E-Book, Deutsch, Band 1, 335 Seiten
Reihe: Wildwandler
Marcus Wildwandler: Wildwandler – Der Ruf der weißen Eule
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8458-6680-2
Verlag: arsEdition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 335 Seiten
Reihe: Wildwandler
ISBN: 978-3-8458-6680-2
Verlag: arsEdition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein packendes Abenteuer über Gestaltwandler, Mut und Freundschaft …
Ein faszinierendes Fantasy-Abenteuer aus Norwegen. Der erste Band einer mitreißenden Serie über Gestaltwandler, die Suche nach Identität und die Macht der Freundschaft – für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren.
Ein Mädchen, das sich verloren fühlt. Eine Entdeckung, die alles verändert.
Embla hat sich nie wirklich zugehörig gefühlt. Ihre neue Schule, eine nervige Schwester und überfürsorgliche Eltern machen ihr das Leben schwer. Doch als ein schreibender Käfer ihr eine rätselhafte Botschaft hinterlässt, ändert sich alles.
Denn Embla ist kein gewöhnliches Mädchen …
Werwesen – von Ameisen bis Hirsche – leben im Verborgenen unter uns, und Embla erkennt, dass sie Teil einer Welt ist, in der magische Kreaturen und dunkle Geheimnisse herrschen. In einer geheimen Schule für Werwesen und in den wilden Wäldern Norwegens muss sie lernen, ihre Kräfte zu beherrschen.
Welche Tiergestalt steckt in Embla? Warum hat sie einzigartige magische Fähigkeiten? Die Antworten könnten über Leben und Tod entscheiden …
- Das perfekte Geschenk: Packender Lesestoff für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren
- Lesespaß garantiert: Fantastische Welten, kraftvolle weibliche Figuren, überraschende Wendungen und packende Spannung
- Wie eine richtig gute, actiongeladene Serie: Ein Jugendbuch über Fabelwesen, Magie, Identität und Freundschaft
- Mitreißendes Fantasy-Epos: Fans von "Woodwalkers", "Keeper of the Lost Cities" und "Harry Potter" werden dieses Buch verschlingen
- Extra-Motivation: Zu diesem Buch gibt es ein Quiz bei Antolin.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1 Der Mistkäfer
Embla Villseid war sicher, dass etwas vor ihrer Geburt passiert sein musste, das sie von ihren Eltern unterschied. Vielleicht eine Genmutation oder eine kosmische Störung durch Planeten, die das Gleichgewicht durcheinandergebracht hatten. Nur so konnte sie sich erklären, dass sie sich so anders fühlte als die drei Menschen, mit denen sie im Stormyrvei 21 B lebte und die ihre Familie waren. Emblas Mutter hieß Karin und wurde dafür bezahlt, dass sie in kleinen und mittelständischen Betrieben Vorträge über Motivation und Lebensfreude hielt. Warum jemand bereit war, dafür zu bezahlen, war ein Rätsel, da sie dieselben Vorträge gratis für alle hielt, mit denen sie ins Gespräch kam, egal, ob die das hören mochten oder nicht. Emblas Vater, Helge, war ein hochgewachsener, sehniger Finanzberater, der zu Hause immer knallbunte Fahrradklamotten trug und das ganze Jahr hindurch sonnengebräunt war. Er meinte, alle müssten ebenso viel draußen sein wie er, vor allem die, die das gar nicht wollten. Es gibt kein schlechtes Wetter, sagte er gern, es gibt nur schlechte Kleidung. Embla hatte außerdem eine Schwester, die Malene hieß, und Malene war die Schlimmste von allen. Malene war so perfekt, wie man nur sein kann, wenn man in die zehnte Klasse kommt – sie war die Beste in der Handballmannschaft, hatte in allen Fächern gute Noten, und zugleich war sie das hübscheste Mädchen der ganzen Schule. Malene war beliebt, und es gab niemanden, der sie nicht mochte. Darauf war sie stolz, und sie betonte immer, dass niemand an der ganzen Schule beliebter war als sie. Embla hatte absolut keine Ähnlichkeit mit den anderen drei Mitgliedern der Familie Villseid. Obwohl sie nun schon seit fast dreizehn Jahren mit dieser Familie zusammenlebte, interessierte sie sich weder besonders für Outdooraktivitäten noch für die Motivation von Angestellten in mittelständischen Betrieben. Und sie war kein bisschen beliebt. Eigentlich hatte sie in ihrem ganzen Leben noch nie eine richtige Freundin gehabt. Letzteres stimmte zwar nicht ganz, denn drei wunderschöne Monate im vergangenen Sommer war Fernanda in ihrer Klasse gewesen. Embla hatte es kaum glauben können, wie ähnlich sie sich waren. Sie hatten stundenlang über die Texte von alten Rocksängern geredet oder darüber, welche Gottheit in der griechischen Mythologie am meisten taugte, und wer aus der Klasse bei einer Battle Royale zuerst sterben würde. Mit Fernanda zusammen war eigentlich alles lustig, egal, ob sie Hausaufgaben machten, abends durch die Straßen liefen oder sich in den Bibliothekssaal schlichen, um auf der großen Leinwand einen Horrorfilm zu sehen. Im Klassenzimmer schob Fernanda sich die Brille die spitze Nase hoch und flüsterte so schlimme Dinge, wie Embla dachte, und dann lachten sie beide heimlich in der hintersten Bank. Aber am letzten Tag vor den Ferien hatte Fernanda eine schreckliche Neuigkeit gehabt: Sie würde für einige Zeit nach Nordnorwegen ziehen, um bei ihrem Vater zu wohnen. »Das neue Schuljahr wird ohne dich beschissen«, hatte Embla gesagt. Sie hätte am liebsten geweint, aber das tat sie nie, wenn andere zusahen. Fernanda hatte gelächelt und die flammenden Augen niedergeschlagen, sodass nur noch ihr schwarzer Eyeliner zu sehen gewesen war. Der war messerscharf gezogen und ließ sie viel älter aussehen als ihre Mitschülerinnen. »Du wirst besser zurechtkommen, als du glaubst, da bin ich sicher. Du bist etwas ganz Besonderes, Embla. Das weiß ich schon immer.« Vor Fernandas Umzug hatten sie Freundschaftsamulette getauscht, das war Fernandas Idee, und sie hatten sich versprochen, in Kontakt zu bleiben. Aber im Laufe des Sommers hatte Embla festgestellt, dass sie einander immer weniger und immer kürzere Nachrichten schickten und dass das Schreiben immer länger dauerte, bis sie dann vor einer Woche ein »Was machst du?« geschickt hatte, und noch immer war von Fernanda keine Antwort gekommen. Embla machte ihr keine Vorwürfe, man hatte bestimmt mehr als genug mit den neuen Dingen zu tun, wenn man an einen neuen Ort zog. Dennoch tat es weh, daran zu denken, und deshalb hatte sie in diesem Sommer versucht, das Denken möglichst zu vermeiden. Embla hatte zum Glück viele Hobbys, mit denen sie die Gedanken vertreiben konnte. Sie war bei keinem davon besonders gut, aber es half oft, wenn sie sich mit der Gitarre hinsetzte und Riffs und Akkorde übte. Die Profi-Zeichenstifte, die sie im Frühling gekauft hatte, hatte sie ebenfalls eifrig benutzt. Mehrere dunkelgraue Kunstwerke hingen an der Wand – eines düsterer als das andere. Sie hatte damit Malene dazu bringen wollen, scheußliche Grimassen zu schneiden und sie »geisteskrank« zu nennen, und zu Beginn der Ferien hatten die Zeichnungen tatsächlich einen gewissen Erfolg gehabt. Inzwischen hatte der Schockeffekt leider ein bisschen nachgelassen, und das galt auch für Emblas Interesse am Zeichnen. An diesem Morgen saß Embla deshalb lieber mit Musik in den Ohren und der Nase in einem Buch da, während sie versuchte, die wirkliche Welt auszusperren. Um zehn nach neun wurde die Musik leider vom Rufen ihres Vaters übertönt. Embla zog sich den Stöpsel aus dem Ohr, um herauszufinden, was los war. »… kurz runterkommen? Mama und ich möchten mit dir reden.« »Wenn’s sein muss«, antwortete Embla und kletterte wie eine langbeinige Spinne aus dem Bett. Im vergangenen Jahr war sie groß und schlaksig geworden, und während sie sich die schmutzigblonden Haare hinter die Ohren schob, spielte sie noch einmal mit dem Gedanken, sich die Haare schwarz zu färben. Es wirkte irgendwie überzeugender, das einsame Mädchen zu sein, das alle hasste, wenn man schwarze Haare hatte. Sie zog einen Kapuzenpulli an, in dem sie sich verstecken konnte. Embla hatte eigentlich keine Lust, sich mit solchen Oberflächlichkeiten abzugeben. Sie wusste auch, dass ihre Eltern ihr keine neue Haarfarbe erlauben würden. Als sie in die Küche kam, war der Frühstückstisch gedeckt, aber nicht mit essbaren Dingen. Statt Aufschnitt und Tellern lagen dort Festartikel! Grellbunte Papphüte, Plastikbecher, Glitzerkram, Wimpelketten mit Kürbismotiven und grüne und schwarze Luftballons. Embla sah verwundert ihre Eltern an, die mit geheimnisvollem Lächeln hinter dem Tisch thronten. Es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter, denn was immer hier los sein mochte, es gefiel ihr nicht. Endlich machte Papa den Mund auf. »Heute ist ja ein ganz besonderer Tag.« »Wirklich?«, fragte Embla. Sie warf einen skeptischen Blick auf eine Rolle aus giftgrünen Luftschlangen. »Die siebte Klasse! Und eine neue Schule, Embla!«, sagte Mama mit ihrer mahnenden Vortragsstimme. Sie hob gestikulierend die Hände, und ihre vielen Designerarmbänder rutschten klirrend wie auf einem Abakus ihre Arme herunter. »Dieser Schulwechsel bedeutet den Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein. Bei meinen Vorträgen nenne ich das misson of transition. Das bedeutet, dass du jetzt einen ganz besonderen Auftrag hast, und dieser Auftrag heißt Veränderung. Du musst herausfinden, wer du bist. Dir neues Werkzeug besorgen, um den Herausforderungen gewachsen zu sein, die auftauchen werden. Du wirst Niederlagen erleben, und deshalb ist es wichtig, vorbereitet zu sein. Nur dann kannst du aufstehen und der Wirklichkeit gegenübertreten.« Embla zog nervös eine Hand in ihren Pulloverärmel. Sie wurde nur überaus ungern ungefragt motiviert. Papa ergriff das Wort. »Wie auch immer, deine Mutter und ich haben überlegt. Und wir glauben, dass an dem, was der Psychologe dir gesagt hat, etwas Wahres dran ist. Du musst aus deinem eigenen Kopf herauskommen.« »Mithilfe von … Spiralstrohhalmen?« »Lass die blöden Witze«, sagte Mama. »Wir haben beschlossen, dass es im Moment die gesündeste Lösung für dich ist, wenn du eine Party feierst. Ich weiß, das kommt ein bisschen überraschend, aber hör zu: Du kannst deine neuen Freundinnen und Freunde direkt einladen, wenn du sie kennenlernst. Taktisch, geradeheraus, straight to business. Tschakka. Dadurch machst du deutlich, dass du ein Alphaweibchen bist und die Führung des Rudels übernehmen kannst. Genau wie deine Schwester. Schau mal, wir haben schon Einladungen vorbereitet, die zu deiner wunderbaren Persönlichkeit passen, und überhaupt.« Sie reichte Embla zufrieden einen Fächer aus schwarzen Briefbögen, die mit kindischen Zeichnungen von Totenköpfen mit rosa Haarschleifen geschmückt waren. Embla zog besorgt den ersten Bogen heraus und fing an zu lesen: Geburtstagsfest Hast du Lust, auf mein Fest zu kommen? Ich werde bald 13, und ich will am Wochenende bei uns zu Hause eine coole Fete schmeißen. DU bist natürlich eingeladen. Wo: Stormyrvei 21 B in Hellerudtoppen Wann: Freitag, 23. August PS: Es wird spoooooky! Embla fing noch einmal oben an und las alles ein zweites Mal, und dabei merkte sie, dass sich ihr Körper mit etwas Kaltem und Drückendem füllte. Mama und...