Lülf | Sozialkompetenz und Teamentwicklung bei Einsatzkräften | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 163 Seiten

Lülf Sozialkompetenz und Teamentwicklung bei Einsatzkräften

E-Book, Deutsch, 163 Seiten

ISBN: 978-3-17-033306-2
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Teamfähigkeit und Sozialkompetenz sind grundlegende Werte, die Einsatzkräfte von Feuerwehren und anderen Hilfsorganisationen erfüllen sollten. Leider können diese Kompetenzen heute nicht mehr als selbstverständliches Ergebnis von Erziehungs- und Sozialisierungsprozessen vorausgesetzt werden. Und auch in der Aus- und Fortbildung spielen sie eher eine untergeordnete Rolle. Das Buch dient als Unterstützung für Führungskräfte von Feuerwehren und anderen Hilfsorganisationen, um die Werte Teamfähigkeit und Sozialkompetenz erfolgreich innerhalb der eigenen Mannschaft zu vermitteln.
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[17]1    Die Bedeutung von Teamfähigkeit
1.1   Team als Trendsetter und Notwendigkeit
Es ist ohne relevante Bedeutung, welche Berufssparte betrachtet wird. Die Forderung nach Teamfähigkeit oder dem Arbeiten mit Teams ist in den meisten Berufszweigen vertreten und wird auch nahezu in jeder Stellenausschreibung oder Mitgliederwerbung bzw. Tätigkeitsbeschreibungen als Forderung formuliert. Dies ist auch gängige Praxis in Tätigkeitsbereichen von Feuerwehren, den Hilfsorganisationen und dem Technischen Hilfswerk. Aber nicht, weil es ausschließlich um ein Trendsetting geht, sondern vielmehr weil es notwendig und begründbar ist. Sowohl durch die Struktur des Berufsstandes als auch durch das Berufsethos ist die Teamarbeit bereits tief im Kern der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und des Technischen Hilfswerks impliziert. Es wird von allen Seiten, seien es Berufskollegen, Dienstvorgesetzte bis hin zum Dienstleistungsempfänger – dem Bürger – erwartet, dass alle Mitarbeiter dieser Institutionen miteinander handeln und somit zusammen als Team ihre Funktion erfüllen können. Diese Tatsache erzeugt einen subjektiv sehr großen Druck auf die Ausbilder und Personalentwickler. Das Vorweisen von Fach- und Sachkunde bedarf ein hohes Maß an Spezialwissen, welches den Mitarbeitern und auch Ehrenamtlern in Form von Ausbildung und Lehrgängen vermittelt werden muss. Selten werden Probleme von hoher Komplexität jedoch alleine durch Individualisten gelöst. Viel häufiger können komplexe Probleme nur durch das gemeinsame Überlegen mehrerer Personen überblickt und mithilfe von Fachgesprächen und Diskussionen gelöst werden. Die rasante Entwicklung der Informationstechnik hat auch eine Verhaltensänderung des Menschen bewirkt. Aufgrund der vielfältigen Nutzungsmöglichkeit sogenannter »Sozialer Netzwerke« findet auch eine Abnahme der direkten persönlichen Kontakte statt. Direkte Face-to-Face-Konversation wird immer seltener praktiziert. Dies führt auch dazu, dass das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Beziehung steigt (Keppler, 2016). Dieser Umstand spiegelt sich auch darin wieder, dass die Anbieter von »Sozialen Netzwerken« entsprechend reagieren und Funktionen wie »Gruppe« oder »teilen mit…« in ihren Medien integriert haben. Werden zum heutigen Zeitpunkt Pausenzeiträume zwischen zwei Unterrichtsstunden, Seminar- oder Vorlesungseinheiten betrachtet, so werden immer weniger Konversationen zwischen Menschen beobachtet und stattdessen immer mehr Aktionen mit dem Smartphone registriert. [18]Auch aus diesem Grund, weil sie alles andere als selbstverständlich geworden ist, ist Teamarbeit und Teamfähigkeit heute mehr denn je eine Eigenschaft, die es im Rahmen von Einstellungsverfahren und Eigenschaftsbeschreibungen hervorzuheben und zu fördern gilt. 1.2   Der Begriff »Team«
Auch wenn es unbestreitbar scheint, dass Teamarbeit eine zentrale Bedeutung in der Tätigkeit von Einsatzkräften einnimmt, ist der Begriff selbst nicht so einfach zu definieren. Es stellen sich die Fragen, was ein Team ausmacht und ab wann man von einem Team sprechen kann? Eine allgemein gültige und abschließende Definition des Begriffes ist jedoch nicht möglich, da der Begriff immer in einem bestimmten Kontext zu sehen ist und sich stetig weiterentwickelt. Für die Teambeschreibung aus Sicht der Einsatzkräfte kann folgende Umschreibung hilfreich sein: Ein Team ist ein Zusammenschluss von Menschen, die nach (Bender, 2015): aufgrund ihrer möglichst effizienten Zusammenstellung extrem leistungsfähig sind, zielorientiert agieren und sinnvoll koordinieren verantwortungsbewusst sind, einen partnerschaftlichen Umgang miteinander pflegen, aufgrund ihrer individuellen Stärken die Schwächen innerhalb ihres Zusammenschlusses kompensieren und somit Synergieeffekte nutzen, aufrichtig diskutieren und dabei respektvoll miteinander umgehen, sich als »Wir« verstehen und nicht als »Ich«, und ihre eigenen Verhaltensregeln für den Zusammenschluss im Team festlegen. Ein Team versteht sich als »Wir« und nicht als »Ich«! 1.3   Voraussetzungen für die Bildung eines Teams
Die Teamentwicklung wurde in der Vergangenheit häufig untersucht und mit diversen Experimenten beobachtet. Dabei wurden Eigenschaften und Verhaltens[19]weisen beobachtet, die sich ähnelten und die mittlerweile als Merkmale eines Teams angesehen werden können (Rosini, 1996). Somit können die wichtigsten Bedingungen und Merkmale wie folgt beschrieben werden. Kommunikation und Interaktion Teammitglieder müssen die Möglichkeit haben, einen direkten Kontakt aufzubauen. Sie müssen Face-to-Face-Kommunikation betreiben können. Nur so können partnerschaftliche bzw. freundschaftliche Beziehungen entstehen, die auch auf der Sachebene zu einem effektiven Ergebnis führen. Allerdings sei angemerkt, dass nicht allein die direkte Kommunikation auch dem Erfüllen eines Teammerkmales entspricht. Vielmehr stellt die Kommunikationsfähigkeit und die Kommunikationsmethode in Verbindung mit der Face-to-Face-Kommunikation eine Voraussetzung für die Teambildung dar. Daher muss auch gewährleistet sein, sofern es im Einzelfall erforderlich ist, die Kommunikationsfähigkeit zu schulen. Persönliche Motivation Der Mensch hat das Grundbedürfnis, sich zu entwickeln und zu lernen. Dieses Bedürfnis endet erst mit dem Tod. Aus diesem Grund strebt der Mensch immer neue Ziele an, um sein eigenes Wesen und seine Wertvorstellungen zu erfüllen. Natürlich gibt es hier individuelle Unterschiede und alle Menschen haben eine eigene Auffassung von Selbsterfüllung. Trotzdem will im Grunde jeder Mensch etwas erschaffen und vollbringen (Buller, 1986). Demotivation lässt sich tendenziell eher auf die Sache und die Aufgabe selbst zurückführen als auf die Grundeinstellung der Teilnehmer. Struktur Ein Team braucht eine deutlich formulierte Teamstruktur. Also eine Zuweisung von Aufgaben und Rollen auf die einzelnen Teammitglieder. Der Mann fürs Grobe, der Mann fürs Feine, der Mann, der reden kann usw. Diese Aufteilung ist entscheidend für die Sinnhaftigkeit der persönlichen Aufgabe eines jeden einzelnen im Team selbst (Bender, 2015). Gefühl Die Menschen innerhalb eines Teams müssen ein gesundes und positives Grundgefühl gegenüber sich selbst, gegenüber der Sache und gegenüber ihren Gefährten haben. Nur so lassen sich Probleme und aufkommende Differenzen schnell und ohne Folgen für den emotionalen Bereich lösen. [20]Umgebungsverhältnis Ein Team benötigt eine klare Abgrenzung zu seiner Umwelt und somit auch zu anderen Teams. Dieser Schritt ist für die spätere Identifikation wichtig. Akzeptanz Die Teammitglieder werden erst dann zu einer Einheit, wenn sie sich gegenseitig respektieren und somit akzeptieren. Die Akzeptanz ist Grundlage für die Identifikation mit dem Team (Forster, 1978). Gemeinsames Ziel Ein Team braucht eine Aufgabe. Ohne ein klar formuliertes Ziel ist ein Team dauerhaft nicht lebensfähig. Bild 1: Teammitglieder bei Abseilaktivitäten [21]1.4   Vorteile und Nachteile des Teams
Um über Teamfähigkeit und Teams zu sprechen oder gar diese Eigenschaften zu fordern oder im Rahmen von Ausbildungsmaßnahmen hervorheben zu wollen, muss man sich auch über die Vor- und Nachteile der Teamstruktur bewusst sein sowie Kenntnisse über deren Grenzen besitzen. Als allgemein anerkannte Vorteile projiziert auf Einsatzkräfte können folgende Punkte bezeichnet werden. Bessere Nutzung von Fachwissen Durch unterschiedliche berufliche Vorbildungen oder Spezialisierungen der einzelnen Teammitglieder kann ein umfassenderes Wissen im Team abgedeckt sein. So kann z. B. ein Feuerwehrmann, der sich in dem Bereich der Höhenrettung spezialisiert hat, dieses Wissen in Übungen oder im realen Einsatz an seine Teammitglieder und Kollegen weitergeben. Besserer Nutzung von Erfahrungswerten Ebenso wie das Fachwissen können auch Erfahrungswerte im Team ausgetauscht werden. Teammitglieder, die aufgrund bereits erlebter Einsatz- oder Berufssituationen konkrete Beispielsituationen erfahren haben, können die daraus gewonnenen Erkenntnisse einbringen und ggf. Fehlern zuvorkommen. Perspektivwechsel Durch den Perspektivwechsel, den man in der Teamarbeit erhält, lassen sich vielfältigere Ideen und Lösungsansätze finden (Neumann, 1974). Sachlicherer Lösungsfindung Die emotionale Steuerung bei Lösungsprozessen rückt durch die Diskussion weniger in den Vordergrund. Durch den Einbezug vieler Meinungen kann eine objektivere Lösungsfindung gelingen. Dies ist eine Ausgleichungsfunktion, die bewirkt, dass das Risiko für Fehlentscheidungen beträchtlich reduziert wird (Hill et al., 1989). Größere Flexibilität Das Team kann bei Veränderungen der Aufgabenstellung und des Umfelds mit größerer Flexibilität reagieren, da durch den Austausch der Teammitglieder ein größerer Einfallsreichtum vorliegt (Katzenbach und Smith, 1993). [22]Persönliche Weiterbildung Die Arbeit im Team erfordert Kontaktaufnahme zu anderen Teammitgliedern. Sie fordert und fördert Toleranz und das Führen von Diskussionen. Sie fordert und fördert ebenfalls die Akzeptanz anderer Meinungen und auch die Durchführung von Entscheidungen und Lösungswegen, die ggf. nicht dem eigenen Ursprung entsprechen. Sie kann somit auch in Summe die Rückstellung extremer individualistischer Persönlichkeitseinstellungen erfordern, die ein Mensch...


Dipl.-Ing. (FH) Michael Lülf M.Sc. ist Abteilungsleiter Technik der Berufsfeuerwehr Mülheim an der Ruhr.


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