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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Lüke In Gottes Hand

Glaube in Krankheit und Leid - Erfahrungen eines Krankenhauspfarrers

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-451-84621-2
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Was kommt dabei heraus, wenn ein katholischer Priester, studierter Biologe und Theologe, vertraut mit den Grenzfragen zwischen Naturwissenschaft und Medizin einerseits, sowie Philosophie und Theologie andererseits nach Jahrzehnten im Schul- und Hochschuldienst jahrelang mit der Seelsorge in einem großen Krankenhaus betraut wird? 
In diesem konkreten Fall keine hochabstrakte philosophische Theorie, sondern eine ganz und gar erfahrungsorientierte und erfahrungshinterlegte Reflexion auf das menschliche Leben von seinen schutzbedürftigen Anfangs- bis zu seinen schutzbedürftigen Endphasen. Ein Buch von den im Krankenhaus erlebten Krisen und Chancen und den als Chance genutzten Krisen menschlicher Existenz. Ein Buch, in dem der Glaube mit Krankheit und Leid konfrontiert wird und sich bewähren soll, muss und kann. Ein Buch von der Hoffnung des Glaubens beim endgültigen Loslassen-Müssen und Gehen-Können aus diesem Leben, wie auch beim Start und beim geschenkten Neustart in dieses Leben. Ein Buch, das mit guten Gründen die Hoffnung, die Lebenshoffnung des Glaubens hochhält für Gesunde, Kranke und sogar Sterbende.
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1. Vorbemerkungen
1.1 Kleine biographische Vorbemerkung Seit acht Jahren bin ich Krankenhauspfarrer am St. Franziskus-Hospital in Münster. Zuvor war ich nach der Priesterweihe ein Dutzend Jahre lang Gymnasiallehrer für die Fächer Theologie und Biologie in Recklinghausen, dann sechs Jahre lang in der Pfarrseelsorge zweier Münsterländer Dörfer und anschließend gut zwanzig Jahre lang Hochschullehrer zunächst in Freiburg, dann in Paderborn und schließlich an der RWTH in Aachen. Ein Schwerpunkt meiner Forschung waren – meinen Studienfächern Theologie, Biologie und Philosophie entsprechend – immer die Grenzfragen zwischen Philosophie, Naturwissenschaft und Theologie. Als ich in Aachen emeritiert wurde, bot mir mein Heimatbistum Münster die Stelle als Krankenhauspfarrer am St. Franziskus-Hospital in Münster an. Natürlich wollte ich nicht die Beine hochlegen und mir nur selbst dabei zusehen, wie ich neunzig Jahre alt werde. Aber noch etwas anderes, Zufälliges, falls es Zufälle gibt, berührte mich bei diesem Angebot: In diesem Krankenhaus wurde ich selbst geboren und überdies hier von meinem eigenen Großonkel getauft. Hier schließt sich also der Kreis, aber ich hoffe, noch nicht so bald. Außerdem dachte ich: In jedem Bett, zu dem ich gehe, liegen meine beiden Lieblingsfächer Biologie und Theologie in Personalunion als Patient1 vor mir, und da gibt es sehr oft einen auch über die Philosophie hinausgehenden Gesprächsbedarf. Und dann ist es gut, und zwar nicht nur bei Herzpatienten, zu wissen, wie dies einzigartige Organ Herz gebaut ist und in etwa funktioniert, um besser ermessen zu können, was jemand auf dem Herzen hat und was ihm am Herzen liegt. Dann ist es gut, und zwar nicht nur bei Hepatitispatienten oder Lebertransplantierten, zu wissen, wo die Leber liegt und wie sie in etwa funktioniert, um ermessen zu können, wie es sich anfühlt, wenn jemandem eine Laus oder Schlimmeres über die Leber gelaufen ist, z. B. in Form einer als ruppig empfundenen Arztauskunft oder der Vergesslichkeit einer Schwester, die vor Arbeit nicht mehr weiß, wo ihr der Kopf steht. Dann ist es gut, nicht nur bei Patienten mit Schädel-Hirntraumata, zu ahnen, wo ihnen der Kopf steht und was ihnen Kopfzerbrechen bereitet. Dann ist es gut, und gerade nicht nur bei „lupenreinen“ Katholiken oder Protestanten, theologisch auskunftsfähig zu sein über die Seele und den menschlichen Gottesbezug, um zu ermessen, was jemandem auf der Seele liegen kann, auch und gerade wenn er sich nach eigener Auskunft selber mechanistisch seelenlos und überdies gottlos fühlt. Und noch eine biographische Kleinigkeit in Sachen Krankenhaus sei hier angemerkt. Als Student in Münster und Regensburg habe ich in doppelter Hinsicht einschneidende Erfahrungen mit dem Krankenhaus gemacht. In den vorlesungsfreien Zeiten, Semesterferien nannte man das damals auch eher provokant als zutreffend, habe ich insgesamt wohl ein ganzes Jahr als Werkstudent und Hilfspfleger im Dülmener Franz-Hospital mitgearbeitet und „learning by doing“ die Pflegeseite kennengelernt. Und mitten im Studium erwischte mich eine Lungentuberkulose, die mir einen einjährigen Aufenthalt im Fürstabt-Gerbert-Haus, einem Lungensanatorium in St. Blasien im Schwarzwald bescherte. Dort und auch bei diversen anderen Aufenthalten in Krankenhäusern und Uni-Kliniken musste, konnte und durfte ich die Patientenseite intensiver kennenlernen. Das Kennenlernen des Krankenhauses aus der (Hilfs-) Pfleger- und der Patientenperspektive sind zwei Erfahrungen, die auch prägend für mich waren und die nun die dritte Perspektive, die des Seelsorgers, hilfreich ergänzen. 1.2 Erfahrungsorientierung Das hier vorgelegte Buch ist keine theoretische Abhandlung über den Ist- oder den Sollzustand der Krankenhausseelsorge oder gar des Krankenhauswesens in unserem Land und kann oder will das auch nicht sein. Die Idee zu diesem Buch entstand im Verlag Herder, dem es ursprünglich um den Erfahrungsbericht eines Krankenhausseelsorgers während der Corona-Pandemie ging, und dann allgemeiner um die Frage, wie der Glaube sich angesichts von Krankheit und Leid bewähren muss und kann. Die Quellen dieses Buches sind also einzig und allein die konkreten, von mir gemachten realen Erfahrungen aus dem Alltag der Krankenhausseelsorge. Allerdings gehen sie weit über den Horizont der Corona-Pandemie und der mit ihr zunächst verbundenen Schockstarre in der Gesellschaft hinaus. Die gewünschte Erfahrungsorientierung schließt die subjektive Erkenntnis von Fehlern im System und vor allem auch von eigenen Fehlern mit ein. Die Seelsorge im Kontext Krankenhaus bedeutet nicht unbedingt, dass hier grundsätzlich ganz andere Lebenserfahrungen zur Sprache kommen als in „normalen“ Gemeinden; denn die Menschen sind weitgehend dieselben. Wohl aber begegnet man im Hospital, da alle Menschen krank werden können, auch den Menschen, die den Weg zur Kirche oder zur Gemeinde schon lange nicht mehr oder sogar noch nie gefunden haben. Und es bedeutet wohl auch, dass vielleicht häufiger und intensiver als in Normalgemeinden eine Individualseelsorge nachgefragt wird, weil plötzlich, wenn auch ungewollt, Zeit da ist, weil das krankheitsbedingte Konfrontiert-Sein mit sich selbst und mit den im Alltag überlagerten oder aufgeschobenen Fragen und Problemen plötzlich unausweichlich wird und existentielle Fragen nach Antworten verlangen. Die Orientierung an meinen eigenen Erfahrungen bedeutet nicht, ich wäre der Meinung, nur meine Erfahrungen seien bemerkenswert, einzigartig, mitteilens- und aufschreibenswert. Der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen bestärkt mich immer neu in der Meinung, jeder und jede in der Krankenhausseelsorge Tätige macht bemerkenswerte und einzigartige, erschütternde und erfreuliche, ja sogar wunderbare und darum höchst mitteilenswerte Erfahrungen. Nur leider schreiben die wenigsten sie auch auf. Ich bin meinerseits auch immer wieder dankbar für und bereichert durch den Austausch der je konkreten Erfahrungen im Seelsorgeteam. Die Erfahrungsorientierung nötigt jedem, der in der Seelsorge aktiv ist, eine Besinnung auf die Grundvollzüge des eigenen Tuns auf. Und dazu gehören im katholischen Kontext zunächst das Gespräch, aber auch das Gebet, das Bußsakrament, die Eucharistie, die Krankenkommunion und die Krankensalbung. Welche Bedeutung haben diese Grundvollzüge im Kontext der Krankenhausseelsorge? Wo, wann und warum ist es an der Zeit zu beten, sich die Versöhnung mit Gott im Bußsakrament, die Ermutigung zum Leben in Eucharistie und Krankenkommunion, den Trost und die Stärkung in den Lebenskrisen durch die Krankensalbung zusprechen zu lassen? Alle betitelten Abschnitte sind in sich geschlossen und zwingen keinen festgelegten Lesefahrplan auf. Es ist mir ein Anliegen, dass dieses an meinen konkreten Erfahrungen orientierte Buch auch für andere ein geistliches Lese- und Lebensbuch ist oder werden kann. Die Daten und Fakten der hier geschilderten Erfahrungen sind – und mussten das auch notwendigerweise sein – samt und sonders so verfremdet, dass sichere Rückschlüsse auf Patienten, auf verwaltendes, pflegendes und ärztliches Personal nicht möglich sind. Der große Einzugsbereich, aus dem die Patienten stammen, Niedersachsen im Norden, die Niederlande im Westen, ganz Nordrhein-Westfalen und mehr, trägt auch ein wenig zur Anonymisierung der vorgetragenen Fakten bei. 1.3 Zum Eigenwert von Seelsorge Das Krankenhaus ist auch historisch betrachtet zunächst und primär eine Einrichtung, deren Sinn und Zweck im Bereich einer der Heilung dienenden Pflege stand, die oft durch eigens dafür gegründete Orden gewährleistet wurde. Man denke an die Antoniter, die Camillianer, die Barmherzigen Brüder, die Vinzentiner mit ihren jeweiligen oft weit größeren weiblichen Zweigen und an die buchstäblich in die Hunderte gehenden der Krankenpflege gewidmeten Frauenorden. Man muss sagen: Pflege war und ist ganz überwiegend weiblich, so auch im Münsteraner St. Franziskus-Hospital, wo die Mauritzer Franziskanerinnen, gegründet 1844 in Telgte, seit 1857, also vor der Einführung der Alters-, Kranken- und Sozialversicherungen, ihren beispielhaften Dienst taten. Erst mit einer durch Anatomie, Morphologie, Physiologie, Biochemie auch naturwissenschaftlich besser ausgestatteten Medizin tritt diese als selbständige Disziplin und als Kompetenzerweiterung ins Krankenhauswesen ein und dominiert bald – und das nicht nur und nicht immer zum Vorteil der Kranken – auch die Pflege. Das Krankenhaus ist aber jenseits der pflegerischen und medizinischen Tätigkeitsfelder auch ein Wirtschaftsunternehmen. Und nicht selten dominiert die Betriebswirtschaft die Medizin und die Pflege gleichermaßen und drückt ihnen ihren manchmal arg monetären Stempel auf. Und jenseits der betriebswirtschaftlichen Erwägungen gibt es noch die gesundheitspolitisch-volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen, denen auch die Betriebswirtschaft des Krankenhauses oder der Krankenhausgesellschaft unterworfen ist und zu entsprechen hat. In diesem durchaus hierarchischen Zuständigkeits- und Dominanzgeflecht steht die Seelsorge und hat sie sich zu bewähren und manchmal auch mühsam zu behaupten. Kaum ein Krankenhausträger kann es sich heute noch leisten, auf das...


Lüke, Ulrich
Ulrich Lüke, Dr. theol., geb. 1951, Studium der Biologie, Philosophie und Theologie in Münster und Regensburg, Priester; nach Professuren an der Katholischen Fachhochschule Freiburg und der Theologischen Fakultät in Paderborn war er von 2001-2017 Professor für Systematische Theologie an der Technischen Universität Aachen.

Ulrich Lüke, Dr. theol., geb. 1951, Studium der Biologie, Philosophie und Theologie in Münster und Regensburg, Priester; nach Professuren an der Katholischen Fachhochschule Freiburg und der Theologischen Fakultät in Paderborn war er von 2001-2017 Professor für Systematische Theologie an der Technischen Universität Aachen.


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