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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 432 Seiten

Reihe: Ein Annika-Bengtzon-Krimi

Marklund Studio 6

E-Book, Deutsch, Band 2, 432 Seiten

Reihe: Ein Annika-Bengtzon-Krimi

ISBN: 978-3-8437-0382-6
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Mordfall, mitten im Sommerloch – diese Nachricht könnte für die noch unerfahrene Journalistin Annika Bengtzon den großen Durchbruch bedeuten. Die Tote war eine Tänzerin in Stockholms berüchtigtstem Nachtclub, dem Studio 6. Annika stürzt sich in die Recherche. Und taucht immer tiefer ein in die Stockholmer Unterwelt, in einen Sumpf aus Sex und Gewalt.
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Sechzehn Jahre, sechs Monate und einundzwanzig Tage Es gibt eine Dimension, die jede Grenze zwischen menschlichen Körpern zerfließen lässt. Wir leben miteinander, ineinander, geistig, körperlich. Tage werden Augenblicke, ich ertrinke in seinen Augen. Unsere Körper werden aufgelöst, gehen in eine andere Zeit über. Die Liebe ist wie Gold und Kristalle. Wir können im Universum reisen, wohin wir wollen, zusammen, zwei und doch eins. Ein Seelenverwandter ist jemand, der Schlösser hat, die für unsere Schlüssel passend sind, und Schlüssel, die in unsere Schlösser passen. Mit diesem Menschen fühlen wir uns in unserem eigenen Paradies sicher. Das habe ich irgendwo gelesen, und es trifft auf uns zu. Ich sehne mich in jedem Moment, den wir nicht zusammen sind, nach ihm. Ich wusste nicht, dass Liebe so unleugbar ist, so total, so verzehrend. Ich kann nicht essen und nicht schlafen. Nur mit ihm bin ich ganz, ein richtiger Mensch. Er ist die Voraussetzung für mein Leben und mein Sinn. Ich weiß, dass ich dasselbe für ihn bedeute. Wir haben das größte Geschenk, das es gibt, erhalten. Verlasse mich nie, sagt er, ich kann ohne dich nicht leben. Und ich verspreche es. SONNTAG, 29. JULI Patricia legte die Hand auf die Türklinke zu Josefines Zimmer. Sie zögerte. Das Schlafzimmer war Josefines Reich. Hier hatte sie keinen Zugang. Jossie hatte das sehr genau genommen. »Du darfst hier wohnen, aber das Schlafzimmer gehört mir allein.« Die Klinke saß ein wenig lose. Patricia hatte sie wieder festschrauben wollen, aber sie hatten keinen Vierkantschlüssel. Vorsichtig drückte sie sie hinunter. Die Tür knarrte. Der Geruch von Staub schlug ihr entgegen, die Wärme stand kompakt im Raum. Jossie wollte ihr Zimmer nur selbst putzen, was dazu führte, dass das nie geschah. Die nächtliche Durchsuchung der Polizei hatte den Staub von zwei Monaten aufgewirbelt. Der Raum war in grelles Sonnenlicht gehüllt. Die Polizisten hatten die Vorhänge aufgezogen. Patricia wurde klar, dass sie das Zimmer so noch nie gesehen hatte. Josefine zog die Dunkelheit vor. Der Tag verriet den Schmutz und die abgewetzten Tapeten. Patricia schämte sich, als sie an die Polizei dachte. Die mussten gedacht haben, dass sie und Jossie richtige Schweine waren. Sie setzte sich auf das Bett. Eigentlich war es nur eine Matratze von Ikea, die sie auf den Fußboden gelegt hatten, aber im Gegensatz zu Patricias, die aus Schaumgummi war, war diese ein paar Zentimeter höher. Patricia war müde. Sie hatte in der Hitze schlecht geschlafen, war aufgewacht, hatte geschwitzt, geweint. Langsam ließ sie sich auf die Decke sinken. Als sie am Morgen nach Hause gekommen war, war ihr die Einsamkeit an der Tür entgegengeschlagen, dunkel und dumpf. Die Polizei war weg, nur die Spuren der Durchsuchung waren noch da. Sie hatten die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt, aber nicht besonders viel mitgenommen. Sie war dabei, zwischen den Kissen einzuschlafen, fühlte das wohlbekannte Zucken im Körper. Schnell setzte sie sich auf. Sie durfte in Jossies Zimmer nicht schlafen. Neben dem Bett lag ein Stapel Zeitungen, Patricia beugte sich hinab und blätterte in der obersten. Es war eine Wochenzeitschrift, Jossies Lieblingsblatt. Sie selbst mochte sie nicht besonders gern, es stand zu viel über Kosmetik, Gewicht und Sex darin. Wenn sie die Zeitschrift gelesen hatte, fühlte sich Patricia immer hässlich und unmöglich, so als wäre sie nicht ganz richtig. Sie nahm die nächste Zeitung vom Stapel. Sie hatte ein viel kleineres Format, und Patricia hatte sie noch nie gesehen. Das Papier war billig und der Druck sehr schlecht. Sie schlug sie in der Mitte auf. Zwei Männer hatten ihre Penisse in einer Frau, der eine in ihrem Anus, der andere in der Scheide. Das Gesicht der Frau konnte man im Hintergrund erahnen. Sie schrie, als würde sie leiden. Das Bild traf Patricia wie ein Stoß in den Unterleib. Sie zuckte angeekelt zurück, wegen des Bildes, aber auch wegen ihrer eigenen Reaktion. Sie warf die Zeitung auf den Boden, als hätte sie sich daran verbrannt. So etwas las Josefine nicht. Sie wusste, das hatte Joachim mitgebracht. Sie legte sich hin, starrte an die Decke und versuchte die unanständige Erregung zu verdrängen. Langsam klang sie ab. Dass sie sich nicht daran gewöhnen konnte. Sie ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Die Tür zum Kleiderschrank stand offen. Josefines Kleider hingen nachlässig auf ihren Bügeln. Das hatten die Polizisten gemacht, das wusste Patricia. Mit ihren Kleidern ging Jossie ordentlich um. Ich frage mich, was jetzt daraus werden wird, dachte sie. Vielleicht kann ich ein paar bekommen. Sie stand auf und ging zum Kleiderschrank hinüber, ließ die Hände über die Kleidungsstücke gleiten. Es waren teure Kleider, die meisten hatte Joachim gekauft. Die Kleider würden Patricia nicht passen, sie waren obenherum zu weit. Aber die Röcke und ein paar der Sakkos vielleicht … Als sie das Rasseln von Schlüsseln an der Eingangstür hörte, blieb ihr fast das Herz stehen. Schnell schloss die die Tür zum Kleiderschrank, ihre bloßen Füße flogen über den Holzfußboden. Sie hatte eben die Schlafzimmertür von Josefine hinter sich zugezogen, als Joachim in den Flur trat. »Was machst du denn?«, fragte er. Sein Haaransatz war schweißnass, er hatte dunkle Flecken auf dem Hemd. Patricia sah den Mann an, das Blut pulsierte ihr in den Adern, der Mund war völlig trocken. Sie versuchte zu lachen. »Nichts«, sagte sie nervös. »Du sollst, verdammt nochmal, nicht in Josefines Schlafzimmer gehen, haben wir dir das nicht oft genug gesagt?« Er zog die Eingangstür mit einem Knall zu. »Die verdammten Polizisten«, sagte sie, »die verdammten Polizisten waren hier und haben alles durchsucht. Überall sieht es furchtbar aus, auch da drin.« Er fiel darauf herein. »Polizistenschweine«, sagte er, und Patricia konnte seiner Stimme anhören, dass er Angst hatte. »Haben sie was mitgenommen?« Er ging auf Patricia und das Schlafzimmer zu. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Von mir jedenfalls nichts.« Er machte die Tür zum Schlafzimmer auf, ging zum Bett hinüber und hob die Decke hoch. »Das Laken«, sagte er, »sie haben die Bettwäsche mitgenommen.« Patricia stand abwartend in der Türöffnung. Er ging im Zimmer herum, sah sich um, entdeckte aber offensichtlich weiter nichts, was fehlte. Er ließ sich schwer auf das Bett fallen, saß mit dem Rücken zur Tür und stützte den Kopf in die Hände. Patricia atmete den tanzenden Staub ein und wagte nicht, sich zu bewegen. Sie betrachtete die breiten Schultern des Mannes, die starken Oberarme. Das Licht vom Fenster ließ sein blondes Haar erglühen. Er sah so gut aus. Josefine war überglücklich gewesen, als sie zusammenkamen. Patricia erinnerte sich an ihre Freudentränen und die glückseligen Beschreibungen, wie wunderbar er sei. Joachim wandte sich um und schaute sie an. »Was glaubst du, wer es getan hat?«, fragte er leise. Patricia verzog keine Miene. »Ein Verrückter«, sagte sie ruhig und bestimmt. »Irgendein Besoffener auf dem Heimweg von der Kneipe. Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort.« Er wandte ihr wieder den Rücken zu. »Glaubst du, es könnte einer der Gäste gewesen sein?«, fragte er, ohne aufzuschauen. Patricia überlegte, was sie antworten sollte. »Einer von den hohen Tieren gestern Abend? Ich weiß nicht, was denkst du?« »Das wäre ziemlicher Mist für den Klub«, erwiderte er. Sie schaute auf ihre Hände hinunter und fingerte an der Unterkante des T-Shirts herum. »Sie fehlt mir«, sagte sie. Joachim stand auf und kam auf sie zu, legte den Arm um ihre Schultern und strich langsam über ihren Arm. »Patricia«, sagte er behutsam, »ich verstehe, dass du traurig bist. Ich bin genauso traurig.« Sie erstarrte vor Abscheu und musste sich zwingen, nicht zurückzuzucken. »Ich hoffe, die Polizei bekommt ihn«, sagte sie. Joachim zog sie zu sich heran, ein Schluchzer ließ seinen großen Körper erzittern. »Verdammt, verdammt«, sagte er mit erstickter Stimme, »verdammte Scheiße, dass sie tot ist.« Er begann zu weinen. Patricia legte vorsichtig die Arme auf seinen Rücken und wiegte ihn ein wenig hin und her. »Meine Jossa, mein Engel!« Er weinte, schniefend und rotzend. Sie schloss die Augen und zwang sich zu bleiben. »Armer Joachim«, flüsterte sie. »Du Armer …« Er ließ sie los und ging ins Badezimmer, schnäuzte sich und pinkelte. Sie wartete verlegen im Flur, während der Urin plätscherte und dann die Klospülung ging. »Hat die Polizei mit dir geredet?«, fragte er, als er herauskam. Sie erschrak. »Ja, gestern ganz kurz. Sie wollten heute noch mal mit mir sprechen.« Er schaute sie durchdringend an. »Das ist gut«, sagte er. »Dieses Ekel muss eingelocht werden. Was wirst du sagen?« Sie drehte sich um, ging in die Küche und goss sich ein Glas Wasser ein. »Das hängt natürlich davon ab, was sie fragen. Eigentlich weiß ich ja gar nichts«, sagte sie und trank. Er folgte ihr und lehnte sich an den Türrahmen in der Küche. »Sie werden sicher fragen, wie Jossie so war. Wie es ihr ging …« Patricia stellte das Glas mit einem...


Marklund, Liza
Liza Marklund, geboren 1962 in Piteå, arbeitete als Journalistin für verschiedene Zeitungen und  Fernsehsender, bevor sie mit der Krimiserie um Annika Bengtzon international eine gefeierte Bestsellerautorin wurde.

Liza Marklund, geboren 1962 in Piteå, arbeitete als Journalistin für verschiedene Zeitungen und  Fernsehsender, bevor sie mit der Krimiserie um Annika Bengtzon international eine gefeierte Bestsellerautorin wurde.


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