Lutz | Carl von Siemens | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 414 Seiten

Lutz Carl von Siemens

1829-1906

E-Book, Deutsch, 414 Seiten

ISBN: 978-3-406-64544-0
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Drei Brüder waren es, die zusammen mit ihrem Partner Johann Georg Halske ab Mitte des 19. Jahrhunderts aus der kleinen Berliner "Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske" eine Weltfirma machten: Werner, Wilhelm und Carl von Siemens. Martin Lutz legt die erste Biographie des jüngsten der drei Brüder vor und liefert damit gleichzeitig eine anschaulich geschriebene Frühgeschichte der Firma Siemens.
"Ich scheine von der Natur für große Unternehmungen geschaffen zu sein, denn wo ich bis jetzt hingekommen, ist stets großes entstanden", schrieb Carl im Jahr 1888 an Werner. Tatsächlich war er es, der maßgeblich dazu beitrug, das internationale Telegrafengeschäft von Siemens & Halske aufzubauen. In Paris gründete der 23-Jährige 1852 die erste Beteiligungsgesellschaft des Unternehmens außerhalb Deutschlands. Drei Jahre später sollte sich der russische Telegrafenbau unter seiner Führung sehr positiv entwickeln. In den späten 1860er Jahren war Carl im Kaukasus am Bau der spektakulären Indo-Europäischen Telegrafenlinie von London nach Kalkutta beteiligt. Von London aus bereitete er wenige Jahre später die Verlegung des ersten Transatlantik-Kabels des Unternehmens vor. Auch über das elektrotechnische Kerngeschäft hinaus entfaltete Carl von Siemens eine große unternehmerische Energie - und ging dabei erhebliche finanzielle und persönliche Risiken ein: Im Kaukasus betrieb er eine der größten Kupferhütten Russlands, auch war er ein Wegbereiter der europäischen Erdölförderung. Als Siemens & Halske 1897 in einer Aktiengesellschaft aufging, wurde er Aufsichtsratsvorsitzender eines der weltgrößten Elektrounternehmen. Das Selbstverständnis des heutigen Weltunternehmens Siemens geht wesentlich zurück auf diesen Pionier der Globalisierung.
Lutz Carl von Siemens jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;2
3;Zum Buch;3
4;Über den Autor;3
5;Impressum;4
6;Inhalt;7
7;Vorwort;11
8;Prolog;17
9;Einleitung: Pionier der Globalisierung;19
10;Kapitel 1: Aus einfachen Verhältnissen;25
10.1;Die Vorfahren;25
10.2;Kindheit in Menzendorf;29
10.3;Schulbildung;32
10.4;Lübeck;36
10.5;Berlin;38
11;Kapitel 2: «Der beste Fabrikant von uns allen»;43
11.1;Die Telegrafie;43
11.2;Carls Talente zum Fabrikanten;46
11.3;Gründung der Telegraphen-Bauanstalt;50
11.4;Die Revolution von 1848;53
12;Kapitel 3: Gut investiertes Lehrgeld;59
12.1;Einstieg bei Siemens & Halske;59
12.2;Auf der Weltausstellung in London;63
12.3;Ankunft in Paris;67
12.4;Vertragsstreitigkeiten;71
12.5;Abschied aus Paris;74
13;Kapitel 4: Telegrafenbau in Russland;77
13.1;Ein neuer Markt;77
13.2;Die Bewährungsprobe;81
13.3;Telegrafenbau im Krimkrieg;85
13.4;Schwierige Bauarbeiten und lukrative Wartungsverträge;92
13.5;Partnerschaft bei Siemens & Halske;96
14;Kapitel 5: Ubi bene ibi patria?;99
14.1;Was ist Heimat?;99
14.2;Anpassungsschwierigkeiten;101
14.3;Hermann Kap-herr;105
14.4;Hochzeit;106
14.5;Eine Frage des Lebensstils;109
14.6;Heimat St. Petersburg?;113
15;Kapitel 6: Auf der Suche nach neuen Aufgaben;117
15.1;Neuorientierung nach 1855;117
15.2;Untertan des Zaren;119
15.3;Fehlende Aufträge;121
15.4;Geschäfte mit Glas und Holz;124
15.5;Ein Schicksalsschlag;128
16;Kapitel 7: Ordnung des «Gesamtgeschäfts»;133
16.1;Eine Rüge aus Berlin;133
16.2;Die Bestandteile des Gesamtgeschäfts;136
16.3;Seekabel und Siemens Brothers;141
16.4;Differenzen zwischen den Brüdern;145
16.5;Der Gesellschaftsvertrag von 1867;149
17;Kapitel 8: Im Kaukasus;153
17.1;Kedabeg;153
17.2;«Von London nach Kalkutta»;157
17.3;Umzug nach Tiflis;161
17.4;Maries Tod;166
17.5;Bau der Indo-Europäischen Telegrafenlinie;169
18;Kapitel 9: «Die Verkabelung der Welt»;173
18.1;Berlin oder London?;173
18.2;Neue Perspektiven;174
18.3;In London;177
18.4;Das Transatlantikkabel;181
18.5;Internationale Anerkennung;187
19;Kapitel 10: Enttäuschte Erwartungen;191
19.1;Innere Zerrissenheit;191
19.2;Die Kinder;195
19.3;Geschäftliche Sorgen;198
19.4;Ein «alter Knabe»?;201
20;Kapitel 11: Eine leuchtende Rückkehr;207
20.1;Fremde Heimat;207
20.2;Die geschäftliche Lage in Russland;211
20.3;«Ein wahrer Triumphzug»;216
20.4;Elektrische Beleuchtung;219
20.5;Die «Lichtgesellschaft»;224
21;Kapitel 12: Konflikte, Krisen, Konkurrenten;231
21.1;«Quite suddenly William died»;231
21.2;Streit um das Überseegeschäft;235
21.3;Ein leidenschaftlicher Bruderzwist;240
21.4;Der Aufstieg eines Konkurrenten;246
21.5;Fehlende Reformen;249
22;Kapitel 13: Chef des Hauses;255
22.1;Die Nachfolger treten an;255
22.2;Eine letzte gemeinsame Reise nach Kedabeg;259
22.3;Der neue Geschäftsführer in St. Petersburg;263
22.4;Ein schwerer Gang an die Börse;269
22.5;«Mal etwas Freiheit genießen»;273
23;Kapitel 14: Ein «echter Grandseigneur»;277
23.1;Drei Hochzeiten;277
23.2;Ein repräsentativer Landsitz;281
23.3;Gesellschaftspolitisches Engagement;284
23.4;Dem «treuunterthänigen Siemens»;288
23.5;Zurück in Berlin;290
24;Kapitel 15: Der «letzte der Mohikaner»;295
24.1;«Zum Besten meiner und meiner Geschwister Nachkommen»;295
24.2;Krise und Fusion;300
24.3;50 Jahre Siemens & Halske in Russland;305
24.4;Für die Nachwelt;309
25;Epilog;313
26;Anhang;317
26.1;Forschungsstand;319
26.2;Anmerkungen;327
26.3;Quellen- und Literaturverzeichnis;392
26.4;Abbildungsnachweis;406
26.5;Danksagung;407
26.6;Register;409
26.7;Stammbaum;414


Vorwort
Warum lesen wir Biografien? Möchten wir uns an dem Kolorit einer vergangenen Zeit erfreuen? Suchen wir nach allgemeingültigen Zeugnissen des Menschlichen, die noch heute unser Herz berühren? Oder betrachten wir das Leben historischer Persönlichkeiten im Spiegel der Geschichte, weil es uns hilft, nachfolgende Ereignisse in einem klareren Licht erscheinen zu lassen? Vielleicht stellen wir uns diese Fragen, wenn wir vor die Entscheidung gestellt sind, ob wir zu den Lebensbeschreibungen dreier Brüder greifen sollen – Werner, Wilhelm und nun auch Carl Siemens. Durch den Bau von Telegrafenlinien und die «Verkabelung der Welt» haben sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Grundstein für eine Firma gelegt, die bis heute ihren Namen trägt. Alle drei waren in der Enge eines Mecklenburger Pachtguts groß geworden und machten verschiedene europäische Hauptstädte zu ihrem Wohnsitz: Werner, der Älteste, der nach dem frühen Tod der Eltern viel Verantwortung für seine verwaisten Geschwister übernahm, ging nach Berlin, wo er 1847 mit dem Feinmechaniker Johann Georg Halske die «Telegraphen-Bauanstalt von Siemens & Halske» gründete. Wilhelm setzte nach London über. Carl verschlug es nach St. Petersburg. Unter drei verschiedenen Kronen würden sie durch den Aufbau eigener Landesgesellschaften der «Firma Siemens» zu dem aufsteigen, was man als wohlhabende und angesehene Bürger bezeichnet. Wilhelm starb als Wissenschaftler und Ingenieur, als «Sir William», britischer Staatsbürger, Ehrendoktor der Universität von Oxford und Mitglied der Royal Society; nach seinem Tod wurde er sogar durch ein Fenster in der Abtei von Westminster geehrt. Werner, der geniale Erfinder, hatte wohl immer ein wenig gefürchtet, dass ihm sein jüngerer Bruder die Show stehlen könnte; als 1888 Wilhelms Leben «von einem wohlbekannten englischen Schriftsteller, Mr. William Pole, in großer Ausführlichkeit und mit gewissenhafter Benutzung aller ihm zugänglichen Quellen» beschrieben wurde, setzte er sich deswegen umgehend daran, selber seine «Lebenserinnerungen» zu verfassen. Er spornte Carl an, seinem Beispiel zu folgen. Carl, der von den dreien der Pragmatischste war und sich zudem zeitlebens in den Schatten seines um 13 Jahre älteren Ersatzvaters gestellt hatte, konnte der Idee allerdings wenig abgewinnen. Um Memoiren «der Welt mundrecht zu machen», schrieb er ihm an einem regnerischen Sommertag 1890 von seinem Landgut Gostilitzy bei St. Petersburg, «muss entweder die Person derselben schon an und für sich sehr interessant sein oder sie muss bedeutende belletristische Talente besitzen, von welchen bei mir leider keine Spur vorhanden ist. Ich werde mich nur blamieren und mir außerdem noch den Schein der Aufdringlichkeit aufladen.» Dabei hätte er einiges zu erzählen gehabt. Seine Biografie, die nun, mehr als ein Jahrhundert nach der in Gostilitzy verfassten Absage, von dem Historiker Dr. Martin Lutz verfasst worden ist, beginnt in der revolutionär aufgeladenen Atmosphäre des deutschen Vormärz; von dort entführt sie uns in ein längst untergegangenes Land, das Reich der russischen Zaren. Kutschfahrten werden unternommen, Hofschranzen machen ihre Honneurs, eine Telegrafenlinie führt an die Schauplätze des Krimkriegs, Flüsse werden überbrückt und Steppen durchquert. Man leidet unter «Hundeklima», im Kaukasus wird eine Kupfermine errichtet, Banditen schießen, ein Kabelschiff dampft über das Meer, und 1884, pünktlich zum orthodoxen Weihnachtsfest, wird der Newski-Prospekt in St. Petersburg zum ersten Mal elektrisch «illuminiert». Die Gesichter eines Vielvölkerstaats haben sich unter den neuen Lampen gedrängelt, hungrige und satte, und es mag gut sein, dass das eine oder andere Gesicht in der Revolution von 1905 wieder auftauchen wird, als die Unruhen mit einem Generalstreik in den Fabriken und Manufakturen ihren Anfang nehmen. Heute telefonieren wir oder schicken uns E-Mails, und von unseren Gesprächen bleibt wenig erhalten. Manchmal frage ich mich, auf welche Informationen Historiker in der Zukunft zurückgreifen können, wenn sie sich mit Personen unserer Zeit beschäftigen wollen. Das neunzehnte Jahrhundert kannte als Kommunikationsmittel lange Zeit nur den Brief, und auch die neuen Telegramme würden in ausgedruckter Form ihren Weg auf Sekretär und Schreibtisch finden. Carl und seine Brüder haben eine umfangreiche Korrespondenz hinterlassen, und so erfahren wir auch einiges von den Beziehungen, Situationen und Schicksalsschlägen einer Familie zu dieser Zeit – einer Zeit, in der der Tod gegenwärtiger gewesen ist als heute. Dabei erhält das Bild der scheinbar bedingungslosen Bruderliebe, das der patriarchalische Werner in seinen «Lebenserinnerungen» gezeichnet hat, einige lebensechtere Farbtupfer. Da wird verhandelt und ermahnt, gestritten und gezankt, man wünscht sich Pech und Schwefel an den Hals, um sich am Ende doch noch irgendwie zusammenzuraufen. Carl sollte es sein, der von den drei Brüdern die meisten Jahre im Dienst des Familienunternehmens verbrachte. Seine Mobilität erinnert an den Lebenslauf moderner Manager, die durch eine globalisierte Welt gehetzt werden. Das von ihm aufgebaute Russlandgeschäft sicherte der «Telegraphen-Bauanstalt» nach ihrem Zerwürfnis mit dem preußischen Staat für mehr als zehn Jahre das Überleben. Und es war Carl, der, nach dem Tod seines Bruders Werner, mit dessen Söhnen die Firma 1897 in eine Aktiengesellschaft umwandelte und dadurch die Voraussetzungen schuf, um im Wettbewerb mit der rapide über den Kapitalmarkt expandierenden AEG von Emil Rathenau bestehen zu können. So ist seine Geschichte auch die Geschichte des Ursprungs eines Konzerns, der Technologiesprünge initiierte und durch sie zu den führenden Unternehmen in Bismarcks Reich aufstieg. Die Technologiesprünge waren der Bau von Telegrafenlinien über Land und unter Wasser sowie, später, die Erzeugung von Licht und elektrischem Strom; wie die Technologiesprünge der Internet-Unternehmen von heute würden sie das Gesicht unserer Welt verändern. Es ist die Geschichte von Entwicklern im Hinterhof und ihres Betriebs, der mit Großprojekten zu einer international aktiven Firma wuchs. Eine international aktive Firma, als Infrastrukturdienstleister abhängig von den Aufträgen verschiedener Nationalstaaten, die sich in der Industrialisierung bald gegeneinander aufrüsteten. Eine Firma, die in Russland gedieh, beinahe englisch geworden wäre und deren Schicksal seit der Verankerung des Hauptsitzes in Berlin endgültig an das des deutschen Staates gekettet sein würde. Wo anfangen, wo aufhören? Nobilitiert vom letzten Zaren Nikolaus II., stirbt Carl von Siemens 1906 in Menton. Ist damit seine Geschichte zu Ende? Oder lebt sie in der Bedeutung weiter, die seine Unternehmungen für Deutschland und, vor allem, für Russland gehabt haben? Bleiben wir noch für einen Augenblick bei Russland und den Siemens-Werken dort, die, zusammen mit der AEG, einst die Elektroindustrie des Zarenreichs dominiert haben – schließlich sind sie doch Carls Werk. Im Vorfeld des Ersten Weltkriegs wird die russische Niederlassung zwei einheimischen Geschäftsführern unterstellt, Leonid Borissowitsch Krasin und Alfred Schwartz. Krasin ist ein früher Weggefährte Lenins, der im Berliner Exil bei den Siemens-Werken hat Karriere machen dürfen, freilich unter der Auflage, sich sämtlicher politischer Aktivitäten zu enthalten. Alfred Schwartz, ein Deutschstämmiger mit russischem Pass, arbeitet schon lange für die Firma; wahrscheinlich wird ihn Carl noch persönlich gekannt haben. Während des Krieges werden die russischen Siemens-Werke mitsamt ihrer Geschäftsführung unter die Kontrolle der zaristischen Regierung gestellt, verdienen gut am Krieg und können sogar expandieren; nach der Oktoberrevolution jedoch werden sie enteignet. Die englischen Siemens-Werke hat schon vorher dasselbe Schicksal ereilt; in London wird Sir Williams Fenster in Westminster wieder abmontiert und verschwindet im Depot. Während der ersten Jahre der Weimarer Republik ist Leonid Borissowitsch Krasin das Bindeglied zwischen Siemens und der sich herausbildenden Sowjetunion. Da die Weltrevolution ausbleibt, sehen sich die neuen Machthaber in Moskau gezwungen, in der Isolation einen eigenen sozialistischen Staat aufzubauen. «Kommunismus – das ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes», jubelt Lenin und überträgt die Verantwortung dafür ausgerechnet an Krasin und Schwartz. Da die Sowjetregierung für die Umsetzung ihres Wirtschaftsprogramms auf den Import von Maschinen aus kapitalistischen Ländern angewiesen bleibt, kann Siemens, auch aufgrund dieser Kontakte, wieder in Russland aktiv werden. Während des ersten Fünfjahresplans wird die Sowjetunion zu einem gewaltigen Importeur von Industriegütern. Sie finanziert ihren Bedarf teilweise über Kredite, teilweise aber auch dadurch, dass sie den verhungernden Bauern das Getreide wegnimmt, damit ihre Arbeiter in den Rohstofffabriken versorgt und den Überschuss gegen Devisen im Ausland verkauft. «Es ist ein Grundsatz der im Siemens-Konzern vereinigten Firmen», schreibt Adolf Franke, Vorstandsvorsitzender von Siemens & Halske, schon 1924 an den...


Martin Lutz, Dr. phil., ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.