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E-Book, Deutsch, 512 Seiten

Mäder macht.ch

Geld und Macht in der Schweiz
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-85869-677-9
Verlag: Rotpunktverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Geld und Macht in der Schweiz

E-Book, Deutsch, 512 Seiten

ISBN: 978-3-85869-677-9
Verlag: Rotpunktverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



1989 besaßen die 300 Reichsten in der Schweiz 82 Milliarden, Ende 2014 bereits 589 Milliarden Franken. Hat ihre Macht entsprechend zugenommen? Wer hat wie viel Macht in der Schweiz? Wer nimmt seinen Einfluss wie wahr? Und welche Rolle spielt dabei das Geld? Ueli Mäder analysiert das Zusammenspiel wirtschaftlicher, politischer und gesellschaft­licher Dynamiken. Er untersucht, wie sich Macht konkret manifestiert und herrschaftlich etabliert. Im Fokus stehen die Mechanismen der Macht, wie sie sich nicht nur bei den großen Banken und Konzernen aufzeigen lassen, sondern auch im Gewerbe und bei den Gewerkschaften, in Denkfabriken und Netzwerken, in Medien sowie in Politik und Verwaltung.

Ueli Mäder, geboren 1951, Professor für Soziologie an der Universität Basel und der Hochschule für Soziale Arbeit, Arbeitsschwerpunkte soziale Ungleichheit und Konflikt­forschung. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt im Rotpunktverlag: Raum und Macht. Die Stadt zwischen Vision und Wirklichkeit, 2014, und Wie Reiche denken und lenken, 3.?Aufl. 2010. Peter Streckeisen, geboren 1975, Privatdozent für Soziologie und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Basel. Buchveröffentlichung: Soziologische Kapital­theorie. Marx, Bourdieu und der ökonomische ­Imperialismus, 2014. Markus Bossert, geboren 1984, Soziologe, Arbeitsschwerpunkte politische Soziologie und Stadtsoziologie. Mitautor von Raum und Macht. Die Stadt zwischen Vision und Wirklichkeit, 2014. Ganga Jey Aratnam, geboren 1972, Sozial­mediziner und Sozialwissenschaftler am Soziologischen Seminar der Universität Basel. Forschungsschwerpunkte: soziale und ökonomische Ungleichheit, Reichtum, Migration, Musik, Menschenrechte. Mitautor von Wie Reiche denken und lenken, 3.?Aufl. 2010. Gian Trepp, geboren 1947 in Zürich. Ökonom, Autor und Blogger zum Thema Nationalbank und Geldpolitik. Buchveröffentlichungen, zuletzt: Bertelsmann - Eine deutsche Geschichte, 2007.

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Finanzplatz Schweiz
»Vor fünf Jahren standen die Banken am Rande des Abgrunds«, stellte Daniel Weber im NZZ-Folio (3/2014: 5) fest. »Alle gelobten Besserung, passiert ist wenig.« Im Kontext der Finanz- und Wirtschaftskrise kündigten Banken diverse Änderungen an. Die Redaktion des NZZ-Folio fragte, was wirklich geschah. Und stellte fest: wenig. Roland Rasi, der frühere Direktor des Schweizerischen Bankvereins, sandte mir den Folio-Artikel zu und schrieb dazu: »Wen wundert’s!« Nach seiner Einschätzung müssten die Banken »noch viel mehr über die Bücher gehen«. Wir skizzieren hier einzelne Entwicklungen und nehmen auch einen Auszug aus einem historischen Protokoll einer Sitzung der Bankiervereinigung auf. Vertiefungen zum Finanzplatz Schweiz folgen im zweiten Teil dieses Buches. Peter Streckeisen setzt sich mit dem »Bankenstaat« auseinander ( Seite 347). Er geht erstens von der staatlichen Rettung der UBS und zweitens von der Bankenaufsicht aus, die Daten von Kunden den US-Behörden zur Verfügung stellte. Daran knüpft seine Frage an, ob und inwiefern Finma und Nationalbank eine »vierte Gewalt« im Staat sind. Gian Trepp nimmt den Faden auf. Aus seiner Sicht ist die Nationalbank an einem Scheideweg. Mehr Bankenstaat oder Deregulierung? Das ist hier die Frage. Schweizer Banken verwalten über 2000 Milliarden Franken private Vermögen von Personen, die in der Schweiz wohnen. (Credit Suisse 2013; SNB 2014) Hinzu kommt ein noch höherer Betrag von Reichen aus aller Welt. Mit einem Marktanteil von 26 Prozent und einem verwalteten Vermögen von über 2200 Milliarden Dollar ist die Schweiz der größte Offshore-Finanzplatz der Welt. (Vermögensverwaltungsstudie Swissbanking 2013) Ein Offshore-Finanzplatz ist, einfach gesagt, so etwas wie eine Steueroase mit hoher Vertraulichkeit, aber wenig Aufsicht und Regulierung. Dabei erweist sich die politische Stabilität (trotz gegenläufiger Entstaatlichung) als zentral. Weitere Aspekte sind die Verschwiegenheit und die Bereitschaft, Steuerhinterziehung und Steuerbetrug zu schützen. Die Schweizer Banken verfügten bislang über 200 Milliarden Franken unversteuerte Privatvermögen aus dem Ausland. (PwC-Studie zu Private Banking in der Schweiz 2014) Bei den Finanzgeschäften ist die kleine Schweiz ein Imperium. Die Schweiz hat im Jahre 2013 Direktinvestitionen von 32 Milliarden Franken getätigt und nimmt mit einem Bestand von 1073 Milliarden Franken an Direktinvestitionen weltweit den siebten Platz ein. Schweizer Investoren spielen auch auf dem internationalen Markt für Hedgefonds eine zentrale Rolle. Hedgefonds verfolgen eine spekulative Anlagestrategie. Sie gehen für hohe Gewinne hohe Risiken ein. Jeder siebte Franken, der in London oder New York in Hedgefonds fließt, kommt aus der reichen Schweiz. 32 Prozent des Kapitals der fünfzig weltweit größten Hedgefonds stammt von Hedgefonds, die in der Schweiz ansässig sind. (ZHAW-Studie zur Schweizer-Hedge-Fund-Industrie) Die beiden Großbanken UBS und Credit Suisse dominieren den Sektor. Ihre Bilanzsumme übersteigt das schweizerische BIP immer noch um das Dreifache (BIP 2014: 648 Milliarden Franken; Bilanzsumme UBS: 1062 Milliarden Franken; CS: 922 Milliarden Franken; Seco 2015). Vor dem Jahr 2007 war die Diskrepanz noch viel größer. Machtmäßig bedeutend sind ebenfalls die hohen Marktanteile der größten Banken. So lautete denn auch die Begründung für die UBS-Rettung vom Oktober 2008. Ein Fall würde zu viele KMU in Mitleidenschaft ziehen. Ob die Finanzwelt entscheidende Korrekturen einleitet, stellten mir gegenüber einzelne Vizedirektoren und weitere Kader von Schweizer Banken infrage. So etwa (am 28.2.2015) im Rahmen des Advanced Executive Program des »Swiss Finance Institute« (im Ausbildungszentrum der Credit Suisse). Mit der Kritik an spekulativen Geschäften und hohen Boni der großen Banken steige auch der Druck, den Umsatz im Kernbereich zu erhöhen. Damit verschärfe sich die Konkurrenz innerhalb der Branche. Das komme eher den Großbanken entgegen. Sie hätten mehr Möglichkeiten, mit Deregulation umzugehen. Dass alle das Eigenkapital ein wenig erhöhen müssen, weist indes auf Änderungen hin. Wie die Abschaffung des Bankgeheimnisses und die Einführung des automatischen Informationsaustausches. Das sind immerhin Schritte. Wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht! Und wie geht es weiter? Der Soziologe Peter Streckeisen beobachtet, wie sich in der Schweiz das verschiebt, was traditionell »der Filz« hieß. Nämlich in Richtung des aus den USA als revolving doors bekannten Phänomens. Damit ist ein Drehtüreffekt gemeint. Wir haben es heute demnach weniger mit einer integrierten, über verschiedene Handlungsfelder (Politik, Wirtschaft, Armee) verflochtenen, nationalen Elite zu tun, als mit einer gewissen Entkoppelung zwischen den Managern der global tätigen Konzerne und den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, die primär auf der nationalen Bühne agieren. Revolving doors ist laut Peter Streckeisen kein unproblematisches Phänomen, aber es hat weniger den Aspekt des Stallgeruchs. Der häufig verwendete Begriff »verbandelt« assoziiert mehr den »alten Filz«. Der neue Verbund ist loser, aber sehr wirkungsvoll. Konzerne haben sich durch die dezentralisierten, vernetzten neuen Führungsstrukturen ein reiches Know-how antrainiert. »Sie herrschen durch Unordnung«, ergänzte Oliver Fahrni. (8.6.2015) Stabilität und »Neutralität« Die Schweiz ist ein zentraler Finanzplatz. »Politische, wirtschaftliche und mentale Rahmenbedingungen« führten laut Schweizer Bankiervereinigung (SBVg 2007: 4) dazu. Zudem die geografische Lage. Die Schweiz liegt im Zentrum Europas. Hier kreuzen sich wichtige Handelsstraßen. Hier entstanden schon im Mittelalter internationale Messen. Das Geld folgte den Waren. Hinzu kam der Mangel an natürlichen Rohstoffen. Er verlangte eine frühe internationale Ausrichtung. (Zollino 2013) Der Weg zu den Nummernkonti führte über die Söldnerei und Reisläuferei. Die Basler Staatsbank verwaltete bereits im 16. Jahrhundert Anlagevermögen für französische Könige und einzelne Städte im näheren Umkreis. (A. a. O.) Der eigentliche Aufstieg des Finanzplatzes Schweiz folgte allerdings später. Er setzte vor rund hundert Jahren ein. In den 1920er- und 30er-Jahren transferierten viele Europäerinnen und Europäer große Vermögen in die Schweiz. Sie fürchteten eine Entwertung der Währung. Im Vordergrund standen politische und wirtschaftliche Unsicherheiten. (Gütersloh/Hieber 2010: 4) Und der Schweizer Finanzplatz galt »als sicherer Hafen in Krisenzeiten«. Vor allem wegen der politischen Stabilität und der Neutralität der Schweiz. Die verschwiegenen Banken boten gerne Hand dazu, Geld am Fiskus vorbeizuführen. Mit der wachsenden Bedeutung des Finanzplatzes Schweiz expandierten Schweizer Banken auch in die weite Welt. Sie eröffneten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer mehr Niederlassungen und Tochtergesellschaften. Dazu trug laut SBVg (2007: 5) die »liberale Grundeinstellung in Gesellschafts- und Wirtschaftsfragen einer Mehrheit der Schweizer« bei. Stark ins Gewicht fielen wohl das Bankgeheimnis und die (Zurück-)Haltung der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs. Zudem deregulierten viele Länder ihre Devisenbestimmungen und den Kapitalverkehr. Seit Ende der 1980er-Jahre konzentrieren Finanzinstitute ihre Standorte und spezialisieren ihre Dienste. Trotz steigenden Gewinnen bauten sie viel Personal ab. Vier Großbanken schlossen sich in der Schweiz zu zwei Konzernen zusammen. Viele regionale Banken und Arbeitsplätze verschwanden. Finanzplätze verfügen über ein dichtes Netz an Banken, Börsen, Treuhänderinnen und Treuhändern, Versicherungen und internationalen Handelsunternehmen. Wichtig sind auch Treuhandfirmen. Sie machten ihr Gewicht bei der Unternehmenssteuerreform II stark geltend. »Global Cities« sind, wie sie uns Saskia Sassen (21.8.2014) schilderte, Knotenpunkte in internationalisierten Netzwerken von Dienstleistungen. Der Finanzsektor erweist sich dabei als zentrale Kraft. Der Finanzplatz Schweiz umfasst rund 280 Banken und 220 Versicherungen. (Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SIF 2015) Er beschäftigt rund 6 Prozent der Werktätigen in der Schweiz. Das sind über 165 000 Personen. Davon arbeiten über 100 000 bei Banken und Effektenhändlern, 25 000 bei sonstigen Anbietern von Finanzdienstleistungen und 40 000 bei Versicherungen. Zudem zählen Schweizer Banken über 100 000 Mitarbeitende bei Tochtergesellschaften und Filialen im Ausland. Im Vergleich mit der Industrie sind das insgesamt allerdings relativ wenige Arbeitsplätze. Ursprünglich diente die Finanzwirtschaft der Finanzierung wirtschaftlicher Aktivitäten. Sie unterstützte die Produktion oder den Kauf von Gütern. Sie bot Unternehmen die Möglichkeit, in die Zukunft...


Ueli Mäder, geboren 1951, Professor für Soziologie an der Universität Basel und der Hochschule für Soziale
Arbeit, Arbeitsschwerpunkte soziale Ungleichheit und Konfliktforschung. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, zuletzt im Rotpunktverlag: Raum und Macht. Die Stadt zwischen Vision und Wirklichkeit, 2014, und Wie Reiche denken und lenken, 3.?Aufl. 2010.

Peter Streckeisen, geboren 1975, Privatdozent für Soziologie und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Basel. Buchveröffentlichung: Soziologische Kapitaltheorie. Marx, Bourdieu und der ökonomische Imperialismus, 2014.

Markus Bossert, geboren 1984, Soziologe, Arbeitsschwerpunkte politische Soziologie und Stadtsoziologie. Mitautor von Raum und Macht. Die Stadt zwischen
Vision und Wirklichkeit, 2014.

Ganga Jey Aratnam, geboren 1972, Sozialmediziner und Sozialwissenschaftler am Soziologischen Seminar der Universität Basel. Forschungsschwerpunkte: soziale und ökonomische Ungleichheit, Reichtum, Migration,
Musik, Menschenrechte. Mitautor von Wie Reiche denken und lenken, 3.?Aufl. 2010.

Gian Trepp, geboren 1947 in Zürich. Ökonom, Autor und Blogger zum Thema Nationalbank und Geldpolitik. Buchveröffentlichungen, zuletzt: Bertelsmann - Eine deutsche Geschichte, 2007.



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