery (JOMS) informiert. Es wurden 36 Fälle in Zusammenhang mit intravenös applizierten Bisphosphonaten (Pamidronat und Zoledronat [Zometa, Novartis]) beschrieben.5 Noch vor der Publikation wurden Vertreter von Novartis, dem Hersteller der intravenös zu verabreichenden Bisphosphonate (Pamidronat und Zoledronat), die die Osteonekrose verursachen, eingeladen, um zwei Patienten zu untersuchen und die anderen 34 Fälle zu diskutieren. Obwohl sie ihre Sorge gegenüber dem Leid der Patienten zum Ausdruck brachten, wurde die Möglichkeit, dass die Osteonekrosen in irgendeinem Zusammenhang zu ihren Medikamenten stünden, abgelehnt, da in ihren präklinischen Tierstudien und unter 3600 Patienten kein Fall von Knochennekrosen vorgefunden worden sei. Der freiliegende Knochen wurde der Chemotherapie und gegebenenfalls einer Dexamethasontherapie, die 55% dieser Patienten ebenfalls erhielten, zugeschrieben. Während dieses Besuches wurde dem Medical Director von Novartis, Herrn Dr. Peter Tarassoff, eine vorläufige Version der Publikation ausgehändigt. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im JOMS lag bereits von Dr. Tarassoff und den Koautoren von Novartis eine Erwiderung vor, die einen Kausalzusammenhang zwischen den durch Novartis hergestellten, intravenös zu applizierenden Bisphosphonaten und den bei diesen Patienten aufgetretenen Nekrosen der Kiefer verneinte.6 Die Ursachenbegründung in der Toxizität der Chemotherapie war naheliegend und passend. Tatsächlich wurde in derselben Ausgabe des JOMS ein Artikel von Wang et al. veröffentlicht, der drei Fälle von Knochennekrosen im Unterkiefer beschrieb, die Chemotherapeutika zugeschrieben wurden.7 Allerdings wurde auch berichtet, dass alle drei Patienten Aredia bekamen. Um das Versäumnis zu korrigieren, wurde ein weiterer Artikel über Aredia als verursachender Faktor für den exponierten Knochen veröffentlicht.8 Kurz darauf wurden weitere schlüssige Befunde in der 2005er Novemberausgabe des JOMS und drei weitere Artikel im Journal of the American Dental Association im Dezember 2005 veröffentlicht.9–12 Seit der Originalveröffentlichung 2003 sind inzwischen mehr als 1100 Artikel von über 4500 Autoren, darunter mindestens 14Positionspapiere über das, was mittlerweile als Bisphosphonat-induzierte Osteonekrose der Kiefer (BIONJ) anerkannt ist, veröffentlicht. Ironischerweise wird der stärkste Beleg für eine Ursachen-Wirkungs-Beziehung zwischen Bisphosphonaten und der Osteonekrose der Kiefer durch die Ergebnisse einer von Novartis durchgeführten Studie geliefert, die das Ziel hatte, die Zulassung durch die Food and Drug Administration (FDA) zu erreichen. In dieser Studie erhielten Patienten mit Knochenmetastasen entweder einzig ihre normale Chemotherapie oder eine Chemotherapie mit einem Cortisonschema und intravenösen Bisphosphonaten (entweder Aredia oder Zometa). Patienten mit derselben malignen Grunderkrankung, jedoch ohne Knochenmetastasen, erhielten ebenfalls ihre normale Chemotherapie und ein identisches Cortisonschema aber keine Bisphosphonate. Interessanterweise haben nur die Patienten, die ein Bisphosphonat erhielten, jeweils exponierten Knochen entwickelt. Dies wurde zu einer der besten randomisierten kontrollierten und wahrlich doppelblinden Studien in der Geschichte der Medizin und Zahnmedizin. Mängel in der Originalstudie von Novartis lassen Zweifel entstehen. Die Begründung, dass in Tierstudien keine Knochennekrosen aufgetreten seien, liegt wahrscheinlich darin begründet, dass der tierische Knochenmetabolismus extrem resistent gegenüber chemischen und physischen Faktoren ist. Die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sucht bereits seit vier Dekaden – ihre historische Nemesis – nach einem verlässlichen Tiermodell zur Osteoradionekrose. Bis jetzt gelang entweder die Exposition von Knochen nicht, oder die Strahlendosis wurde erhöht, was schließlich zum Tod des Studientieres führte. In ihren klinischen humanen Studien behauptet Novartis, dass es bei den mehr als 3600 Patienten nicht zur Exposition von Knochen gekommen sei. Dies ist falsch; die Wahrheit ist, dass niemals daran gedacht wurde, nach freiliegendem Knochen in der Mundhöhle zu suchen. Untersuchungen der Mundhöhle vor oder nach intravenöser Bisphosphonattherapie wurden weder durchgeführt, noch wurde ein Zahnarzt oder Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg zum Untersuchungsteam hinzugezogen. Diese Fakten kamen während eines Symposiums zu Bisphosphonaten und Osteonekrose der Kiefer bei der 87. jährlichen Tagung der American Association of Oral and Maxillofacial Surgeons in Boston, im September 2005 ans Licht.13 Während des Symposiums erklärte Dr. Noopur Raje, damals Onkologe und Assistant-Professor für Chirurgie des Dana Farber Cancer Instituts von Harvard und ehemals...


Robert E. Marx, Leiter der Abteilung Oral and Maxillofacial Surgery der Miller School of Medicine, University of Miami, ist ein anerkannter Kliniker, Wissenschaftler und Lehrer. Er bereitete den Weg für neue Konzepte und Behandlungsmethoden in der Pathologie des Mund-Kiefer-Gesichtsbereiches und für neue Techniken insbesondere in der rekonstruktiven Chirurgie. Er lieferte wertvolle Beiträge hinsichtlich der Anwendung hyperbaren Sauerstoffs nach Strahlentherapie, der Entwicklung von platelet-rich Plasma und der Begründung des Zusammenhangs zwischen Rauchen und Kanzerogenese.

In den vergangenen 30 Jahren unterrichtete er eine große Zahl von Assistenzärzten und Nachwuchswissenschaftlern, von denen viele inzwischen eine eigene erfolgreiche Karriere eingeschlagen haben. Er veröffentlichte eine eindrucksvolle Anzahl von Beiträgen in Büchern und Fachzeitschriften; ein Lehrwerk (mit Diane Stern), Oral and Maxillofacial Pathology: A Rationale for Diagnosis and Treatment(Quintessence, 2003), das 2003 den Award for Best Medical Book von der American Medical Writers Association erhielt; eine Monografie (mit Arun Garg), Dental and Craniofacial Applications of Platelet-Rich Plasma (Quintessence, 2005) und einen Atlas (mit Mark R. Stevens), Atlas of Oral and Extraoral Bone Harvesting (Quintessence, 2009). Im Verlauf seiner herausragenden Karriere erhielt er zahlreiche bedeutende Preise, einschließlich des Harry S. Archer Award, des William J. Gies Award, des Paul Bert Award und des Donald B. Osbon Award, alles Zeugnisse seines Engagements und Einsatzes auf dem Gebiet der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie.


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